Kapitel 44 (She)
Am Morgen wurde ich durch eine laute Autohupe von draußen geweckt. Vor Schreck schlug ich meine Augen auf und wusste im ersten Moment nicht wo ich war. Dann bemerkte ich Luke, der eng an mich gekuschelt lag und sofort erinnerte ich mich wieder an alles, was gestern passiert war. Es war mir immer noch so unangenehm, dass ich vor ihm zusammengebrochen bin, trotz seiner Worte. Aber er hatte so süße Sachen gesagt, dass ich inzwischen überzeugt davon war, dass diese auch stimmten. Ich versuchte so leise wie möglich aufzustehen, doch schon als ich mich nur aus seinen Armen löste, drehte sich Luke neben mir stöhnend um und sah mich verschlafen an. "Guten Morgen Sonnenschein", murmelte er müde. "Guten Morgen", erwiderte ich und wollte aufstehen, doch Luke hielt mich zurück. "Bleib doch noch ein bisschen liegen." Er streckte seine Arme aus und grinste mich an. Ich lächelte und legte mich zurück woraufhin er sofort seine Arme um mich schlang und mich näher zog. So lagen wir noch eine ganze Weile und ich musste aufpassen, dass ich nicht wieder einschlief. Plötzlich spürte ich, wie Luke anfing mit meinen Haaren zu spielen. "Was tust du da?", fragte ich lachend und sah zu ihm hoch. "Ich mag deine Haare", antwortete er. "Ich lächelte verlegen. "Danke."
Irgendwann entschieden wir uns schließlich aufzustehen. Luke nahm meine Hand und führte mich mit in die Küche, wo bereits Lucy am Tisch saß und frühstückte. "Ich hätte euch ja auch was gemacht", sagte sie kauend, "Aber ich wusste ja nicht, wann ihr Schlafmützen euch aus dem Bett bewegt." "Haha", Luke lachte gekünstelt und ging zum Kühlschrank. Herausholte er alle benötigten Zutaten für Pfannkuchen. Ich sah ihm grinsend und verwirrt zugleich an. "..was tust du da?" "Pfannkuchen machen", kam die Antwort von Luke. Ich lachte und stellte mich neben ihn, um ihm beim Frühstück machen zu helfen. Es dauerte nicht lang, da war der Teig auch schon fertig für die Pfanne. Wir hatten es sogar hinbekommen, ohne uns mich jeglichen Zutaten zu bewerfen. Aber ich denke Luke hatte sich nur zurückgehalten, weil Lucy anwesend war.
Die fertigen Pfannkuchen platzierten wir auf unseren Tellern und setzten uns zu Lucy, die inzwischen aufgegessen hatte, an den Tisch. Luke beobachtete mich grinsend dabei, wie ich mir einen Bissen in den Mund schob. Erwartungsvoll fragte er: "Und?" Ich lächelte breit und zeigte einen Daumen nach oben, da mein Mund voll mit Pfannkuchen war. Zufrieden aß Luke selbst ein Stück und lobte danach seine eigenen Kochkünste. "Du und Kochkünste?", fragte Lucy sarkastisch. Luke verschränkte beleidigt die Arme vor der Brust und schmollte. "Komm", unterstützte Lucy ihre Aussage, "Du kriegst nicht mal ein ordentliches Rührei zustande." Ich konnte mich nicht mehr zurückhalten und fing an laut loszulachen. Daraufhin schmollte Luke nur noch mehr. "Immer sind alle gegen mich. Ihr seid doch scheiße!" Er bemühte sich ernst zu bleiben, grinste jedoch selbst beim Reden.
Als wir fertig waren mit Essen und alles weggeräumt hatten, ging ich ins Bad, um mich zurecht zumachen. Ich wusch mir erst einmal gründlich mein Gesicht und kämmte meine Haare. Dann musste ich feststellen, dass ich ja gar kein Make-up mithatte. Also blieb ich wohl oder übel ungeschminkt. Beim Umziehen trennte ich mich nur ungern von Lukes T-shirt. Es war urgemütlich und roch einfach mega nach ihm. Aber so konnte ich nicht rausgehen, deswegen trennte ich mich schweren Herzens von dem Oberteil und zog mein Kleid vom vorherigen Tag über.
Als ich fertig war, verließ ich das Bad und Luke konnte rein. Später bekam ich dann eine Nachricht von meinem Dad, dass ich doch dringend nach Hause kommen solle. Ich dachte mir nichts dabei und stieg kurze Zeit später zu Luke ins Auto. Draußen regnete es in Strömen, also hatte er mir angeboten mich zu fahren.
