Einsam
Louis
Ich war mir zwar nicht sicher, aber Mom sagte glaube ich, dass wir um 15h losfuhren, was ja schon relativ bald war. Grummelnd setzte ich mich also in Bewegung und begann nun meine Sporttasche einzupacken, zog mich dabei auch einmal um.
Dieses rosane, ärmellose Shirt hatte ich komischerweise echt lange nicht mehr getragen, obwohl es mehr als nur bequem war und meine Achseln atmen ließ. Dazu trug ich eine kurze, fast schon knielange helle Jeans, die auch meinen Beinen jegliche Freiheiten bot.
Nachdem ich so gut wie fertig war, bemerkte ich, wie Noah in den Raum trat. Ich seufzte bloß, packte das letzte Gepäckstück ein und verließ hastig den Raum, ohne ihm etwas zu sagen.
Meine Sporttasche brachte ich nun nach unten in das Auto und bat seinen Dad, ob ich heute nicht mal vorne am Beifahrerplatz sitzen konnte.
"Tut mir Leid, Louis...deine Mom muss mir auf dem Weg mit dem Navi helfen. Du schläfst doch sicher nur ein, deswegen kannst du dich ja zu Noah kuscheln.", erkärte er mir grinsend, weshalb ich beim Umdrehen nur meine Augen rollte.
Genau weil ich wieder an seiner Schulter einschlafen würde, wollte ich nicht hinten sitzen, doch ich konnte seinem Dad ja nicht sagen: 'Ja also vor paar Tagen waren wir betrunken und ziemlich dumm und hatten urplötzlich Geschlechtsverkehr.' - Nie im Leben würde ich sowas sagen können. "Na gut...hinten also."
Gereizt nahm ich Platz, wo ich sonst immer saß, benutzte ein Hoodie als Kissen und lehnte mich auf diesem ab. Sobald wir losfuhren schlief ich ein, wobei mein Kopf schlussendlich auf seinen Schoß landete, ich der ganzen Zeit über tief und fest schlief.
Noah
Louis hatte in kürzester Zeit den Raum verlassen und lief nach unten, so wie es sich anhörte. Dass er mich dabei nicht eines Blickes gewürdigt hatte, hatte ich durchaus mitbekommen.
Jetzt ging dieses Spielchen wieder los. Seufzend biss ich mir auf die Unterlippe und begann auch mein Zeug einzupacken.
Ich wusste, dass ich das nicht hätte zulassen sollen, doch woher hätte ich denn wissen sollen, dass er derartig reagierte? War es denn wirklich so schlimm? Dass es seltsam war, war keine Frage, aber war es nötig deswegen so eine Szene zu machen?
In Gedanken versunken, schmiss ich das Zeug in meine Tasche, bevor ich auf dem Bett platz nahm. Ich wollte nicht all zu schnell, allein mit ihm in einem Auto sitzen. Also wartete ich geduldig, bis Ella und mein Dad ebenfalls fertig waren und wir zusammen nach unten gehen konnten.
Zögerlich schmiss ich meine Tasche in den Kofferraum, bevor ich mich auf den Rücksitz setzte. Mein Blick fiel auf Louis, welcher sich einen Hoodie unter den Kopf geklemmt hatte und am Fenster lehnte, um dieses Mal ausnahmsweise nicht auf meiner Schulter zu landen.
Wirklich erfolgreich war die Aktion allerdings nicht, da er in der ersten, etwas stärkeren Kurve in meine Richtung kippte und auf meinem Schoß landete. Ein leises Seufzen entwich meinen Lippen, doch ich tat nichts, um irgendetwas an der Situation zu ändern. Schlimmer als ihn einfach dort liegen zu lassen, wäre es wohl ihn zu wecken und so noch mehr Streit zu produzieren.
Auch meine Hände behielt ich bei mir. Ich achtete peniebel darauf, meine Hand nicht versehentlich auf ihm abzulegen und meine Beine nicht all zu viel zu bewegen.
''Habt ihr euch wieder vertragen?'', fragte Ella leise und drehte sich zu mir um. Lüge oder Wahrheit? Ich wusste, dass sie sich wünschte, wir hätten uns vertragen, doch man würde wohl recht schnell merken, dass es nicht so war. Also schüttelte ich leicht meinen Kopf. Sie seufzte. ''Worum ging es denn?'', hakte sie weiter nach. Meine Augen weiteten sich ein Stück, bevor ich leicht mit den Schultern zuckte.
