Der Wettkampf
(Thranduils Sichtweise)
Die Nacht verlief nicht so schlimm wie gedacht und nach dem Aufstehen hatte ich tatsächlich herausgefunden, wie ich meinen perfekten Beschützer finden könnte. Ich ließ Legolas zu mir kommen und entließ ihn mit einem Auftrag, der alles entscheiden sollte.
Doch kurz nachdem er sich zum Gehen gewandt hatte, drehte er sich noch einmal um und blickte zu mir auf, während ich ihn ohne jegliche Emotionen, wie immer also, musterte und schließlich in die Stille fragte: "Was ist? Sprich oder geh!" Er zögerte, dann brachte er sein Anliegen vor: "Nun, ich wollte nur wissen, ob ich Euren Auftrag sofort erledigen soll..." Ich hob eine Augenbraue. Legolas fuhr noch zögernder fort. "Ich habe mich bloß gefragt, ob ich davor noch eine Kleinigkeit erledigen könnte" Als ich noch immer nichts erwiderte fügte er leise hinzu: "Ich gab Tauriel mein Wort, sie bei der morgendlichen Patrouille zu unterstützen."
Ich spürte, wie der Zorn in mir hochstieg. Schon wieder dieselbe Diskussion. Mein Sohn würde sich ganz sicher nicht mit einer niederen Elbe wie ihr abgeben und sich auch noch in sie verlieben. Was, wie ich deutlich erkannte bereits der Fall war und mir sehr missfiel. Dabei hatte ich schon mit dieser Tauriel gesprochen und gedacht, ich hätte mich klar ausgedrückt. Anscheinend nicht klar genug. "Nein.", antwortete ich beherrscht, aber bestimmt. " Du wirst allen, die kriegerische Erfahrung haben umgehend informieren." Er starrte mich noch immer fragend an. "Jetzt!", schrie ich.
Verzweifelt und wütend kehrte er mir den Rücken zu und stürmte er aus dem Thronsaal. Verdammt, jetzt konnte ich ihm gar nicht den Grund für seinen Auftrag mitteilen. Ärgerlich. 'Vielleicht besser so. Wer würde freiwillig sein Leben für mich riskieren?', fragte die Stimme in meinem Hinterkopf.
(Tauriels Sichtweise)
Ich erhob mich gerade von dem großen Tisch im Speisesaal, als mir ein verzweifelter Legolas entgegenkam. "Was hast du? Bist du bereit für die Morgen-Patrouille?" Er schüttelte den Kopf und wich meinem Blick aus. Schließlich trafen sich unsere Augen und er sagte: "Mein Vater hat mir verboten, dich zu begleiten. Stattdessen beauftragte er mich, alle Krieger zu versammeln, um einen großen Wettkampf zu veranstalten. Der Gewinner soll für etwas bestimmtes ausgesucht werden." Ich schloss für einen kurzen Moment die Augen. Ich konnte wirklich nicht glauben, dass ich heute Nacht noch von ihm geträumt hatte. Und das es kein Albtraum war. Legolas sah so getroffen aus, dass ich beschloss, das Thema zu wechseln. "Und...Wofür wird der Gewinner ausgesucht? Wozu sollte der König einen solchen Wettkampf veranstalten?" "Ich weiß es nicht, ich verließ den Thronsaal, bevor er mir dieses Detail verraten konnte. Möglicherweise will er bloß aus Langeweile ermitteln, wer der beste Krieger in seinen Reihen ist... es ist mir sowieso egal." Er seufzte und wandte sich zum Gehen. Es schmerzte mich ihn so zu sehen und ich versuchte ihn zu trösten. "Warum ist dir das so wichtig? Es ist lediglich eine Patrouille, die sollte ich ausnahmsweise alleine führen können." Sagte ich und lächelte ihm zu. Er erwiderte es schwach und erwiderte: "Das ist nicht das Problem. Aber er redet von dir wie von einem wertlosen Stück Vieh! Und ich hasse diese Eigenschaft an ihm!" Nun, dass verletzte auch mich und ich sah meinen Freund ratlos an. Doch dann kam mir eine Idee. "Ich werde ihm zeigen, wer wertlos ist!" Legolas sah mich fragend an. "Ich werde an dem Wettbewerb teilnehmen und wenn ich ihn gewinne, kann der König nicht mehr an mir zweifeln und ich muss nie wieder auch nur ein Wort mit ihm wechseln." Er blickte mich an und ich sah endlich wieder, wie sich ein Lächeln auf seine Lippen legte. Ich nahm mir noch einen Laib Brot von dem großen Tisch, bevor ich ihm aufmunternd zulächelte und den Speisesaal verließ. "Ich muss nun gehen, aber wir sehen uns später auf dem nördlichen Platz, wenn ich den Wettkampf gewinne!!!"
