Wer bin ich?
~~Wer bin ich?~~
Dunkelheit. Dunkelheit und Finsternis war überall. Kein Licht, kein Schatten. Nur die Finsternis, die einen verschluckte.
Immer rennen. Durch die tiefe Dunkelheit rennen. Niemals anhalten, sonst droht etwas Schreckliches. Doch nur was?
Nein! Niemals aufhören zu denken und zu rennen.
Er vergaß es nicht und rannte. Er rannte um sein Leben und wusste nicht warum. Er rannte. Immer weiter und weiter.
Plötzlich tauchte vor ihm ein Licht auf und er blieb abrupt stehen. Die Angst viel von ihm ab und er vergaß, dass er weiterrennen musste.
Das Licht vor ihm war klein und kaum von Bedeutung. Doch in dieser dunklen Welt fiel das Licht sofort auf. Mit dem Licht, kamen bei ihm auch die Gefühle zurück. Sowohl schöne als auch nicht so schöne Gefühle.
Freude und Glück, aber auch Trauer und Hass kamen in ihm hoch.
Doch dieses Licht löste noch etwas in ihm aus. Es war die Hoffnung.
Ohne zu wissen warum, rannte er auf das Licht zu. Immer weiter und weiter. Diese Mal ohne Angst, sondern mit Hoffnung im Herzen.
Immer näher kam er ihn, doch das Licht scheint nicht größer zu werden.
Es schien keine Zeit zu verrinnen. Alles schien wie angehalten.
Er wusste nicht, wie lange er lief, bis er ein leises Rauschen vernahm. Das Rauschen wurde lauter zu einem Flüstern.
Er wurde schneller, da das Flüstern vom Licht kam, doch er kam dem Licht nicht näher und das Flüstern blieb leise. Verwirrt schüttelte er den Kopf und rannte noch schneller. Doch dies war vergebens.
Langsam begann das Licht zu schwinden. Es wurde kleiner und kleiner und nahm das Flüstern mit sich.
Es machte sich wieder die Dunkelheit breit, doch dieses Mal war es eine andere Dunkelheit. Sie schien willkommener und freundlicher zu sein.
Plötzlich spürte er einen Schmerz im Brustkorb und öffnete schlagartig die Augen.
„Hey du!" sagte jemand über ihm. Verwirrt hob er den Kopf, den er sogleich wieder hinlegte, da ihm dieser schmerzte.
„Hey du, wach auf," sagte die Stimme erneut.
„Du Schlafmütze kannst doch nicht am hellen Tag schlafen! Außerdem blutest du und hast viele Schrammen."
Ein Seufzen entströmter seiner schmerzenden Kehle. Langsam hob er erneut seinen Kopf und anschließend seinen verschrammten, schmerzenden Körper. Ihm wurde kurze Zeit schwindlig, doch das Gefühl schüttelte er ab.
Vor sich konnte er eine verschwommne Gestalt erkennen.
Als er halbwegs stand, setzte er sich hin um einen klaren Kopf zu bekommen.
Nach wenigen Sekunden begann sich seine Sicht zu klären.
Nun konnte er die verschwommene Gestalt besser sehen.
Vor ihm saß aufrecht ein Wolf. Nein es war kein Wolf. Erst beim zweiten hinschauen bemerkte er, dass es eine Wölfin war.
Sie war grau, mit braunen Flecken im Fell. Einer ging um ihr rechtes Auge, der andere bedeckte ihre rechte Vorderpfote, wiederum einer färbte ihre Schwanzspitze braun und der größte von allen, war ein halbmondförmiger Fleck auf ihrem Rücken, den er nur undeutlich sehen konnte. Die Wölfin war höchstens 5 Jahre alt.
Sie blickte ihn mit schief gelegenem Kopf an.
„Ich musste ganz schön schreien und einmal auf deinen Bauch springen, damit du wach wirst. Ich hoffe, dass ich dir nicht den Magen durcheinandergebracht habe und vor allem keine Rippen gebrochen sind", sprudelte sie los, sodass er mühen hatte ihr mit den Gedanken zu folgen.
„Äh ja..." waren seine ersten und einzigen Wörter, die er herausbrachte.
