Kapitel 48 (She)
Wow, ich bin überrascht, dass ihr anscheinend- was Tabea angeht- alle einer Meinung seid! :D
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Es war ziemlich deprimierend zu sehen, wie dein eigener Freund nur dasteht und dabei zuschaut, wie sich die komlette Schule über dich lustig macht. Aber ich konnte es Luke nicht verübeln. Wenn ich an seiner Stelle gewesen wäre, hätte es mich mit der Zeit auch angestunken, mich immer und immer wieder für mich einzusetzen zu müssen. Aber belassen wir das.
Am Samstag traf ich mich mit Emy. Sie war mir mit der Zeit eine gute Freundin geworden und hatte mich eingeladen, etwas mit ihr zu unternehmen. Als ich zu vereinbarter Zeit vor ihrer Tür stand und klingelte, war ich mir plötzlich nicht mehr so sicher, ob das auch wirklich eine gute Idee gewesen war. War ich überhaupt als Freundin geeignet? Seit Flora hatte ich keine beste Freundin mehr gehabt und jetzt war ich mir unsicher, ob es nicht vielleicht auch so bleiben sollte. Ich wollte nicht, dass ich das gleiche nochmal mit Emy erleben musste. Aber andererseits; ich schätzte sie nicht als solch eine Person ein.
Meine Gedanken wurden durch die sich öffnende Tür unterbrochen. "Hay!", wurde ich von einer grinsenden Emy begrüßt. Ihr hing eine Tasche über der rechten Schulter und sie schien bereit loszulegen. "Hey", grüßte ich zurück. "Was machen wir jetzt überhaupt?"
Emy schien zu überlegen und sagte schließlich: "Kino? Das Wetter ist eh nicht so berühmt und ich will unbedingt den neuen Film mit Logan Lerman sehen!" Sie grinste schwärmend, als sie an den Schauspieler zu denken schien. "Da scheint wohl jemand eine Schwäche für Logan zu haben", stellte ich lachend fest. Emy lachte ebenfalls. "Ich mag den voll!"
Dann gingen wir los und machten uns auf den Weg ins Kino. Wir mussten nicht lange laufen und so waren wir schnell an unserem Zielort angelangt. "Ich besorg die Karten und du kümmerst dich um das Popcorn, okay?" Ich nickte und ging dann schließlich los, um das besagte Popcorn zu holen.
Anschließend trafen wir uns vor dem Kinosaal, in dem der Film laufen sollte, und betraten diesen. Wir waren mit die Ersten und hatten somit freie Platzwahl. Wir setzten uns ziemlich weit hinten hin und warteten, bis der Film losging. Erst während die Werbung bereits lief, kamen noch einige Zuschauer dazu. Aber im Großen und Ganzen waren nicht gerade viel gekommen, um den Film zu sehen.
Nach der Vorstellung gingen wir noch in einem kleinen Café etwas essen und verabschiedeten uns dann von einander mit einer Umarmung. "War schön heute, sollten wir öfter mal machen", sagte Emy lächelnd und ich stimmte ihr zu.
Am Sonntag dann war ich bei Dad und seiner Neuen zum Abendessen eingeladen. Erst wollte ich nicht hingehen, weil ich (1) meine Mutter nicht alleine lassen wollte und (2) keine Lust auf diese ominöse Becca hatte. Aber Dad zu Liebe -und weil ich ihn vermisste- überwand ich mich schließlich dazu hinzugehen.
Ich zog ein Sommerkleid an, schminkte mich und band meine Haare zu einem Pferdeschwanz, als es auch schon an der Tür klingelte. Die Neue, ich weigerte mich überhaupt an ihren Namen zu denken, wohnte am anderen Ende der Stadt, sodass Dad mir angeboten hatte, mich abzuholen. Ich lief schnell die Treppen nach unten, um vor Mum an der Tür zu sein, doch ich war zu langsam. Sie hatte die Klinke schon in der Hand, da war ich noch mitten auf der Treppe.
Ich hörte nicht, was die beiden sprachen, ich sah nur, wie Mum mit den Tränen kämpfend im Wohnzimmer verschwand, als ich kam. "Hallo Kleines", lächelte Dad zur Begrüßung und erinnerte mich damit somit sofort an Luke. -Um ehrlich zu sein, mag ich es nicht, wenn mich jemand als klein bezeichnet, aber bei Luke ist das was anderes. Bei ihm ist das süß.-
Danach zog mein Dad mich noch in eine Umarmung. "Hey Papa", sagte ich danach. Er lächelte mich an und fragte: "Können wir?" Ich nickte und rief meiner Mum zu, dass ich nun gehen würde. Als ich keine Antwort bekam, zuckte ich mit den Schultern und folgte Dad zum Auto. Er öffnete mir die Tür und ich nahm auf dem Beifahrersitz Platz, während er um den Wagen herum ging und auf seiner Seite einstieg.
