83 Fragen...

Als Carag an diesem Abend sein Zimmer verließ, dämmerte es bereits. Es war eines der wenigen, seltenen Male, wo er nicht in seiner Pumagestalt der nahenden Dunkelheit entgegen ging. Der Abend war warm, er hatte nicht mal einen Hoodie oder Ähnliches dabei, wozu auch, selbst in seinem leichten T-Shirt war ihm immer noch deutlich zu warm – er freute sich richtig auf die Kühle der Nacht.

Sein Ziel war nicht weit entfernt. Irgendwie kam es ihm ewig lange her vor, dass er dort zuletzt gewesen war. Er erinnerte sich an diese eine Nacht, auf dem Dach des Baumhauses, sternenklarer Himmel, Samiya und er als Pumas... Carag wusste gar nicht genau, warum es ihn jetzt dorthin zog. Es war ein guter Ort zum Nachdenken, das schon, aber in solch einer wunderbaren Frühsommernacht war es nachts draußen eigentlich überall wunderschön. Gerade als er um die Ecke des großen Gebäudes und auf die weite Wiese hinter dem Schulhaus trat, sah er in der Ferne zwei Gestalten am Waldrand entlanglaufen. Schon waren sie dabei, zwischen den Büschen in den Wald hinein zu verschwinden: Ein großer, dunkelgrauer Timberwolf und eine schneeweiße Polarwölfin. Aha! Das war ja interessant... Dem Pumajungen war schon klar, dass das Wolfsrudel ebenfalls regelmäßig nachts unterwegs war, aber Jeffrey und Tikaani alleine? Das kam wohl nicht so oft vor. Aber was wusste er schon?

Carag beschleunigte seine Schritte und schlug die Richtung zum Baumhaus ein. Weit und breit war niemand anderes zu sehen. Nicht mal ein kleines Nachttier.

An seinem Zielort angekommen, schnappte er die Seile der Strickleiter und war mit ein paar flinken Bewegungen in dem kleinen, komplett aus Holz gezimmerten Raum angekommen. Hier wollte er allerdings nicht bleiben, es zog ihn weiter nach oben, direkt unter den mittlerweile schon fast ganz dunklen Nachthimmel. Nur über dem Wald, wo die Sonne vor einer Weile verschwunden war, lag noch ein schwacher, leicht schimmernder, hellerer Streifen.

Als Mensch war es gar nicht so einfach, auf das Dach zu kommen, er konnte ja schlecht außen entlang durch die Äste klettern, das ging als Puma hingegen natürlich wunderbar. Aber so musste er sich durch das kleine Fenster hindurchzwängen, die Kante des Daches mit beiden Händen packen, die Füße in den Fensterrahmen stemmen und sich dann nach oben ziehen. Es war schon recht umständlich aber irgendwie – vermutlich sah es alles andere als elegant aus – schaffte er es auf die kleine Plattform. Kaum hatte er sich aufgesetzt merkte er, dass er nicht allein hier oben war.

„Hey Carag. Erschrick nicht, okay?" Samiya saß an der gegenüberliegenden Kante, ließ die Beine nach unten baumeln und hatte den Kopf zu ihm umgewandt. Carag entfuhr ein leises Lachen.

„Grade wollte ich mich erschrecken..."

„Siehst du, gut dass ich dich gewarnt habe, sonst wärst du noch rückwärts abgestürzt, vor Schreck!" Auf Samiyas Gesicht erschien ein kurzes Grinsen. Immerhin schien sie nichts dagegen zu haben, dass er jetzt auch hier war. Oder?

Carag war mit drei Schritten auf der gegenüberliegenden Seite und deutete auf den Platz neben dem Pumamädchen.

„Ist hier noch frei?"

Samiya zuckte kaum merklich die Schultern.

„Klar." Sie beobachtete ihn, wie er sich etwas umständlich im Schneidersitz neben sie setzte und richtete dann ihren Blick auf den hellen Streifen hinter dem Wald.

Carag folgte ihrem Blick. Das war so oder so sicherer. Er fühlte sich schon wieder so komisch, so als könne er nicht richtig atmen, fast wie nach einem Langstreckenlauf, seine Fingerspitzen kribbelten ganz leicht und er merkte, wie er langsam aber sicher ein bisschen aufgeregt wurde. Nein, das stimmte nicht ganz. Er war definitiv schon etwas aufgeregt. Es hatte genau in dem Moment angefangen, als er sich neben Samiya auf den Holzbrettern niedergesetzt hatte. Warum bloß hatte er nicht mehr Abstand zwischen ihnen gelassen?! Jetzt musste er die Hand nicht mal weit ausstrecken und er könnte sie berühren. Sogar ihr Shampoo konnte er riechen... Herrje was war denn mit ihm los?!

Schnell schüttelte Carag den Kopf und sagte das Erstbeste, was ihm gerade einfiel:

„Hast du Jeffrey und Tikaani auch gesehen?"

„Ja, vorhin, sie sind zusammen über die Wiese und dann im Wald verschwunden..."

„Seltsam, dass die beiden jetzt zusammen draußen sind..." Carag zog für einen Moment die Augenbrauen zusammen.

„Wieso? Die Wölfe sind oft nachts draußen. So wie wir..." Samiya sah ihn kurz an, beide Augenbrauen hochgezogen, so als wäre das alles doch völlig klar.

„Ja... schon... aber die Wölfe sind normalerweise als Rudel unterwegs..." Carags Stimme klang nachdenklich. Jeffrey und Tikaani hatten sich bei Mr. Ellwood im Unterricht genauso blitzartig verwandelt, wie er und Samiya. Ob die beiden sich genauso gefühlt hatten? Konnte es sein, dass Jeffrey auf einmal --" Das Mädchen neben ihm unterbrach seinen Gedankenfluss:

„Vielleicht wollen die beiden ja einfach ein bisschen allein sein..." Samiya fing an, ganz leicht mit ihren Füßen vor und zurück zu schwingen. Sie wandte ihm kurz den Kopf zu, fing seinen Blick auf, und schaute dann wieder zum Wald.

