Kapitel 26
Aufgebracht und völlig in rage, wuschelte Hanji ihre Haare durcheinander.
"Argghh!", fluchte sie und sah auf die Liste, "Wie soll man sich da denn entscheiden?!", grummelte sie, lehnte sich zurück und nahm einen grossen Schluck ihrer Tasse Kaffee.
Ein paar Gäste des Cafés hatten sich bereits zu den dreien, wegen Hanji's Lautstärke, umgedreht. Levi nippte an seinen Schwarztee.
"Schrei nicht so rum, Shitty Glasses!", ermahnte er sie scharf und setzte seine Tasse ab. Doch Hanji war vollkommen überfordert und hielt den Zettel mit der Städteliste hoch.
"A-aber .... wie soll man sich da denn entscheiden?!", sie knallte eine Hand auf den Tisch und wandte sich zu Mike, "Was meinst du?" Aber Mike sah auch nur ratlos auf den Zettel.
"Das ist echt schwer.", gab er an, "Gibt es schon Kommentare auf der Website, wegen dem Konzert? Vielleicht haben einige Fans Wünsche geäussert."
"Ja, natürlich.", grinste Hanji kurz, "Die vorgeschlagenen Städte der Fans sind ja mit drauf auf der Liste."
Levi brummte, und die beiden sahen ihn fragend an.
"Diesen Wünschen können wir eh nicht nach gehen.", bemerkte er tonlos und überschlug sein Bein über das andere, "Wir müssen etwas neutrales suchen. Sonst fühlen sich einige auf den Schlips getreten." Hanji's Augen wurden gross. Es war das erste mal nach Wochen das er wieder, für seine Verhältnisse, normal redete.
"Hmm, da hast du Recht.", fügte sie sich, und Levi entriess ihr die Liste. Mit monotonen Gesichtsausdruck überflog er sie, bis seine Augen auf einen Stadtnamen kleben blieben.
"Achja, Levi, hast du die Lyrics zum neuen Song mit gebracht?", fragte Mike und fügte seiner Tasse Kaffee Zucker hinzu. Doch Levi reagierte nicht, sondern staarte immer noch die Liste an.
"Hey! Levi!", bohrte Hanji mit erhobener Stimme nach, der Schwarzhaarige sah genervt auf.
"Was?!"
"Mike hat gefragt ob du die Lyrics dabei hast." Levi schob die Brauen zusammen.
"Was?! Ahh, ja ... hab ich ...", antwortete er beiläufig und schaute wieder auf die Liste, "Sag mal Hanji, den Rest hast du doch zusammen gesucht, nicht wahr?!"
Die Brünette blinzelte.
"Ja, klar. Wieso?! Passt sie dir nicht?!", verzog sie ihr Gesicht. Levi schob die Liste wieder zu ihr herüber und zeigte auf eine Stadt.
"Wie kommst du auf Keijima?!", fragte er nach und seine Augen verengten sich.
"Ach, ich habe im Internet rum gesucht, und irgendwie sah Keijima gar nicht schlecht aus auf den Bildern. Und ich fand es müssen ja nicht immer Großstädte sein, schließlich spielen wir ja nur in einem Club.", erklärte sie ihre Entscheidung der Liste.
Levi presste kurz die Lippen zusammen. Ausgerechnet ihre Stadt hatte Hanji mit aufgezählt.
"Also, wurde sie nicht von den Fans vorgeschlagen?!", hakte der Schwarzhaarige nach, und Hanji schüttelte den Kopf.
"Nein."
Nachdenklich lehnte Levi sich zurück. Doch seine Entscheidung stand fest.
"Dann lasst uns dort spielen!", beschloss er und ergriff den Rand seiner Tasse. Mike und Hanji blinzelten ungläubig.
"Oder passt euch das nicht?!", kommentierte er bissig die Blicke der beiden. Zeitgleich schüttelten sie jedoch den Kopf.
"Nein ... Nein ....", warf Mike ein und rührte in seinen Kaffee rum. Hanji lachte nur und schob die Liste zurück in ihre Tasche.
"Das wäre ja denn geklärt.", beendete sie diese Diskussion und hielt Levi erwartend ihre Hand entgegen, "Los, zeig her die Lyrics!", grinste sie euphorisch.
Der Schwarzhaarige seufzte und holte den zusammengefalteten Zettel aus seiner Jackeninnentasche. Ausdruckslos warf er ihn auf den Tisch. Sofort griff Hanji danach und las die Zeilen aufgeregt, Mike rückte dichter zu ihr und auch seine Augen schweiften über die Buchstaben.
