0 8 . [ H u g o ]

Hugo Warren Granger-Weasley POV

Süß.

Immer und immer wieder las ich mir den kleinen, zerknüllten Schnipsel durch, auf welchem eine kleine süße Nachricht stand.

Es tut mir leid.
Kommst du heute Abend um 22.00 Uhr zum Raum der Wünsche?

Ich liebe dich nämlich. <3

Ich dich auch...

Natürlich gehe ich hin.

"Hey Hugo!" Plötzlich setzte sich Harriet Burke, ein wirklich nettes Mädchen neben mich an den Tisch im Hufflepuff Gemeinschaftsraum.

Schnell und nicht gerade unauffällig beförderte ich den kleinen Zettel unter mein Arithmatik Buch und stützte mich mit dem Ellenbogen darauf ab um dann gleich desinteressiert meinen Kopf auf die Handfläche zu platzieren. "Was'n los?"

Unauffällig wie niemand vor mir...

Jetzt wäre der richtige Moment um ein Loch im Boden zu graben und dort für immer zu bleiben.

Harriets Augenbraue wanderten die Stirn nach oben und sah mich mit einem Lass-mich-sehen-was-du-da-hast-Blick an.

Wenn sie jetzt 'alles okay bei dir?' fragt, will ich zehn Galleonen haben!

Oh mein Gott, bin ich peinlich!

Derwin beobachtete das Schauspiel nur mit einem Schmunzeln und einem Hast-du-nicht-gemacht-oder?-Blick an.

Ich bin definitiv am Arsch.

"Alles okay bei dir?"

Wo bleibt mein Geld?!

... und das Loch im Boden wo ich mich verstecken kann?

"Ja", sagte ich schnell. "Alles bestens."

Sie lächelte. Und damit meine ich nicht dieses Super-Lächeln sondern das ist-das-lustig-Lächeln.

Okay, peinlicher geht's echt nicht.

"Na dann ist ja alles paletti", lächelte sie weiter und ich nickte nur zustimmend, obwohl ich das Gefühl hatte Weinen zu müssen.

Sie macht sie immer noch über mich lustig...

"Achja", fädelte sie den Faden wieder auf und kam damit zu ihrem eigentlichen Thema zurück. "Was ich dich noch fragen wollte. Ich habe so aufgeschnappt dass du noch keine Begleitung für den Ball hast und da wollte ich fragen... Naja... ob du... und ich nicht einfach - ähm - zusammen gehen könnten..."

Oh Nein! Nicht schon wieder diese Frage!

"Ähm", gab ich nur von mich und natürlich deutete Harriet das als negativ. Sie sah traurig zu Boden.

Super gemacht, Hugo.

Aber ich brauche ein Alibi...

Er wird es schon überleben.

"Du hast mich gerade ein bisschen durcheinander gebracht", saugte ich mir eine Notlüge aus den Fingern. "Eigentlich wollte ich dich nämlich später fragen und -"

"Wirklich?!" Sie sah mich erstaunt an.

"Ja klar", log ich weiter und zwinkerte leicht. Sie kicherte.

Oh, war dieses Mädchen naiv...

"Na dann..." Sie winkte leicht zum Abschied und lief zu ihren Freundinnen.

Ich atmete tief durch.

"Du und Harriet?", fragte Derwin und grinste breit.

"Halt die Klappe!"

Wo bin ich da nur reingerutscht?!

#

Nicht einschlafen!

Ich drehte mich wieder auf die andere Seite um auf Derwins Wecker die Uhrzeit abzulesen.

21:12 Uhr.

Ich hatte noch gut eine halbe Stunde und dann musste ich erst los...

Ja nicht einschlafen, Hugo!

Ja nicht einschlafen...

Ich drehte mich auf die andere Seite. Vielleicht sollte ich einfach jetzt schon gehen und im Raum der Wünsche warten. Aber nein, die Vertrauensschüler machen ja immer noch ihre Runden...

Ich stöhnte so leise wie möglich, um die anderen nicht zu wecken und gähnte. So kam ich nicht weiter.

Mit einem leichten Ruck stand ich auf, griff und einem Buch auf dem Nachttisch und schlich so gut wie möglich aus dem Zimmer. Die Tür knarrte ein wenig, doch außer Kennet Gallagher regte sich keiner.

Glück gehabt!

Erleichtert ließ ich mich in den Sessel fallen,  wo ich vorhin ganz unauffällig schon meine Schultasche mit Schulbüchern und meiner Uniform deponiert hatte. Es war niemand mehr da, was - wenn man es genau betrachtet - sehr unlogisch ist. Bettruhe für die Siebtklässer ist erst wenn der Vertrauensschüler zurückkommt. Ich hoffe ich habe nichts verpasst.

Ich zog die Beine an meinen restlichen Körper und klappte das Buch auf. 

