Kapitel 29
Levi löste seine Lippen von Anda's und sah eine kurze Weile auf den Boden.
Schmerzlich wurde ihm bewusst das er jetzt zu weit gegangen war.
Doch ihn hatte alles übermannt, er konnte seinen Gefühlen nicht länger stand halten. Jetzt konnte er ihr nichts mehr erklären. Jedenfalls nicht so ohne wie ein Verrückter rüber zukommen. Levi atmete hörbar aus und wandte sich wieder zur Tür.
Er sollte jetzt verschwinden, bevor er alles nur noch schlimmer machte, und Anda's Gedanken noch mehr verwirrte. Diese stand für einen Augenblick, einfach nur da und blinzelte ungläubig.
Levi hingegen, kämpfte gegen den Impuls sie noch ein letztes mal anzusehen. Ohne sich zu ihr umzudrehen, öffnete er die Tür weiter und trat einen Schritt nach vorne.
"L-Levi?!", presste sie heisser hervor und er hielt mitten in der Bewegung inne.
Die Art wie sie seinen Namen aussprach, war eine völlig andere als ihre zuvorige Tonlage.
"Levi ... warum ... sind wir in meiner Wohnung?", dann riess sie panisch die Augen auf, und es schien so als würden alle Erinnerungen auf sie einstürzen. Sie ergriff ihn an der Schulter und drehte ihn zu sich.
"Oh mein Gott ... geht es dir gut?!", fragte sie aufgeregt, "Wo ist dieser Mann?", sie holte tief Luft, bis sie inne hielt und ihn gemischt ansah, "L-Levi ... warum ... warum weinst du?!", stotterte sie geschockt. Dieser realisierte jetzt erst das sie mit ihm sprach. Schnell wischte er sich mit den Unterarm über das Gesicht, und nahm Haltung an.
"Tcch! Törichtes Mädchen, das ist vom Regen.", erklärte er scharf, doch der Versuch sie monoton anzusehen gelang ihm nur teilweise.
Hatte sie ihre Erinnerungen etwas zurück?
Mit undeutbarer Miene sah er Anda an und legte seine Finger an ihr Kinn.
"Weisst du ... weisst du wer ich bin?", hakte er nach, und ihre Augen wurden gross, und ihr Gesicht nahm einen verwirrten Ausdruck an.
"I-ich verstehe die Frage nicht ... natürlich.", antwortete sie und legte ihre Hand auf seine, "Warum sind wir in meiner Wohnung? Was ist mit diesen Mann?"
Levi schloss die Augen und schüttelte den Kopf, dann umarmte er sie.
"Es ist alles gut ...", flüsterte er, und in seiner Brust fiel dieser entsetzliche Druck ab. Der Druck sie nie wieder zusehen, der Druck sie nie wieder berühren zu können. Er war einfach nur froh sie wieder bei sich zu haben. Unbewusst verstärkte er seinen Griff.
"L-Levi ... ich bekomme keine Luft ...", presste Anda hervor, und sofort lockerte er seine Umarmung. Er strich ihr Haarsträhnen von der Stirn und sah sie an als sei sie ein kostbares Gemälde. Anda wurde sichtlich immer verwirrter. Sie konnte seine plötzlich zärtlichen Berührungen nicht einordnen.
"Levi, geht es dir wirklich gut?!" Ungläubig blinzelte sie als er kurz lächelte.
"Es ging mir nie besser ...", nuschelte er kaum hörbar, und nahm jedoch im selben Moment Haltung an als sein Lächeln verschwand.
"Du wolltest nur ein paar Sachen holen.", beantwortete er endlich ihre Frage, "Du warst vorher weg getretten, daher weisst du das wohl nicht mehr." Die Schwarzhaarige fasste sich an den Kopf.
"Mir ... mir ist so als hätte ich sehr lange geschlafen.", gab sie etwas müde an.
Levi verengte die Augen.
Es musste sie alles sehr angestrengt haben. Kein Wunder das sie kaputt war. Sie musste sich ausruhen. Levi schloss die Tür und streifte sich das Jacket von den Schultern, ohne weiter darauf zuachten liess er es einfach auf den Boden liegen und zog sich die Schuhe aus.
Anda blinzelte. Das alles war äußerst untypisch für ihn. Bevor Levi etwas unordentlich von sich warf, wäre eigentlich vorher die Hölle zu gefroren. Dieses Verhalten irritierte sie merklich. Auch der Umstand das sein Hemd nass war.