Während der Fahrt redeten wir nicht viel und als wir bei mir angekommen waren, stieg er aus und kam auf meine Seite, um mir die Tür zu öffnen. "Dankeschön", kicherte ich und täuschte eine Verbeugung an. Er lachte und zog mich zu sich, um mich anschließend zu küssen. "Es war ein wunderschöner Tag mit dir gestern. Ich hoffe es gibt irgendwann mal eine Fortsetzug", sagte er nach dem Kuss augenzwinkernd. Verschmitzt grinsend antwortete ich: "Das hoffe ich auch." "Wir sehen uns morgen Kleines." Er küsste mich noch einmal auf den Scheitel und stieg dann wiedee ins Auto ein. Hinter dem Steuer warf er mir noch eine Kusshand zu und brauste davon.
So ein Trottel dachte ich mir. Kitschiger ging es wohl nicht. Aber es war mein Trottel und das machte mich unheimlich glücklich.
Ich lief in unser Haus, zog meine Schuhe aus und wollte nach einem lauten Hallo in mein Zimmer gehen, da rief Dad aus dem Wohnzimmer, dass ich doch bitte herkommen solle. Ich tat was er wollte und betrat den besagten Raum. Dort saß Dad auf der Couch und klopfte auf den Platz neben sich, währenddessen Mum auf einem Sessel daneben, den Kopf auf die Hände gestützt, saß. "Was..?, setzte ich an, wurde aber von meinem Vater unterbrochen. "Setz dich bitte Melody Schatz. Ich muss mit dir über etwas reden." Verwirrt und ein bisschen beängstigt ging n langsam zur Couch und nahm neben ihm Platz. "Was gibt es denn?"
"Also", begann er, "Zuerst ich liebe euch beide. Ihr seid wirklich die tollste Familie, die man sich wünschen kann und-" "Jetzt tu doch nicht so scheinheilig!!" Mum schrie regelrecht, während sie verzweifelt versuchte sich einen Schluchzer zu unterdrücken. "Sag's ihr! Na los, rück schon raus mit der Sprache!" Ihr Verhalten machte mir Angst und ich hatte eine böse Vorahnung. "Dad?", fragte ich mit zittriger Stimme, "wovon redet Mum da?" Er seufzte tief und sprach genau das aus, wovor ich mich die ganze Zeit gefürchtet hatte. "Ich habe mich verliebt."
Ich lachte unbeabsichtigt laut auf: "Ich weiß doch, dass du Mama liebst. Deswegen brauchst du doch nicht so einen Aufstand machen!" Dad sah mich verwirrt an und sagte dann etwas fester: "Ich habe mich in eine andere Frau verliebt." Wobei er das andere Frau besonders betonte. "Aber du liebst Mum, richtig?", lachte ich weiter. Er schaute zu meiner Mutter herüber und sie zuckte mit den Schultern, als sie ihm zuraunte: "Wahrscheinlich nur eine Abwehrreaktion von ihr." Jetzt lachte ich noch mehr. "Abwehrreaktion? Vor was denn, es ist doch alles in Ordnung! Alles ist in bester Ordnung!"
Zwischen meinem ganzen Gelächter hatte ich gar nicht mitbekommen, wie ich angefanhen hatte zu weinen. Sturzbäche von Tränen rannen meine Wangen hinab und so langsam ging mein hysterisches Lachen in Schluchzen über. "Aber du liebst uns noch, richtig? Du hast uns noch lieb und wirst nicht gehen... richtig? Meine Stimme zitterte und ich bekam kaum noch ein Wort heraus. "Natürlich liebe ich euch, Schätzchen! Ich werde euch immer lieben aber-", er brach ab. "Nein, ich werde gehen. Es tut mir leid. Meine Sachen sind schon gepackt, die Trennung eingereicht. Ich wollte mich nur noch von euch verabschieden."
Mama saß zitternd von dem ganzen Weinen auf ihrem Sessel und sah Dad dabei zu, wie er mich ein letztes Mal fest umarmte und sich danach seinen Koffer, der neben der Tür stand, schnappte. "Du weißt Melody, dass du mich jederzeit besuchen kannst. Ich gebe dir Beccas Adresse und du bist bei uns immer willkommen." Ich nickte stumm.
"Ich liebe dich Melody, ich hoffe das weißt du." Er drehte sich um und verließ den Raum. Kurze Zeit später hörte ich die Tür ins Schloss fallen.
Ich lag auf meinem Bett und dachte nach. Es war inzwischen abends, meine Mutter saß noch immer auf dem Sessel im Wohnzimmer und rührte sich nicht. Sie starrte einfach geradeaus, aus ihren Augen liefen Tränen. Ich hatte versucht sie anzusprechen, doch sie hatte mich weggeschickt.
Dads Verschwinden hatte sie hart getroffen, aber ich konnte sie verstehen. Ich selbst hatte, nachdem ich in mein Zimmer gegangen war, stundenlang geweint und dem Badezimmer einen Besuch gestattet. Ich wollte es nicht mehr tun, aber ich konnte nicht anders. Es war zu verlockend und es musste ja niemand davon erfahren.
