Kapitel 25 | Erklärungen und Geschenke

"Molja ist ein Schwarzmagier. Er ist mit sechzehn Zuhause ausgezogen und hat sich in Paris niedergelassen. Nach einer Weile fand sich dann eine Gruppe zusammen, darunter auch Spence. Sie richteten sich in einem Haus ein, was ein Mitglied geerbt hatte. Anfangs wollten sie sich nur in schwarzer Magie ausprobieren, aber irgendwann sprangen die ersten ab, denen das zu viel wurde. Molja lässt aber niemanden einfach so gehen, weshalb die meisten es kaum zwei Tage schafften." erklärte ich. "Und wie kommst du dazu?" fragte Samael. "Du erinnerst dich an die Gestalt meines Irrwichts?" hakte ich nach und so nickte er, wartete fragend auf meine nächsten Worte.

Ich nahm meinen Zauberstab und zog drei große Kreise über unseren Köpfen. Die wunderschöne Landschaft löste sich auf und dunkle Nebelschwaden blieben zurück. Wir standen auf und so erzählte ich weiter. "Wir waren im Urlaub in Paris und den einen Abend musste ich einfach raus aus unserer kleinen Wohnung. Der Nebel faszinierte mich und so lief ich den Schwaden nach und träumte vor mich hin. Irgendwann hörte ich einen lauten Schrei ganz in der Nähe." Es schien, als lauschte mein Zauberstab meinen Worten und veränderte demnach unsere Umwelt. Häuser formten sich, Straßenlaternen glühten nur noch schwach und der Schrei ließ Samael zusammenfahren. Ein weiterer folgte. Und dann noch einer.

"Ich war dreizehn und wusste nicht recht, was ich machen sollte. Es wurde still und kurz darauf hörte ich ein Baby weinen. Es war stockdunkel und das kleine Baby lag in seinem Bett in seinem Zimmer. Die Tür stand auf und der Wind fegte durch das zersplitterte Fenster. Irgendwo hallten Schritte durch die Straßen und so versteckte ich mich in einer kleinen Gasse. Eine Person rannte vorbei, doch schon nach kurzer Zeit hörte ich auch das nicht mehr. Es wurde richtig kalt und ich fror, doch die Neugier zog mich trotzdem wieder zu dem Haus mit dem Baby. Ich lief vorsichtig darauf zu, stoppte jedoch, als mein Blick nach oben in den Himmel glitt." Samael hatte Gänsehaut und folgte meinem Zauberstab, mit dem ich auf den Dementor deutete. Er schluckte schwer und hatte sogar seinen eigenen Zauberstab gezückt.

"Der Dementor bekam mich nicht mit, er flog geradewegs auf das Baby zu. Erst weinte es nur, doch dann fing es an zu schreien. Ich war komplett erstarrt, konnte mich nicht bewegen. Der Dementor saugte dem kleinen Baby die Seele aus dem Leib. Es verstummte, schrie nicht mehr. Immer näher kam der Dementor dem Baby. Es war so unschuldig und klein!" Samael hatte nicht hinsehen können, er hatte den Blick abgewandt und die Augen geschlossen. Ich hatte es schon einmal mit angesehen, den Kuss eines Dementors. Dass ich noch immer genau hinsah, bemerkte auch Samael. Es war meine Erinnerung, ich hatte sie schon so oft durchlebt. Irritiert sah er mich an und dann wieder zu dem Dementor. Leblos lag das kleine Wesen in seiner Wiege, schlaff und blass.

Samael ging darauf zu, denn der Dementor flog sogleich wieder weg. Der Nebel klärte etwas auf und so sah er die drei Leichen. Zwei Jungs kamen nachsehen und entdeckten mich. Ich sah sie nur fragend an, doch Spence hatte schon damals diese Wirkung auf mich gehabt. "Was macht so ein kleiner Kautz wie du hier allein draußen?" fragte er mich. "Sie hat uns gesehen!" meckerte der andere Junge. Samael beäugte die Szene grübelnd und sah dann wieder zu mir. "Spence und Felice. Sie sind nur drei Jahre älter als ich. Schon damals haben sie für Molja gemordet, doch das hat zum Glück schnell aufgehört!" sprach ich und ließ die kleine Illusion verschwinden, sodass wir wieder in meinem Zimmer standen.

