Kapitel 5 | Herz

"Teddy! Aufwachen!" Ich spürte ihre Hand an meiner Wange und öffnete langsam meine Augen. "Sonja!" sprach ich glücklich und drehte mich auf den Rücken. "Teddy, du hast verschlafen!" meinte sie und schmunzelte. Sie hatte schon ihre komplette Kleidung an und war fertig, doch als ich verstand, was sie sagte, sprang ich hysterisch auf. "Mist!" rief ich und lief durch das Zimmer, suchte meine Sachen zusammen und rannte ins Bad. Schnell warf ich meinen Pyjama an die Seite und drehte mein Oberteil. "Mhm!" murmelte Sonja, die im Türrahmen stand. Ich fuhr erschrocken herum und seufzte. "Guck nicht so!" meckerte ich, denn bis auf meine knappe Unterwäsche war ich nackt.

"Ah, Miss Hottrin! Sie können gleich weiter zu McGonagall!" bemerkte meine Lehrerin und so drehte ich mich in der Tür wieder um. "Mach langsam, Süße, du hast noch Zeit!" sprach Sonja und drückte mir einen Kuss auf die Wange. Ich schmunzelte und machte mich dann auf den Weg zu unserer Schulleiterin. Als ich dort ankam, warteten sowohl McGonagall und Marcus, als auch Mr. Hughes. "Schön, dass Sie sich doch noch die Zeit nehmen, Miss Hottrin!" sprach die ältere Frau. "Verzeihung! Ich habe leider verschlafen!" erklärte ich verlegen und stellte mich neben Marcus. "Wenigstens hatte einer hier genug Schlaf!" meinte sie und deutete auf den dritten leeren Stuhl.

Wir erklärten unsere Lage erneut, wobei zum Glück Mr. Hughes anfing, sodass Marcus die kleinen Lügen mit in seine Geschichte einbaute. Natürlich hielt McGonagall uns eine ellenlange Standpauke und erteilte Marcus eine mündliche Verwarnung, doch ansonsten lief es ganz entspannt. Mr. Hughes hatte uns ein paar Kekse gegeben und stand auf meiner Seite. Er konnte Marcus nicht leiden, doch mir hielt er den Rücken frei, was mich wunderte. Ich kannte ihn nicht lange, nicht gut und eigentlich überhaupt nicht, aber er ließ mir Freiraum und zäumte mich nur weiträumig ein. "Danke, das war es dann!" sprach McGonagall und verabschiedete uns.

„Danke!" murmelte Marcus, als wir vor der Tür standen. „Kein Problem, aber das war einmalig!" erklärte ich, da ich ihn vor einem endgültigen Schulverweis verschont hatte. „Tut mir leid wegen dem Cruciatusfluch, ich weiß nicht, was da mit mir durch ging!" meinte er noch, bevor Mr. Hughes aus der Tür trat. Ich nickte Marcus zu und so lief er nach links. Ich musste nach rechts und Mr. Hughes folgte mir. „Warum haben Sie mir geholfen?" fragte ich neugierig. „Du bist meine Schutzbefohlene und dazu zähle ich auch, dich vor Ungerechtigkeiten zu beschützen!" meinte er schmunzelnd. „McGonagall ist höchst beeindruckt!" fügte er hinzu, was mich nun zum Lachen brachte. „Bei Ihren Komplimenten ist das kein Wunder!"

Er lachte und so bewunderte ich ihn einen Augenblick lang. Sein markantes, spitzes Kinn wirkte noch maskuliner und die Wangenknochen viel kantiger. Ich merkte, wie ich Gänsehaut bekam und verdammt, das hatte ich lange nicht. Mr. Hughes war ein wirklich attraktiver Mann und zudem nur knapp zehn Jahre älter als ich. Sein weißes Hemd spannte an den Oberarmen und den Brustmuskeln. Ich ertappte mich, wie ich mit den Blicken tiefer wanderte und meine Gedanken abdrifteten. „Da kommt dein Mädchen!" riss er mich von meinen Gedanken los. Ich realisierte, dass es bereits geklingelt hatte, und sah Sonja, wie sie auf mich zukam. „Sosa!" murmelte ich.

