Prolog
"Es dauert nur eine Sekunde um ein Mädchen fett zu nennen, und sie wird ein Leben lang versuchen abzunehmen." ~Harry Styles
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-Rückblick-
Jack ist soo heiß, schrieb ich auf einen kleinen Zettel und schob ihn meiner besten Freundin Flora zu. Sie nahm ihn unauffällig entgegen und begann zu lesen. Während sie las, grinste sie über beide Ohren und schrieb mir schließlich zurück.
Oh man, du bist echt verknallt. :D Aber meinst du nicht er ist ein bisschen zu alt für dich?
Zu alt? Warum?
Naja, immerhin ist er 17 und du 14.
Na und? Sind doch nur 3 Jahre! Das fällt gar nicht auf. :(
"Melody! Flora! Was tut ihr da? Ihr wisst ganz genau, das Zettelschreiben im Unterricht verboten ist! Los, her damit!"
Unsere Lehrerin, Fr. Keller, hatte mitbekommen, wie ich mit Flora geschrieben hatte und stand nun neben unserem Tisch. Auffordernd hielt sie uns ihre Hand entgegen. "Ich warte." Seufzend streckte ich ihr das kleine Stück Papier entgegen. Sie nahm es und ging zurück zum Lehrerpult. "Das wird ein Nachspiel haben!", sagte sie noch, bevor sie sich wieder ihrem Unterricht zuwendete.
Nachdem die Stunde endlich vorbei war, machten wir uns gemeinsam auf den Weg zur Cafeteria.
"Ob sie gelesen hat, was draufstand?", fragte ich meine beste Freundin, während wir uns in die Schlange stellten. "Keine Ahnung. Selbst wenn, interessiert es die doch eh nicht!", versuchte sie mich zu beruhigen, doch mich beschäftigte die Sache trotzdem noch.
Plötzlich tippte mir jemand auf die Schulter. Ich war so in Gedanken versunken gewesen, dass ich vor Schreck zusammenzuckte. Ich drehte mich um und traute meinen Augen nicht. "Hey Melody! Ich wollte fragen, ob du vielleicht Lust hast, dich mit mir am Wochenende zu treffen?" Vor mir stand Jack. Der Jack. Ich wurde mit einem Mal total nervös und spielte am Zipfel meines T-Shirts.
"Hi Jack! Ähm..", sagte ich mit wackliger Stimme. Zu mehr war ich nicht imstande. Aufdringlich stupste Flora mich in die Seite.
"Wenn du nicht willst, ist auch okay. Frag ich jemand anderen. Ich dachte nur, weil mir aufgefallen ist, dass du mich ja ziemlich zu mögen scheinst. Und ich finde, du bist ziemlich cool." Er lachte und fuhr sich durch die Haare.
Kann mich mal bitte jemand kneifen? Ich glaub nämlich, ich träume.
"Ja! Also nein! ..Äh.. ich mein ja, ich würde sehr gern etwas mit dir unternehmen", stotterte ich. Verlegen hüstelte ich etwas, um meine Unsicherheit zu überspielen. In dem Moment fühlte ich mich wie ein typisches Klischee-Mädchen. Wahrscheinlich war ich das auch.
Jack lächelte und sagte: "Samstag um 8 bei mir?" Ich nickte, ebenfalls lächelnd. Er umarmte mich kurz und ging dann weiter.
"Oh..mein..Gott! Flora, hast du das gehört?", fragte ich sie und hätte am liebsten vor Freude aufgeschrien. Ich würde mich ernsthaft mit Jack treffen. Ich konnte es nicht fassen! Das war der wahrscheinlich tollste Tag in meinem Leben!
"Haha ja habe ich! Man, du warst echt peinlich", lachte meine beste Freundin und ich sah sie beleidigt an. "Als ob du dich besser verhalten hättest.."
Ich hatte kein Plan, was ich anziehen, geschweige denn wie ich mich verhalten sollte und Samstag war schon morgen! Flora hatte zwar versucht, mich so gut es ging vorzubereiten, doch nichts blieb in meinem Gedächtnis hängen. Ich dachte nur noch an Jack. Schließlich war ich noch nie auf einem Date und jetzt hatte ich eins mit dem heißesten Typen des Universums! Okay, vielleicht nicht ganz. Aber er war ziemlich nah dran.