"Ich weiß, dass das hier sicherlich nicht einfach für dich ist Melody. Aber ich bin mir sicher, dass du sie mögen wirst", sagte Dad während der Fahrt. "Wie heißt sie?", fragte ich gespielt interessiert. Eigentlich wusste ich es ja bereits. "Rebecca, aber ihr Spitzname ist Becca", erklärte er mir mit einem Lächeln. Er wirkte so verliebt, dass ich mich schon fast für ihn freute. Aber er hatte Mum betrogen und das konnte und wollte ich ihm nicht so schnell verzeihen.
"Okay", antwortete ich. "Können wir das Radio anmachen?" Dad lächelte. "Aber klar doch Liebes." Es wirkte so, als würde er sich besonders viel Mühe geben, nett zu mir zu sein. Vielleicht dachte er, dass ich ihn jetzt nicht mehr lieben würde, aber das könnte ich nicht. Immerhin war er noch mein Vater und er hatte so gesehen Mum betrogen und nicht mich. Vielleicht war ich aber auch nur zu nett und sollte ihn lieber hassen. Ich wusste es nicht, also beließ ich es erst einmal so, wie es jetzt war. Ich konnte ihn nach dem Treffen immer noch hassen.
Nach ca. zwanzig Minuten Autofahrt waren wir an unserem Ziel angekommen. Dad parkte das Auto in der Einfahrt des kleinen Vorstadthauses. Während wir so ziemlich im Zentrum der Stadt wohnten, schien sie ihren Sitz außerhalb zu haben. (Sorry, wenn ich irgendwann in vergangenen Kapiteln was anderes geschrieben habe. Ich bin mir gerade unsicher, habe aber bis jetzt keine Angabe dazu gefunden. Weist mich bitte darauf hin, wenn ich schon Mal erwähnt habe, wo genau Melody oder sonst jemand wohnt)
Wenn ich ehrlich war, gefiel mir die Gegend relativ gut. Es waren nicht viele Menschen auf der Straße. Einige saßen auf einem gemütlichem Liegestuhl in ihrem Garten und waren umgeben von den verschiedensten Obstbäumen, die nur darauf warteten abgeerntet zu werden.
Wir gingen zur Haustür und Dad schloss auf. Sogleich nachdem wir das Haus betreten hatten, kam ein vor Freude bellender Hund um die Ecke und war kurz davor mich anzuspringen, doch Dad hielt ihn zurück, indem er mahnend den Finger hob und sagte: "Aus, Ben! Nein." Also kam das Tier mit ruhigem Schritt zu mir und lief mir um die Beine. Fröhlich sah er zu mir hoch und etwas zurückhaltend strich ich ihm über den Kopf. Die Streicheleinheiten schienen dem Hund zu gefallen, denn er fing sofort an mit dem Schwanz zu wedeln. "Braver Junge", sagte ich schüchtern und lächelte das Tier an. Er war ziemlich groß und reichte mir bis übers Knie, sein Fell glänzte fast golden.
"Das ist Ben, ist er nicht lieb?", fragte eine Stimme. Ich richtete mich wieder auf und sah, wie eine Frau, etwas jünger als Mum, freundlich lächelnd um die Ecke kam. Sie hatte langes, blondes Haar, das ihr in Locken über die Schultern fiel. Ihre blauen Augen sahen mich neugierig an und passten in ihr zierliches Gesicht. Sie trug über einer lockeren Bluse und Jeans eine Schürze, die schon etwas benutzt aussah. Alles in allem sah sie eigentlich ganz nett aus.
Sie kam zu uns, drückte Dad einen kurzen Kuss auf den Mund, kraulte Ben und wandte sich dann an mich. "Du musst Melody sein, was für ein schöner Name! Ich freue mich dich kennenzulernen. Peter hat mir schon so viel von dir erzählt." Sie zwinkerte mir grinsend zu. "Natürlich nur positives." Ich nickte freundlich und sah dann etwas hilflos zu Dad, weil ich nicht wusste, was ich sagen sollte. Zum Schluss brachte ich nur ein schlichtes "Okay" heraus.
