Ausrede
Louis
Meine Wangen verfärbten sich in einen angenehmen rosanen Farbton, als Noah auch noch meinte, ich würde mich dazu rausreden, doch wenn ich jetzt mal wirklich darüber nachdachte, war Noah ein recht hübscher 'Bruder' - das konnte niemand leugnen -, den ich übrigens jetzt schon zum zweiten mal geküsst hatte. Oh Gott, ich sollte aufhören damit, selbst wenn es nur als Ablenkung diente.
Erschrocken über die Kerle, die mich auf einmal packten und wegtrugen, blickte ich Noah etwas ängstlich hinterher, bis ich in ein Raum kam und tatsächlich so gut wie überall untersucht wurde. Um ehrlich zu sein, bekam ich nach einer Weile großen Hunger und sehnte mich nach meinem Bruder. Endlich klärten mich die Ärzte auf, ich bekam mein Schmerzmittel, während ein Arzt meinen Bruder aufsuchte, welcher sich dann vor mich stellte.
"Kleine innere Blutungen, die relativ harmlos sind....Prellungen an vielen Stellen... braucht zu Hause sehr viel Ruhe und sollte demzufolge in den nächsten Tagen nicht zur Schule...", hörte ich heraus und grinste über letzteres. "Er kann heute wieder nach Hause.", stellte der Arzt fest, woraufhin ich erleichtert durchatmete.
Nachdem er gegangen war, setzte ich mich auf und musterte Noah aufmerksam. "Was ist eigentlich mit dir? Du hast doch auch einige Schläge abbekommen. Wie gehts dir?", hackte ich besorgt nach und zog ihn mit meiner Hand näher zu mir. Er sollte sich neben mich setzen, sowie er es zu Hause auch tat.
Noah
Irgendwann begann ich nervös im Flur des Krankenhauses auf und ab zu laufen. Gott, was dauerte denn da so lange? Fast wäre ich verrükt geworden, bis mich endlich ein Arzt reinrief. Ich stellte mich schließlich vor Louis und blickte den Arzt an, welcher uns erklärte, dass er nichts weiter schlimmes hatte. Na zum Glück. Mir fiel ein Stein vom Herzen, was man wohl auch an dem erleichtertem ausatmen hören konnte.
Aufmerksam lauschte ich den Worten. Dann war ja doch nochmal alles besser gegangen als gedacht. Es hätte sicherlich auch viel schlimmer kommen können, da war ich mir sicher. Ich nickte schließlich leicht und sah dem Arzt dann beim verschwinden zu. Und trotzdem würden die eine Anzeige bekommen. Irgendwann musste man ja mal lernen, oder?
Als ich schließlich eine Berührung an der Hand spürte, sah ich wieder zu Louis, welcher mich schließlich neben sich zog. Auf seine Frage hin, winkte ich nur ab. ''Ich spür das gar nicht.'', erklärte ich, auch wenn das ein wenig gelogen war. Ich spürte schon wie mein Wangenknochen brannte, der innerhalb von wenigen Tagen zum dritten Mal was abbekommen hatte und auch die Stelle am Bauch, in welche ich einen Tritt bekommen hatte, war deutlich zu spüren, doch das war sicher nichts gegen seine Schmerzen.
''Und dir? Wie geht es dir? Hast du Schmerzmittel bekommen?'', fragte ich und sah ihn an. Hoffentlich, denn wenn nicht würde ich jetzt den Arzt aufsuchen und ihn zusammenbrüllen, was es sollte Louis Schmerzmittel zu verweigern.
''Und was erzählen wir deiner Mom?'', fügte ich schließlich hinzu, ohne ihn beunruhigen zu wollen. Die Frage war ernst gemeint. Bis jetzt war mir nichts eingefallen, was eine logische Begründung für sein Aussehen wäre, wohingegen es für meines viele gegeben hätte. Jetzt sah er allerdings extrem geschunden aus und auch mir sah man an, dass ich einige Schläge kassiert hatte. Wie wir das erklären wollten, war mir ein Rätsel.
Vorsichtig schnappte ich mir erneut seine babyweiche Hand und drückte diese leicht, ohne ihn wieder los zu lassen. ''Ich hab mir Sorgen gemacht Louis.'', murmelte ich schließlich und blickte ihm tief in die Augen.
Louis
Grummelnd und misstrauisch zugleich, blickte ich ihm in die Augen. Ich war mir nicht so sicher, was seinen Zustand betraf, denn immerhin hatte er sich mit den anderen angelegt und diese zur Hölle geschickt. Da konnte er mich nicht anlügen und sagen, er habe selber nichts abbekommen, schließlich war er nicht der Karate Kid.
Kurz lachte ich auf und nickte. "Natürlich habe ich eine Schmerzhemmende Tablette bekommen, was denkst du denn? Als ob der Arzt nicht an sowas denkt. Jetzt geht es mir auf jeden Fall viel besser, da der Schmerz vorerst nachgelassen hat." Natürlich nicht für allzu lange, dennoch war dieses Schmerzmittel recht stark und halfen mir gerade recht gut.