„War ein ganz schöner Sturz, den du da erlitten hast. Vorausgesetzt, dass du von der Klippe gestürzt bist, was ich schwer vermute", redete die Wölfin einfach weiter,
„Ich wollte die Klippe schon immer mal hinunterpurzeln, aber habe es mir nie richtig getraut. Die anderen haben mich immer davon abgeraten. Aber du kannst mir ja erzählen wie es war!"
Die Wölfin blickte ihn mit interessiertem Blick an.
Trotz seiner wirren Gedanken, fragte er sich, ob diese Wölfin bei klarem Verstand sei.
„Ähm also ich an deiner Stelle würde das nicht machen." Er blickte den steilen Abhang hinauf. Dieser führte weit nach oben. Er konnte sich nicht erklären, wie er diesen Sturz überlebt hatte.
„Danach tut dir alles weh. Aber wie der Sturz an sich war, kann ich dir nicht sagen. Ich erinnere mich nicht mehr daran", flüsterte er schon fast, da er angestrengt versuchte sich zu erinnern.
Daraufhin legte die fremde Wölfin ihren Kopf noch schiefer.
„Das ist egal! Mein Name ist Kora. Und wie lautet deiner?", redet sie fröhlich weiter.
Verwirrt blickte er die Wölfin an.
„Mein... Name?" Die Wölfin nickte aufgeregt. „Ja, genau, dein Name."
„Nun mein Name ist ... ich kann es dir nicht sagen. Ich habe ihn vergessen", gestand er ihr schüchtern. Er wusste ihn wirklich nicht mehr, oder hatte er überhaupt einen Namen?
„Oh schön dich kennen zu lernen „Ich kann es dir nicht sagen"! Das ist aber ein eigenartiger Name", sagte die Wölfin mit einem Kichern und meinte es offenbar ernst.
„Nein, du verstehst mich falsch. Ich kann mich an meinen Namen nicht mehr erinnern. So wie ich mich an den Absturz nicht mehr erinnern kann."
Nun war die Wölfin selbst verwirrt. „Du heißt gar nicht „Ich kann es dir nicht sagen"?" Er schüttelte seinen Kopf. „Oh dann haben wir ein Problem."
Es entstand eine längere Pause, wo Kora traurig den Felsen hinter dem jungen Wolf anblickte.
Nach einer längeren Zeit glaubte er, sie sei eingeschlafen, doch dann sprang sie überrascht auf und ging auf ihn zu.
Die Wölfin betrachtete ihn genau. Er hatte schwarzes, dunkelblaues und dunkelbraunes Fell, sowie dunkelblaues Haar. Der weiße Punkt und die weiße linke Hinterpfote mögen zu seinem finsteren Auftreten nicht so recht passen.
„Sofern du dich nicht mehr erinnerst, so müssen wir dir einen neuen Namen geben", sagte sie und blieb vor ihm stehen.
„Ich kann diese Aufgabe für dich übernehmen. Natürlich nur mit deinem Einverständnis", fragte ihn Kora und blickte ihn erwartungsvoll an.
Nach längerer Zeit, in der er über ihre Worte nachdenken musste, nickte der Wolf.
„Gut, lass mich mal überlegen...", nun entstand eine weiter Pause, in der Kora ihm tief in die Augen blickte.
Dem Wolf schien Kora langsam mit ihrer Art etwas unheimlich zu werden.
„Yen", schoss es aus ihrem Maul. „Wir nennen dich Yen!"
Sichtlich zufrieden trabte Kora von ihm weg.
„Yen", wiederholte der junge Wolf. Zuerst klang der Name komisch, wenn er ihn aussprach. Doch je öfters er ihn aufsagte, desto besser gefiel er ihm. Nach einiger Zeit nickte er.
„Yen ist ein toller Name für mich. Danke, Kora."
Sichtlich stolz auf ihre Leistung sprang Kora in die Luft. „Nun gut Yen. Wie du aussiehst hast du bestimmt einen riesigen Hunger."
Yen war überrascht, wie schnell diese Wölfin das Thema wechseln konnte.
Genau in diesem Moment knurrte sein Magen und er musste schüchtern den Kopf nicken. „So wie es aussieht habe ich wohl hunger."