"Levi ... dein Hemd ....", sie schluckte die Worte herunter als er sie ohne Vorwarnung auf seinen Armen hoch hob, und mit ihr zusammen zurück ins Wohnzimmer ging. Behutsam legte er sie auf die Couch und legte die Tagesdecke über sie. Anda verstand immer noch nicht was vor sich ging. Sie beugte sich leicht nach vorne.
"Du solltest dich ausruhen.", kommentierte er sein Verhalten, und knöpfte sein Hemd wieder auf. Jetzt machte sich die Nässe doch bemerkbar. Verlegen sah Anda zur Seite als er sich seines Hemdes entledigte und auch dieses einfach auf den Boden gleiten liess.
Etwas stimmte hier doch nicht. Ging es ihm wirklich gut? Zögernd berührte sie seine Hand.
"Ist wirklich alles in Ordnung, Levi?!" Seine Augen funkelten kurz auf, ehe er sie an sah.
"Jah, doch, warum nicht?!"
"Ähm ... Nunja ... du bist anders als sonst.", nuschelte sie, er schnaupte amüsiert auf.
"Ist das so, ja?!" Anda nickte und nahm die Decke von sich, um sie ihm über die Schulter zu legen.
"Du erkältest dich so-", ihre Worte wurden unterbrochen, als er plötzlich seine Lippen auf der ihren legte. Ein leichter Stromstoss durchfuhr ihren Körper.
"Mir geht es gut ...", flüsterte er, und seine Worte vibrierten an ihren Lippen wieder, bevor er sie wieder küsste und langsam mit ihr nach hinten auf die Couch fiel.
Es war das erste mal das sie über ihn gebeugt war. Sichtlich verwundert über diesen Umstand wurde sie rot und sah verlegen zur Seite. Als sie sich von ihm entfernen wollte hielt er sie jedoch an der Hüfte fest und sah sie undeutbar an.
"Bitte ... bleib ...", hauchte er rau und seine Hände wanderten über ihren Rücken hoch zu ihrem Gesicht. Sanft strich er ihr Haarsträhnen aus dem Gesicht, und musterte sie. So als ob er sich jedes Detail ihres Gesichtes verinnerlichen wollte.
Sein Blick machte sie verlegen, sie spürte wie ihr Körper begann unkontrolliert zu kribbeln. Zögerlich stützte sie sich mit den Händen auf seiner Brust vorsichtig ab, und richtete ihren Oberkörper auf. Nun sass sie jedoch unsittlich auf ihn, und dies machte sie nur noch mehr verlegen. Doch unbeirrt musterte er sie weiter und nahm eine Hand von ihr, sanft legte er seine Lippen auf ihre Handinnenfläche und sah währenddessen zu ihr auf.
Das gedämpfte Licht tauchte seine grauen Augen in ein mattes funkeln, und Anda überkam eine leichte Gänsehaut.
Sie war überfordert mit seinen Verhalten. Nicht das ihr das nicht gefiel, im Gegenteil, doch sie wusste nicht wie sie damit umgehen sollte.
Der Schwarzhaarige richtete seinen Oberkörper, auf einen Ellenbogen gestützt, auf und strich mit seiner Hand von ihrem Arm, hoch zu ihren Gesicht, sein Daumen zeichnete ihre Unterlippe nach. Levi atmete hörbar aus und sein Gesicht vergrub sich an ihrer Schulter.
Er sog ihren, lang vermissten Duft ein, und wanderte kurz mit seinen Lippen über ihren Hals.
"Wieso ... wieso ist mir nie bewusst gewesen ... wie wunderschön du bist?!", flüsterte er ihr tief ins Ohr. Anda presste die Lippen zusammen und fuhr aufgeregt auf. Völlig überfordert bewegte sie sich wild und fiel rücklings auf die Couch zurück. Schüchtern bedeckte sie ihre Augen mit den Händen. Er sollte nicht sehen wie Rot sie war.
Es war ihr einfach peinlich. Levi sah sie amüsiert an und seufzte, dann legte er ihr wieder die Decke über, mit Absicht bis zu ihrem Gesicht. Schüchtern zog sie die Decke runter, und sah wie ein verlegendes Mädchen zu ihm auf.
