In den nächsten Tagen ignorierte Chan seinen kleinen Bruder komplett. Jeder Anruf von ihm wurde nicht entgegen genommen, Nachrichten wurden nicht beantwortet und sobald er ihn sah, so lief er schnurstracks an ihn vorbei. Immer wenn Felix nach ihm rief, so tat Chan, als würde er es nicht gehört haben. Trotz des tiefen Schmerzes, den Chan ihn verpasst hatte, würde Felix ihn nicht einfach so aufgeben. Stattdessen musste er ihm beweisen, dass Chan ihn im inneren auch liebte. Felix hatte auch schon einen Plan, wie er seine Gefühle ans Tageslicht bringen konnte. Er würde ihm den Kopf verdrehen, bis dort nichts mehr präsent war, als er. Felix wischte sich die Tränen aus den Augen. Jetzt war es keine Zeit zu Weinen. Es war Zeit zu planen. Während seines Kurses strickte er Idee für Idee zu einem kompletten Plan. Zwar müsste er ein Opfer bringen, in dem er behauptete, er hätte sich die Gefühle für Chan nur ausgedacht. So würde Chan ihm langsam wieder näher kommen. Da Chan nicht mit ihm sprechen wollte oder sonst auf seine Annäherungsversuche einging, war Minho das bindende Glied, welches sie wieder zusammen bringen würde. Dankbar, dass Felix die Nummer des besten Freundes seines Bruder im Handy gespeichert hatte, rief er ihn an. „Minho? Hättest du Zeit? Chan hat dir sicher erzählt, was passiert ist." Minho willigte ein, wissend, dass er wegen der Liebe zu Chan litt und er sicher jemand brauchte, der ihn tröstete.

Felix öffnete ihm die Tür, sobald Minho an seine Tür klopfte und seinen Namen nannte. „Danke, dass du gekommen bist", sagte Felix und bot Minho sein Bett zum Sitzen an. „In den letzten Tagen ist mir einiges bewusst geworden. Ich glaube ich liebe Chan doch nicht. Also nicht auf die Art. Ich liebe ihn wie einen Bruder. Nicht mehr. Schätze ich war so einsam und hab zu viel in dem Kuss interpretiert. Weißt du..es war mein erster Kuss....und ich weiß nicht, wie du dich gefühlt hast, als du deinen ersten Kuss bekommen hast aber da war...dieses Gefühl...verstehst du? Schätze es hat mich ein glücklich gemacht, aber ich weiß jetzt, dass es falsch ist so zu denken. Ich interpretiere nur Sehnsüchte in Chan." Das zu sagen, schmerzte Felix bis ins Herz, denn er belog sich damit nur selber aber Minho musste ihm das alles glauben. Minho atmete auf, sichtlich erleichtert, dass Felix zu dem Schluss gekommen war. Er legte tröstend den Arm um Felix und strich ihm über das blonde Haar. „Es ist sicher nicht leicht immer alleine zu sein, oder? Man hat diese Sehnsucht geliebt zu werden und es gibt niemand, der dir das erfüllt. Als Schwuler in Südkorea sowieso." Felix nickte. Er spielte den Betroffenen und schaute traurig drein. „Ach Felix, komm her." Minho zog ihn in eine Umarmung.

„Möchtest du, dass ich dir helfe jemanden zu finden? Ich kann dich auf einer Datingapp anmelden für Schwule. Vielleicht findest du jemanden?" Felix knirschte mit den Zähnen aber nickte. „Danke, Minho, dass du mir hilfst. Meinst du, du kannst mit Chan reden? Er ignoriert mich seit Tagen wegen der Sache...und es macht mich so traurig, dass ich ihm die Erkenntnis nicht erzählen kann." Minho verstand jedes von Felix Wörtern. Minho versprach, dass er mit ihm reden wird. Dann richtete er mithilfe von Felix ein Profil in einer Datingapp. „Du kannst ich ja ein bisschen umschauen. Also, ich muss jetzt leider gehen aber wir sehen uns sicher bestimmt bald." Nach ein paar Stunden bekam er eine Nachricht von Chan. 'Minho hat mir erzählt, was du ihm erzählt hast. Ich wünschte ich könnte dir einen supernetten Jungen an deiner Seite herbei zaubern. Wenn du Lust hast, können wir mal wieder was zusammen machen. Keine Sorge, ich lasse dich nicht allein' Die Worte erwärmten Felix von innen. Es würde wieder alles gut zwischen ihnen sein. Damit Chan weiterhin glaubte, dass Felix keine Gefühle für ihn hatte, musste er auf eine Zweisamkeit mit seinem großen Bruder verzichten. Er bräuchte dafür ein paar Mitspieler und da er wie Chan und Minho die Nummern der anderen von der Party hatte, schrieb er sie an und fragte, ob sie Lust hatten ein bisschen mit Chan und ihm zu chillen und irgendwas zu zocken oder so. Jisung und Jeongin meldeten sich. Die anderen waren entweder zu beschäftigt oder hatten bereits andere Pläne. Felix fragte seinen Bruder, ob es okay wäre, wenn Jisung, Jeongin und er ein bisschen bei ihm chillen. Chan war damit einverstanden. Es freute ihn sogar, dass er etwas mit den anderen beiden was machte.

Der Abend war lustig und sie lachten viel gemeinsam. Felix hatte große Mühe sich nicht in Chans Nähe zu begeben und sich an ihn zu schmiegen. Er musste sich anders verhalten. Felix zog seine Jacke aus und behauptete ihm wäre zu heiß. Als Chan kurz auf der Toilette war, versteckte Felix seine Jacke zwischen Chans, die er in seinem Schlafzimmer verstaute. An Felix Aktion war nichts ungewöhnliches, denn er hatte das schon öfters in der Vergangenheit gemacht. Chan und sein Mitbewohner besaßen nämlich nichts, wo man die Jacken aufhängen konnte und in Chans Schlafzimmer war immer genug Platz für Felix Jacke. Er würde also nichts hinterfragen. Nachdem die Uhr 23:00 schlug, verabschiedeten sich Jisung, Jeongin und Felix. Mit einem breiten siegessicheren Lächeln machte sich Felix auf den Weg zu seinem Dormzimmer.