Sichtlich zufrieden mit dieser Reaktion stand Kora auf.
„Dann lass uns Sanja und Manain bei der Jagt helfen. Ich sollte das eigentlich schon längst tun, aber da fanden wir dich und ich beschloss bei dir zu bleiben, bis du aufwachst. Doch jetzt können wir ihnen zu zweit zur Pfote gehen. Aber wie ich sehe, bist du noch nicht so ganz fitt. Du sollst lieber langsam mitgehen und zuschauen. Mit ein paar Erdbrocken haben wir den Hasen gleich erlegt" sprudelte Kora erneut los und schritt langsam Richtung Wald, der sich nach den Felsen und der öden Steppe aufmachte.
Schwerfällig erhob sich Yen. Bevor er Kora folgte, blickte er noch einmal den Felsen hinauf.
Er wirkte groß und ängstigen zugleich. Als er eine Felszunge ganz oben am Berg bemerkte, überkam ihn ein Schauer, ohne dass er wusste wieso.
Yen drehte seinen Kopf von der Felszunge weg und blickte wieder zu Kora. Um das Schauern loszuwerden, schüttelte er sich kräftig.
Anschließend folgte er leicht humpelnd Kora. Die Wölfin fand es lustig anstatt gerade aus zu laufen, durch die Gegend zu hüpfen und ab und zu einem Schmetterling hinterherzujagen.
Trotz ihrer offensichtlichen Lebensfreude, vergaß sie nie ihren neuen Freund und kam immer wieder mit führsorglichem Blick zurück.
Nach einigen Schritten vernahmen sie ein Heulen direkt vor sich.
„Oh das ist Sanja! Sie haben einen aufgespürt. Los beeil dich, ich will bei der Jagd mithelfen", japste Kora vor Freude und begann schneller zu laufen.
Yen, dem es mit jedem Schritt besser ging, konnte mit ihr mithalten.
„Sie kommen auf uns zu. Sie treiben die Beute in unsere Richtung", kam es von der Wölfin, der man ansieht, dass sie sich auf die bevorstehende Jagd freute.
Nach einigen Metern vernahmen sie vor sich das Traben von Wolfspfoten und das Schnaufen ihrer Besitzer. Nun rochen sie die, da sich der Wind gedreht hatte.
Genau in diesem Moment, sprang Kora nach vorne und eine ein Meter hohe Erdmauer entstand vor ihnen.
Überrascht trat Yen einen Schritt zurück. Die große Wand direkt vor ihm erschreckte ihn zutiefst und er trat mehrere Schritte verängstigt zurück.
Kora war so konzentriert, dass sie seine Reaktion nicht bemerkte. Die Wölfin hatte ihre volle Aufmerksamkeit auf ihre Beute gerichtet, die nun versuchte einen Ausweg an der Erdmauer entlang zu finden.
Knurrend sprang sie auf den Hasen zu und jagte ihm nach. Die Mauer verschwand und zwei weiter Wölfe jagte Kora hinterher. Sie waren ebenfalls grau, doch mehr konnte Yen nicht erkennen.
Dieser blieb wie angewurzelt stehen und rührte sich nicht mehr.
Er vernahm weder das triumphierende aufjaulen von Kora, noch den kurzen Todesschrei des Hasen.
Es verging eine gewisse Zeit, bis er endlich wieder zu Atem kam. Yen hatte diese plötzlich auftauchende und gleich wieder verschwindende Mauer so sehr geschockt, dass er kaum merkte, wie er den Atem angehalten hatte.
Er hörte, wie sich die siegreichen Wölfe ihm näherten. Von weitem konnte er schon Koras aufgeregte Stimme hören, die bereits berichtete, wie sie ihn gefunden, aufgeweckt und anschließend einen neuen Namen gegeben hatte.
Als die Wölfin an der Stelle mit den Namen ankam, waren sie bei Yen angekommen.
„Nun und ich gab ihm schließlich den Namen Yen. Keine Ahnung wieso, aber ich finde er passt und Yen ist der gleichen Meinung. Oh da ist er ja. Hallo, Yen!" rief sie und kam mit großen freudigen Sprüngen auf ihm zu.