''Nicht so wichtig...'' Ein trauriges Lächeln legte sich auf meine Lippen. Ella schien zu merken, dass ich es ihr nicht sagen würde, weswegen sie nur leicht nickte und sich wieder nach vorn drehte.
Nicht so wichtig? Das war die dümmste Aussage gewesen, die ich jemals gemacht hatte. Es gab wohl nichts viel Wichtigeres, über das man sich hätte streiten können.
Die restliche Fahrt über, verlief ruhig und langweilig.
Hätten wir uns nicht gestritten, hätte ich wohlmöglich geschlafen, doch so war es mir mehr als unmöglich. Die Spannung und das schlechte Gewissen hielten mich wach. Als wir endlich ankamen, war ich schon fast erleichtert.
Die Erleichterung schwand allerdings schnell, als Louis nicht sofort aufwachte. ''Mach Louis wach, ja Großer?'', meinte mein Dad lächelnd und blickte mich durch den Rückspiegel an. Toll. Vorsichtig tippte ich ihm gegen die Schulter. ''Louis, wach auf. Wir sind da.'' Die Worte kamen recht laut aus meinem Mund, weswegen ich innständig hoffte, dass er aufwachte, ohne, dass ich ihn groß anfassen musste.
Louis
Gerade, als ich etwas richtig tolles träumte, wurde ich mit einem Schütteln an der Schulter aus diesem gerissen. Grummelnd schlug ich die Augen auf und blickte mit großen Augen in sein Gesicht. Ich hasse dieses Auto! Wieso schlief ich bloß immer so schnell ein? Und was war mit den Alpträumen, die mich stehts schwitzend und panisch aufstehen ließen? Warum träumte ich in letzter Zeit so gut?
Jedenfalls erhob ich mich schnaubend und verließ mit meinem Hoodie das Auto, griff in den Kofferraum zu meiner Tasche und verschwand mit dieser in mein Zimmer.
Das Abendessen schwänzte ich und schlich mich abends noch raus, um mir einen Döner zu kaufen. Nach meinem Abendessen bereitete ich meine Tasche für die Schule morgen vor und ging schließlich schlafen.
Pünktlich schlich ich mich ins Bad, duschte und stylte mein Haar, was wie immer ein wenig Zeit für sich beanspruchte.
Nachdem ich mich vollständig gekleidet hatte lief ich mit meiner Tasche nach unten, nahm das Essen meiner Mom entgegen und verließ sofort das Haus, um ihn nicht sehen zu müssen. Den ganzen Tag über lief ich ihm aus den Weg und auch beim Mittagessen zu Hause, meinte ich nur, dass ich später nachkommen würde.
So mied ich sein Gesicht bereits zwei ganze Wochen. Ich hatte ja auch echt nicht vor, irgendein Wort mit ihm zu wechseln nach diesem Scheiß. Ich musste das verarbeiten und hoffte, er verstand das. Immerhin war es seine Idee gewesen, mich trinkfest zu machen und dabei waren seine Absichten andere gewesen, was ich nun verstanden hatte. Das war Vertrauensmissbrauch.
Oft konnte ich nicht einschlafen und zockte deshalb bis in die Nacht durch, da ich so oft an ihn denken musste. Es machte mich mittlerweile ziemlich kaputt, nicht mehr mit ihm zu reden. Ich wollte, dass wir wieder miteinander klar kamen. Ich vermisste meinen Noah.
Ich würde ihn einfach noch paar Tage ignorieren und dabei überlegen, wie ich mit ihm am besten zum Gespräch kam, um das alles langsam und friedlich zu klären.
Hätte ich Gefühle für ihn entwickelt, wäre das ganz anders ausgegangen, doch dem war ja nicht so...denke ich...! Schnell verdrängte ich diesen Gedanken also wieder und setzte mich an diese mega leichten Hausaufgaben.
Noah
Die nächsten zwei Wochen, verliefen für mich ziemlich einsam und deprimierend. In der Schule, hatte ich niemanden mehr, mit dem ich die Pause verbringen konnte, da die Hälfte des Football-Teams noch immer suspendiert war und die andere Hälfte deswegen sauer auf mich war und mich rausgeschmissen hatte. Kein Football mehr für mich. Das war einder der deprimierenden Teile.