Carag wusste gar nicht, wie er ruhig sitzen sollte. Irgendetwas lag zwischen ihnen in der Luft. Was sollte er sagen? Dass er auch gerne mit Samiya alleine war? Auch wenn er sich total unbeholfen fühlte und sein Bauch sich von innen heraus aufzulösen schien? Tief in seinem Inneren wusste er es genau, lange würde er dieses Gefühl nicht mehr für sich behalten können... Kurz räusperte er sich, weil er fürchtete, seine Stimme hätte ihn schon verlassen.

„Weißt du noch, du hast mich etwas gefragt, gestern, im Wald?" Carag musterte Samiya von der Seite, ihre, trotz der Dunkelheit silbrig schimmernden Haare, ihre rechte Hand lag zwischen ihnen auf dem Rand des Daches. Carag hätte diese Hand gerne in seine eigene genommen, aber er traute sich nicht. Außerdem klopfte sein Herz jetzt so schnell, er wusste gar nicht, ob er sich überhaupt bewegen konnte.

Samiya wandte sich ihm langsam zu und sah ihn mit fragendem Ausdruck an. Kaum merklich nickte sie mit dem Kopf. "Hmhm."

Soweit so gut, dachte Carag. Er versuchte, das dringende Bedürfnis, ganz schnell ganz tief Luft zu holen, zu unterdrücken und nahm schließlich seinen ganzen Mut zusammen.

„Ja, hm... also die Antwort ist nein." Langsam stieß er den viel zu lange angehaltenen Atem aus.

Samiyas Augen weiteten sich kurz, hatte sie mit dieser Antwort nicht gerechnet? Oder wusste sie nicht, was er überhaupt meinte? Aber das konnte nicht sein, das war die einzige Frage gewesen, die sie ihm gestern gestellt hatte. Auf jeden Fall die einzig Unbeantwortete.

Samiyas Gedanken rasten, während sie in ihrem Nacken eine ganz leichte Gänsehaut spürte. Carag hatte also noch nie jemanden geküsst! Irgendwie war das ja total süß, aber es bedeutete vermutlich auch, dass er genauso wenig Ahnung von der Sache hatte wie sie! Woher sollte sie bloß wissen – sie unterbrach ihren Gedankenstrom weil Carag sie schon wieder so seltsam ansah... Und nicht nur das, ganz leise, beinahe schüchtern, drang seine Stimme an ihr Ohr:

„Und du?" Mit großen Augen sah er sie an. Samiya erkannte so viel Neugier, so viele unbeantwortete Fragen in seinem Blick. Die goldenen Sprenkel ließen seine Augen so tief erscheinen, sie konnte einfach nicht mehr wegschauen. Und es war ihr unmöglich, auch nur irgendetwas zu sagen. Sie wusste auch nicht so genau, was sie überhaupt hätte sagen sollen. Ihr erster und einziger Kuss lag schon eine Weile hinter ihr. Das war tatsächlich Jordan gewesen, der alte Casanova, aber schon vor mindestens zwei Jahren. Er hatte sie einfach in einem sehr sehr seltsamen Moment geküsst. Sie war total überrascht gewesen und hatte auch nicht wirklich irgendwelche romantischen Gefühle für den besten Freund ihres Bruders gehabt. Und sie hatte ja nicht damit angefangen, also zählte es sowieso nicht bei dieser Frage, oder?

Es war ganz anders gewesen als jetzt. Jetzt fühlte sie sich... – irgendwie kribbelig und aufgeregt und diese Vorstellung, Carag so nahe zu sein, ließ einen kleinen Schwarm Schmetterlinge in ihrem Bauch frei.

Carag sah sie immer noch an. Samiya hörte ihn kurz einatmen, dann folgten ein paar geflüsterte Worte, die sie gerade noch so verstehen konnte.

„Hast du schon mal jemanden geküsst?"


****

*******************************************************************

Hi-Ho ihr Lieben - Na????  immer diese Flüsterei...

Ich weiß ich lass euch total in der Luft hängen hier aber ein bisschen Spannung muss noch bleiben in der letzten Kurve...  ;))) Hahaha :))

Ich weiß diese Frage hatten wir schon mal - das nennt man umschließenden Reim oder so - ach nee, wir sind ja nicht bei Gedichten hier... egal... ihr seht ich bin zu Scherzen aufgelegt und das nächste Kapitel kommt auch bald!!

Apropos BALD -bald hat diese Story 1K (1000) Sternchen!!!! Wahnsinn!!

VIELEN DANK EUCH ALLEN, DIE IHR IMMER SO FLEISSIG ABGESTIMMT HABT!!!! Ihr glaubt gar nicht, wie viel das wert ist wenn man da sitzt und das nächste Kapitel schreiben will und die Motivation auf sich warten lässt... 

Es wäre ja wirklich unglaublich cool und ich würde mich so so so freuen, wenn das noch 1000 werden bis zum letzten Kapitel (und das ist leider nicht mehr fern... ;(((((  hmmm... also falls ihr noch jemand kennt dem die Geschichte gefallen könnte... ach ich sag nichts mehr, ist mir doch zu peinlich .... ;))))

Ich sag nur noch IHR SEID DIE BESTEN LESER DIE MAN SICH WÜNSCHEN KANN!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! <3<3<3<3<3<3<3<3

Ich wünsche euch nur das Allerbeste,

gute Nacht, guten Morgen, guten Mittag,

purzelstern

************************************************************************************

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top