Als Kora bei ihm ankam, sprang sie einmal um ihn herum und wartete, mit dem Schwanz wedelnd auf ihre anderen Freunde.
Nun konnte er die zwei Wölfe genauer erkennen. Der eine Wolf war ein Weibchen und das andere ein Männchen. Das Weibchen ist älter als Kora. Yen schätzte sie auf 7 Jahre und war somit bereits ausgewachsen. Sie hatte, wie Kora, graues Fell. Ihr links Ohr ist weiß, sowie ihr Rücken.
Der andere Wolf ist ebenfalls grau. Er hatte eine schwarze Brust und sein linkes Hinterbein ist auch schwarz. Dieser Wolf dürfte ungefähr 6 Jahre alt sein und war etwas kleiner als Yen.
„Yen, darf ich dir Sanja und Manain vorstellen. Es sind beide ganz nette Wölfe", stellte Kora sie vor.
„Du bist endlich aufgewacht. Wir dachten schon, du bist bereits tot", sagte Sanja kichernd und ging zu ihm.
Manain, der den Hasen im Maul hatte, blickte ihn nur neugierig an.
Yen blickte Sanja an. „Wie man sieht, weile ich noch unter euch. Bis auf ein paar Schrammen geht es mir gut." Daraufhin musste Sanja wieder lachen.
„Nun gut. Lasst uns zurück zu dem Fluss gehen, wo wir uns dann den Hasen teilen können."
Langsam, damit Yen mitkam, trabten die vier Wölfe tiefer in den Wald.
Kurze Zeit später konnte Yen das Rauschen des Fluss hören. Bald kamen die Wölfe am Flussufer an, woraufhin Manain den Hasen auf den Boden legte.
Alle drei Wölfe begannen sogleich den Hasen zu verspeisen. Diese Reaktion verwirrte Yen etwas, da ihn sein Instinkt sagte, dass immer zuerst der größere und stärkste Wolf zu essen bekam.
Doch den dreien schien diese Hierarchie wenig zu kümmern.
Um auch etwas von dem Hasen abzubekommen, gesellter Yen sich zu ihnen.
Er biss seine Zähne herzhaft in das magere Fleisch. Nach wenigen Minuten waren die Knochen blank gelegt. Zufrieden nahm sich jeder Wolf einen Knochen und legte sich zufrieden an das Flussufer, um das Knochenmark aus den Knochen zu bekommen.
Währenddessen betrachtete Yen seine Umgebung. Sie befanden sich auf einer kleinen Lichtung, die auf einer Seite an einem kleinen Fluss endete. Die andere Seite der Lichtung endete im Wald.
Leise zwitscherten die Vögel in den Bäumen und die Bienen gingen summend ihre Tätigkeit nach. Dies war ein fröhlicher und schöner Ort.
Keiner der Wölfe war ausreichend gesättigt, doch dies ist Alltag bei einem kleinen Rudel wie es diese drei waren.
Als die größten Knochen verputzt wurden, stand Yen auf, um im Fluss zu trinken. Nachdem er fertig war, ging Sanja auf ihn zu.
„Yen, kannst du uns erzählen, wieso du diesen Abhang hinuntergestürzt bist?", fragte sie ihn und trank ebenfalls ein paar Schluck.
Yen, den diese Frage kaum verwundert, erwiederte: „Ich kann euch das gar nicht richtig erklären. Ich kann mich an alles, bevor ich aufgewacht bin, nicht mehr erinnern. Alle Erinnerungen sind weg... von einem dicken Nebel umhüllt. Ich weiß, dass ich Erinnerungen haben dürfte, aber ich kann nicht darauf zugreifen. Außerdem wüsste ich auch gerne, wieso ich von einem Berg heruntergefallen bin."
Als er dies sagte, blickte er besorgt sein Spiegelbild im Wasser an. Langsam wurde ihm bewusst, dass ein Unbekannter war. Nicht nur für die anderen Wölfe, sondern auch für sich selbst.
Es blieb längere Zeit still. Nach einigen Minuten erhob sich Manain und ging ebenfalls zu Yen. Er stellte sich neben ihn und blickte in den Fluss um sein Spiegelbild darin zu beobachten.