Am Montag hätte ich fast den Bus verpasst, da ich mir selber Frühstück machen musste. Mum war nicht wie üblich aufgestanden und hatte etwas vorbereitet. So langsam machte ich mir Sorgen um sie. Auch am gestrigen Abend hatte sie nichts gemacht, sondern saß einfach weinend auf dem Sessel. Ich war vollkommen auf mich allein gestellt und konnte nur hoffen, dass es lediglich eine Phase von ihr war.
Ich hatte weder Luke noch Adam was davon erzählt dass Dad gegangen war. Ich wollte es erst einmal für mich selbst verarbeiten und jegliches Mitleid vermeiden. Luke fragte mich zwar immer wieder, ob etwas nicht in Ordnung war und ob es mir gut ginge, doch ich blockte jedes Mal ab. Ich war nicht stolz darauf, dass ich meinen Freund anlog aber ich konnte nicht anders. Ich wollte ihn zudem nicht mit meinen Problemen belasten.
Er hatte mir erzählt, wie er sich am Sonntag noch einmal mit seinem Vater getroffen hatte. Sie hatten viel geredet und Luke meinte, dass er langsam wieder anfing ihm zu vertrauen, doch es würde seine Zeit brauchen.
Er wirkte glücklicher, sodass ich ihm mit meinen Problemen nur die Stimmung verderben würde, und das wollte ich nicht.
Am Mittwoch war ich nach der Schule mit zu Luke gegangen. Ich musste einfach mal raus von zu Hause, denn meine Mutter nervte mich unheimlich. Beziehungsweise sie nervte nicht wirklich, da sie rein gar nichts tat, aber genau das war das Problem.
Wir saßen miteinander kuschelnd auf der Couch im Wohnzimmer und sahen fern. Ich hatte meinen Kopf auf Lukes Schulter gelegt und versuchte mich auf die Serie, die gerade lief, zu konzentrieren, um mich von meinen Gedanken rund um Dad abzulenken.
"Melody!", Luke rüttelte sanft an meiner Schulter und sah mich drängend an. Verwirrt fragte ich: "Was ist?" "Ich hab schon 3 Mal deinen Namen gesagt und dich angestupst, aber du hast nicht reagiert. Was ist denn heute los mir dir?" "Äh, gar nichts. Ich war nur zu sehr auf das Fernsehen fokussiert, tut mir leid", entschuldigte ich mich lächelnd. "Okay, wenn du meinst. Jedenfalls müssen wir los." Erneut sah ich ihn verwirrt an. Luke verdrehte genervt die Augen und lachte: "Selbsthilfegruppe?" Ich stimmte in sein Lachen mit ein und stand dann mit ihm auf.
Am Gebäude angekommen gingen wir händchenhaltend hinein und setzten uns nebeneinander. Während ich mich umschaute, hatte ich das Gefühl etwas war anders als sonst, aber ich kam nicht darauf was.
Christina kam dieses Mal später als sonst und wirkte auch so etwas gestresst. Sie setzte sich auf ihren üblichen Platz und strich ihre Haare zurück. Dann sah sie uns an. "Hallo alle miteinander. Bevor wir heute anfangen, habe ich euch etwas sehr bedauerliches mitzuteilen. Einige von euch haben vielleicht mitbekommen, dass jemand fehlt; Marry. Ich habe eben mit ihren Eltern telefoniert und..", sie machte eine Pause, "Marry hat es leider nicht geschafft. Sie hat sich letzte Nacht das Leben genommen."
Alles war ruhig im Raum. Kein Mucks war zu hören. Es war als hätten alle anwesenden die Luft angehalten.
Christina unterbrach diese unangenehme Stille, indem sie mit einem aufgesetzten Lächeln sagte: "Es mag ein wirklich trauriger Verlust sein, aber davon lassen wir uns nicht beirren. Wir bleiben für Marry stark und stehen es gemeinsam durch. Ich glaube an euch, dass ihr es schaffen könnt."
Nachdem sie das gesagt hatte,war ich wie weggetreten, mir ging die ganze Zeit nur ein Gedanke durch den Kopf: Ich hätte sie retten können, denn ich wusste Bescheid.
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Tut mir leid, dass ich mich lang nicht mehr gemeldet habe, aber wie bereits erwähnt war ich die letzten eineinhalb Wochen in der Türkei. Nun bin ich auf dem Weg zurück und kann es kaum erwarten, wieder nach Hause zu kommen. Es war zwar echt geil dort, aber es gab auch gewisse Dinge (und Personen), die mich tierisch angekekst haben. Außerdem will ich jetzt meine 6 Wochen Sommerferien angehen! \^o^/
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