Kapitel 38 (She)
Ich schaute Luke beim Gehen zu und hoffte insgeheim, dass er sich noch einml zu mir umdrehen würde, aber dies tat er nicht. Ein klein wenig enttäuscht holte ich meinen Hausschlüssel hervor und schloss die Tür auf. Nach dem Eintreten zog ich meine Schuhe aus und stellte sie im dafür vorgesehenem Regal ab. Dann lief ich in Richtung Treppe, da ich in mein Zimmer wollte, und hörte wie meine Mutter in der Küche etwas machte. Ich sagte ihr kurz hallo und ging dann in den 2. Stock. Als ich allerdings am Arbeitszimmer meines Vaters vorbeikam, hörte ich, wie er mit jemandem telefonierte. Neugierig kam ich etwas näher und lauschte dem Gespräch.
"Nein, nein ich habe mir ihr noch nicht darüber gesprochen... Ich weiß...Hör mal, das ist alles nicht so einfach, okay?..... Ja.....Ja, ich werde es ihnen sagen. Ich verspreche es......Ich dich auch. Bis bald."
Dad legte auf und machte Anstalten, das Zimmer zu verlassen. Ich suchte eilig nach einer Versteckmöglichkeit und wollte gerade in mein Zimmer huschen, da kam er auch schon heraus und sah mich erstaunt an. Ehe er etwas sagen konnte, fragte ich scharf: "Wen willst du was fragen?" Er schüttelte verständnislos den Kopf und lächelte mich dann unschuldig an. "Ich habe keine Ahnung wovon du sprichst Melody." Ich verschränkte die Arme vor der Brust und wies dann mit einem Nicken auf das Arbeitszimmer hinter ihm. "Dein Gesprächspartner. Du hast versprochen, dass du es 'ihnen' sagen wirst. Wem?" Es schien so als ob er vorhatte zu gehen, allerdings machte ich ihm da einen Strich durch die Rechnung, da ich direkt vor der Treppe stand und auch nicht vorhatte, beiseite zu gehen. "Melody Schatz, ich habe da gerade wirklich keine Zeit dazu. Wenn du mich jetzt bitte vorbeilassen würdest-?" "Warum? Betrügst du Mama?!", sprach ich meine Gedanken gerade heraus und bereute es im nächsten Moment schon wieder. Nun spannten sich seine Gesichtszüge an und man konnte sehen, dass er sichtlich wütend wurde. "Melody, bitte! Sag so etwas nie wieder! Hast du mich verstanden? Und jetzt lass mich verdammt nochmal vorbei!!" Der Klang seiner Stimme schüchterte mich ein und ich trat zögernd einen Schritt zur Seite. Dad stürmte an mir vorbei, die Treppenstufen hinunter und wenige Minuten später schließlich auch zur Haustür hinaus.
Ich hatte eigentlich vor endlich in mein Zimmer zu gehen, allerdings wurde ich durch meine Mutter von dem Vorhaben abgehalten. Sie rief, dass ich nach unten kommen solle. Schulterzuckend tat ich, was sie von mir wollte und ging die Treppenstufen nach unten, um anschließend zu Mum in die Küche zu gehen. Ich nahm mir vor ihr nichts von dem Telefonat zu erzählen, da ich ihr nicht noch mehr Sorgen aufdrücken wollte. Sie sah so schon nicht besonders gut aus.
Sie saß auf einem der vier Küchenstühle und sah zu mir auf, als ich den Raum betrat. "Ja, was ist?", fragte ich sie. Sie spielte an ihren Händen herum und stand dann nervös auf. "Weißt du was mit deinem Vater los ist?", fragte sie gerade heraus. Ich schaute sie zuerst verwundert an und fragte danach: "Wie meinst du das?" "Naja, er ist eben so überstürzt abgehauen und generell verhält er sich in letzter Zeit komisch... ständig ist er am Telefonieren-", Mum brach ab und ließ sich verzweifelt zurück auf ihren Stuhl fallen. "Denkst du er hat eine Affäre?"
