Kapitel 7 (She)
Meine Mum war mal wieder mit wichtigeren Dingen beschäftigt, sodass ich nach Hause laufen musste. Gemächlich lief ich durch die Straßen und beobachtete die Menschen um mich herum. Es war Sommer, viele waren leicht bekleidet, hatten ein Eis in der Hand und eine Sonnenbrille auf der Nase sitzen. Fröhlich strömten die Menschen durch die staubigen Straßen, sorglos und ohne sich den Kopf über irgendwelche unwichtigen Dinge zu zerbrechen. Sie lachten und unterhielten sich miteinander, während sie ihr langsam zu schmelzen beginnendes Eis aßen.
Ich hatte keine besondere Lust auf direktem Weg nach Hause zu gehen, also beschloss ich in den naheliegenden Park zu gehen. Ich war gern dort. Die Stille der Natur trug dazu bei, dass ich wunderbar in Ruhe nachdenken konnte. Die Atmosphäre dort beruhigte mich.
Ich steuerte meine Lieblingsbank an. Sie stand direkt gegenüber von einem wunderschönen, großen Springbrunnen und war umgeben von unzähligen Büschen und Bäumen. Wenn man etwas weiter weg war, konnte man sie fast gar nicht entdecken.
Als ich mich ihr näherte, musste ich feststellen, dass der Platz bereits besetzt war. Doch ich ließ mich von der Person nicht stören und setzte mich einfach neben sie. Erst dann begann ich sie zu mustern. Deutlich überrascht darüber, wer da neben mir saß und meine Anwesenheit noch nicht registriert hatte, da er Kopfhörer in den Ohren hatte, fragte ich verdutzt: "Luke?"
Dieser zuckte zusammen, riss sich ruckartig die Hörer runter und starrte mich erschrocken an. "Was machst du hier?", fragte er, ohne auf meine Frage einzugehen.
"Ich hatte nicht damit gerechnet, hier auf dich zu treffen. Ich komme immer hierhin, wenn ich in Ruhe nachdenken möchte", erklärte ich und sah ihm dabei tief in seine meerblauen Augen. Desinteressiert meinte er: "Schön. Ich auch"
Ich musste lächeln und hoffte, dass er es auch tat, doch sein Gesichtsausdruck blieb neutral. Wir saßen einige Zeit so da, bis ich die peinliche Stille nicht mehr aushielt. "Und über was wolltest du nachdenken?"
"Ich wüsste nicht, was dich das angeht", sagte er kalt, ohne mir überhaupt ins Gesicht zu schauen. Peinlich berührt aufgrund der Situation drehte ich mich weg und murmelte: "Sorry.." Eine mir unangenehme Stille breitete sich aus und ich hatte das Gefühl, sie würde mich erdrücken. Im Nachhinein ärgerte ich mich über meine dumme Frage und würde sie am liebsten wieder zurück nehmen. Luke sagte nichts mehr, sondern hatte sich einfach wieder seine Kopfhörer in die Ohren gesteckt. Nach einer ganzen Weile, in der ich mich ziemlich gelangweilt hatte, stand er auf und sagte: "Ich muss los." Dann stockte er kurz, drehte sich zu mir um und fügte schließlich hinzu: "Wir sehen uns... Melody" Dann ging er. "Wir sehen uns Luke", murmelte ich zurück, doch er war schon zu weit weg, als das er es hätte hören können.
Tief durchatmend lehnte ich mich zurück. Über was er wohl nachdenken wollte? Eins stand auf jeden Fall fest; ich hatte ihn verjagt. Er hatte sich von mir gestört gefühlt und war abgehauen. Er wollte nicht mit mir auf einer Bank sitzen. Ich würde auch nicht neben mir sitzen wollen. Niemand würde das wollen.
Seufzend stand ich auf und machte mich auf den Weg nach Hause. Ich brauchte jetzt nur eins.
Zielsicher lief ich los und brauchte nicht lang, bis ich daheim angekommen war. Ich kramte in meiner Jackentasche nach meinem Schlüssel und fand ihn schließlich. Schnell steckte ich ihn in das Loch, drehte einmal und stieß die Haustür auf. Zum Test rief ich nach meiner Mutter, doch niemand antwortete. Ich war allein, gut.
Zielstrebig stieg ich unsere knarrende Treppe in den 2. Stock hinauf und ging in mein Zimmer. Dort lief ich zum Kleiderschrank und holte aus der hintersten Ecke meine kleine geheime Schatzkiste hervor. Ich hielt sie mit beiden Händen fest, ging ins Bad und schloss vorsichtshalber die Tür ab. Die Kiste stellte ich auf das Waschbecken und öffnete sie, um meinen Retter in der Not herauszuholen. Zitternd hielt ich die Klinge in meiner rechten Hand und atmete tief durch, bevor ich an meinen Arm ansetzte. Eine erste Träne lief meine Wange herunter und ich schnitt. Ein Mal, zwei Mal, immer wieder zog ich die Klinge über meinen Arm. Ein Gefühl der Befreiung durchströmte meinen Körper und gleichzeitig fühlte ich mich unglaublich schuldig. Ich wusste, dass ich es nicht tun durfte, doch das Verlangen danach war zu groß. Ich brauchte das Gefühl der schimmernden Klinge, die in meine Haut eindringte und ich brauchte den Anblick des Blutes, welches meinen Arm hinunterströmte und ins Becken tropfte. Weh tat es schon lange nicht mehr. Dafür war der Schmerz in mir drin viel zu groß. Ich schluckte, als ich die Klinge weggelegt hatte und mein Werk betrachtete. Eine Blutlache hatte sich gebildet, das Waschbecken hatte seine Farbe von weiß zu rot gewechselt. Ich drehte den Wasserhahn auf und hielt meinen Arm darunter. Als die kalte Flüssigkeit auf meine Wunden traf, zuckte ich zusammen. Es brannte. Nachdem es endlich aufgehört hatte zu bluten, drehte ich das Wasser wieder ab, nahm ich mir ein Pflaster und klebte es auf die Schnitte. Danach reinigte ich das Waschbecken, legte die Teufelsklinge in die Kiste zurück und verließ das Badezimmer.
Erst als ich auf dem Flur stand, wurde mir bewusst, was ich eigentlich gerade getan hatte. Ich hatte mich wieder geschnitten.
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Ich bin stolz auf mich^^
Ich habe es geschafft zu updaten, obwohl ich heute Geburtstag habe! *Party*
Bereitet mir doch eine Freude und votet/kommentiert♡
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