Kapitel 32 (She)

Ich sitz mit meinem Bruder, ein paar Kumpels von ihm und seiner Freundin draußen. Laute Musik, ein warmes Feuer links und ein V+ rechts neben mir. Ich bin bereit für dieses Kapitel! ^.^ :D

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Ich hatte dem Treffen mit Luke nur zugestimmt, weil ich hören wollte, was er zu sagen hatte. Er sollte sich aber nicht einbilden, dass deswegen sofort alles wieder okay war. Die Zeit ohne war wirklich schwer gewesen, dabei waren es gerade mal wenige Wochen. Doch in genau diesen wenigen Wochen hatte ich erst so richtig realisieren können, was ich eigentlich für Luke fühlte.

Ich kam ein paar Minuten später als vereinbart am Park an, aber das kümmerte mich nur wenig. Luke konnte froh sein, dass ich überhaupt gekommen war. Ich sah ihn schon von weitem auf unserer üblichen Bank sitzen, eine Kippe in der Hand haltend. Was auch sonst. Als er meine Schritte hörte, sah er auf und lächelte ein wenig. Anders als sonst erwiderte ich es nicht. "Melody. Hey", begrüßte er mich und stand auf. "Hallo", sagte ich. Er deutete mir Platz zu nehmen und setzte sich dann neben mich. "Ich höre?", sagte ich und zog meine Augenbrauen nach oben. "Es tut mir Leid."  "Mehr hast du nicht zu sagen?" Er dachte kurz nach und fügte dann hinzu: "Doch, habe ich." Anstatt aber weiterzureden, schwieg er. Ungeduldig wippte ich mit dem Fuß und verschränkte die Arme vor der Brust. "Ich hab nicht ewig Zeit", sagte ich kalt.
Es war normalerweise überhaupt nicht meine Art, mich so zickig zu verhalten und es tat mir weh ihn so zu sehen. Ihm fiel das ganze hier alles andere als leicht, das merkte man selbst als ein Blinder und er tat mir irgendwo auch leid, aber ich musste auch einmal an mich selbst denken. Er hatte mir weh getan und ich wollte endlich wissen, wo ich bei ihm stand. Diese Ungewissheit brachte mich sonst noch um!

"Es tut mir Leid, dass ich mich so verhalten habe. Ich weiß jetzt, dass ich dich damit verletzt habe. Das wollte ich wirklich nicht Melody und du hast auch allen Grund sauer auf mich zu sein. Ich habe mich wirklich wie ein Arschloch verhalten, aber nach dem Kuss da-" Luke hielt inne und schien zu überlegen, was er nun sagen sollte. Nervös spielte ich mit meinen Fingern, gebannt wartend auf seine folgenden Worte.
Er holte tief Luft und fuhr dann fort: "Ich wusste einfach nicht genau, was ich fühle. Ich war so verwirrt, verstehst du? Ich hab vor dir nichts mit Mädchen zutun gehabt. Mädchen waren für mich ein Tabu-Thema. Ich habe mich von allen ferngehalten, und dann kommst du in mein Leben und bringst alles durcheinander. Fasse das jetzt nicht falsch auf, ich meine es in keinster Weise böse aber.... Weißt du, ich hatte noch nie Gefühle für jemanden. Ich weiß nicht wie sich das anfühlt und... und ich wollte mir einfach sicher sein, dass ich auch wirklich das tue, was ich will und was ich für richtig halte. Ich wollte dir nicht erst ewig lang irgendwelche Hoffnung machen, um dich dann vielleicht fallen zu lassen." "Hast du aber schon", unterbrach ich ihn. Luke seufzte. "Ich weiß. Aber ich bin mir jetzt hundertprozentig sicher. Ich weiß jetzt, was ich will." Auffordernd sah ich ihn an und hob die rechte Augenbraue. Ich versuchte innerlich meine Aufregung und die Nervosität in Zaum zu halten.

"Ich will dich, Melody", sagte er dann und griff nach meiner Hand. Unschlüssig folgte ich mit meinen Augen seinen Bewegungen.

Hatte er mir gerade indirekt seine Liebe gestanden? Sollte ich ihm glauben? Nach der ganzen Zeit, die er mich hat warten lassen, sollte ich ihm jetzt wirklich so schnell verzeihen? Ich war mir so unsicher. Was, wenn ich ihm heute verzieh und er mich wenige Tage später wieder fallen ließ? Konnte ich das wirklich riskieren? Sollte ich auf meinen Verstand hören oder doch lieber meinem Herz vertrauen? Vielleicht holte ich mir auch erst einmal Rat von Emy? Ich hatte ihr zwar noch gar nicht von Luke erzählt, aber wenn ich es tun würde, dann könnte sie mir vielleicht weiterhelfen. Auf jeden Fall musste ich jetzt wenigstens irgendwas sagen. Scheiß Verhalten hin- oder her, zumindest eine Reaktion war ich Luke schuldig.