Hinter mir hörte ich Legolas lachen. "Ich bin sicher, du wirst gewinnen!"
(Niemandes Sichtweise)
Als die Nachmittagssonne den Himmel einnahm, waren bereits alle geeigneten Kriegerinnen und Krieger um eine große Bühne versammelt, darunter auch Tauriel. Nach ein paar wenigen Minuten erschien auch Thranduil, der auf einem großen Sitz, der direkt vor der Bühne aufgebaut worden war, Platz nahm.
Auf seinen Befehl hin betraten die ersten vier freiwilligen Elben die Bühne, nur Männer, während sich die Elbinnen zurückhaltend im Publikum versteckten.
Als es wieder ruhiger auf dem Platz wurde, erhob Thranduil seine Stimme, um die Regeln des Wettkampfes zu erklären. "Es werden in den fünf Runden sechs Kriegerinnen und Krieger gegeneinander antreten." Amüsiert blickte er auf die nur männlichen Elben auf der Bühne. "Nun, besser gesagt sechs KriegER." Er betrachtete die Freiwilligen und stutzte. Es waren statt sechs nur fünf vorgetreten. "Uns fehlt ein Elb", stellte Thranduil fest, "Wer beweist genug Mut, um gegen diese fünf Krieger anzutreten?"
(Thranduils Sichtweise)
Ich seuftzte resigniert, als ich feststellte, dass Niemand genug Mut bewies, um vorzutreten. Enttäuschend. Wie die Tatsache, dass keiner meiner Untertanen mehr die Sterne zu würdigen weiß, ist auch das kein Elben-würdiges Verhalten, es war schlicht und einfach feige.
Noch immer regte sich niemand. Plötzlich machte Eroan, ein dürrer Elb, einen Schritt auf die Bühne zu, doch als die fünf auf der Bühne ihn hämisch auslachte, hastete er eilig zurück in die letzte Reihe des Publikums und ich verdrehte die Augen. Wirklich enttäuschend. Ich wollte gerade eine beliebige Person auf die Bühne rufen, als ein leises Raunen durch die Menge ging und sie eine Spalte für jemanden bildeten. Endlich, doch noch jemand mit Mut. Ich erhob mich, um zu sehen, wer es war. "Wirklich, sehr mutig von dir dich..." Die Worte blieben mir im Hals stecken blieben. Es war diese dreckige Verführerin meines Sohnes, Tauriel. Sie hatte ihren Bogen in der Linken und ihren Dolch in der rechten Hand und blickte mich herausfordernd an. Dann betrat sie die Bühne. Auch bei ihrer Ankunft grinsten die Anderen höhnisch, einer von ihnen sagte herablassend: "Als ob eine wie sie eine Chance hätte."Einige Zuschauer stimmten in das Gelächter ein, auch ich konnte mir ein kurzes Lächeln nicht verkneifen. Doch eins musste man ihr lassen: Von allen Elbinnen war sie ohne frage die tapferste.