"Ich sollte dich fragen ob alles in Ordnung ist.", stellte er mit Unterton fest und lächelte süffisant. Anda's Blick wanderte aufgeregt umher.
"N-natürlich ... mir geht es gut ...", stammelte sie.
Und so unerwartet Levi's sanftes Verhalten aufgetaucht war, um so schneller war es auch wieder verschwunden, und sein Gesicht wurde wieder ausdruckslos.
"Dann solltest du dich jetzt aus ruhen!", sprach er kühl, doch Anda fing plötzlich an leise zu schmunzeln. Levi's Brauen schoben sich zusammen. "Was ist denn bitte so lustig?!", brummte er und beugte sich über sie.
Vorsichtig legte sie ihre Hand an seine Wange.
"Ich liebe es wie du versuchst diese Seite an dir zu verbergen.", antwortete sie und lächelte. Levi sah sie ungläubig an, und etwas fühlte er sich auch ertappt. Aber das konnte er unmöglich zeigen. Mit einen tiefen knurren erhob er sich, lehnte sich an der Couch zurück und überschlug ein Bein.
"Tcch!", zischte er nur abwertend zur Antwort und versuchte so zu wirken als würde er sich desinteressiert im Raum um sehen. Ohne ein weiteres Wort rückte sie näher zu ihm und legte ihren Kopf auf seine Brust, dabei legte sie ihnen die Decke über.
Levi schloss die Augen und liess ihre Wärme auf sich wirken. Als sie seinen Arm um ihre Taillie spürte musste sie kurz lächeln, bis auch sie die Augen schloss.
Nach einiger Zeit hörte er nur noch ihren ruhigen Atem zu. Auch wenn er es sich nicht eingestehen wollte, sie hatte Recht.
Er wollte diese Seite an sich verbergen. Sie kam ihm selbst befremdlich vor. Er hatte sein Leben lang gedacht seine Hände könnten nur den Tod bringen, er hatte nie in Erwägung gezogen das sie auch zu etwas Zärtlichen im Stande seien.
Doch er musste erst Anda begegnen um diese Seite an sich kennenzulernen. Auch wenn es ihm schwer fiel diese zu zulassen. Aber Anda empfand auch vorher schon etwas für ihn, noch bevor er diese Seite von sich zeigte.
Trotz seiner kühlen, groben und desinteressierten Art hatte sie ihn so akzeptiert wie er war. Sie wusste von seinen Blutbefleckten Händen, und dennoch liess sie es zu das er sie berührte.
Diese Frau hatte soviel Gedult mit ihm bewiesen, das es ihn wunderte das ihre Erinnerungen überhaupt zurück gekehrt waren. Und das erste was ihr einfiel war sein Wohlbefinden.
Levi schluckte schwer, und stellte sein Glück nun kritisch in Frage.
Hatte er das Recht an ihrer Seite zubleiben?
Hatte er sie vielleicht doch unbewusst nach seinen Wünschen geformt?! Ohne es selbst zu merken?!
Hatte er ihre Sympathie ihm gegenüber nur für seine Triebe ausgenutzt?!
Sicher, anfangs war es so gewesen, bis er mit der Zeit merkte, wie sehr er den Halt verlor wenn sie nicht bei ihm war.
Ganz besonders hatte er dies in den letzten Wochen bemerkt.
Es zerriess ihn innerlich sie nicht an seiner Seite zu haben. Doch er redete sich immer wieder ein, dass wenn sie glücklich und unbeschwert weiter lebte, er damit auch glücklich war. Dies war aber nicht der Fall. Er wollte mit ihr zusammen glücklich sein.
Aber hatte er angesichts seiner Taten das Recht Glück zu empfinden?!
Angestrengt fuhr er mit Daumen und Zeigefinger seine Augenlider entlang.
Plötzlich fuhr er auf als er spürte wie sein Handy in der Hosentasche vibrierte. Grummelig nahm er es in die Hand und schob Anda vorsichtig von sich, und legte sie auf die Couch. Diese murmelte kurz auf, ehe sie sich wieder in die Decke kuschelte.
Abgenervt erhob er sich und ging Richtung Flur als er abnahm.
"Sag mal wo bist du?!", kreischte Hanji hysterisch in den Hörer. Levi rollte mit den Augen.
"Was geht es dich an?!", knurrte er tief und schloss die Wohnzimmertür.