*
Mit einem leichten Lächeln betrachtete Anda ihren Kopf im Spiegel und drehte ihn hin und her. Ihre Verletzung war relativ gut verheilt, nur wer davon wüsste, würde die letzten Spuren noch erkennen. Nur die Verletzung an ihren Arm schien langsam zu heilen. Doch durch den Verband und der Kleidung erkannte diese eh niemand. Mit einem Seufzer verliess sie das Badezimmer und beschloss Post zuholen. Aber anhand der Briefumschläge erkannte sie schon das sie wieder Absagen mit in die Wohnung nahm. Leise fluchend warf sie die Post auf den Tisch und setzte sich frustriert an den Schreibtisch. Den Hintergrund des Desktops hatte sie schon lange geändert. Anstelle von Levi schaute sie nun eine Katze an.
Sie wusste nicht warum, aber immer wenn sie diesen Mann sah zog sich etwas in ihr zusammen und ihre Schläfe begann fürchterlich zu pochen. Nur die Ordner mit der Bezeichnung, NoName, hatte sie noch nicht gelöscht. Irgendetwas in ihren Inneren hielt sie davon ab.
Jedoch hatte sie sich auch noch nicht mit den Inhalt der Ordner näher beschäftigt. Genauso wenig, wie sie sich das Tape angehört hatte.
Hörbar atmete sie aus und klickte auf den Ordner. Es konnte ja nicht schaden mal einen Song anzuhören. Vielleicht war die Band ja nicht schlecht.
Denn die Ordner waren ja nicht ohne Grund auf ihren Pc. Jedenfalls glaubte sie das.
Anda schaltete die Lautsprecher ein und klickte auf das erste Lied, dann lehnte sie sich im Stuhl zurück.
Sofort hallte der erste Gitarrenriff in ihrem Inneren wieder, und langsam spielte das Schlagzeug seinen Takt mit ein. Dann wurde die Melodie düsterer und eine kurze Pause folgte, indem ein schweres einatmen zuhören war und der Sänger tief etwas sagte, bis dann die Instrumente weiter spielten. Anda überkam eine Gänsehaut. Diese Stimme, es schien als würde sie etwas in ihren Inneren greifen wollen. Und seltsamerweise kam ihr der Klang der Stimme bekannt vor. Ja, selbst der Klang der Instrumente, ihr war so als hätte sie es schonmal gehört.
Doch das konnte doch gar nicht sein. Sie kannte diese Band vorher nicht. Und aus der Website kam hervor das ihre Lieder auch nicht im Radio, oder in den Charts gespielt wurden.
Also, warum kam ihr das alles bekannt vor?
Hatte sie eine Art Dejavue?!
Ohne es selber zu merken wurde ihr Atem immer hektischer, und als der Refrain ertönte hatte sie das Gefühl ihr Herz setzte kurz aus.
Atemlos schloss Anda den Musikplayer, und versuchte ihre Gedanken und Empfindungen zu ordnen.
Wieder begann ihre Schläfe zu pochen. Ihr Blick schweifte kurz zu ihrem Handy.
Dort befand sich immer noch dieses Bild im Speicher, mit ihr und diesen Mann, den Sänger, Levi.
Immer noch stand die Frage im Raum wie dieses Bild entstanden war, und er kein Wort darüber verloren hatte als er sie nach Hause fuhr.
War er vielleicht doch kein Retter?
Vielleicht war er es auch der ihre Verletzungen zu verantworten hatte, nur log er sie an.
Angestrend hielt sich Anda den Kopf.
Sie wollte diese Frage klären!
Wenn er wirklich etwas damit zutun hatte, durfte er nicht ungestraft davon kommen. Sänger hin oder her.
Sie musste Beweise sammeln, und sie wollte ihn nochmal zur Rede stellen!
Doch wie sollte sie dies anstellen?
Anda erinnerte sich an die Website, auf der irgendetwas von einem Konzert gestanden hatte.
Und wenn sie einfach auf das Konzert gehen würde?!
Aber was garantierte ihr das sie mit ihm sprechen konnte?
Sie presste die Lippen zusammen und öffnete den Internetbrowser.
Irgendeinen Weg musste es doch geben. Und wenn dies hiess ihm aufzulauern nach dem Auftritt, um ihn dann zur Rede zustellen!
Anda wollte die Wahrheit wissen!
Und vielleicht hörte dann auch endlich auf ihre Schläfe so unerträglich zu pochen.
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