I
Ich versuchte mich an einem Buch. Es hieß: ,, Cinderella!" Eine wunderschöne Geschichte von einem Mädchen, dass sich nicht herum schubsen lässt. Es wird eine Prinzessin und bekommt ihr Happy End.
Lesen konnte ich schon mit vier Jahren, da ich es mir selbst beibrachte. Lesen und Schreiben lernte man erst mit fünf Jahren. Ich wurde zu Hause von meinem Vater unterrichtet. Die meisten Schulen hatten sowieso, dank der Camps und der Regierung schließen müssen.
Heute war ein schöner Tag. Zwar scheinte die Sonne und ich hätte rausgehen müssen, wie es in dem Plam stand, hatte aber heute keine Lust.
Man bekam für jeden Tag einen Plan, manchmal auch einen für die ganze Woche. Ich war ganz stolz darauf, dass ich ihn schon mit vier lesen konnte, obwohl ich manche Wörter noch verwechselte. Auf den Plan stand, was man machen musste.
Auf meinem stand heute: Unterricht, Mama beim Einkaufen helfen, das Wetter genießen und nach draußen gehen.
Noch nie hatte ich die Pläne und Befehle missachtet. Sogar meine Eltern hatten solche Pläne.
,,Ich bin sieben Jahre Alt und lass mir nichts befehlen", hatte ich heute morgen gesagt. Als ich das am Frühstückstisch sagte, klang es jedenfalls richtig. Meine Eltern schmunzelten dabei nur.
Mein Bruder lachte derweil. Der hält sich wohl für oberschlau.
Jedenfalls wollte ich es denen zeigen und drinnen bleiben, um mein Buch zu lesen.
Ich hatte das Buch fast durch und war gerade dabei Cinderella's Schuh auf der Treppe zu suchen, als ich einen Schlüsselbund hörte.
Mein Vater kam zurück. Ich wusste nicht, wo er herkam, aber ich freute mich, ihn wiedersehen zu können.
Ich legte mein Buch beiseite und wollte gerade hinaus stürmen, als ich es mir anders überlegte.
,,Es wäre doch viel lustiger, wenn ich ihn erschrecken würde", überlegte ich grinsend.
Langsam tapste ich sie Treppenstufen nach unten und versteckte mich hinter der nächsten Ecke.
Anschließend blickte ich ins nächste Zimmer um die Ecke.
Dad stand vor dem Spiegel und raufte sich verzweifelnd die Haare.
,,Was der wohl hat", fragte ich mich.
Gerade als ich auf ihn springen wollte, klingelte es.
Mein Vater nickte sich aufmunternd durch den Spiegel zu und öffnete die Tür.
Draußen stand eine blonde Frau. Sie trug ihre Haare streng in einem Dutt zusammen und räusperte sich kurz.
,,Miss Guardy", hauchte mein Vater bestürzt.
,,Was machen Sie hier? Man darf uns nicht zusammen sehen!"
,,Ich weiß, ich weiß, mein Lieber", entgegnete sie in einem strengen Tonfall.
,,Ich wollte Ihnen nur sagen, dass ihre Familie auch bald dran ist und Sie dann vollständig kommen können, nehme ich mal an. "
,,Und dafür kommen Sie hier her? Außerdem dauert das noch etwas!"
,,Ich weiß, ich weiß! Sie haben ihre Jacke vergessen."
Sie zog hinter sich eine schwarze Fliesjacke hervor. Sie war schwarz und trug auf dem linkem Ärmel einen weißen Aufdruck, ein Kreis, der mit einem Strich versehen war.
Stöhnend wachte ich auf. Mein Herz schlug so schnell es konnte und ich hatte beinahe Angst, dass jemand es hören konnte und wach wird.
,,Hey, alles in Ordnung", hörte ich auf einmal Liam neben mir.
Ich zitterte leicht, nicht nur von der Kälte und wischte mir meine nassen Hände an meinem T-shirt an.
,,Ja, alles gut, nur ein Albtraum", antwortete ich. Doch Liam musterte mich besorgt.
,,Hälst du Wache oder gibt es noch was", fragte ich anschließend. Er lächelte. ,,Ich halte Wache, du Schlaumeier", entgegnete er.
,,Ich kann dich ablösen", schlug ich vor.
,,Meinetwegen, aber ich werde sowieso nicht gleich einfachlafen können", sagte er leise.
Ich nickte und richtete mich müde auf.
,,Was ist eigentlich mit deiner Familie, vermisst du sie", musste ich dann doch fragen.
Er zögerte. ,,Ich...Das weiß ich nicht", gab er zu.
Ich schluckte und wusste nicht, was ich darauf erwidern sollte.
,,Vermisst du sie", fragte er nun.
Ich hob auch nur meine Schultern und wir blickten schweigend in die Sterne, jeder mit seinen eigenen Gedanken.
Irgendwann schlief auch er ein und mein Blick wanderte weiterhin von Stern zu Stern.
...
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top