Wenn nicht später, wann dann?
»Später!« Das Wort, die Stimme, die Attitüde.
Ich hatte noch nie erlebt, dass sich jemand mit einem »Später!« verabschiedete – kurz, schroff, wegwerfend, als könnte er nur mit Mühe verbergen, wie wenig ihm daran lag, den anderen je wieder zu sehen oder zu sprechen.
Es ist das erste, was mir einfällt, wenn ich an ihn denke, und ich habe es bis heute im Ohr: »Später!«
Ich schließe die Augen, spreche das Wort und bin nach so vielen Jahren wieder in Italien, gehe die baumbestandene Auffahrt hinunter, sehe ihn aus dem Taxi steigen, bauschiges, flatterndes Hemd, weit geöffneter Kragen, Sonnenbrille, Strohhut, viel, viel Haut. Mit einem Mal schüttelt er mir die Hand, übergibt mir seinen Rucksack, holt das übrige Gepäck aus dem Kofferraum, fragt, ob mein Vater zu Hause ist.
Vielleicht begann es schon in diesem Augenblick: Das Hemd, die aufgekrempelten Ärmel, die gerundeten Fersen, die sich immer wieder aus den abgetragenen Espadrilles heben, neugierig auf den warmen Kiesweg zu unserem Haus, und mit jedem Schritt schon fragen: Wo geht’s hier zum Strand?
Der diesjährige Sommergast. Wieder einer dieser Langweiler.
Dann winkt er, fast ohne nachzudenken und mit dem Rücken schon zum Taxi, mit der freien Hand und wirft einem Fahrgast, mit dem er sich vermutlich den Fahrpreis vom Bahnhof geteilt hat, ein nachlässiges »Später!« zu. Ohne einen Namen anzufügen, ohne die rüde Verabschiedung mit einem Scherzwort zu mildern. Entlassen mit einem einzigen Wort, frech, forsch, ungeschminkt – fass es auf, wie du willst, ist mir egal.
Genau so, dachte ich, wird er sich von uns verabschieden, wenn die Zeit gekommen ist. Mit einem harsch hingeworfenen »Später!«

"Hugo?"

Erschrocken sah ich auf. Es war nur Molly, die mich überrascht ansah. Molly war Vertrauensschülerin - und meine Cousine.

"Oh hi", ich lächelte sie müde an, "ich konnte nicht schlafen."

Ganz gelogen ist es ja nicht...

Sie lächelte mich ebenfalls an. "Albträume? Heimweh? Du wärst nicht der erste - muss dir nicht peinlich sein."

Danke auch.

Ich schüttelte den Kopf. "Nein alles gut, ich konnte einfach nicht einschlafen", meinte ich und versuchte nicht allzu müde zu klingen. "Derwin hat echt laut geschnarcht."

Wir lachten beide. Nicht besonders laut, weil wir beide müde waren.

"Was liest du denn da?" Sie sah interessiert auf mein Buch.

"Call me by your Name", meinte ich. "Schwulenliebesgeschichte. Hat mir Lily empfohlen."

Lily liebt Liebesgeschichten. Egal ob Hetero, Homo, im jetzt, in der Zukunft oder in der Vergangenheit. Lily hat so gut wie alle gelesen (wenn das überhaupt möglich war).

Molly gähnte. "Okay. Leg dich aber bald wieder hin."

Ich nickte. Sie ging zu ihrem Schlafsaal. Sobald sie die Tür hinter ich geschlossen hatte sah ich auf die Uhr.

21:38 Uhr.

Ich hatte noch 7 Minuten. Dann konnte ich mir ganz sicher sein, dass niemand mehr im Schloss rumspuckte. Selbst die Geister. Ich schlug das Buch, zog die Tasche unter dem Bett hervor, verstaute es sorgfältig und zog mein Handy heraus. Ich checkte meine Nachrichten.

#

"Hey bist du schon da?", wisperte ich nachdem ich die Tür leise hinter mir geschlossen hatte. Ich trat mit kleinen Schritten weiter in den Raum. Es raschelte kurz. Ich blinzelte, doch es war stockdunkel. Ich konnte nichts sehen. Rein gar nichts. "Lustig. Jetzt komm raus, okay?"

Es raschelte wieder. Jetzt bekam ich langsam Angst. Ich drehte mich einmal um meine eigene Achse, dann blieb ich stehen und begann in meinem Kopf die Sekunden zu zählen. Mein Herz klopfte schnell vor Angst.

Eins... Zwei... Drei...

"Boo!" Zwei Hände Krallen sich in meine Hüfte und zogen mich an den starken Körper.

Ich hatte nur mit Mühe einen Aufschrei unterdrückt, doch mein Herz war definitiv vor Schreck in meine Hose gerutscht.

Eine Sache die ich an ihm hasste: er liebte es mich zu erschrecken.

"Das nächste Mal", meinte ich ein wenig wütend, "lässt du den Part mit dem Rascheln weg. Ich hatte schon Angst jemand anderes hätte uns erwischen wollen." Er drückte mir einen entschuldigenden Kuss auf die Schulter. "Tut mir leid, Babe."

Babe... Das hört sich gut an...

"Seit wann geben wir uns Kosenamen?" Ich lachte. Er hatte immer gesagt, er finde es albern.

"Seit heute", brummte er leise und sein Atem stieß gegen meinen Hals. Gänsehaut machte sich auf meinen Körper breit. Daran würde ich mich wohl nie gewöhnen...

"Ich habe etwas für dich vorbereitet", meinte er. Ich lächelte, doch er konnte es nicht sehen. "Willst du es sehen?"

Was für eine Frage? Natürlich!

"Ja."

Er murmelte ein unverständliches Wort und plötzlich erhellte sich der ganze Raum, doch es war nur dämmriges Licht. Das Licht, was wahrscheinlich 100 Kerzen spendeten. Sie waren allesamt um ein großes Himmelbett verteilt. "Wow", das war das einzige was ich sagen konnte.

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