Kapitel 23 (He)

Im Laufen drehte ich mich noch einmal kurz um und beobachtete Melody wie sie das Schulgebäude betrat. Ihr blonder Pferdeschwanz wippte dabei hin und her. Sie war so schön.

Ich konnte immer noch nicht fassen, was gerade passiert war. Alles wirkte so unwirklich, als wäre es nie geschehen. Doch es war geschehen und ich musste jetzt aufpassen mit dem, was ich tat. Natürlich würde ich Melody weiterhin verteidigen, jedoch so, dass mein Geheimnis sicher blieb. Niemand durfte von meinem Vater erfahren. Das konnte ich nicht zulassen. Es würde alles nur noch mehr durcheinanderbringen. Warum musste auch immer alles so kompliziert sein?

Ich war so in Gedanken vertieft, dass ich fast schon zum Unterricht schlich. Natürlich war ich viel zu spät, doch das war im Moment mein geringstes Problem. Der Sportlehrer motzte mich zwar an, aber das war's dann auch schon. Den Rest der Stunde ließ er mich in Ruhe.

Beim Volleyball wurde ich dann von Ryan angesprochen. "Sag mal, ist irgenwas? Du bist heute so mega still." Ich wusste nicht, was ich antworten sollte. Schließlich konnte ich ihm nicht die Wahrheit sagen. Er wusste nichts von meiner Vergangenheit. Ich hatte schon oft vorgehabt es ihm zu erzählen, aber irgendwie war ich dann doch nie bereit.

Ryan war ein guter Freund; das ja. Aber wir würden uns nie so nahestehen wie ich mit Robin damals. Dafür machten wir aber auch einfach zu wenig. Gerade jetzt wo es langsam auf's Abi zuging, waren wir beide oft mit Lernen beschäftigt oder er hatte ein wichtiges Fußballspiel.

Ich persönlich war noch nie ein Fußballfan. Ich fand daran einfach nichts, zweimal 45 Minuten anderen dabei zuzusehen, wie sie einem gefleckten Ball hinterherliefen. Mein Vater hatte sich immer gewünscht, ich würde wenigstens irgendeinen Sport machen, doch ich hatte dazu nie Lust und auch nicht die Fähigkeiten. Schon als kleiner Knirps nicht. Ich war jetzt keinesfalls ein Schwächling, allerdings auch kein Profisportler.

In Kunst war ich ein Noob, also hatte er da auch nichts auf das er stolz sein könnte. Dafür hatte ich mit 11 angefangen Gitarre zuspielen. Die einzige Fähigkeit, die ihm nicht zu gefallen schien. Jedes Mal, wenn ich etwas vorgespielen wollte, hatte er sich beschwert, ich solle doch mit dem Krach aufhören. Und meine Mutter war da bereits tot, sie konnte es sich somit nicht mehr anhören. Aber ich war mir damals sicher gewesen, dass es ihr gefallen hätte.

"Nein, alles okay. Hab nur schlecht geschlafen", winkte ich ab. Ryan sah mich daraufhin besorgt an, zuckte dann aber mit den Schultern und beließ es dabei, wofür ich ihm auch dankbar war. Den Rest der Sportstunde redeten wir nur über irgendwelche belanglosen Dinge und auch so passierte an dem Tag nichts außergewöhnliches mehr.

Am Dienstag ging ich mit gemischten Gefühlen in die Schule. Ich wusste nicht was ich machen sollte, wenn Melody wieder angegriffen wurde. Natürlich wollte ich ihr beistehen, aber ich hatte Angst vor Flora. Eignetlich war es erniedrigend vor ihr Angst haben zu müssen, aber sie kannte mein Geheimnis und wenn sie dies verbreitete, konnte ich einpacken. Es war ja schon schwer genug gewesen Melody davon zu erzählen und jetzt besteht die Gefahr, dass es bald die komplette Schule weiß?

Bis nach der Schule hatte ich Melody kein einziges Mal gesehen. Erst als ich das Gebäude verließ und mich auf den Heimweg machen wollte, entdeckte ich sie in einer abgelegenen Ecke. Flora stand vor ihr und schubste sie gegen die Hauswand. Schützend hielt Melody die Arme vor's Gesicht, doch davon ließ sich ihre Angreiferin nicht beirren. Ich überlegte lange, musste mich jedoch geschlagen geben und lief vorsichtig auf die beiden zu. Da Flora mit dem Rücken zu mir stand, konnte sie mich nicht kommen sehen. Melody wollte gerade erleichtert etwas sagen, als ich warnend den Finger auf die Lippen legte, damit sie mich nicht verriet.

"Na wo ist dein großer starker Retter jetzt, hm? Ich habe dir ja gleich gesagt, dass du ihm egal bist!", lachte Flora schadenfroh. Sie kam der total eingeschüchterten Melody noch näher, sodass kaum mehr ein Blatt zwischen die beiden gepasst hätte. Ich atmete tief durch und sagte dann mit bestimmter Stimme: "Sei dir da mal nicht so sicher." Sie fuhr überrascht um und musterte mich dann herablassend von oben bis unten. "Hätte nicht damit gerechnet nochmal auf dich zu treffen. Eine Warnung reicht dir wohl nicht."