„Und? Gab es großen Ärger?" fragte sie gleich, ohne Mr. Hughes zu beachten. „Nein, alles gut!" meinte ich. „Gut so!" sprach sie und griff an meine Hüfte. „Teddy, lass es uns noch einmal probieren! Bitte!" bat sie und so wanderte mein Blick zu Mr. Hughes, der uns musterte. „Ich bin schon weg!" erklärte er und hob die Arme. „Bitte, Teddy, ich..." Mr. Hughes kam noch einmal zurück, das sah ich im Augenwinkel, doch ich bemerkte es kaum, da ich Sonja in einen Kuss verwickelte, der unser letzter hätte sein können. Ihre Lippen waren noch genauso weich, wie ich es in Erinnerung hatte, aber dafür zitterte ich am ganzen Körper.

Dass wir mitten im Schulflur standen, interessierte uns nicht. Ich schlang meine Arme um ihren Hals und zog sie noch etwas näher zu mir heran. Sonjas Hände fanden meinen Hintern und so schmunzelte ich. Langsam lösten wir uns und lehnten Stirn an Stirn aneinander. „Ich liebe dich, Teddy!" murmelte sie und sah mir mit ihren rehbraunen Augen direkt in die Seele. Ich küsste sie ein weiteres Mal, aber dieses Mal nicht so wild und stürmisch, sondern ruhig und dankbar. Als ich mich wieder umsah, war Mr. Hughes bereits wieder weg und nur noch ein paar Schüler liefen durch dem Gang. „Wir müssen zum Unterricht. Sehen wir uns nachher im Gemeinschaftsraum?" fragte Sonja glücklich.

Ich lief Malka über den Weg, als ich auf dem Weg zum Unterricht war. „Wo warst du denn?" fragte ich sie, da wir die beiden letzten waren. „Nicht so wichtig. Wo warst du?" hakte sie nach und setzte sich neben mich. „Bei McGonagall." erklärte ich wortlos. „Warum?" Ich seufzte, doch da kam auch schon Mr. Hughes. „Wo ist Mrs. Ceres?" fragte jemand und so sahen alle auf ihn. „Mrs. Ceres hat familiäre Probleme und musste kurzfristig abreisen. Ich werde Sie vorerst vertreten!" erklärte er und sah stur auf den Tisch. „Schlagt bitte im Buch Seite 165 auf und macht euch Stichpunkte!" sprach er. Wir stöhnten genervt auf, machten aber die Aufgaben.

Während ich schrieb, flog mir ein kleiner Papierschmetterling zu. Ich sah kurz zu Mr. Hughes, doch er merkte es nicht, er war irgendwie komisch drauf. „Was ist das?" fragte Malka, während ich das Papier auseinander faltete. Es war eine Zeichnung von Zathrian, der irgendwo hinter mir saß. Er hatte zwei Frauen gezeichnet und Stöhnlaute danebengeschrieben. Ich schüttelte nur den Kopf und zerknüllte das Papier. Schnell nahm ich meine Feder und kritzelte etwas für ihn. Einmal mit dem Zauberstab angetippt und schon flog ein Papiervogel auf ihn zu. „Miss Hottrin!" fuhr mich Mr. Hughes an und lenkte den Vogel zu sich um.

„Wenn Sie das lesen, dann nehmen Sie den ersten mit dazu!" sprach ich genervt und ließ Zathrians Zettel ebenfalls nach vorn fliegen. Während ich schon meine Sachen einpackte, Zathrian ebenfalls, sah unser Lehrer sich die Karikaturen am. „Ihr bleibt hier, danach kommt ihr vor!" erklärte Mr. Hughes und stoppte uns in der Bewegung. „Ja, setzt euch wieder!" fuhr er uns an und so packte ich wieder aus. „Er ist ein Arsch, lass ihn!" meinte Malka. „Ich bin keine Lesbe, Malka!" murmelte ich. Sie sah mich fragend an. "Aber ich dachte... Ich meine, du hast ihn immer abgewiesen und auch sonst... Also..." stotterte sie. „Ich dachte, du kennst mich!"