Noch deprimierender war allerdings der Gedanke, dass ich gewusst hatte, dass so etwas passieren könnte und es ignoriert hatte, nur weil ich der Meinung gewesen war, Louis bei mir zu haben. Es wäre durchaus erträglicher gewesen, jemanden zu haben, der einen davon ablenkte. Das Ablenken wäre auch bitter nötig gewesen, da ich durch meine Müdigkeit dem Unterricht so gut wie gar nicht folgen konnte und so nur mit meinen eigenen beschissenen Gedanken beschäftigt war. Die Schlafprobleme, hatten seit dem Streit mit Louis nur noch weiter zugenommen, sodass ich, wenn es hoch kam, zwei Stunden pro Nacht schlief.
Das hatte zur Folge, dass ich null Konzentration hatte und auch nicht wirklich viel aß. Zu Hause verbrachte ich die Zeit damit, in meinem Zimmer zu liegen und wieder die selben Gedanken durchzugehen, die mir auch schon in der Schule im Kopf herumgeschwirrt waren. Theoretisch könnte ich auch einfach zu Hause bleiben, denn es würde sowieso keinen Unterschied machen. Zwar versuchte ich die Tests zu lösen, doch bis auf sechsen und fünfen hatte ich in den letzten Wochen nichts geschrieben.
Mein Blick war starr an die weiße Wand mir gegenüber gerichtet, während ich mich leicht an die Decke kuschelte, die zwischen meinen Beinen klemmte. Als es leise an der Tür klopfte, reagierte ich gar nicht erst drauf. Auch nicht, als sich die Tür öffnete. ''Noah?'', hörte ich die besorgte Stimme meines Vaters durch mein Zimmer hallen. Er musste mich auf dem Bett entdeckt haben, denn so wie es sich anhörte, schloss er die Tür hinter sich und kam auf mich zu. Langsam setzte er sich auf das Bett.
''Wie geht es dir?'', fragte er, ohne eine Antwort meinerseits zu erhalten. Ich hatte keine Lust darauf zu antworten, oder mich selbst mit dieser Frage zu beschäftigen. Natürlich wusste ich, dass es mir scheiße ging, aber wirklich zugeben würde ich das nicht. ''Noah, der Schulleiter hat gerade bei mir angerufen... Er hat mir erzählt, dass die Lehrer sich Sorgen wegen deiner Noten machen. Ist es, weil du aus dem Footballteam geworfen wurdest?''
Ruhig starrte ich weiter die Wand an. Deswegen auch, aber Großteils wegen etwas anderem. Louis hatte seit dem Tag nicht ein Wort mehr mit mir gewechselt, mich nicht beachtet. Nichts. Selbst wenn ich versucht hatte mit ihm zu reden, hatte ich gegen eine Wand geredet. Er hatte keinerlei Reaktion gezeigt. Egal was ich gesagt hatte, egal wie oft ich mich entschuldigt hatte. Wie es schien, hatte er nicht gelogen, als er gesagt hatte, er würde mich hassen. Ich nickte.
''Noah, so schlimm ist das doch nicht! Das Leben geht weiter und das ist schon lange kein Grund deine Noten so schleifen zu lassen!'' Seine Stimme klang mittlerweile ernst. Ich konnte es ihm nicht einmal übel nehmen, da er nicht die ganze Wahrheit kannte. Das was mich wirklich fertig machte, wusste er nicht. Er wusste nicht, dass ich Louis mochte, vielleicht auch etwas mehr als das und es ziemlich weh tat, derartig von ihm ignoriert zu werden.
''Mh..'', lautete meine Antwort. Mein Dad seufzte. ''Die nächste Note wird wieder eine eins oder eine zwei, ansonsten lasse ich mir etwas einfallen.'' Nun klang er schon fast böse und wurde etwas lauter. ''Und iss endlich mal wieder etwas!'', mahnte er und verließ anschließend das Zimmer.
Nur wenige Sekunden, nachdem die Tür zugeschlagen wurde, spürte ich warme Tränen meine Wange entlang laufen. Ohne irgendwelche Geräusche von mir zu geben, heulte ich vor mich her und hoffte irgendwann einfach einzuschlafen.
-
Keine Sorge, Friends. Wartet auf das nächste Kapitel. ^-^
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