Kapitel 27 | Schwarze Magie
„Minerva!" hörte ich Samael. Ich wollte mich aufrichten und etwas sagen, wollte ihn in die Arme nehmen, doch ich konnte mit nicht bewegen, nicht einmal meine Augen bekam ich auf. „Wie geht es ihr?" fragte McGonagall ihn. „Sie sollte jeden Moment aufwachen." sprach er leise seufzend. „Samael, ich kann das nicht gutheißen." begann McGonagall nach einer Weile. Samael sagte nichts, wahrscheinlich war er genauso verwirrt wie ich. „Sie hat noch ein halbes Jahr, was ihr danach macht, soll mich nichts angehen, aber passt auf, dass es bis dahin ein Geheimnis bleibt!" meinte Minerva und verabschiedete sich. Sie wusste es also. Sie wusste, dass wir zusammen waren. Irgendwie hätte ich es mir denken können, es war nur eine Frage der Zeit.
Den ganzen Tag lang konnte ich mich nicht bewegen, doch ich war wach. Ich konnte jedes Gespräch mit anhören und es ging mir auch gut, Schmerzen hatte ich keine. Auch am späten Abend saß Samael wieder neben mir. Ich hörte, wie er in einem Buch blätterte und spürte, wie er mir das ein oder andere Mal über die Haut strich. Ich wollte ihn auch berühren, wollte ihn sehen und ihn umarmen können. Mein Zeigefinger zuckte, was Samael natürlich sofort bemerkte. „Cal?" fragte er und legte gleich das Buch zur Seite. „Cal, kannst du mich hören?" hakte er nach und wieder konnte ich mit dem Zeigefinger zucken. „Oh Cal, endlich! Ich hole Madame Pomfrey!" sprach er und lief augenblicklich los. Wenig später kamen beide zurück und so gab Madame Pomfrey mir eine Kräuterlösung, die sie mir langsam in den Mund goss. Ich bekam alles herunter, doch es schmeckte widerlich.
Schon nach kurzer Zeit konnte ich meine Augen öffnen und einige Zeit später saß ich sogar an der Bettkante. „Samael,.." begann ich und griff nach seiner Hand, doch da kam schon mein Bruder Selmar mit unseren Eltern herein. „Cal! Wie geht es dir?" fragte meine Mutter sogleich und zog mich schützend an sich. „Mir geht es gut, macht euch keine Sorgen!" sprach ich und brachte sogar ein kleines Schmunzeln heraus. „Was ist mit Zathrian?" fragte ich und sah zu Samael und Selmar. „Er hat es nicht geschafft." erklärte Samael und so nickte ich. „Was ist passiert? Ich kann mich nur noch daran erinnern, dass er zu so einer Art Stier wurde."
„Thea, du hast einen schwarzmagischen Zauber ausgesprochen." meinte Selmar und so sah ich zu Samael. „Was?" fragte ich und Samael nickte. „Du wolltest Zathrian wieder umdrehen und ihn von Ethans Zauber befreien. Der Zauber hat auch gewirkt, aber..." begann er und sah zu meinen Eltern. „Was? Was ist dann passiert?" hakte ich drängend nach. „Thea, dein Spruch hat ihn nicht nur von dem Zauber befreit, sondern auch gewissermaßen von seiner Seele." erklärte Selmar und so musste ich erst einmal schlucken. „Ich habe ihn umgebracht?" fragte ich und Samael seufzte. „Du warst zwei Tage bewusstlos und hättest dich beinahe selbst getötet." meinte er. Es schien für meine Mutter auch neu zu sein, denn sie zog erschrocken die Luft ein und griff nach meinem Vater. Als ich Samaels Finger sah, wusste ich, was geschehen war. „Mach das nie wieder!" sprach ich und strich über seinen Handrücken, denn seine Fingerspitzen waren allesamt schwarz angelaufen.
„Sag nicht, ich soll dich sterben lassen!" meinte er und zog seine Hand zurück. „Aber ich sehe nicht zu, wie du dich auslieferst oder wegen mir stirbst!" Dass meine Eltern neben mir standen, war mir in dem Moment egal. „Ich lasse dich nicht sterben!" zischte Samael und sah mir dabei tief in die Augen. Mir fehlten die Worte, sterben wollte ich ja selbst nicht. Ich nickte schließlich nur und sah ihm hinterher, als er ging. „Cal, was war das?" fragte meine Mutter, doch ich winkte ab. „Nichts, alles gut."
Meine Eltern blieben eine Nacht lang, worüber Malka und Selmar unglaublich froh waren. Ich konnte noch nicht richtig laufen, weshalb ich erst einmal Krücken bekommen hatte. Dass Zathrian tot war, hatte auch die Presse schnell mitbekommen und so war die ganze Zaubererwelt einen Augenblick erschüttert, denn dass Ethan aus Askaban entlassen wurde, kam auch jetzt erst an die Öffentlichkeit. Auch mein Name war gleich auf der Titelseite in der Zeitung, schließlich hatte ich Zathrian getötet. Samael hatte ich nicht mehr gesehen, wahrscheinlich war er die meiste Zeit bei Arabella.