Ich wartete einen Moment. Als alle Antretenden einen Platz auf der Bühne gefunden hatten, hob ich die Hände und rief mit lauter Stimme: "Elben und Elbinnen...KÄMPFT!!!"
Sofort stürmten sie los, nur Tauriel verharrte wo sie war. Harun, ein berüchtigter Krieger, schaffte es bereits in der ersten Minute, einen seiner Gegner aus dem Ring zu werfen. Seine Schwerttechnik war einwandfrei und er war schnell. Schon waren es nur noch fünf. Während Harun sich auf seinen nächsten Gegner stürzte, rannte ein anderer auf Tauriel zu, die sich bis jetzt noch nicht geregt hatte. Er erhob sein Langschwert und war jetzt nur noch zwei Meter von seinem Opfer entfernt. Ich lächelte triumphierend, als ich sah, dass sie noch immer keinne Anstalt machte sich zu bewegen. Sie hatte leichtsinnig gehandelt und war wohl doch nicht so mutig wie gedacht. Nun war die Schwertspitze nur noch einen Zentimeter von ihrer Brust entfernt, doch plötzlich ging sie in die Knie und sprang so hoch, wie ich es selbst von trainierten Elben noch nie gesehen hatte. Ihr Gegner blickte erstaunt in die Höhe, als sie auch schon mit dem linken Fuß voran landete...auf dem Kopf ihres Feindes. Er fiel augenblicklich auf den Boden und wollte sich erheben, doch schon hatte Tauriel ihn an seiner Hand gepackt und wirbelte ihn zu meinem Erstaunen durch die Luft, bevor sie ihn von der Bühne herab warf und ohne zögern einen Pfeil auf jenen abschoss, der gerade gegen Harun kämpfte. Sie hatte den Pfeil so perfekt abgeschossen, das er den Feind ausser Gefecht setzte, jedoch keine langfristigen Folgen haben würde... Ich konnte nicht verhindern, dass ich beeindruckt war. Auch ihn konnte sie blitzschnell packen und mit einem einzigen gezielten Tritt aus dem Ring befördern. Jetzt waren es nur noch drei und das Publikum, welches Tauriel Anfangs nur ausgelacht oder bemitleidet hatte, jubelte ihr jetzt begeistert zu. Fast wollte ich auch anfangen zu applaudieren, doch schnell hatte ich mich wieder unter Kontrolle und musterte sie mit meinem üblichen kühlen und gleichgültigen Blick.
Tauriels letzten beiden Herausforder, Harun und ein mir unbekannter Elb, waren sichtlich in ihrem Stolz gekränkt und vor allem sehr zornig. Und dann geschah etwas unerwartetes. Sie wechselten einen Blick und versuchten jetzt gemeinsam, gegen Tauriel vorzugehen und sie zu besiegen. Ich wusste, dass diese Taktik unfair und gegen die Regeln war, doch ich verabscheute sie und wollte ihr eine Lektion erteilen. Also unternahm ich nichts.
Ich hatte wenigstens eine Spur von Angst auf ihrem Gesicht erwartet, doch ihre Gesichtszüge blieben unverändert und furchtlos. In diesem Moment erinnerte sie mich so sehr an mich selbst, dass ich regelrecht atemlos war. NEIN!!! Nicht sie! Wir waren uns nicht ähnlich und... Das tat sowieso alles nichts zur Sache- gleich würde sie von diesen zwei Elben aus dem Ring geworfen werden.
Schon stürmten sie auf Tauriel zu, Harun mit zwei spitzen Dolchen, der andere mit einer hölzernen Armbrust. Nun setzte auch sie sich in Bewegung, es schien, als wollte sie als erstes den mir unbekannten bekämpfen. 'Clever, genauso hätte ich es auch gemacht', dachte ich, doch dann schüttelte ich,verwirrt über meine eigenen Gedanken, den Kopf. Unsinn, jeder Idiot hätte so gehandelt!
