Chapter 29

Ein paar Tage nach seiner Einarbeitung kam Felix in die Bar vorbei. Chan musste zweimal hinschauen, um zu realisieren, dass es wirklich sein kleiner Bruder war, der sich der Bar näherte. Er hatte mit den anderen gerechnet, aber nicht mit Felix. Zu gut wusste er, dass Felix solche Räumlichkeiten mied und lieber in seinem Zimmer bleib. Wenn er Felix dazu überreden konnte mit ihm in eine Bar zu gehen, dann immer nur in seiner Begleitung. Manchmal kam Minho mit und leistete ihnen Gesellschaft. Seit neusten waren die anderen von Minhos Party dabei. Chan hatte gerechnet, dass die anderen alle zusammen kommen und Felix vielleicht überreden würden mit ihm mitzugehen, aber offenbar kreuzte er ohne Begleitung hier auf.

Chans Herz fing an laut zu klopfen, sobald er Felix sah. Er merkte, wie sehr er ihn in letzter Zeit vermisst hatte. Wie sehr sein Herz sich nach ihm sehnte. Es traf Chan mit so einer Erkenntnis, dass er sich am Tresen stützten musste. Sein kleiner Bruder sah schrecklich aus. Tiefe Augenringe waren auf seinen Gesicht zu sehen, als hätte er tagelang nicht geschlafen und wahrscheinlich entsprach das der Wahrheit. Er sah kraftlos aus. „Hey", raunte er emotionslos und schaute Chan nicht mal an. Felix wusste, wie sehr ihm der Besuch hier schmerzen wird aber er musste Chan einfach sehen. Diese Sehnsucht in seinem Herzen war so unerträglich. Nachts konnte er nicht mehr schlafen. 

„Gib mir einen Sojushot", bat Felix und stützte seinen Kopf müde auf seinen Kopf ab.  Er war kein Freund von Alkohol, aber er war so verzweifelt und vor Liebeskummer gequält, dass er nach den Aussagen von anderen Menschen nachging, die behaupten mit Alkohol wäre alles erträglicher. Er würde zu keinem Säufer werden, aber einmal könnte er sich doch betrinken können. Chan hob misstrauisch die Braue. Das zweite Mal überraschte ihn seinen Bruder. Erstmal ging er alleine in eine Bar und bestellte dann auch noch hochprozentigen Alkohol. So wichtig es war seine Kundschaft glücklich zu machen, aber Chan konnte seinem kleinen Adoptivbruder keinen Alkohol verkaufen. Er würde es sicher bereuen. „Wieso willst du Soju?", fragte Chan deswegen. „Um mich zu betrinken. Was denn sonst?!", gab Felix schroff zurück. Die energielose Präsenz und das Verlangen sich zu Betrinken, zeigten Chan nur, wie sehr Felix noch litt. Chan wollte ihn in den Arm nehmen, aber er musste dagegen ankämpfen, denn jeglicher Körperkontakt mit dem Kleinen und er würde in alten Muster fallen.

„Ich kann dir einen Cocktail machen. Wie wäre es mit einem Ipanema? Ist auch alkoholfrei." Zum ersten Mal sah Felix ihn direkt an. In den dunklen Augen herrschte tiefe Leere. „Sehe ich so aus, als würde ich einen alkoholfreien Cocktail wollen?! Gib mir einfach Soju!" Sein Bruder war angepisst von seinem Verhalten, aber Chan konnte nicht aufhören sich um ihn zu sorgen. Er wollte nicht mit ansehen, wie sein Bruder Shot um Shot bat, denn diese Teilnahmlosigkeit seiner Stimme bestärkten den Fakt, dass Felix seine Aussage wirklich ernst meinte. Felix war wirklich in Stimmung zu sich betrinken. Da Chan aber keinen Ärger wollte, weil er den Wunsch eines Kunden nicht nachging, seufzte er nur und holte ein Shotglas hervor. Als er zu der Sojuflasche griff, sah er, dass keine Flüssigkeit sich in der Flasche mehr befand. „Ich muss kurz neuen Alkohol holen", meinte Chan und lief in den Hinterraum.

Felix lies seinen Blick auf die Tresen schweifen, wo sein Schatz verschiedene Shaker aufgestellt hatte. Daneben waren Flaschen mit verschiedenen Fruchtsäften aufgereiht. Er konnte sogar Chans Handy sehen, welches kurz aufblinkte. Aus reiner Neugierde griff Felix nach dem Handy und erweckte das Display mit einem kurzen Fingerbewegung zum Leben. Eine Nachricht entfesselten imaginäre Dolche, die sich in sein Herz stachen.

'Ich liebe dich, mein Schatz'

Felix verlor den Halt. Er fiel. Jetzt schon war es schwer gewesen bei Chan zu sein, aber jetzt atmete er tiefen Schmerz ein und aus. Wut wollte ihn vor den Schmerz schützen und entfesselte mörderische Gedanken. Er fühlte sich nur so schlecht, weil das Miststück nicht aufgehört hatte Chan zu betören und ihn von ihm wegzunehmen. Sie war es, der Chan davon aufhielt seine Gefühle für ihn zuzulassen. Wenn sie nicht da wäre, würden sie sicher zusammen kommen. Sie musste für seinen Schmerz bezahlen, sie musste leiden. Felix Blick fiel auf das Messer, mit dem Chan Limetten für die Cocktails geschnitten sah. Unbeobachtet und einladend lag es auf dem weißen Schneidebrett und grinste ihn an. Er konnte fast schon ein 'Nimm mich und töte sie' hören. Felix starrte das Messer wie einen Schatz an. Langsam streckte er seine Hand nach der Waffe auf, stellte sich vor, wie er damit in den weichen Körper von der Schlampe stieß und sie so zu bluten brachte. Sie würde so schön röcheln und vor Gnade winseln. Sie wird bereuen je in Chans Nähe gekommen sein. Denn Chan gehörte ihm.

Ihm ganz allein.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top