Kapitel 50 (She)
Ich bin zurück! ^.^
Ab jetzt kann ich wieder öfter updaten :)
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Ich war verwirrt und wusste nicht weiter. Blindlings stolperte ich zur Bushaltestelle und stieg in den dort wartenden Bus ein. Als ich endlich zu Hause war, stürmte ich durch den Flur, die Treppen nach oben und sofort in mein Zimmer. Ich warf mich aufs Bett und schluchzte ins weiches Kissen.
Ich wollte das gar nicht. Ich wollte nicht so reagieren, ich wollte Luke glauben. Aber die ganze Zeit schwirrten in meinem Kopf Floras Worte in Kombination mit dem Bild herum.
"Schau mal Melody, was ich gestern Interessantes beobachtet habe." Flora kam auf mich zu. Ich war verwirrt und wollte nachfragen, doch da hielt sie mir auch schon das Foto hin. Es zeigte Luke und ein hübsches Mädchen, wie sie sich innig umarmten, beide lächelnd. "Was-?", hatte ich gestottert. Ich konnte es nicht glauben. Luke würde doch nicht wirklich- oder doch? "Ich habe ihn darauf angesprochen und er hat total überrascht gewirkt. Als hätte ich ihn bei etwas geheimen erwischt. Und das Mädchen schaute noch viel ertappter. Woow, siehst du, wie schön sie ist? Wunderschön. Ich wünschte, ich sähe auch so toll aus. Melody, ich an deiner Stelle würde mir wirklich Gedanken machen."
Ihre Worte hallten in meinen Gedanken wider. Sie hatte so überzeugend geklungen. Kein Stück hinterlistig oder als hätte sie sich das alles nur ausgedacht. Ich hatte ihr das wirklich geglaubt. Und ich glaubte es immer noch.
Aber Luke war so verzweifelt. Die Tränen, die sich in seinen Augen gebildet hatten, brachen mir regelrecht das Herz. Er hätte doch nicht geweint, wenn alles, was er behauptet hatte, gelogen wäre...oder? War das etwa nur gestellt gewesen? Aber eigentlich traute ich Luke sowas gar nicht zu. Er war nicht der Player. Er war generell nicht so der kontaktfreudigste Mensch. Aber was hatte dann das Bild zu bedeuten? Sie wirkten so vertraut miteinander, als würden sie sich schon ewig kennen... oder ineinander verliebt sein.
Nach einer Stunde gefüllt mit Tränen beschloss ich schließlich, dass ich Abkenkung gebrauchen konnte. Und wer sorgte für mehr Ablenkung als der immer gutgelaunte Adam?
Ich griff nach meinem Handy und das Erste, was ich sah, war, dass Luke angerufen und mehrere Nachrichten geschickt hatte. Ich ignorierte diese und wählte Ads Nummer.
15 Minuten später saß ich bei ihm zu Hause auf seinem Bett. "Oh Gott Mel!", hatte er zur Begrüßung gesagt. "Du siehst ja furchtbar aus. Was ist passiert?"
Ich spielte mit einem seiner Kissen, während ich ihm von dem Bild, Floras Worten und dem Streit mit Luke erzählte. Er saß direkt neben mir und hörte mir schweigend zu. Als ich fertig war, sagte er mir nicht, wie dumm ich war. Auch nicht wie dumm Luke oder sonst irgendjemand war. Stattdessen nahm er mir das Kissen aus der Hand und zog mich in seine muskulösen Arme. Ich drückte mich an seinen braun gebrannten Körper und fing erneut an zu schluchzen. Nachdem ich auch bei ihm nochmal geschlagene 20 Minuten fast nur geweint hatte, kamen keine Tränen mehr. Ich hätte trotzdem noch weiterschluchzen können.
Adam hatte die ganze Zeit kein Wort gesagt, sondern mir nur beruhigend über den Rücken gestrichen. Er sagte nicht "Alles wird gut" oder "Es wird besser", denn er wusste ganz genau, dass das nicht stimmte. Und er sollte recht behalten.
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"So kommst du auf keine anderen Gedanken. Du schläfst heute bei mir und wir machen uns den besten Abend, den du je hattest!", hatte Adam vorgeschlagen, nachdem ich selbst nach dem Weinen kaum ein Wort herausgebracht hatte.
Ich rief meine Mutter an und fragte, ob es okay wäre, wenn ich die Nacht bei Adam verbrachte. Sie schien nicht ganz bei der Sache zu sein, als sie abwesend sagte: "Mach ruhig Schatz. Bis morgen."
Da ich keinerlei Sachen bei Adam hatte, musste ich mir welche von ihm ausleihen. In dem Moment war ich unheimlich froh, dass er schwul war. So blieb mir das schlechte Gewissen erspart.
Nachdem wir etwas gegessen hatten, setzte er sich mit mir vor den Fernseher. Er legte eine Komödie in den DVD Player ein und gab mir eine Decke, damit ich nicht fror. "Und damit auch richtiges Kinofeeling rüberkommt", sagte Adam, als er aus der Küche wiederkam, "darf natürlich das Popcorn nicht fehlen." Er stellte eine Schüssel mit dem aufgepoppten Mais auf den Tisch und lehnte sich zurück.