"Levi, hör zu, es ist wichtig. Zum Glück hat das keiner von den Fans mit bekommen. Es .... Hey!", Hanji's Stimme verschwand und es war ein kurzes Rascheln zu hören, dann hörte er Mike.
"Levi, komm wieder hierher, sofort!", schnaupte dieser, Levi hob eine Braue, dieser Ton war für Mike untypisch.
"Warum?! Ihr werdet jawohl alles selber einpacken kö-"
"Darum geht es nicht! Komm wieder zum Club! Wir müssen reden!" Levi's Körper spannte sich an. Etwas stimmte nicht, das sagte ihm sein Instinkt.
Noch ehe er antworten konnte, klingelte es an Anda's Tür, gefolgt von einem Klopfen. Misstrauisch schob Levi die Brauen zusammen, und er hörte Mike aufgeregt schnauben.
"Wir haben doch gesagt das wir ihn herholen! Was soll das?!", sprach Mike aufgebracht, doch es war mehr an Hanji gerichtet.
Levi senkte das Handy und schaute durch den Türspion. Vor der Tür standen drei Männer, und ihre Gesichtszüge waren alles andere als entspannt. Mit Nachdruck klingelten sie nochmals und klopften. Knarrend öffnete sich die Wohnzimmertür und Anda stand verschlafen am Türrahmen.
Murrend rieb sie sich die Augen.
"Wer will denn jetzt was?!", brummte sie und schritt Richtung Eingangstür. Levi packte ihren Arm, und schüttelte den Kopf. Sichtlich irittiert blickte sie ihn an.
Dann folgte ein lauter Knall und die Eingangstür schlug den beiden entgegen.
Anda's Blick blieb sofort auf den Lauf einer Pistole haften, und ihre Muskeln spannten sich an, sowie Levi's.
"Gehen Sie von der Frau weg!", schrie ein Mann und entriegelte die Sicherung seiner Pistole. Die anderen Männer nahmen neben ihren Kollegen Stellung ein.
"Entfernen Sie sich von der Frau, und heben Sie die Hände!"
Levi's Blick verfinsterte sich und Anda drückte sich panisch an ihn.
"Was ... was ist hier los? Wer sind Sie?!", presste sie geschockt hervor. Doch die Männer verharrten weiter in ihrer Position.
"Hände nach oben, sofort!"
"Geh ...", flüsterte Levi Anda zu, diese sah zu ihm auf.
"Was?!"
"Geh weg von mir ... bitte!" Die Schwarzhaarige war sichtlich überfordert, grob packte Levi sie an der Schulter und wollte sie von sich stossen. Doch für die Beamten in Zivil musste das anders wirken. Ein Schuss ertönte und streifte Levi am Bein.
"Hände nach oben, verdammt!" Der andere Beamte nutzte den kurzen Moment der Überraschung und hechtete zu Anda, diese packte er grob am Handgelenk und zerrte sie von Levi weg.
Die Miene des Schwarzhaarigen verfinsterte sich und seine Augen nahmen einen tödlichen Ausdruck an. Noch ehe der Beamte wusste wie ihn geschieht, hatte er Levi's Faust im Gesicht und stolperte nach hinten, sofort nahm Levi dessen Waffe und richtete sie gekonnt auf die Schläfe des Beamten.
"Du Bastart, fass sie nicht an!", knurrte der Schwarzhaarige tief und drückte ab.
Mit zitternden Körper hockte Anda auf den Boden und sah geschockt zu wie Blut aus der Schläfe des Beamten trat. Grob wurde sie von dem zweiten Beamten auf die Beine gezogen. Ohne zu zögern richtete Levi die Waffe auf ihn, und verpasste ihm eine Kugel zwischen die Augen.
"Ich sagte ... fasst sie nicht an!!"
Levi's Atem ging hektisch. Anda sah geschockt zu den leblosen Körper des Beamten. Überall verteilte sich das Blut. Sie presste ihre Hände auf den Mund.
Dann ging alles blitzschnell. Der letzte Beamte schaltete schneller, als Levi ahnte, und er hatte den Schwarzhaarigen in die Schulter geschossen.
Geschockt riess Anda die Augen auf und sah das Blut das Levi's Oberkörper runter floss. Panisch schrie sie auf und wollte zu ihm laufen, doch ihre Beine gaben nach, ihr Magen verkrampfte sich und ihr wurde schwarz vor Augen.
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