Kapitel 3

Eine Schwere umgab mein Bewusstsein.

Ich versuchte, die Augen zu öffnen, immer wieder sanken meine Lider nach unten. Mein Hals war trocken und in meinen Mund breitete sich ein undefinierbarer Geschmack aus.

Ein schwerer Ruck durchzog meinen Körper, als ich husten musste.

Verkrampft hatte ich meinen Oberkörper aufgerichtet und versuchte Luft zu bekommen.

Langsam kehrten meine restlichen Sinne zurück und ich sah mich um.

In dem blassen Licht konnte ich erkennen, das ich in einem Badezimmer war.

Fenster gab es keine. Instinktiv tastete ich meinen Körper ab.

Warum war ich in Unterwäsche?

Und was zum Teufel war passiert?

Wo war ich? Wie kam ich hierher?

Mein Gedächtnis war vernebelt.

Panik stieg in mir auf.

Wurde ich gekidnappt? Warum? Ich war weder vermögend, noch hatte ich Angehörige.

Bei dem Versuch auf zustehen wankte ich und landete wieder auf den kalten Fliesenboden.

Sollte ich um Hilfe rufen?

Wenn ich mich jedoch unmittelbar mit den Entführern im Gebäude befand, wäre das umsonst. Die würden nicht auf meine Rufe reagieren. Stattdessen würden sie mich zum Schweigen bringen.

Meine Augen füllten sich mit Tränen und ich presste die Lippen zusammen.

Verzweifelt beugte ich meinen Oberkörper nach vorne und begann zu weinen. Einige Minuten verharrte ich in dieser Position, bis ich mich wieder begann zu fangen.

Nein, ich wollte hier nicht sterben!

Es musste irgendeine Möglichkeit geben! Mein natürlicher Überlebensinstinkt sagte mir das. Oder redete ich mir das selber ein?

Wackelig versuchte ich nochmals, aufzustehen, und stützte mich am Badewannenrand ab.

Ich atmete einmal tief durch und sah mich einmal genauer um.

Die Ausstattung war die eines gewöhnlichen Badezimmers, bis auf die Größe, die war eindeutig über den Durchschnitt.

Ich ließ meinen Blick weiter wandern und blieb mit den Augen an der Tür hängen.

Die aufkeimende Freude darüber verflog, denn sie war abgeschlossen.

„Hör auf, mich belehren zu wollen!"

Meine Augen weiteten sich und ich hielt mitten in meiner Bewegung inne.

Hatte ich mich verhört?

Nein, es war eindeutig jemand in meiner Nähe und unterhielt sich!

Ich sog scharf die Luft ein, alle meine Sinne arbeiteten auf Hochtouren.

Hörte ich Schritte, die immer dichter zu kommen schienen, oder spielten meine Ohren verrückt?!

„Ist mir scheiß egal!"

Nein, ich bildete mir das nicht ein!

Jemand war hier und er kam immer näher!

Hektisch ließ ich meinen Blick nochmals durch den Raum gleiten.

Verteidigen! Ich muss irgendwas finden, um mich zu verteidigen!

Verzweifelt presste ich die Lippen zusammen. Es gab hier nichts!

Gar nichts!

Nicht mal einen Spiegel, deren Scherben ich als Waffe benutzen konnte.

Wieso war dieses Badezimmer nicht eingerichtet?!

Meine Beine gaben nach wie Streichhölzer und ich sank wieder auf den Boden.

Die Schritte verstummten und ich hörte, wie ein Schlüssel ins Schloss gesteckt wurde.

Mein Körper bewegte sich keinen Millimeter. Ich war wie erstarrt. Ich sah der Türklinke zu, wie sie sich nach unten bewegte.

Licht kam mir entgegen und ich blinzelte.

„Wenn du nichts weiter zusagen hast, würde ich gerne auflegen."

Mein Kopf fuhr auf.

Diese Stimme!

Ich kannte sie!

Fassungslos starrte ich den Mann an der vor mir stand.