Wir gingen durch den Flur und um mehrere Ecken, das Haus war ziemlich verwinkelt, und kamen schließlich in einer etwas altmodischen aber unheimlich gemütlichen Küche an. Sie war nicht sehr groß, aber ein offener Durchgang führte direkt ins anliegende Esszimmer. Bei unserem gesamten Weg wurden wir stets vom Hund begleitet, der sich nun im Esszimmer hungrig über sein Hundefutter, welches in einen silbernen, runden Napf gefüllt war, hermachte.
"Setz dich doch", bot mir die Neue an, als sie mitbekam, wie ich unsicher vor dem Tisch herumstand und mich auf Ben konzentrierte, damit ich beschäftigt aussah. Dad lächelte nur, zog einen Stuhl zurück und wies mir, dass ich mich hinsetzen sollte. Nachdem ich Platz genommen hatte, setzte er sich auf den Stuhl neben mir. Kurze Zeit später kam die Neue mit drei kleinen Schlüsselchen Salat, für jeden eine, in der Hand aus der Küche. Sie stellte den Salat auf den Tisch und nahm mir gegenüber Platz. "Keine Sorge, das ist nur die Vorspeise", sagte sie mit einem Augenzwinkern an mich gerichtet. Ich nickte nur und stach mit meiner Gabel ein paar Salatblätter an, genau wie die beiden es auch taten. Es herrschte ein unangenehmes Schweigen. Man hörte lediglich hin und wieder das Geräusch der Gabeln, die auf das Glas der Schlüsseln trafen. Ich wusste nicht, ob ich etwas sagen sollte; und erst recht nicht was. Also aß ich einfach still weiter und hoffte, dass nur mir das Schweigen peinlich war.
Nach weiteren Minuten voller Stille unterbrach die Neue sie schließlich, indem sie mit einem freundlichen Lächeln sagte: "Erzähl doch mal etwas von dir Melody. Was machst du denn so gerne in deiner Freizeit, wie läuft die Schule und vorallem", sie grinste vielversprechend, "wie sieht es in der Männerwelt aus?" Ich war überfordert mit den vielen Fragen und stotterte etwas, als ich erzählte. "Ich.. Ich habe eigentlich nicht so direkt Hobbys. Bloß diese langweiligen Standardsachen, wie Lesen oder manchmal Rad fahren oder so." Ich lächelte beschämt. "Und in der Schule ist es zwar ziemlich anstrengend, aber es geht." "Und die Männerwelt?", fragte nun auch Dad und versuchte das Männerwelt genauso zu betonen wie die Neue. Mir war die ganze Sache ziemlich unangenehm. Ich meine, wer bekommt schon gerne von der neuen Freundin seines Vaters UND von seinem eigenem Vater so eine Frage gestellt? "Ist denn Luke noch aktuell?", hakte Dad weiter nach, nachdem ich keine Antwort gegeben hatte. Nun hätte ich mich fast an einem Stück Tomate verschluckt und hatte erstmal einen heftigen Hustenanfall, bevor ich anfangen konnte zu reden. In der Zeit lachte Dad. Nachdem ich mich beruhigt hatte, antwortete ich: "Jaa.. Luke ist noch aktuell. Um genau zu sein", ich machte eine Pause, da ich jetzt selbst schon lachen musste, "sind wir zusammen."
Dad klopfte mir mit einem Lachen auf die Schulter und sagte: "Na dann, herzlichen Glückwunsch zur Beziehung... Wenn man sowas dazu sagen kann." Als Erklärung für seine Neue fügte er noch hinzu: "Luke ist ein guter Kerl. Wenn du willst Melody, kannst du ihn auch gerne mal mitbringen"
"Ihr seid bei uns jederzeit herzlich Willkommen", ergänzte sie. "Nur meldet euch vielleicht vorher noch hier an. Nicht, dass dann alles unaufgeräumt ist und ihr denkt, dass wir keine Ordnung haben." Sie lachte und fragte dann wieder in ihrem normal freundlichem Ton: "Alle bereit für den Hauptgang?"
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Ugh, hier ist es so heiß, man schwitzt schon beim Nichtstun!? Schickt mir bitte einen Lastwagen mit Eiswürfeln, darüber wäre ich euch sehr verbunden. Dankeschön.
p.s. Was ist euer erster Eindruck von Rebecca? Lasst mich eure Meinung in den Kommentaren wissen :)
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