Unruhig lief in in meinem Zimmer auf und ab. Wir hatten die letzte Stunde Aufall, sodass ich schon zur Mittagszeit zu Hause war. Flora und Ich hatten eigentlich geplant, dass sie nach der Schule mit zu mir kommen sollte, doch ihre Eltern waren mit ihr spontan übers Wochenende weggefahren. Somit war sie auch am Tag des Dates nicht da und ich musste es alleine durchstehen. Das konnte nur in einer Katastrophe enden...
Samstag
In nicht einmal mehr einer Stunde würde ich zu Jack gehen. Ich hatte mich zwar endlich entschieden, was ich anzog, aber ich hatte immer noch kein Plan, wie ich mich verhalten sollte. Was sollte ich sagen? Waren seine Eltern zu Hause? Sollte ich mich ihnen vorstellen? War mein Outfit okay? Fragen über Fragen und keine Antwort.
Ich stand vor dem Spiegel und betrachtete mich heute zum tausendsten Mal. Ich hatte mich für ein kurzes, schwarzes Kleid mit dünnen Trägern entschieden. Dazu trug ich Ballerinas und eine Kette, die mir meine Oma geschenkt hatte, kurz bevor sie gestorben ist. Das Schmuckstück erinnerte mich an sie und ich trug es nur zu besonderen Anlässen, weil ich mich ihr dann näher fühlte.
Ich hatte meine langen, blonden Haare gelockt und mir über eine Seite gelegt, meine Wimpern getuscht und einen zart roten Lippenstift aufgetragen.
Im Großen und Ganzen war ich zufrieden mit mir.
Ich sah auf die Uhr und mein Herz rutschte mir in die Hose. 18:45Uhr. Hieß, ich musste los. Zu meinem Date. Mit Jack. Oh mein Gott.
Ich lief die Treppe hinunter und wurde schon von meiner Mutter empfangen. Natürlich wusste sie nichts von dem Treffen. Ich hatte ihr einfach erzählt, ich würde mich Flora ausgehen. "Gut siehst du aus! Aber ist das nicht ein bisschen übertrieben, um dich mit Flora zu treffen?", begrüßte sie mich. "Nur das Beste für sie!", sagte ich lachend als Ausrede und sie glaubte es mir. "Denk daran. Um 10 bist du wieder da!" Ich nickte stöhnend, verabschiedete mich noch von ihr und verließ dann das Haus.
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"Wow Melody, du siehst wunderschön aus", begrüßte mich Jack und ich umarmte ihn kurz. "Meine Eltern sind nicht da, das heißt wir haben das Haus ganz für uns allein." Ich lächelte und trat ein. Das Haus war riesig, seine Eltern mussten mehr als reich sein. "Komm, gehen wir in mein Zimmer", sagte er und ich nickte. Wir liefen quer durch das offene Wohnzimmer und weiter in einen Flur im hinteren Teil des Hauses.
Ich staunte nicht schlecht, als ich sein Zimmer betrat. Es befand sich im 2.Stock und war mindestens doppelt so groß, wie meins. Er begleitete mich zu einer großen Couch, welche direkt neben seinem Bett stand. Davor befand sich ein riesiger Flachbild-Fernseher.
"Magst du einen Film schauen? Wir haben auch Popcorn und Cola da, wenn du möchtest", fragte er mich und ich nickte schüchtern. Er suchte einen Horrorfilm heraus und sah mich fragend an. Ich war ein riesiger Angsthase, wenn es um Horrorfilme ging, doch ich wollte die Gelegenheit nutzen, um mich, wenn es gruselig wurde, an ihn zu kuscheln. Er legte die DVD ein und der Film ging los. Schon nach kurzer Zeit rückte ich vor Anst näher an ihn heran. Lachend fragte Jack: "Angst?" - "Ein bisschen", gab ich kleinlaut zu und rückte noch ein Stückchen näher. Er bemerkte es und legte seinen Arm um mich. Ich musste lächeln und kuschelte nervös mich an seine Brust. Er ließ es zu und ich konnte seine Muskeln spüren.
Den ganzen Film über verharrte ich in dieser Position und als es endlich vorbei war, seufzte ich erleichtert auf. "Melody?", fragte er und sah mich an. Ich blickte zu ihm hoch und antwortete: "Ja?"
