23. Meine Geheimwaffe rettet den Tag

"Wuääähh, wuääääh!"

Mein Schrei hallt von den Wänden wider, übertönt sämtliche Hintergrundgeräusche und bringt die Fenster zum Klirren. Laut, schrill, herzerweichend.

The Brain zuckt zusammen. "What the ... was schreist du denn hier so rum, ist ja nicht zum aushalten!"

"Wuäähhh, wuääähhh, wuääääääääh!"

Einmal losgelegt, bin ich nicht mehr zu stoppen. Für den letzten Schrei habe ich mich sogar ganz besonders ins Zeug gelegt, ich merke selbst wie mein Gesicht sich verzerrt und rot anläuft. Aus Erfahrung weiß ich, dass sich mein ganzer Körper rot färben wird, wenn ich weiter so schreie.

Meine Brüder verziehen selbst bewusstlos wie sie sind ihre Gesichter, The Brain hält sich mittlerweile die Ohren zu. Mein Geschrei kann wohl selbst sein Helm nicht herausfiltern.

"Verdammt nochmal, sei jetzt endlich ruhig! Muss ich dir wirklich den Mund stopfen, damit du Ruhe gibst?"

~Ich werde nie Ruhe geben! Solange ich lebe, werde ich ... hmpf!~ The Brain hat nicht lange gefackelt, sondern mir meinen Schnuller in den Mund geschoben. Unfair!

The Brain feixt: "Und das war jetzt deine geheime Geheimwaffe? Tja, tut mir leid, du bist entwaffnet. Das war jetzt schon beinahe zu einfach."

Ich sage nichts, sehe ihn nur schweigend an und nuckle dabei wie wild an meinem Schnuller.

"Was, keine Widerrede mehr?" Man hört das Strahlen in seinem Gesicht förmlich durch den Helm hindurch, und als ich immer noch nichts erwidere, streckt er triumphierend seine geballte Faust in die Luft. "Jaa, die Stadt gehört mir, mir allein! Ich bin der König der Welt!" Mit einer ausladenden Geste reckt er die Arme zur Seite, also würde er sein Eigentum tatsächlich umarmen wollen.

Mit leisem Spott ziehe ich einen Mundwinkel nach oben. Eine motorische Meisterleistung meinerseits, habe ich doch immer noch den Schnuller im Mund. ~Meine Geheimwaffe, ein Schrei? Nicht doch, DAS war nicht meine Geheimwaffe.~

"Nicht? Was ist es dann?", The Brain kommt auf mich zu und betrachtet mich interessiert. Anscheinend fühlt er sich absolut sicher, jedenfalls wirkt er nicht so, als würde gerade sein Ende auf ihn zukommen. Nun, wenn er sich da mal nicht verschätzt.

Zufrieden schnullere ich vor mich hin. ~Warte einfach ab, du wirst sie gleich kennen lernen, meine Geheimwaffe.~

Höhnisch sieht er sich um. "Ach ja? Ich sehe nichts, keine Spur irgendeiner Geheimwaffe. Du bluffst doch nur. Aber mich legst du so schnell nicht herein. Du wirst mir meine Freude nicht verderben, endlich habe ich deine Brüder besiegt, und dich gabs sozusagen noch als kleine Beigabe. Als Apettithäppchen, harharhar!"

~Kennst du solche Menschen, die immer am lautesten über ihre eigenen schlechten Witze lachen?~, kann ich nicht widerstehen ihn aufzuziehen. ~Schrecklich, sowas.~

"Ha, ha!", betont The Brain jede Silbe einzeln, „in deiner Position wäre ich ja nicht so vorlaut. Immerhin konnte ich euch alle vier ohne große Schwierigkeiten besiegen!"

~Rhabarber, Rhabarber~, äffe ich ihn meiner Meinung nach recht zutreffend nach, ~möchtest du dir schon mal berühmte letzte Worte überlegen? Gleich ist es soweit.~

„Ich überlege lieber, was ich jetzt mit deinen Brüdern und dir anstellen soll. Sei also lieber nett zu mir!"

Gelassen schaue ich mich um. Wahrscheinlich sollte ich über seine Worte beunruhigt sein, aber gerade kann mir nichts etwas anhaben. Ich weiß einfach, alles wird gut. Mein Vertrauen ist allumfassend.

Und da ist es auch schon, ein Zeichen, auf das ich gewartet habe: ein leichtes Vibrieren in der Luft, das langsam aber sicher lauter wird und direkt auf uns zuzusteuern scheint.

The Brain sieht sich um, er hat es also auch gehört. "Was zum Teufel ... Was ist das? Was hast du getan?" Das Dröhnen kommt näher und klingt mittlerweile wie ein aufgedonnerter Düsenjet. Wieder klirren die Fenster und übertönen so sogar den noch immer stetig fallenden Regen.

Ich grinse nur vor mich hin und schaue ihn an, eine einzelne Augenbraue spöttisch in die Höhe gezogen. ~Oh, habe ich das nicht erwähnt? Das ist meine Geheimwaffe. Und zwar in 3 ... 2 ... 1 ...~

Und um mich jetzt mal selbst zu loben: Mein Countdown ist perfekt getimet. Denn kaum habe ich die Eins ausgesprochen, öffnen sich die Tore der Halle mit einem lauten Knall, und in einem Meer aus Farben und Augenringen bricht das Chaos aus, wirbelt durch den Raum ... und hebt mich vom Boden auf, direkt in ihre Arme.

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