Kapitel 16 (She)

Bevor das neue Kapitel losgeht, habe ich eine kleine Ansage zu machen. Nix schlimmes, keine Sorge :)
Es wird bald ein Special geben. Was genau es sein wird, verrate ich nicht. Ich sage nur, dass es vom Vorteil wäre, wenn ihr das Geschehen von "Life Changes" von @xoEmyxo kennen würdet. Das ist aber nicht zwingend notwendig.

Das war es eigentlich schon. Ich hoffe, ich habe euch wenigstens ein bisschen neugierig gemacht. ^.^
Und jetzt viel Spaß mit dem Kapitel. :)

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Am nächsten Morgen fiel es mir besonders schwer aufzustehen. Ich hatte am Abend ewig wachgelegen und über das Geschehen im Park nachgedacht. Luke tat mir leid und ich wollte ihm helfen, aber er ließ mich einfach nicht und das machte mich traurig und wütend. Ich hatte Angst um ihn. Angst, dass ihm irgendetwas zustoßen würde.

Ich zog mich an und ging nach unten, um zu frühstücken. Meine Mutter hatte heute frei und schlief noch, sodass ich allein in der Küche war. Ich machte mir einen Tee und wollte mir einen dazu Toast toasten, als ich inne hielt. Eigentlich hatte ich keinen Hunger und konnte getrost darauf verzichten. Also stellte ich die Packung zurück an ihren Platz und trank meinen Tee zu Ende. Danach machte ich mich fertig, packte zögerlich mein Frühstück für die Schule ein und schlenderte zum Bus. Kurz hatte ich überlegt, ob ich das Essen nicht zu Hause lassen sollte, aber dann hätte meine Mutter nur wieder Stress gemacht und das konnte ich nun wirklich nicht gebrauchen.

Dieses Mal hatte ich sogar Glück und der Bus hatte gerade angehalten, als ich kam. Ich setzte mich nach ganz hinten und holte meine Kopfhörer hervor, um den Spott meiner Mitschüler nicht mit anhören zu müssen. Ich sah nach, ob Luke mir vielleicht geschrieben hatte, musste aber enttäuscht feststellen, dass dies nicht der Fall war.

An der Schule angekommen stieg ich aus und lief mit der Masse ins Gebäude. Ich hörte gar nicht auf das, was sie sagten. Ich war zu sehr damit beschäftigt nach Luke Ausschau zu halten. Und tatsächlich - als ich in der Mittagspause auf den Weg in die Cafeteria war, entdeckte ich ihn vor dem Biologiezimmer. Er stand an die Wand gelehnt und unterhielt sich mit einem Jungen, der mir schon öfter über den Weg gelaufen war, aber nie etwas zu mir gesagt hatte. Ich zögerte eine Weile, bis ich letztendlich all meinen Mut zusammennahm und Luke auf die Schulter tippte. Er drehte sich um und sah nicht gerade begeistert aus, als er mich erkannte. Seine Wange war noch immer rot, aber bei weitem nicht mehr so schlimm wie gestern.
"Was willst du?", fragte er scharf, sodass ich kurz zusammenzuckte. Es tat weh, dass er so gefühllos mit mir sprach. "Warum bist du plötzlich so?", fragte ich und sah ihn einfühlsam an. "Luke, ich will dir doch nur helfen."
"Und ich will, dass du mich in Ruhe lässt." Mit den Worten drehte er sich wieder seinem Gesprächspartner zu und ignorierte mich. Seufzend wand ich mich ab und ging nach draußen. Der Hunger war mir schlagartig vergangen und ich wollte nur noch meine Ruhe haben.

Ich lehnte mich an einen Baum direkt neben der Raucherecke und dachte nach. Ein zwielichtiger Typ, ein bis zwei Jahre älter als ich, hielt mir eine Zigarette hin. "Willst du? Siehst so aus, als könntest du's gebrauchen." Ich wusste nicht, ob er es ernst meinte oder mich nur verarschen wollte, also lehnte ich ab. "Ich bin gerade echt nicht in der Stimmung, verarscht zu werden. Danke"
Doch er ließ nicht locker. "Ich habe nicht vor, dir irgendetwas zu tun. Ich wurde früher selber gemobbt, bis sie bemerkt haben, dass es mich nicht mehr interessiert. Also, willst du?" Er streckte mir erneut die Zigarette entgegen und dieses Mal nahm ich sie an. "Danke", murmelte ich und zog einmal, bekam aber sofort danach einen schrecklichen Hustenanfall. "Das erste Mal, was? Keine Sorge, man gewöhnt sich daran", lachte er und streckte seine Hand aus. "Ich bin Adam." Ich nahm sie entgegen und antwortete noch etwas unsicher: "Melody." Adam lächelte und meinte: "Ich weiß. Wird ja 'ne Menge gesagt über dich." Ich seufzte nur und sagte nichts dazu. Schließlich müsste ich inzwischen eigentlich damit rechnen, dass man mich überall kannte. Die Kleine, die nackt in der Schule hing.

Erst jetzt sah ich mir Adam genauer an. Er war dunkelhäutig und hatte kurze, schwarze Haare. Seine Augen waren dunkel wie die Nacht. Man könnte denken, die Iris wäre eins mit der Pupille. Er hatte große füllige Lippen, die sich bestimmt super zum Küssen eigneten und seine Stimme war ziemlich tief. Adams Kleidungsstil war eher sportlich gehalten; er trug ein weißes Top, was nach unten hin in ein dunkelblau überging und dazu eine normale kurze Hose. Ich kam mir viel zu dick angezogen neben ihm vor, mit meiner Strickjacke und der Jeans, aber ich konnte nichts Kurzes anziehen. Niemand durfte meine Narben sehen.
Ich betrachtete seine Arme und bemerkte, wie muskulös er doch war. Bestimmt machte er viel Sport.