"Hab ich dir eigentlich schon gesagt, wie wunderschön du bist?" Ich musste lächeln und spürte, wie ich rot wurde. "Nein. Danke", sagte ich.
Plötzlich kam er mir gefährlich nah und bevor ich realisieren konnte, was hier eigentlich passierte, lagen seine Lippen schon auf meinen. Ich war komplett überrumpelt und wusste erst nicht, was ich tun sollte. Ich ließ es einfach geschehen.
Wir saßen eine Weile so da, bis er sich schließlich von mir löste und mich anlächelte. Sein linker Arm lag immer noch um meiner Schulter. Nun hob er seine andere Hand und streichelte zart über meinen Oberschenkel. "Deine Figur ist fast schon zu perfekt, um sie zu verstecken", flüsterte er sanft. Ich spürte Nervosität in mir aufsteigen und schaute ihn fragend an. Der Klang seiner Stimme ängstigte mich ein wenig.
"Magst du mir nicht vielleicht mehr zeigen?"
Er wollte, dass ich mich vor ihm auszog. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich mochte ihn. Sehr sogar und er war den Abend über so lieb zu mir gewesen. Aber-?
Ich seufzte kurz und sagte dann: "Warum nicht?"
Er lächelte wieder und öffnete vorsichtig den Reißverschluss meines Kleides. Danach zog er es aus. Jetzt saß ich nur noch in Unterwäsche vor ihm. Ich fühlte mich unwohl und wollte sofort meine Kleidung wiederhaben. Der Ausdruck in seinen Augen machte mir Angst und ich begann zu zittern. Aber ich ließ mir nichts anmerken, um Jack nicht zu verärgern. Schließlich war er mein Schwarm und er hatte mich zu ihm eingeladen. Die Chance durfte ich mir nicht kaputt machen!
"Darf ich ein Bild machen? Damit ich deine Schönheit immer bei mir haben kann?", fragte er lieb. Entgeistert starrte ich ihn mit aufgerissenen Augen an. Ein Bild? Das für immer existieren würde? Ausziehen war das eine, aber sich dann halb nackt fotografieren lassen?
"Ich weiß nicht..", murmelte ich. Eigentlich wollte ich nicht, dass er ein Bild von mir machte. Aber anderseits wollte ich auch nicht, dass er mich deswegen nicht mehr mochte.
Deswegen sagte ich nach langem Überlegen doch Ja.
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Als ich am Montag dann in die Schule kam, traf mich der Schlag. Überall hingen Bilder von mir. In Unterwäsche. Bei Jack im Zimmer. Mit einem unsicheren Lächeln. Darunter stand: "Du brauchst ein bisschen Ablenkung? Dann ruf Melody an, sie besorgt's dir ohne, dass du was machen musst."
Mein einziger Gedanke war: Warum?
Ich konnte das Ganze erst nicht realisieren. Als ich das Schulgebäude betreten hatte, fingen alle an zu lachen und auf mich zu zeigen. Irgendwelche schmierigen Typen kamen zu mir und wollten mich anmachen oder direkt küssen. Die Mädchen musterten mich mit einem angewiderten Blick.
Seit diesem Vorfall wurde ich täglich mit Beleidigungen wie
"Schlampe!"
"Hure!"
"Niemand will dich!"
"Bitch!"
"Flittchen!"
Und vielen anderen Dingen beschimpft.
Es verging kein Tag, an dem ich nicht mindestens einmal beleidigt und/oder verprügelt wurde.
Und das nur, weil ich so naiv gewesen war und dachte, jemand würde mich mögen.
Doch nun war ich eines Besseren belehrt worden.
Mich würde man niemals lieben.
Dafür war ich viel zu hässlich, fett und unbeliebt. Unbrauchbar. Nutzlos. Schrecklich.
Selbst Flora hatte sich von mir agbewendet. Man hatte angefangen, auch sie fertig zu machen,weil sie mit mir befreundet war. Irgendwann wurde es ihr zu viel und sie hatte mich fallen lassen. Abgelegt, wie eine alte, lästige Haut, die sie nun nicht mehr brauchte. Einfach so.
Seitdem hatte ich niemanden mehr. Meine Mutter wusste nichts von dem Mobbing und mein Vater war nur unterwegs. Geschwister hatte ich keine und meine Großmutter war schon längst tot.
Ich war ganz allein.
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