Auf seine Frage hin, seufzte ich leise und biss mir nachdenklich auf die Unterlippe. "Ich sage Mom einfach, dass ich mich mit Arschlöchern angelegt habe, die dich verprügeln wollten, weil du irgendein Mädchen angemacht hast, welches zufälligerweise die Freundin des einen Arsches war und da ich nicht wollte, dass du alleine gegen die kämpfst hab ich mehrere Schläge abkassiert.", schlug ich ihm als halbe Lüge vor und grinste, eher ich wieder eine ernstere Miene aufsetzte und über seinen Handrücken strich.
"Ich mache mir auch Sorgen um dich, also lüg mich nicht an und sag mir, wo es dir wehtut.", bat ich ihn und legte meinen Kopf auf seine Schulter. "Bitte.. und dann lass uns gleich nach Hause fahren. Rufst du ein Taxi? Mom bezahlt das schon später, vertrau mir."
Da ich der Meinung war, dass ich ihm zu nah war, legte ich mich in mein Bett zurück und drückte auf den Knopf, woraufhin die Krankenschwester zu mir eilte und ich erklärte, dass ich nach Hause fahren würde. Diese verschrieb mir noch Schmerztabletten für die nächsten Tage und drückte Noah den einen Zettel in die Hand, damit dieser die Tabletten in der Apotheke abholen konnte.
Wenig später legte ich einen Arm um Noah und ließ mir helfen, mich nach draußen zu bringen. So warteten wir also auf das Taxi und setzten und in dieses, wobei ich mich an Noah lehnte und meine Augen schloss.
"Ich hab Hunger.. lass uns später mit den beiden reden.", murmelte ich und nickte einfach ein, da es schon so spät war und ich so fertig vom Tag war.
Noah
Als er mir mitteilte, dass der Arzt ihm Schmerzmittel gegeben hatte, war ich wirklich froh darüber. Er hatte die Schmerzen nicht verdient, auch wenn er sich selbst in diese Situation begeben hatte. Ich hatte ihm gesagt, er solle sich da raushalten und sich nicht einmischen, doch dieser sture Dickschädel konnte ja einfach nicht hören. Warum überhaupt hatte er das gemacht? Ich verstand es einfach nicht.
Er hatte genug Prügel eingesteckt und ich hatte ihm immerhin das ein oder andere Mal das essen weg genommen. Zudem war ich der Ältere. Warum also hatte er sich dazwischenstürzen müssen?
Ich seufzte leise und hörte ihm zu, was er für eine Ausrede vorschlug. Ein leicht amüsiertes Lächeln trat auf meinen Lippen auf, zum einen, weil er ungefähr die selbe Ausrede ausgesucht hatte, die ich vorgebracht hätte und zum anderen amüsierte es mich, dass er nicht wusste, wie absurd diese Ausrede eigentlich war.
Ich stand ja nicht einmal auf Mädchen. Nachdem er den letzten Satz beendet hatte, nickte ich leicht und musterte ihn für einige Sekunden. Er sah echt nicht gut aus und ich befürchtete, dass seine Mom und mein Dad nicht glauben würden, was er ihnen auftischte, denn wie sollte es passieren, dass der Bruder des Jungen der sich an ein Mädchen ran machte mehr abbekam, als der eigentliche Schuldige? Das würden sie nicht glauben.
Erneut hakte er nach, wo es mir weh tat, doch das war so bedeutungslos, dass ich es ihm erst einmal nicht sagen würde. Doch das Taxi würde ich rufen. Nachdem er sich, warum auch immer von mir entfernt hatte, wählte ich die Nummer eines Taxiunternehmens, welches mir versicherte, dass er in ungefähr fünf Minuten hier sein würde.
Die Krankenschwester, welche Louis gerufen hatte, drückte mir ein Rezept in die Hand, bevor wir nach draußen gingen und dort nach kurzem warten in das Taxi stiegen.
''Jap, wir reden später mit denen.'', antwortete ich leise und legte meinen Arm um ihn, bevor er völlig wegnickte und ich besorgt durch sein Haar kraulte. Was machte er nur? Leicht seufzend überlegte ich die Fahrt über, was ich unseren Eltern sagen sollte.
Vielleicht würden sie so tun, als glaubten sie ihm, doch danach würden sie mich fragen und was sollte ich dann sagen?
Auf dem Rückweg hielt der Fahrer, laut meiner Bitte hin noch an einem Waffelladen, falls er nachher Hunger haben sollte. Wir kamen irgendwann zu Hause an, wo ich ersteinmal bezahlte, bevor ich vorsichtig versuchte ihn zu wecken.
''Louis, aufwachen. Wir sind zu Hause.'', versuchte ich es ohne großen Erfolg. Sanft strich ich ihm über die Wange. ''Hey Schlafmütze, wir sind zu Hause.''
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Habt einen schönen Tag. ^-^
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