"Felice wollte mich ebenfalls beseitigen, doch Spence hatte begriffen, was ich gesehen hatte. Er kümmerte sich um mich und versteckte mich die erste Zeit vor Molja. Er gab mir auch das Verschwindekabinett direkt zu ihm nach Frankreich. Irgendwann erwischte Molja uns, aber er ließ mich nach einem Schweigegelöbte bei ihnen bleiben. Ich kenne jeden einzelnen davon, seit drei Jahren bin ich da vollkommen mit drin! Ich überredete Molja und so drohte er seinen Gegnern nur noch. Ich brachte Spence Okklumentik bei und feierte Feste mit ihnen!" sprach ich und ließ mich auf mein Bett fallen. "Cal, du hast ein zweites Leben in Frankreich!" Ich nickte, woraufhin er nur den Kopf schüttelte. "Und das ist das einzige, was dich stört?"

„Ein ehemaliger Schulfreund ist verrückt geworden und hat sich am Ende selbst umgebracht!" Ich nickte. „Naja, ich lebe zumindest noch!" meinte ich und musterte Samael. „Und verrückt bist du auch nicht!" sprach er und kam auf mich zu, doch es klopfte. Selmar kam rein und musterte uns einen Moment. Er schüttelte den Kopf leicht und erklärte uns dann, dass es Essen gab. Wir liefen in die Küche, wo meine Eltern gut gelaunt das Essen auftischten. Ich seufzte, doch es war besser, die drei in Unwissenheit zu lassen.

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„Nur noch ein halbes Jahr, dann hast du deinen Abschluss!" sprach meine Mutter stolz. Ich sah zu Samael, der genauso stolz war, jedoch auch noch den zweiten positiven Aspekt kannte. Wenn ich meinen Abschluss hatte, wäre ich nicht mehr in Hogwarts, somit wäre Samael nicht mehr mein Lehrer und wir könnten offiziell zusammen sein. Mein Schmunzeln verblasste jedoch, als ich an Arabella denken musste. Es war Weihnachten, wir saßen alle im Wohnzimmer, ich konnte meine Mutter schlecht auf sie ansprechen.

„Selmar, du kannst gleich mal anfangen!" Er kam gerade zur Tür herein und griff sich ein Geschenk mit seinem Namen darauf. „Bei uns ist es Tradition geworden, dass jeder mindestens ein Geschenk vor allen aufmacht." erklärte ich Samael, der schräg neben mir saß. Mein Vater hatte wie immer von meinem Bruder Alkohol geschenkt bekommen, meine Mutter hatte Ätherische Öle und ein paar Kräuter ausgepackt und Selmar ein Set mit sieben verschiedenen kleinen Zaubertränken. Ich reichte Samael ein kleines Geschenk und sah zu, wie er es langsam auspackte. Es war ein kleiner Zauber, der sich erst noch zusammensetzen musste. Ein kleines Biotop, welches sich in einem Glaskörper bildete. Kleine Kiesel, winzige Bäume und ein Haus in Miniaturgröße an einem kleinen See. An einem kleinen Zettel hatte ich einen Zauberspruch aufgeschrieben. Samael schmunzelte, während meine Eltern fragend auf das Glas schauten.