„Das Leben ist wie ein Fluss, Yen. Es fließt immer weiter und weiter und niemals zurück. Man kann nicht in die Vergangenheit zurückkehren, so gern jeder auch will. Du wirst dies alles vergessen haben, aber ich bin mir sicher, dass du all diese verlorenen Erinnerungen zurückbekommen wirst. Mit der richtigen Einstellung natürlich", sagte Manain, woraufhin Yen ihn überraschend ansah. Dies waren die ersten Worte, die der kleinere Wolf an ihn richtete. Die Worte waren tiefgründig und ließen Yens Herz berühren. Gerührt senkte er den Kopf. „Danke, Manain", nuschelte er dann.
Manain nickte nur den Kopf und sagte: „Lass dir eines sagen: Du darfst es nicht erzwingen, diese Erinnerungen wieder zu erlangen. Sie kommen, wann sie wollen, nicht wann du sie brauchst oder haben willst."
Mit diesen Worten drehte sich der graue Wolf um und ließ sich wieder in das Gras sinken.
Daraufhin kam Kora zu ihn und stupste ihn freundschaftlich in die Seite.
„Das was Manain sagt, darfst du ihm ruhig glauben", sagte sie obwohl sie wusste, dass Manain sie hören konnte,
„Manain redet zwar nicht viel, doch das wenige, was er sagt, stimmt."
Yen nickte. „Ich werde mir deine Worte zu Herzen nehmen, Manain. Danke, dass ihr mir geholfen und mich in eurer Rudel aufgenommen habt."
Nun war es an Sanja, Manain und Kora verwirrt Yen anzustarren. Dieser blickte in ihre Gesichter und fragte vorsichtig: „Habe ich etwas Falsches gesagt?" Yen legte seinen Kopf schief.
Sanja trat einen Schritt auf ihn zu. „Wir sind kein Rudel, Yen. Wir drei haben uns, aus verschiedenen Gründen, gegen ein Rudel entschieden", sagte sie mit fester und stolzer Stimme, „Deswegen haben wir dich so leicht aufgenommen, weil du wohl ebenfalls ein Rudelloser bist, so wie wir."
Yen blickte nun seinerseits verwirrt Sanja an.
„Kein Rudel? Das ist ja komisch. Aus welchen Gründen habt ihr euch dagegen entschieden? Hat man euch verstoßen?"
Kora setzte sich vor ihn und beantwortete seine Fragen.
„Wir wurden verstoßen. Alle aus verschiedenen Gründen, die ich jetzt nicht aufzählen möchte. Nach dieser Verstoßung, hatten wir keine Lust mehr in einem Rudel zu leben. Die Sitten sind zu stark und wir zu schwach oder zu dickköpfig sie zu akzeptieren. Deswegen haben wir uns getrennt und sind wenig später auf andere gestoßen, die die gleiche Meinung hatten. So haben wir beschlossen uns zusammen zu schließen, da man alleine als Wolf nur schwer zurechtkommt. Wir akzeptieren einander und halten zu jedem Wolf gleichermaßen. Wir wandern gemeinsam durch die Welt und meiden andere Rudel, doch nicht ihr Gebiet, da wir denken, dass eine bestimmte Region einem Rudel nicht alleine gehören darf. Wir sind sozusagen freie Wölfe."
Nach dieser Ansprache blieb es längere Zeit still. Yen wusste nicht, was er antworten soll. In seinem Inneren spürte er, dass es falsch war so zu denken. Er war eben ein waschechter Wolf und das streben nach einem Rudel saß in ihm.
Nach kurzer Zeit schüttelte er verständlich den Kopf. „Freie Wölfe also? Dann will ich mit euch ein freier Wolf sein! Ich werde solange ein freier Wolf sein, bis ich mein eigentliches Rudel und meine Erinnerungen gefunden habe."
Nun sprang Kora auf und trat freudig vor Yen. „Ich schätzte, du darfst bei uns bleiben!"
Zufrieden mit sich selbst ging Yen vom Fluss fort, um sich einen Ort zum Schlafen zu suchen, da er noch zu schwach war. Bevor er komplett eingeschlafen war, riss es ihn ein Geräsuch aus seinen Gedanken.