Der Mann der meinen Puls beschleunigte.

Der Mann, von dem ich immer geträumt hatte, ihn zu treffen.

Mit ausdrucksloser Miene schaute er auf mich herab.

„Was auch immer, ich hab zutun! Also laber mich nicht voll!", sprach er in sein Handy und schaute weiter auf mich herab, als wäre ich ein Staubkorn.

Meine Gefühle und meine Gedanken rasten. Zu spät öffnete ich den Mund für einen Hilfeschrei. Er hatte aufgelegt.

Überfordert hockte ich da, auf den Boden und meine Glieder begannen zu zittern.

„Auch schon wach, ja?", merkte er bissig an und ging vor mir in die Hocke.

Eine Weile sahen wir uns wortlos an, bis ich mich aus meiner Starre löste und seine Schultern packte.

„W-was ... was soll das hier?! Wo bin ich? Waru ..." Meine Worte verstummten hart als er mich von sich stieß und ich rücklings auf den Boden lag.

„Nicht anfassen!", sprach er und strich den Stoff seines Hemdes glatt. „Hier." Er hielt mir Wäsche hin, unter dem zwei ordentlich gefaltete Handtücher waren.

„Wasch dich!"

Ich presste hörbar Luft aus meinen Lungen und beugte mich nach vorne. Ohne mich weiter zu beachten, drückte er mir die Sachen in die Hand.

Tränen bildeten sich in meinen Augen.

„Hey!", begann er und legte eine Hand auf meine Wange. „Hör auf zu heulen! Warum heulst du? Es ist ganz einfach. Mach dich sauber und du kommst hier raus."

Ungläubig blickte ich die Sachen, dann ihn an.

„Warum ...?", wimmerte ich. „Was soll das hier alles? Was willst du von mir?"

„Tu was ich dir sage!", antwortete er und stand auf. „Es ist besser für dich. Glaube mir!", fuhr er fort, ging hinaus und schloss wieder die Tür ab.

Wie vom Blitz getroffen, stand ich auf und lief zur Tür. Mit einem kräftigen Griff rüttelte ich an der Klinke.

„Lass mich raus!", schrie ich. „Bitte!"

„Bist du taub?", kommentierte er mein Flehen stumpf durch die Tür. „Du sollst dich waschen!"

„Lass mich raus! Was willst du von mir?", schrie ich weiter und schlug gegen die Tür.

Mit einem Schwung ging diese auf und stieß mich nach hinten.

Wieder sass ich auf den Boden.

Sein Blick fiel auf die Sachen, die ich auf den Boden geworfen hatte.

„Tcch!" Mit einem verächtlichen Ausdruck sah er mich an. „Was soll das werden?" Wieder ging er vor mir in die Hocke und seufzte genervt.

„Weißt du, wie mich das ankotzt?"

Ich presste die Lippen zusammen und sah an ihm vorbei.

Wenn ich schnell genug war, konnte ich vielleicht aus den Raum laufen und ihn hier einschließen.

Mein Puls raste. Nicht wegen ihm, sondern wegen der Angst, die er in mir auslöste. Mein Körper spannte sich an und bereitete sich für den Fluchtversuch vor.

Mit einem Ruck kam ich auf die Beine und wollte an ihm vorbei sprinten, doch er packte mit einer schnellen Handbewegung mein Handgelenk und zerrte mich mit Leichtigkeit wieder nach unten.

„Hey, ich frage dich nochmal", raunte er und verstärkte seinen Griff. Mein Arm krümmte sich vor Anspannung. „Was soll das werden verdammt?"

„Lass mich hier raus!", brüllte ich. „Was willst du von mir?"

Seine Augen verengten sich und er drückte mich mit den Rücken auf den Fliesenboden.

„Halt die Schnauze!", zischte er, während er seinen Körper gegen meinen drückte und meine Handgelenke festhielt. „Wieso willst du nicht verstehen? Bist du blöd? Eigentlich habe ich dich nicht so eingeschätzt. Aber wie es scheint habe ich mich geirrt", fuhr er fort und seufzte. „Es ist ganz einfach. Tu das, was ich dir sage und du kommst hier raus."