"Was starrst du so? Gefällt dir der Anblick?", lachte Adam. Ich musste schmunzeln und zog noch einmal an der Zigarette in meiner Hand. Dieses Mal musste ich bei weitem nicht mehr so stark husten wie zuerst. Im Gegenteil, ich fand Gefallen am Rauchen.

"Vielleicht", beantwortete ich Adams Frage und schmunzelte. "Du siehst aber auch nicht schlecht aus. Vielleicht bisschen warm für Spätsommer, aber ich find's gut. Nicht so aufgetakelt mit kurzem Kleidchen und zehn Tonnen Makeup in Gesicht. Ich mag's natürlich." Ich lächelte ein wenig über sein Kompliment und fühlte mich geschmeichelt, auch wenn ich innerlich ganz anderer Meinung war.

Noch eine ganze Weile unterhielt ich mich mit Adam und wir tauschten letztendlich sogar Nummern aus. Unter anderem erfuhr ich, dass er 17 war - genau wie Luke - und somit bestimmt auch öfter Unterricht mit ihm hatte.

Er war wirklich ein netter Kerl und ich glaubte nicht mehr, dass er mich verarschen wollte. Doch irgendwann war die Mittagspause vorbei und wir mussten uns erst einmal verabschieden. "War nett dich kennenzulernen Melody", sagte Adam und umarmte mich freundschaftlich. "Ach ja, und achte nicht auf die anderen, die sind eh nur neidisch." Er zwinkerte mir ein letztes Mal zu, zeigte ein Peace-Zeichen und verschwand dann in Richtung Schulgebäude. Ich lächelte ihm hinterher und ging dann ebenfalls in meine Klasse.

In den nächsten Tagen traf ich mich jede Pause mit Adam in der Raucherecke. Er brachte mir jedes Mal eine Zigarette mit und wir redeten und lachten vor allem viel. Ich genoss es, endlich wieder jemanden zu haben, mit dem ich aus vollem Herzen lachen konnte. Adam erzählte mir viel von sich, er spielte Basketball in der Schulmannschaft, hatte eine kleine fünfjährige Schwester und wurde früher wegen seiner Hautfarbe gemobbt. "Weißt du, Menschen stehen nicht so auf Außergewöhnliches. Alles, was fremd oder anders ist, wird sofort als schlecht abgestempelt."

Ich hatte ihm den Vorfall mit Jack genauer erzählt und er meinte nur "Alles Eifersucht." Ich hatte ihn gefragt, wieso Jack auf ein Mädchen eifersüchtig sein sollte. Adam hatte dann mit den Schultern gezuckt und an seiner Kippe gezogen. "Keine Ahnung."

Mir gefiel seine lockere, offene Art total. Er wirkte wie das genaue Gegenteil von Luke.

Dass ich mich selbst verletzte, hatte ich ihm jedoch verschwiegen. Er fragte zwar, warum ich immer eine Jacke trug, aber ich meinte nur, dass ich ziemlich schnell fror. Adam hakte nicht weiter nach, wofür ich ihm mehr als dankbar war.

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Inzwischen war es wieder Mittwoch. Ich hatte Luke öfter im Schulhaus oder auch auf dem Hof gesehen, bin ihm aber immer aus dem Weg gegangen. Ich wollte jedliche Konfrontation vermeiden, dabei wusste ich, dass ich ihn heute so oder so wiedersehen würde.

Den ganzen Tag über war ich nervös. Als ich mich in der Mittagspause wieder mit Adam traf, merkte er sofort, dass etwas nicht stimmte. Ich sah ihn schon von weitem grinsen, als ich auf ihn zukam und ihn umarmte. Er zündete sich wie immer eine Zigarette an und hielt auch mir eine hin. Ich nahm schnell einen Zug und blies nervös den Rauch wieder aus.
"Hey Mel, ist etwas passiert? Du wirkst angespannt heute", stellte Adam fest und sah mich besorgt an. Schon am zweiten Tag hatte er angefangen, mich Mel zu nennen, weil ihm Melody zu lang war. Aus Spaß hatte ich ihn dann Ad genannt - eigentlich wollte ihn damit ärgern, aber ihm es gefiel, sodass wir uns seitdem fast nur noch Mel und Ad nannten.

Ich erzählte ihm von Luke, ließ aber einige Details weg. Ich hatte einfach behauptet, ich hätte Streit mit ihm gehabt und wir uns seitdem aus dem Weg gingen. Auch die Tatsache, dass ich ihn heute gezwungenermaßen wiedersah, erwähnte ich. Den Grund allerdings verschwieg ich, was Ad aber keineswegs zu stören schien.
"Du schaffst das schon." Ermutigend klopfte er mir auf die Schulter. "Einfach immer positiv denken", fügte er zwinkernd hinzu und lachte dann. Wir wechselten das Thema und er erzählte mir von seinem letzten Basketballspiel, um mich abzulenken. Dafür war ich ihm äußerst dankbar, da ich nur wenig Lust hatte, weiter über Luke zu sprechen.

Leider verging der Tag viel zu schnell, sodass ich schon bald vor dem Gebäude der Selbsthilfegruppe stand und Angst hatte, Luke dort drin zu treffen. Doch ich wusste, dass ich dem Problem nicht für immer aus dem Weg gehen konnte. Außerdem war ich ja nicht einmal Schuld. Er  ließ immerhin mich nicht an sich ran.

Ich atmete ein letztes Mal tief durch und betrat dann mit gemischten Gefühlen das große Gebäude.

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