Er vernahm ein dumpfes Aufprallen und blickte auf. Er sah Kora, die vor einem schwebenden Stein stand.
Geschockt sprang Yen auf und blickte Kora und den Stein an. Noch immer verweilte dieser in der Luft.
Sich der Gefahr bewusst, rannte Yen, nach seiner Starre auf Kora zu. „Vorsicht!", schrie er und stößt sie auf die Seite. Beide Wölfe und auch der Stein krachten auf den Boden auf.
Verwirrt stand Kora auf und schüttelte sich. Yen tat es ihr gleich und blickte mit Angst geweiteten Augen den Stein an. Aufgrund der schnellen Reaktion tat ihm sein ganzer Körper weh.
„Wieso hast du das getan? Ich war sehr konzentriert und du musstest mich bei meinem Spielchen stören."
Yen blickte weiterhin den Stein an. „Der hätte dich umbringen können!", flüsterte er und sah in Koras Augen.
„Ach, Quatsch! Das war meine eigene Kraft. Ich weiß doch, wie ich diese einsetzen kann und wie nicht!"
Nun hörte man, dass Kora leicht genervt war und knurrte Yen an. Dieser ging mit aufgerissenen Augen einige Schritte zurück. „Aber... aber... wie kannst du das gewesen sein?"
Kora hörte sofort auf zu knurren und setzte sich mit schüttelndem Kopf hin.
„Tut mir leid, ich habe ganz vergessen, dass du dein Gedächtnis verloren hast", entschuldigte sie sich bei ihn und blickte gegen den Boden.
„Ich will es dir erklären. Weißt du den nicht mehr, dass es auf dieser Welt nicht nur normale Wölfe, sondern auch Elementwölfe gibt, die die Elemente beherrschen können? Ich bin so ein Elementwolf und kann die Erde bändigen."
Yen wurde nun einiges klar. „Die Erde bändigen? Also das ist ja echt... klasse." Er wusste nicht, wie er mit dieser Information umgehen konnte. Irgendwie klang es vertraut, doch erinnern konnte er sich nicht.
Je mehr er darüber nachdachte, je mehr kamen ihm die Erinnerungen zurück, dass in vielen Wölfen, die Elementkraft steckte. Ein Stück des großen Nebels lichtete sich.
„Ich glaube ich erinnere mich wieder", rief er freudig.
„Die Götter gaben uns ihre Seelenkraft, damit wir uns gegen die anderen Tieren behaupten können."
Kora sprang auf.
„Du hast dein Gedächtnis wieder! Und wie heißt du wirklich?"
„Da muss ich dich weiterhin enttäuschen. Mir ist nur wieder eingefallen, dass es Elementwölfe gibt und wir die Kraft von den Göttern haben. Der Rest ist weiterhin verschleiert", sagte Yen und setzte sich wieder hin.
„Oh, wenn das so ist. Ich bin froh, dass du einen kleinen Teil deiner Erinnerung zurück bekommen hast und...", sie brach mitten im Satz ab und blickte starr geradeaus.
Sanja bemerkte dies sofort und eilte zu ihr. „Kora was ist los?"
„Da... da kommen Wölfe auf uns zu. Drei Stück, wenn ich mich nicht täusche. Ich spüre sie, wie sie rennen. Sie sind nur noch wenige Meter von uns entfernt! Schnell in den Fluss, damit sie uns nicht finden", rief Kora sogleich und sprang zuerst in den Fluss.
Zum Glück war dieser flach und die Wölfe konnten bequem darin laufen.
Nach wenigen Metern kurzen Sprint, blieb Yen stehen. Er hatte ein komisches Gefühl im Bauch.
„Kora! Rennt ihr schon mal vor. Ich folge euch gleich, da ich noch was erledigen muss", schrie er nach vorne und sprang zurück.
Kora nickte nur und brachte sich in Sicherheit. Sie hatte Angst vor diesen Wölfen, obwohl sie nicht wusste warum.
Yen war unterdessen wieder zurück zu dem Platz gelaufen, an dem sie sich eben noch befunden hatten. Dort blieb er weiterhin im Wasser und versteckte sich hinter einen Stein.
Wenige Sekunden später trafen auch die drei Wölfe ein, von denen Kora gesprochen hatte.