Der mir unbekannte schoss mit einem Schrei plötzlich einen Pfeil ab und das Publikum hielten hörbar den Atem an, den es war selbst für einen Elben sehr schnell...Doch Tauriel war schneller: Sie fing den Pfeil noch im Flug und spannte ihn sofort in ihren eigenen Bogen, um damit zu schießen... Und sie traf. Als sich ihr Gegner für eine Sekunde umwandte, um einen auf dem Boden liegenden Pfeil aufzuheben, traf der Pfeil direkt in seine Kniekehle, was ihn augenblicklich einknicken ließ. Als er am Boden lag, zog Tauriel ihn zurück auf die Füße, um ihn dann von der Bühne zu stoßen. Ich war wirklich erstaunt und bewunderte sie für ihre Leistungen, doch das sie diesen Wettkampf gewann war unmöglich, oder? Und es verletzte meinen Stolz. Nein! Sie konnte nicht gewinnen!!!
Schon rannte sie auf Harun zu, die zwei waren die letzten beiden und somit die Finalisten. Harun machte sich bereit, anzugreifen, die beiden spitzen Dolche in der Hand. Dann schoss Tauriel ihren nächsten Pfeil ab, doch ihr Gegenüber konnte ihn spöttisch lächelnd abwehren. Tauriel schaffte es schließlich, ihn am rechten Arm zu packen, doch plötzlich schnitt er mit dem linken Dolch sichtlich tief in ihre Schulter. Viele Zuschauer zogen erschrocken die Luft ein, doch andere applaudierten, darunter auch die von Tauriel besiegten. Auch ich musste lächeln, als ich sah, wie sie auf die Knie fiel und von Harun an den Haaren zum Rand der Bühne gezogen wurde. Es war unnötig grausam, doch wenigsten würde mein Sohn jetzt verstehen, das sie nur eine einfache, nutz- und wertlose Elbin ist. Und da! Endlich erreichten die beiden den äußeren Rand! Harun lachte, Tauriel war nun nur noch wenige Zentimeter vom Boden entfernt, gleich würde sie verlieren.
Harun holte mit seinem ledernen Schuh aus, um Tauriel endgültig herrunter zu treten. Ich erhob mich von meinem Platzt vor dem Ort des Geschehens und rief: "Gewinner des Wettkampfs ist Ha-" plötzlich regte Tauriel sich und hielt mit einer einzigen Hand das Bein ihres Gegners fest. Mit sichtlicher Wut und Anstrengung versuchte Harun sein Fuß und Bein zu bewegen, um sie endlich von der Bühne zu treten, doch sie schien so viel Kraft zu haben, dass sie mit nur einer Hand ein ganzes Bein aufhalten konnte. Gebannt und ungläubig beobachtete ich den Kampf. So schnell, dass Harun es gar nicht merkte, hatte sie sich wieder aufgerichtet und trat hinter ihn.
Als er sich zu Tauriel umdrehte, schlug sie ihn mit ihren Fäusten so kräftig in den Magen, dass er im hohen Bogen von der Bühne auf den Boden fiel.
Alle Zuschauer begannen zu jubeln und zu klatschen. Dann blickten sie nach und nach alle zu mir und schienen etwas zu erwarten. Ach ja - ich muss den Gewinner verkünden... Nur konnte ich nicht glauben, dass SIE wirklich gewonnen hatten!!! Schließlich sagte ich leise: "Gewonnen hat..." Sie blickte erschöpft, blutend und trotzdem mit einer Art Stolz zu mir auf, den ich gegen meinen Willen bewunderte. "Tauriel!!!"
Plötzlich trafen sich unsere Blicke und ich hielt für einen Moment inne. Ich hätte ihr sofort und vor den Anderen sagen können, für welchen Job sie sich gerade qualifiziert hatte, doch etwas in ihrem Blick gab mir ein seltsames Gefühl... Es war mir unbekannt und ich wusste nicht warum, doch dann sagte ich:
"Komm nach der Versorgung deiner Wunden zu mir."
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top