Mit hektischen Atem sah ich ihn verzweifelt an. Er verzog keinen Muskel.

„Was ist? Du bist so still. Hast du es begriffen?"

Ich sah ihn stumm an. Er hatte mir soeben demonstriert, wer hier die Gewalt hatte. Allein mit Kraft oder Schnelligkeit kam ich nicht weiter.

Niemals hätte ich vermutet, dass er, trotz seiner geringen Körpergröße und der schmalen Statur, so kräftig war.

Zögerlich nickte ich.

„I-ich wasche mich ...", wisperte ich heiser und sein Griff lockerte sich.

„Na bitte, ich wusste, du bist nicht dumm.", merkte er an, ließ mich los und richtete seinen Oberkörper auf. „Sag es nur noch richtig und ich geh wieder."

Ich blinzelte.

Richtig sagen? Ich verstand nicht was er meinte.

„W-was?"

„Sag meinen Namen! Den weißt du doch sicher."

„J-ja ... L ..."

„Du stellst dich wieder dumm an!", wurde er lauter. „Sag es mit meinem Namen!"

Ich blinzelte und überlegte panisch, was er meinte.

„I-ich ... ich werde mich waschen ... Levi.", presste ich hervor, wobei ich mehr einen fragenden Unterton hatte, da ich mir nicht sicher war, ob er das meinte.

Mit einer beiläufigen Handbewegung tätschelte er kurz meinen Kopf und erhob sich. Dann ging er wortlos aus den Raum und schloss wieder die Tür ab.

Langsam rappelte ich mich auf und umklammerte meine Arme.

Verrückt!

Er war total verrückt!

Etwas anderes konnte ich mir nicht erklären.

Das Bild, das ich bisher von ihm hatte, zerbrach immer weiter.

Mit einem Schleier aus Tränen entledigte ich mich meiner Unterwäsche und stieg in die Badewanne.

Das Rauschen der Duschbrause vermischte sich mit meinen immer lauter werdenden schluchzen.

Mit tauben und benommenen Gliedern stieg ich aus der Wanne und ergriff ein Handtuch, wickelte es um meine langen schwarzen Haare und begann mich mit den anderen abzutrocknen.

Wie in Trance sah ich mir die anderen Sachen an, er hatte sogar Unterwäsche, zu dem weißen Kleid, dazu gelegt.

Schnell zog ich alles an.

Als hätte er meine Masse gemessen.

Es passte alles perfekt.

Knarrend öffnete sich die Tür und Levi stand mit verschränkten Armen da und musterte mich.

Meine Knie wurden weich unter seinem Blick.

„Was ist? Komm her!", befahl er. Ich blinzelte.

Er meinte das ernst? Ich durfte gehen? Meine Beine bewegten sich zögerlich zu ihm. Jeder normale Mensch hätte wohl versucht weg zulaufen.

Doch mir kam es vor, als hätte Etwas meinen Willen aus meinem Körper gesaugt. Wie ein Hund stand ich vor ihm und wartete auf weitere Befehle.

Er hob eine Hand und spielte mit einer meiner Haarsträhnen zwischen seinen Fingern.

„Du hast sie nicht abgetrocknet. Sie tropfen noch", nuschelte er und sein Gesichtsausdruck veränderte sich.

Er packte meinen Arm und schleifte mich hinter sich her.

„D-du hast gesagt du lässt mich frei!", wimmerte ich. Abrupt blieb er stehen und ich stieß gegen seinen Rücken.

„Bitte?", fragte er nach und sah mich über die Schulter aus an. „Ich soll was gesagt haben?"

Ich schluckte aufgeregt. „D-das du mich frei lä ..."

„Langsam zweifel ich an deinen Verstand", seufzte er genervt. „Ich habe gesagt, dass du raus kommst und du bist aus dem Bad raus, oder nicht?"

Meine Augen weiteten sich und meine Unterlippe begann zu zittern.