„Halt. Ich rieche etwas!", sagte der größere von den drein. Es war ein schwarzer Wolf mit grauer Brust. Die anderen beiden waren durchgehend grau, mit ein paar schwarzen Unterbrechungen im Fell.
Sofort blieben die Wölfe stehen und beugte ihre Köpfe um den Boden abzuschnuppern. Der große Wolf hob knurrend die Schnauze.
„Hier sind zu viele Gerüche und der Gestank von Blut klebt auch in der Luft. Lasst uns weiter zum Abgrund gehen. Wir haben keine Zeit dieses Rudel aufzuspüren."
Die anderen Beiden stimmten ihn zu und jagte mit ihm davon.
In Yen machte sich ein ungutes Gefühl breit und er schlich den Wölfen hinterher. Er wusste nicht, wieso er diese unüberlegte Tat begeht. Vielleicht, weil er hoffte etwas über sein früheres Leben zu erfahren und seine Gefühle ihm zeigten, dass diese Wölfe etwas damit zu tun hatten.
Immer weiter gingen sie, bis sie an den Abgrund ankamen. Dort wanden sie sich nach rechts, bis sie zu der Stelle ankamen, wo Yen wenige Stunden zuvor noch gelegen hatte.
Yen blieb im Unterholz des Waldes und blickte die drei abwartend an.
Diese senkten ihre Köpfe, um den Boden abzuschnuppern. „Nun er war eindeutig an diesem Ort. Viel Blut hatte er nicht verloren. Ich schätzte, dass er sich nach diesem Abgrund sowieso das Genick gebrochen hatte. Das, was mir aber Sorgen bereitet ist, wieso er nicht mehr da liegt?", sagte der größere Wolf mehr zu sich, als zu den anderen.
„Hier ich habe eine andere Spur gefunden!", rief nun einer der kleineren. „Sie kommt von einer Wölfin. Anscheinend hat sie ihn gefunden und ihn von hier fortgeschleppt. Seht euch nur diese Schleifspuren in der Erde an. Die können nur von einem toten Wolf stammen, der von einem anderen Wolf gezogen wurde."
Der dunkle Wolf gesellte sich zu ihn und blickte ebenfalls den Boden an. Skeptisch hob er den Kopf. „Hoffen wir mal, dass er tot ist. Diese Beweise dürfte ihn zufrieden stellen. Gut gemacht!", lobte er den Wolf, der daraufhin freudig mit dem Schwanz wedelte. „Aber ich schätzte wir lassen diese kleinen Unannehmlichkeiten beim erzählen weg. Vergisst, dass hier wenig Blut liegt und hält die Klappe. Überlasst den Rest einfach mir. Er wird schon gestorben sein", sagte der große Wolf und wand sich nach Westen.
„Lasst uns aufbrechen. Ich möchte noch vor der Nacht beim Rudel ankommen. Sonst wird er noch denken, dass wir uns verlaufen hatten und uns danach auslachen."
Nach diesen Worten sprinteten die drei Wölfe Richtung Westen los.
Yen blieb alleine im Gebüsch zurück. Verwirrt starrte er auf die Stelle, wo er vor kurzem aufgewacht ist. Er wunderte sich, dass die drei Wölfe an den Ort zurückkehrt sind, um sich von seinem Tot zu überzeugen. Dies machte in seinem Kopf einfach keinen Sinn.
Verwirrt schüttelte er den Kopf und blickte in den Himmel.
Yen blieb eine längere Zeit im Gebüsch sitzen. Der Himmel verdunkelte sich allmählich, bis langsam die Sonne gänzlich untergegangen war und der Mond sich langsam zeigte.
An diesem Tag schien der Mond ganz hell. Es war Vollmond. Traurig blickte Yen ihn an.
„Wer bin ich?", fragte der junge Wolf in die Nacht. Als er keine Antwort bekam, hob er langsam seinen Kopf und heulte alle Traurigkeit in den Himmel, die er in sich hatte.
~~Wer bin ich?~~
Wer sind die drei fremden Wölfe?
Welche Abenteuer wird er mit Kora, Sanja und Manain erleben?
Wird sich Yen an seine wahre Identität erinnern?
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