Chapter 6

„Und deswegen wäre es doch gut für ihn jemanden zum küssen, dem er vertraut. Vielleicht wird er ein bisschen mehr offener, wenn er seinen ersten Kuss hinter sich hat. Und ist das nicht eine Art Begrüßung? In Australien seid ihr doch offener für sowas", konterte Minho. „Du willst, dass ich meinen kleinen Bruder küsse! Das ist Inzest, Minho!" Immer noch stand Minho ruhig und entspannt da. So schlimm fand er seine Pflicht nicht. Er redete auf Chan ein, dass das nur eine einmalige Sache ist und das nur ein paar Sekunden dauern wird. Er schwächte sogar seine Pflicht und verlangte von Chan nur, dass er Felix kurz auf die Lippen küsste. „Ihr seid doch nicht mal blutsverwandt, also ist das kein Inzest! Das wirst du doch noch schaffen, oder?" Chan schaute Minho böse an, weil er sich nicht von seiner Pflicht abbringen lies. Es war doch nur ein dummes Spiel. Wieso setzte Minho alles drauf und dran, dass sie sich küssten? Gab es ihm einen Kick, wenn er seinen Bruder küsste? Fand er es aufregend?

Minho aber sprach immer wieder von Felix neues Selbstbewusstsein, wenn dieser Teil seines Lebens hinter sich hatte und Chan wünschte sich, dass sein kleiner Bruder mehr mutiger wird. „Okay, ich mache es", knurrte Chan sauer und warf Minho einen letzten Blick zu, bevor er die Türe zu Minhos Zimmer wieder aufmachte. Felix saß nach wie vor einfach da. Er konnte nicht glauben, was Minho da wollte. Zu schockiert war er darüber, um sich zu fragen, wieso Minho auf so eine Idee kam. Chan war mittlerweile wieder zurück gekehrt und nahm wieder links von Felix Platz, seine Miene total ernst. Sanft legte er seine Hand auf Felix Schulter. „Lix? Sitz dich vor mich hin, bitte." Sein kleiner Bruder sah ihn ängstlich an. Chan wollte seinen besten Freund für diesen schrecklichen Blick in Felix Augen umbringen. Stumm setzte sich Felix Chan gegenüber. Noch immer lag seine Hand auf die Schulter seines Bruders. „Es wird ganz schnell gehen. Ich verspreche es dir", sagte Chan sanft und versuchte seine Verzweiflung hinter einem schwachen Lächeln zu verbergen. Er müsste die Lippen seines Bruders nur für einen Moment auf seinen spuren, dann könnte er den Kuss beenden. „Es tut mir Leid", hauchte Chan, bevor er die Augen schloss und sich nach vorne beugte, um Felix zu küssen.

Als erstes spürte er seine weichen Lippen. Chan hätte nie erwartet, dass sein kleiner Bruder solche zarten Lippen hatte. Das nächste, was er an seinen Lippen spüre war der leicht süße Geschmack des Orangensaftes, den Felix den ganzen Abend schon trank. Der Kuss fühlte sich komplett anders an, als jeder Kuss, den er bis her hatte. Der brünette Student war es gewohnt, dass seine Küsse wilder waren, gefüllt mit Lust, doch Felix Lippen waren so unschuldig und zart. Der Druck, den ihre Lippen sich austauschten, war gering, zu ängstlich, als würden sie nicht glauben, was sie da machten. Dann spürte er Felix kühle Hände, die sich langsam auf seinen Wangen legten. Es waren wie Felix Kuss federleichte Berührungen. Chan spürte Felix Fingerspitzen nur ganz zart, aber sie waren da. Die Berührungen wurden etwas intensiver, als Felix seine Hände durch Chan Haar fahren lies und seinen Oberkörper an seinen drückte. Geschockt riss Chan den Kopf weg und starrte seinen Bruder an. Er hätte gedacht, dass Felix den Kuss genau wie er so schnell wie möglich beenden wollte, doch da war diese Berührungen, die von Felix ausgingen. Er fuhr ihm durch das Haar, als würde ihm der Kuss gefallen haben. Noch immer spürte er Felix Lippen auf seinen. 

Es fühlte sich so falsch an. So falsch, weil er seinen Bruder geküsst hatte. Für Felix fühlte es sich nicht falsch an. Bevor Chan ihn geküsst hatte, raste sein Herz vor lauter Angst. Er sah die Verzweiflung in den Augen seines großen Bruders, bevor er die Augen schloss. Dann spürte er Chans Lippen auf seinen. Trotz dass sein Bruder so viele Erfahrungen vom Küssen hatte, so war der Kuss gefühlt mit Angst. Vielleicht nahm sein Bruder auch Rücksicht auf ihn, weil er nie jemanden geküsst hatte. Deswegen küsste Chan ihn mit so einer Sänfte. Sein Bruder stellte sicher, dass er einen schönen ersten Kuss hatte. Chan, der sich immer um ihn gekümmert hatte. Zum ersten Mal spürte er nicht den Druck von Chans Lippen auf seinen. Felix spürte etwas. Etwas so Weiches und Zartes, was in seinem Herzen schlug. Es fühlte sich wundervoll an.

Felix wollte, dass es nicht aufhörte. Langsam legte er die Hand auf Chans Wangen, spürten Chans weiche Haut unter seinen Fingerspitzen. Sein Herz fing an laut zu schlagen. Noch mehr weiche Gefühle strömten durch seinen Körper. Die Schüchternheit des Kusses wurde ihm zu wenig, er wollte Chan fühlen. Er fuhr ihm durch die Haare und drückte seinen Oberkörper an seinen. Felix spürte keinen Hauch an Schuldgefühle, weil er seinen großen Bruder küsste. Chan war derjenige, der sich an meisten um ihn kümmerte, der ihn so einen schönen ersten Kuss schenkte und das brachte Felix Herz nur lauter zu schlagen. 

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