„A-aber ..." Mit einem heftigen Ruck zog er mich nach vorne und stieß mich auf den Holzboden. Ein dumpfer Schmerz durchzog meinen Rücken. Mit gleichgültigen Blick sah er wieder auf mich herab.

„Deine Hände", sagte er tonlos. Wie benebelt beugte ich mich nach vorne und versuchte auf zu stehen. Levi hob seinen Fuß und platzierte ihn auf meine Schulter.

„Halt deine Hände hoch!", begann er erneut. Mit unsicheren Blick sah ich zu ihm auf. „Tcch!" Dann stieß er mich mit seinen Fuß rücklings auf den Boden und beugte sich zu mir herunter.

„Deine Hände!", betonte er noch einmal mit Nachdruck.

„Nein ...", nuschelte ich.

Seine Brauen schoben sich zusammen. „Wie?"

„Nein!", brüllte ich und drehte mich auf den Bauch um mich mit den Händen vom Boden abzustützen. „Lass mich verdammt nochmal in Ruhe! Lass mich gehen!"

Plötzlich ergriff er meine Haare am Hinterkopf und zog mich nach hinten.

„Ich wollte dies nicht tun, aber", murmelte er dicht an mein Ohr und stieß mein Kopf nach vorne. Mit einem harten Aufprall knallte ich mit der Schläfe gegen den Holzboden, „anscheinend ist Schmerz immer am wirkungsvollsten, um Disziplin zu erreichen", beendete er den Satz und zog mich an den Haaren wieder zu sich nach hinten.

In meinem Mund breitete sich ein metallischer Geschmack aus. Meine Unterlippe war aufgeplatzt und ein unbeschreiblicher Schmerz zog durch meinen Kopf.

„Willst du mir noch etwas sagen?", flüsterte Levi in mein Ohr.

Ich kniff die Augen zusammen, um die Tränen zu unterdrücken.

„Du willst gehen, sagtest du. Nicht wahr?"

Trübe sah ich ihn von der Seite aus an und nickte kaum merklich.

„Nun denn." Er ließ meinen Hinterkopf los und ich fiel kraftlos nach vorne. Mühselig stemmte ich meine Hände gegen den Boden, um mich aufzurichten.

Als der Schmerz in meinen Kopf plötzlich verschwand und ein stechender Schmerz durch meine Wade zog.

Schmerzverzehrt schrie ich auf und krümmte mich. „Dann geh", fuhr er fort.

Ich drehte meinen Kopf langsam nach hinten und erkannte, dass was mir so viel Schmerz bereitete.

Eine Nagelschere steckte in meiner rechten Wade.

Blut strömte aus der Wunde. Panisch riss ich die Augen auf und spürte, wie die brennende Wärme der Wade sich über das ganze Bein legte.

Tränen rollten meine Wangen hinunter.

„Wieso tust du das? Was habe ich dir getan?" Erzitterte meine Stimme, bei dem Versuch zuschreien.

Ohne mir zu antworten zog er mit einem Ruck die Schere wieder heraus, ging um mich herum und kniete sich vor meinem Blickfeld.

Unsanft zog er mein Kinn nach oben.

„Was ist denn? Du kannst doch gehen, wenn du willst", sprach er unheimlich ruhig. „Willst du doch nicht weg?"

Ich war unfähig zu antworten. Alles in meinen Kopf drehte sich. Ich kniff die Augen zusammen und begann zu schluchzen.

Levi hob eine Braue. „Du bist selber Schuld. Tu was ich dir sage und du hast keine Schmerzen." Sein Blick wanderte hinab zum Kragen des weißen Kleides und sein Gesicht verzog sich. „Tcch! Du machst die Kleidung ganz schmutzig", brummte er und zog mich ohne Rücksicht auf die Beine.

Erneut schrie ich bei dem Schmerz auf, der mein Bein durchfuhr. Mein Magen rebellierte und ein schwarzer Schleier legte sich auf mein Bewusstsein.

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