Ich kam ein paar Schritte näher und legte ihr mitfühlend eine Hand auf die Schulter. "Ganz bestimmt nicht", versuchte ich sie zu beruhigen, "Du steigerst dich da sicherlich nur in etwas rein. Dad liebt uns, ich traue ihm so etwas nicht."
Um ehrlich zu sein glaubte ich mir selbst kein Wort. Ich hatte ja schon eine Weile den Verdacht, dass Dad Mum betrog, wollte es mir aber selbst noch nicht richtig eingestehen. Gerade da die beiden sonst immer so verliebt gewirkt hatten. Aber wer weiß? Vielleicht hatte mein dummes Ich ja sogar Recht und wir steigerten uns beide einfach viel zu sehr in etwas rein. Vielleicht war diese Becca auch einfach nur eine sehr gute Freundin von ihm. Oder eine Arbeitskollegin. Das würde zwar noch nicht das Herz hinter dem Namen erklären, aber ich wollte mir darüber jetzt keine Gedanken machen. Ich würde mir meine gute Laune, die ich noch von meinem Besuch bei Luke hatte, nicht von reinen Spekulationen kaputt machen.
Ich wechselte das Thema und redete mit Mum unter über die Schule und andere Lappalien.
Am nächsten Tag erzählte ich in der Mittagspause Adam von der ganzen Geschichte und hoffte auf einen guten Rat von ihm. "Was würdest du in meiner Situation machen?", fragte ich unsicher und spielte mit dem Zipfel meiner Jacke herum. Adam überlegte und meinte dann: "Auf jeden Fall würde ich ihn nicht noch einmal darauf ansprechen. Noch hast du keinesfalls genug Beweise, dass er deine Mutter wirklich betrügt. Außerdem könnte er nur noch wütender werden, wenn du nicht locker lässt. Allerdings ist es schon auffallend merkwürdig, dass er sofort so gereizt reagiert hat." Ich nickte nachdenklich und starrte auf einen unbestimmten Punkt in der Ferne, als mich plötzlich jemand von hinten umarmte. Erschrocken zuckte ich zusammen und drehte mich um, musste allerdings sofort lächeln, als ich sah wer es war. "Hey", wurde ich von Luke begrüßt. Ich erwiderte seine Begrüßung und dann umarmten wir uns noch einmal normal. Adam und Luke begrüßten sich auch noch einmal, womit dies dann auch erledigt wäre. Wir unterhielten uns eine Weile. Jedoch bemerkte Luke schnell, dass etwas nicht stimmte und fragte mich besorgt: "Du bist so still, ist etwas passiert?" Ich erzählte ihm das Gleiche, was ich vorhin schon Adam erzählt hatte. "Ich habe Angst", sagte ich abschließend, "Angst, dass unsere Familie daran zerbricht." Luke nickte kaum merklich und setzte an etwas zu sagen, da fiel mir etwas ein und ich hätte mir am liebsten selbst eine reingehauen. War vielleicht nicht gerade besonders schlau gewesen vor ihm von kaputter Familie zu reden. Sofort hob ich entschuldigend die Arme und stotterte: "S-sorry, ich hätte nicht davon anfangen sollen. Ich-" "Alles okay", wurde ich von einem lächelnden Luke unterbrochen. "Das macht mir nichts, wirklich. Erzähl ruhig weiter, ich höre dir zu und bin für dich da." Dankbar schlang ich meine Arme um ihn und wir verharrten in dieser angenehmen Position solange bis Adam mit den Worten: "Gruppenkuscheln!" Dazu kam und sich unserer Umarmung anschloss. Wir fingen an zu lachen und standen einfach eine ganze Weile so da und ich genoss das Gefühl, endlich mal wieder wahre Freunde zu haben, die jederzeit für mich da waren und auf die ich mich verlassen konnte. Auch wenn ich natürlich nichts dagegen hätte, wenn ich Luke zu den etwas "engeren" Freunden dazuzählen könnte. Aber das würde wahrscheinlich nur Wunschdenken bleiben, denn meiner Ansicht wirkte er nicht gerade so, als hätte er vor mich als feste Freundin zu sehen.
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