Ich lief mit meiner Mutter durch die Schule. Wir unterhielten uns und setzten uns auf die grüne Wiese, wo ich Verdan fast aus den Augen verlor. „Pa hat gesagt, du kanntest Arabella gut." begann ich nach einer Weile und so nickte sie. „Sie war ein zauberhaftes junges Mädchen, doch sehr naiv. Sie war bildhübsch, liebte den Tanz und die Musik. Wir hatten uns Briefe geschrieben, wenn wir uns nicht sehen konnten. Ich weiß noch genau, wie ihre Handschrift aussah. Von Samael und Ethan hatte sie mir immer erzählt. Sie konnte sich kaum vorstellen, wie es nach der Schule für sie sein würde, wenn jeder seinen eigenen Weg geht. Irgendwann hatte sie mir geschrieben, dass sie immer vergesslicher wurde und wohl schlafwandeln musste, da sie sich die blauen Flecke und all das andere nicht erklären konnte." sprach sie und ließ eine Pause.
„Ihre Briefe wurden immer seltener und so kam irgendwann ihr letzter. Sie hatte sich in Samael verliebt und hatte Angst, Tante Nerba würde es nicht akzeptieren, immerhin war er ein Slytherin mit viel Kontakt zur schwarzen Magie.“ Ich nickte und seufzte innerlich, immerhin sprach sie von Arabella und meinem Samael. „Dumbledore kam eine Weile später zu uns zu Besuch und erklärte uns, dass Bella verschwunden sei. Man suchte überall nach ihr, doch dass man nicht einmal eine Spur hatte, musste bedeuten, dass man sie ermordet hatte. Aber was Ethan ihr angetan hat, ist weitaus schlimmer!"
Es war Samael, der zum See lief. Er bemerkte uns nicht, doch wir sahen ihn. „Ich glaube, du erinnerst ihn an Bella. Ihr seht euch ähnlich, musst du wissen!" sprach meine Mutter und strich mir ein Haar hinters Ohr. „Was denkst du, wird passieren, wenn man Arabella befreien kann?" hakte ich nach. Diese Frage stellte ich mir schon lange. Würde Samael mich liegen lassen und zu ihr zurückkehren? Wüsste sie überhaupt, was passiert war? „Ich weiß es nicht, Cal." sprach meine Mutter und stand auf. „Wir können nur hoffen, dass das schnell ein Ende nimmt!" meinte sie und half mir hoch. „Cal, wegen der schwarzen Magie..." begann meine Mutter und so konnte ich mir noch einen Vortrag anhören.
„Selmar?" fragte ich und zog meinen Bruder zur Seite. „Kannst du mich einen Tag decken? Ich muss was außerhalb von Hogwarts klären." meinte ich, doch er schüttelte den Kopf. „Du bist noch nicht einmal richtig gesund und Ethan ist da draußen! Du bleibst schön hier!" sprach er und ließ nicht mit sich reden. Ich seufzte und nahm mir ein Blatt Papier. Nur mit einer Adresse beschrieben gab ich meiner Eule Rosalie den Brief und schickte sie los. In Frankreich wird man wissen, was passiert ist. Ich lief in die Bibliothek und verkroch mich wieder hinter meinen Büchern. Es lenkte mich ab von der realen Welt, es ließ mich entspannen und brachte mir Glücksgefühle, zumindest ein wenig.
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Es waren kaum zwei Tage vergangen, da bekam ich einen Brief. Ich saß gerade mit Sonja in der großen Halle, als Rosalie kam. Ich nahm ihr den Brief aus dem Schnabel und öffnete ihn. „Wer schickt denn einen Brief in dem Nichts steht?" fragte Sonja und nahm mir das Papier aus der Hand. Sie drehte es, doch außer meinem Namen und der Schule stand nichts drauf. „Cal, sag mir nicht, der ist aus Frankreich!" erklang Samaels Stimme in meinem Kopf. Ich ignorierte ihn und tat vor Sonja, als wüsste ich nicht, von wem der Brief kam. „Thea?" fragte Sonja vorsichtig und kratzte sich nervös am Oberschenkel. „Polly und ich, wir sind ja mehr oder weniger zusammen..." begann sie und ich nickte. „Naja, Polly will dich immer noch und ich bin dem auch nicht abgeneigt und..." sprach sie. „Sosa, das ist keine gute Idee! Ihr könnt euch gerne jemanden suchen, aber ich bin da raus." meinte ich und nahm meine Sachen. „Teddy bitte! Nur einmal!" flehte sie und ich verneinte erneut, doch so schnell sie mich am Nacken zu sich gezogen hatte, konnte ich gar nicht reagieren.