„Miss Hottrin!" erinnerte mich Mr. Hughes nach dem Klingeln, als ich gehen wollte. „Thea, sorry nochmal wegen vorhin. Ich dachte eben wirklich,.." begann Malka. „Ist gut. Bis nachher!" wimmelte ich sie ab und lief nach vorn. Mr. Hughes hielt uns eine knappe Standpauke und schickte dann Zathrian in den nächsten Unterricht. „Calithea, warum schon wieder du?" hakte er seufzend nach. „Weil ich ja hier die Lesbe bin!" antwortete ich patzig und lief auf die Tür zu. „Ich freue mich für euch!" sprach er und stoppte mich somit. Ich hatte die Türklinke schon in der Hand, drehte mich jedoch wieder um. „Ihr passt wunderbar zusammen! Egal, was die anderen sagen, die Liebe führt manchmal dorthin, wo man es am wenigsten erwartet!"

„Was wollten Sie eigentlich heute Früh noch?" hakte ich nach. Er wusste sofort, was ich meinte, schwieg aber. „Es hatte sich schon erledigt!" sprach er, doch es war eine Lüge, sein Mundwinkel zuckte nervös. "Sind Sie sicher?" fragte ich. Er sah mir einen Moment lang zögernd in die Augen, nickte dann jedoch. "Ja." antwortete er und wandte seinen Blick wieder ab. "Schönen Tag noch!" sprach ich schließlich und ging. Ich lief zu meinen nächsten Unterricht und quälte mich durch den Tag.

"Sonja, ich muss noch was erledigen, wir sehen uns morgen, ja?" meinte ich und lief schon nach draußen. "Wo willst du hin?" fragte sie und hielt mich am Arm zurück. "Minou, ich brauche einfach frische Luft und Ruhe! Ich bin nicht mehr die Partymaus, wie damals!" erklärte ich und sah ihr tief in die Augen. "Ich bin für dich da, ja?" Ich schmunzelte, was sie beruhigte. "Ist gut!" murmelte ich und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Es war wunderschön ruhig am See. Ich entspannte mich und konnte langsam auch den Zwischenfall mit Zathrian verarbeiten, bevor ich meine Schulsachen auspackte und etwas lernte, das konnte ich hier immer am besten.

Ich lernte für Zaubertränke und sah in den dunkelroten Sonnenuntergang. Irgendwann packte ich meine Sachen wieder ein, stellte meinen Rucksack an einen Stein und ging weiter ans Ufer. Ich nahm meinen Zauberstab und tippte ein Laubblatt an, welches ins Wasser fiel und sich dort in ein kleines Boot verwandelte. Es wuchs und so stieß ich es an und kletterte hinein. Ich hatte mich gerade hingesetzt, da sah ich Mr. Hughes, weil ich mit dem Rücken zum See saß. Wir sahen uns kurz an, bis ich verlegen nach unten sah.

"Als Lehrer muss ich dir sagen, dass das verboten ist!" sprach er, jedoch hörte ich seinen Unterton. "Und was sagen Sie als Mensch?" hakte ich nach - als wären Lehrer Unmenschen. "Dann sage ich dir, dass mein Name Samael ist!" meinte er schmunzelnd und zog das kleine grüne Boot zurück ans Ufer. "Okay, Samael! Kommst du mit?" fragte ich, doch er saß schon und nahm mir die Ruder aus der Hand. "Das ist ein schöner Name!" merkte ich an, sah jedoch über den See. „Deiner auch!" sprach er und ruderte etwas hinaus. Er musterte mich, das merkte ich, doch ich ließ mir mein Unbehagen nicht anmerken.

Auf der Mitte des Sees blieben wir stehen und plauderten etwas. Der Sonnenuntergang war wunderschön und so vergingen etliche Minuten, in denen wir einfach nur auf den Horizont blickten und schwiegen. Ich wachte aus meiner verträumten Starre auf, als sich Mr. Hughes bewegte und sich neben mich setzte. „Dir ist kalt!" merkte er an und schlang seinen großen Mantel um mich, wodurch ich automatisch näher an seine Brust rutschte. „Danke!" murmelte ich zufrieden und kuschelte mich in den Mantel. Ich bestand darauf, dass wir ihn uns teilten, da ich ihn nicht frieren lassen wollte, damit mir warm war.

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