Der Filmabend war ein voller Erfolg. Während ich anfangs noch total verkrampft dagesessen hatte, lachte ich beim zweiten Film fast pausenlos über die schlechten Witze der Protagonisten. Während des dritten Films begann dann unsere große Popcorn-Schlacht. Eigentlich hatte alles ganz friedlich begonnen. Adam hatte sich nach vorn gelehnt und wollte nach der Colaflasche greifen, als er ausversehen gegen die Schüssel kam und sich etwas von dem Inhalt auf meinem Schoß verteilte.
Empört starrte ich ihn an. "Das hast du jetzt nicht getan!" Ad hob unschuldig die Schultern und zog den Kopf ein. "Ich hab doch gar nichts gemacht." Er schmollte, aber ich hatte keine Gnade. Nach Rache eifernd griff ich in die Schüssel und bewarf ihn mit Popcorn.
"Das gibt Kriieeg!"
Und schon wurde ich ebenfalls beschossen. Lachend griff ich nach einem Kissen und benutzte es als Schutzschild, allerdings kam ich dadurch nur noch schlecht an die Schüssel ran. Also musste ich meinen Schutz schmollend wieder ablegen.
Immer wieder bewarfen wir uns mit Popcorn, solange bis alles nicht mehr in der Schüssel, sondern überall um uns herum verteilt war. Ich musste lachen,denn Ad sah mit dem Popcorn im Gesicht urkomisch aus. "Lach ja nicht", beschwerte er sich,während er den Mais mühsam von sich zupfte. "Das Popcorn in deinen Haaren sieht nicht besser aus!" Ich tastete meine Kopfhaut ab und tatsächlich: überall hing das klebrige Zeug. Als ich es herausgesammelt hatte, schaute ich darauf und sagte, das Gesicht verziehend: "Na lecker. Popcorn: nur heute frisch serviert mit eben gepflückten Melody-Haaren!"
Ad lachte über meinen Spruch und sah sich dann unsere Sauerei genauer an. "Das wird ein Spaß das morgen alles aufzuräumen." Ich stöhnte. "Heißt das, wir müssen morgen eher aufstehen und das beseitigen, bevor wir in die Schule gehen?" Mitleidig nickte Adam. "Genau das heißt das. Meine Eltern bekommen einen Anfall, wenn sie das Chaos sehen! Dann darf ich wahrscheinlich nie wieder ein Mädchen mitbringen."
Neugierig grinsend fragte ich: "Und was ist mit Sam? Hast du mit ihm etwa noch nie sowas gemacht?" Ad schmunzelte. "Ich hab' nie behauptet, dass er noch kein Hausverbot hat."
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Ich merkte schnell, wie ich langsam müde wurde. Meine Augen fielen immer wieder zu und ich hatte Mühe, sie offen zu halten.
Doch ich wollte noch nicht schlafen, sondern weiter mit Ad Filme schauen und seiner Stimme lauschen. Denn ich wusste, wenn ich schlief, kamen die Albträume wieder.
Anfangs hatte ich sie nur vereinzelt, inzwischen fast jeden Tag. Meistens handelte es sich um Marry. Mein Kopf erinnerte mich immer wieder daran, dass ich hätte mehr tun können und dass ich sie habe sterben lassen.
Irgendwann konnte ich mich nicht mehr dagegen sträuben. Ich wollte Adam noch Bescheid geben, aber da driftete ich bereits ab. Sein Lachen war das Letzte, was ich noch hörte.
Dieses Mal ging es nicht um Marrys Suizid. Nein, diese Nacht wurde ich von Luke heimgesucht.
Ich kann mich nicht mehr genau daran erinnern, ich weiß nur noch, dass es schrecklich war. So schlecht hatte ich seit langem nicht mehr geschlafen.
Am nächsten Morgen wurde ich durch ein sanftes Rütteln an meiner Schultern geweckt. Mürrisch drehte ich mich um und kuschelte mich in die weiche Decke. Plötzlich wurde diese mir weggezogen und ein kalter Windzug blies über mich. Zitternd rollte ich mich zu einer Kugel und schlang meine Arme um meinen Körper.
Über mir hörte ich Adam seufzen. "Aufstehen Schlafmütze! Oder du musst zur Schule laufen." Beleidigt öffnete ich meine Augen und blinzelte mehrmals, um mich an das Tageslicht zu gewöhnen. Ad war bereits vollkommen angezogen und bereit zum Gehen. "Sei froh, dass ich so gnädig war und dich hab schlafe lassen, weil du in der Nacht ziemlich unruhig schienst. Das nächste Mal räumst du alles auf!" Ich lachte. "Ach, du denkst also an ein nächstes Mal?" Dann sah ich mich um und bemerkte, dass ich auf einmal in Adams Bett und nicht mehr auf dem Sofa lag. Er bemerkte meinen verwirrten Blick und erklärte locker: "Kein Grund zur Sorge, ich habe auf der Couch geschlafen."
Eine dreiviertel Stunde später war ich mit Adam auf dem Weg zur Schule. Er verriet mir, wo Luke jetzt Unterricht hatte, sodass ich da genau nicht langging. Er fand zwar, ich verhielte mich lächerlich, ließ mich aber trotzdem machen. "Du musst es ja wissen", sagte Ad nur schulterzuckend und ging zu seinem Unterricht.
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