"Okay", sagte ich und hätte mir danach am liebsten sofort eine selbst reingehauen. Das war ja wohl die mieseste Antwort, die ich darauf hätte geben können! Ich regte mich innerlich so über mich auf, und als ich Lukes Gesichtsausdruck sah, sprang mein Herz förmlich entzwei. Seine Augen hatten von Reue zu reiner Traurigkeit und enttäuscht gewechselt. Sein Blick wirkte gebrochen.
"Okay..", wiederholte Luke und saß einfach nur regungslos da. Erst nach einiger Zeit stand er wie in Zeitlupe auf. Seine Zigarette, die er das ganze Gespräch über noch in seiner Hand gehalten hatte, schnippte er nun zur Seite. "Ich glaube, ich geh dann mal. Tut mir leid, dass ich dir deine Zeit gestohlen hab..", murmelte er und ging mit gesenktem Kopf davon. Ich wollte ihm hinterher, ihn festhalten, umarmen und ihm sagen, dass ich es so nicht gemeint hatte. Ich wollte ihn küssen, seine Nähe spüren und mich an seine Brust schmien- Aber ich tat nichts von alledem. Stattdessen blieb ich einfach auf der Bank sitzen und sah ihm dabei zu, wie er mit hängenden Schultern davon ging.

Ich seufzte tief und lehnte mich erschöpft zurück. Warum musste eigentlich immer alles so kompliziert sein?! Konnte das Leben nicht einmal so, wie in einem Film oder Liebesroman sein? Wo perfekte Menschen auf noch perfektere Menschen trafen, sich unsterblich in einander verliebten und schließlich alles in einem Friede Freude Eierkuchen Moment endete. Ich wünschte, mein Leben wäre auch so einfach.

Und als ob es mir nicht eh schon schlecht genug ging, kam zu allem Überfluss Fenja, ein Mädchen aus meiner Parallelklasse, vorbei. Wie jeder an meiner Schule konnte sie mich natürlich nicht leiden und ließ sofort einen dummen Spruch ab, als sie mich sah. "Du sitzt da wie so ein kleines Häufchen Elend! Ach warte,,, genau das bist du ja, haha! Flora meinte, dein geliebter Luke hätte sich von dir abgewendet. Kein Wunder.." Ich drehte mich von ihr weg und versuchte unauffällig die aufsteigenden Tränen wegzuwischen. Fenja stöhnte nur genervt auf, als sie es mitbekam. "Musst du eigentlich immer gleich anfangen zu heulen? Ich an deiner Stelle schämen würde mich schämen!"
Ich stand zitternd auf und ging langsam davon. Hinter mir hörte ich sie noch rufen: "Los! Verpiss dich doch du Schlampe, anstatt dich deinen Problemen zu stellen!" Ich lief erst nur ein wenig schneller und rannte dann schließlich aus dem Park heraus und quer durch die Straßen.

Zu Hause angekommen kramte ich nach meinem Schüssel, schloss die Haustür auf und stürmte, nachdem ich meine Schuhe abgestreift hatte,nach oben in mein Zimmer. Dort drehte ich den Schlüssel im Schloss zwei Mal herum und glitt dann unter Tränen an meiner Zimmertür zu Boden. Ich hielt mir die Hand vor den Mund, um die krassen Schluchzer zu unterdrücken, doch dies funktionierte nur mäßig. Immer wieder entfuhr mir ein lautes Schluchzen. Ich weinte einfach all den Kummer, der sich über die vergangenen Tage angesammelt hatte, auf einmal aus. Es überkam mich alles gleichzeitig. Das Drama mit Luke, die nie enden wollenden Mobbing-Attacken, in meinem Kopf schwirrten tausende Gedanken umher. Dabei wollte ich an gar nichts denken und nur meine Ruhe haben. Am liebsten würde ich meinen Kopf einfach ausschalten. Oder am besten gleich mein ganzes Leben.
All der Frohsinn, das Glück, was ich mir in den letzten Wochen aufgebaut hatte, schien in einem einzigen Moment verpufft zu sein. Ich spürte nichts mehr davon. Mir ging es wieder genauso scheiße, wie vor meinem Treffen mit Luke. Wo wir gerade über Luke sprachen, ich verstand ihn einfach nicht. Wie konnte er mich küssen, sich aber nicht sicher sein was er überhaupt will? Und dann wie er so enttäuscht davon gegangen war, ich wollte ihm doch nicht weh tun! Ich wusste selbst, dass mein Okay echt nicht in Ordnung gewesen war, aber nun war es zu spät. Ich konnte es nicht mehr rückgängig machen. Jetzt dachte Luke doch erst recht, dass ich nichts von ihm wollte. Dabei hatte ich mich so unsterblich in den braunhaarigen Lockenkopf mit den wahrscheinlich fesselndsten Augen der Welt verliebt. Ich wollte und konnte nicht mehr ohne ihn.

Ich bemerkte wie sehr ich zitterte und griff, noch immer weinend, nach einer Packung Taschentücher. Ich putzte mir meine Nase und stand danach wie automatisch auf. Zeitlupenartig bewegte ich mich auf meinen Schrank hinzu und zog die Schachtel heraus, mit der ich dann ins Bad ging. Dort schloss ich mich abermals ein und tat etwas, wofür ich mich so schämte, aber gleichzeitig war es so erleichternd und befreiend. Es ließ mich besser fühlen und machte meinen Kopf klar. Es war Himmel und Hölle zugleich. Gut und Böse. Ich fragte mich, was Luke wohl dazu sagen würde.

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