Sie kam ein paar Schritte auf mich zu und verschränkte die Arme vor der Brust, um bedrohlicher zu wirken. "Du machst mir keine Angst", sagte ich und machte sie nach, indem ich ebenfalls die Arme verschränkte. Sie zuckte daraufhin nur mit den Schultern und erwiderte: "Ich bin erstaunt über deinen Mut. Mal sehen ob du den immer noch hast, wenn jeder von deinem Geheimnis weiß." Sie zückte ihr Handy und wollte anfangen zu tippen, als Melody plötzlich hinter ihr auftauchte und es aus ihren Händen riss. "Das lässt du mal schön bleiben!"

Geschockt und rasend vor Wut wirbelte Flora herum und wollte nach ihrem Telefon greifen, doch Melody hielt es so, dass sie nicht rankam. "Gib es sofort her du Schlampe!", kreischte sie und versuchte immer wieder heranzukommen. Melody genoss die Situation endlich mal Kontrolle über ihre Peinigerin zu haben.

Und plötzlich tauchte Adam, ein dunkelhäutiger, sportlicher Typ aus meinem Jahrgang auf. Ich hatte schon öfter mit ihm Unterricht gehabt, doch wirklich miteinander geredet hatten wir noch nie. "Was ist denn hier los?!", fragte er total durcheinander, als er die Situation betrachtete. Er ging zwischen die beiden Mädchen und nahm Melody das Handy aus der Hand, hielt es jedoch so, dass Flora nicht herankam. "Ist das deins?", fragte er die Braunhaarige, welche sofort eifrig nickte. "Gib es ihr ja nicht!", schrie Melody sofort entsetzt auf und griff nun ebenfalls nach dem grünen Telefon. Völlig unterfordert mit der Situation blickte Adam Hilfe suchend zu mir. Ich wusste auch nicht so recht mit der Situation umzugehen und zuckte nur mit den Schultern. Einerseits konnten wir Flora nicht ewig ihr Smartphone vorenthalten. Anderseits würde sie sobald sie es wiederhatte allen erzählen, dass mein Vater mich als Kind geschlagen hatte. Die Situation war aussichtslos.

Ich kämpfte mit mir selbst, entschied mich jedoch schließlich gegen mich. "Gib es ihr." Entsetzt starrte Melody mich an. Angst spiegelte sich in ihrem Blick wider. "Das kannst du nicht machen!", rief sie in meine Richtung und versuchte Adam das Handy abzunehmen, doch dieser zuckte nur hilflos mit den Schultern und übergab das Smartphone wieder ihrem rechtmäßigen Besitzer. Triumphierend schwenkte Flora ihr wiedergewonnenes Gerät in der Luft herum. Zu Melody gerichtet sagte sie: "Das wirst du noch bitter bereuen!" Und mit hinterhältigem Blick fügte sie in meine Richtung gewandt hinzu: "Und du erst recht." Dann stolzierte sie freudestrahlend davon.

Kraftlos sackte Melody zusammen und fand sich auf dem Kiesboden wieder. Eine Träne lief ihre Wange hinunter. "Das ist alles meine Schuld. Tut mir Leid Luke." Ich lief zu ihr und hockte mich neben sie. Ich nahm sie in die Arme und strich ihr beruhigend übers Haar. Auch Adam kam zu uns und sah noch immer total verwirrt aus. "Kann mich mal bitte einer aufklären? Ich komm nicht mehr ganz mit."

Seufzend erzählte ich ihm von Floras Plan. Spätestens morgen wüssten eh alle von meiner Vergangenheit, also konnte ich es ihm getrost sagen. Als ich fertig mit Erzählen war, schaute ich Adam an und wartete auf eine Reaktion. "Scheiße", sagte er nur und richtete sich seufzend wieder auf. Ich reichte Melody eine Hand und wir erhoben uns ebenfalls. Sie wischte sich mit dem Ärmel ihrer Jacke die Tränen von den Wangen. "Und jetzt?", fragte sie noch immer mit ängstlichem Unterton.

"Jetzt heißt es abwarten was passiert", sagte ich und wand mich zum Gehen. "Ich muss jetzt nach Hause. Wir sehen uns morgen. Hoffentlich." Das letzte hatte ich so leise geflüstert, dass es nur ich hören konnte.

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Verdammt, habe die AN vergessen. xD
Ich bin irgendwie stolz auf mich, dass ich in letzter Zeit so viele Ideen habe und sie vorallem auch umsetze. Mir gefällt die Richtung, in die sich cabcyl entwickelt irgendwie total, auch wenn ich zugeben muss, dass ich mit dem Kapitel unzufrieden bin. Doch auch nach dem 1000. Mal durchlesen ist mir nichts eingefallen, wie ich es hätte besser machen können. Außerdem hatte Emy mich umgebracht, wenn ich das Kapitel noch weiter verschoben hätte.
Also: Beschwert euch bei Emy, dass das Kapitel kacke geworden ist! :D

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