Sie küsste mich und ich verfiel dem Gefühl. Es war wunderbar, die Wärme ihrer Lippen, das Spiel mit den meinen und die Intensität durch die geschlossenen Augen. Es fühlte sich so unglaublich an, ich konnte gar nicht aufhören. Ich wollte es nicht! Viel zu lange hatte ich niemanden mehr geküsst. Samael konnte mir das nicht geben, doch mit Sonja zu knutschen war falsch. Kaum hatte ich das gedacht, zuckte ich ruckartig zurück und hielt mir die Hand vor die Lippen. Sonja sah mich flehend und lüstern an, doch über ihre Schulter hinweg sah ich Samael, der mich mit verschränkten Armen musterte. Wortlos stand ich auf und lief in den Gemeinschaftsraum. Kaum hatte ich Selmar gesehen, zog ich ihn zur Seite und tippte seine Stirn an, womit er überhaupt nicht gerechnet hatte.
„Ich hasse es, wenn sie das tun!" meckerte Malka und musterte uns. Selmar sah mich mitleidig an. „Ach Thea! Was machst du nur für Sachen!" sprach er und nahm mich in den Arm. Ich hatte ihm die Situation gezeigt und hatte auf einen Rat gehofft, doch seine Geborgenheit war viel besser. „Was ist denn los?" fragte Javaid, der ebenso ahnungslos war, wie Malka. Sonja kam gerade zur Tür herein und blieb vor mir stehen. „Wer ist es? An wen hast du gedacht?!" drängte sie zu erfahren, doch ich schüttelte den Kopf. „An niemanden!" log ich und klammerte mich an Selmar. „Dann willst du mich noch! Eins von beiden ist es!" meinte Sonja nicht gerade leise. „Es gibt keinen anderen!" fuhr ich sie an und löste mich von meinem Bruder. „Also ein Junge! Mach mir nichts vor! Wer ist es?!"
„Sonja, lass gut sein!" sprach mein Bruder und wollte mich zurückhalten. „Nein! Ich will jetzt wissen, wer es ist!" Mein Zauberstab glühte und meine Augen schmerzten, ich spürte, wie mich die Magie durchfloss und sah Sonja tief in die Augen. So viel Unausgesprochenes hatte sich angestaut und drohte jetzt zu platzen. Ich hob meinen Zauberstab, dachte nicht mehr nach. „Stupor!" rief McGonagall und schon flog ich durch den Raum. Ich prallte mit dem Kopf gegen eine Wand und sackte orientierungslos zusammen. Selmar half mir auf und so stand ich vor McGonagall. „Ich denke, frische Luft könnte jetzt nicht schaden!" meinte sie und so trug mich Selmar hinaus.
„Was ist passiert?" fragte Samael, den wir auf dem Weg zum See trafen. Mir kullerte eine Träne über die Wange und ich stolperte. Samael fing mich auf und fiel mit mir zu Boden. Er drückte mich an sich, während ich unglaubliche Schmerzen empfand. Mein Körper glühte und ich schrie, während mich die Magie verließ und in Strömen aus meinem Körper floss. Es dauerte nicht lang, doch der Schmerz hatte mir all meine Kraft geraubt. Schluchzend und entkräftet lehnte ich an Samael. Er schloss die kleine Phiole, versiegelte sie mit einem Zauber und ließ sie wieder in seine Manteltasche sinken. „Wie geht es dir?" fragte er und strich mir über den Kopf. Ich nickte und lauschte seinem Herzschlag. Er stolperte etwas unregelmäßig daher, doch er war so viel ruhiger als ich.
„Was war das?" hakte Selmar nach und kniete sich zu uns auf den Boden. „Cal ist eine unglaublich starke Zauberin. Sie hat sich in letzter Zeit nur zu oft an der schwarzen Magie bedient und das musste jetzt heraus, ansonsten hätte es sie zerfressen." erklärte Samael. „Wie ein Obscurus?" fragte mein Bruder. „Ein Obscurus kommt nur bei Kindern vor, aber manche Schwarzmagier haben ähnliche Symptome, wenn sie zu schwach für die Zauber sind. Die meisten sterben daran, doch ich habe in Russland gelernt damit umzugehen. Es war tatsächlich leider nur eine Frage der Zeit, doch jetzt geht es ihr wieder besser." Ich schlief noch in Samaels Armen ein, während er mich zurück ins Schloss trug. Er musste mir beibringen, schwarze Magie anzuwenden, dann würde sowas nicht noch einmal passieren. Dass meine Eltern davon nicht begeistert sein würden, war klar, doch anders ging es nicht. Und Samael kannte sich aus, er wusste, wie es ging, er könnte mir helfen!
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