„Es ist nur eine Kleinigkeit." meinte ich und so dachten meine Eltern wahrscheinlich, es wäre eine Art Schneekugel. „Danke dir!" sprach Samael, der genau wusste, was der Zauberspruch bewirken würde. „Und jetzt noch du!" meinte Selmar. Ich lief um den Tisch herum und schnappte mir eines der Geschenkte, wo ich wusste, es gehörte nicht Samael. Dass er uns etwas geschenkt hatte, war zwar nicht nötig gewesen, doch es störte auch niemanden. Mein Vater hatte mir wie immer ein Buch geschenkt, doch dieses hatte etwas Besonderes an sich. „Hektors teuflische Magie für Junghexen und Neugierige." las ich vor. „Du hast fast alle Bücher und da dachte ich, kannst du mal was Neues gebrauchen!" erklärte sich mein Vater. Vorsichtig öffnete ich das Buch und las den kleinen Absatz, den Archibald Hektor an mich geschrieben hatte.

Während ich schmunzelte, sahen mich alle anderen irritiert an. „Ähm, das Buch ist leer." merkte Selmar vorsichtig an. „Ist es nicht. Hektor hat es mit einer speziellen Feder signiert, sodass nur ich das Buch lesen kann, außer ich selbst hebe den Zauber auf!" erklärte ich, was meine Mutter noch mehr verunsicherte. „Das ist schwarze Magie, ich möchte nicht, dass du einen der Zauber ausprobierst!" meinte sie. „Keine Sorge, die meisten hier sind sowieso für russische Kindergartenkinder gedacht!" sprach ich, doch dass ich Durmstrang erwähnte, machte es nicht besser. „Ich passe schon auf!"

Selmar hatte endlich seinen langersehnten Besen bekommen, den er sich schon seit Jahren wünschte. Dass er natürlich sogleich in unseren Garten lief und knapp über dem Boden ein paar Runden drehen musste, war klar. Es zog meine Eltern auch mit hinaus und so sah ich zu Samael. „Ich liebe dein Geschenk!" sprach er und hielt mein kleines Biotop hoch. „Warte ab, bis du es von innen siehst!" meinte ich und gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Oh Cal, du bist bezaubernd!" Er hatte mich an sich gezogen und mir einen Kuss auf den Hals gedrückt, der mich ganz wuschig machte. Ich rückte von ihm ab, gab ihm einen Stirnkuss und ging in die Küche. „Gute Idee! Ich die Gläser, du den Wein!" erklang kurz darauf die Stimme meiner Mutter hinter mir. Zurück im Wohnzimmer fragte ich Samael, doch er hoffte auch nur, dass sie uns nicht gesehen hatte.

Eine ganze Weile später entdeckte ich noch ein kleines Geschenk mit meinem Namen darauf. Ich dachte zwar, ich hatte schon alle geöffnet, doch das kleine hatte ich wohl übersehen. „Du hast wohl noch eins? Von wem ist das?" fragte mein Vater. „Das dürfte von mir sein!" erklärte Samael und lehnte sich mit dem Weinglas im Sessel zurück. Ich öffnete die Schleife und hob den Deckel an, doch kaum war ein kleiner Spalt offen, flogen mir kleine Lebewesen entgegen. Ich schloss den Deckel gleich wieder und sah mich um. Zwanzig winzige Drachen flogen durch unser Wohnzimmer und setzen sich auf Schränke, drehten ihre Runden knapp über unseren Köpfen oder aßen die kleinen Leckereien auf dem Tisch.

Ich schmunzelte und sah wieder zu der Box, während meine Eltern mit zwei roten Drachen kämpften. Vorsichtig öffnete ich den Deckel erneut und sah hinein. Es war ein kleiner, grüner Drache, der mich neugierig ansah. Er drehte seinen Kopf und musterte mich, bevor er langsam aus der Schachtel kroch und über meinen Arm kletterte. „Mansueta!" sprach ich etwas abwesend und schon wurden die Drachen etwas ruhiger. Sie suchten sich ein gemütliches Plätzchen und kugelten sich dort ein, während der kleine und einzige grüne Drache meine Schulter erklomm. „Alsieta." Es war Samael, der mit nur einem Wort alle Drachen in seine Hände rief. Nun, alle außer einen.

„Ihr müsst sie nicht alle behalten, aber ein Freund von mir nutzt solche Gelegenheiten gern, um den ein oder anderen kleinen Drachen zu einer neuen Familie zu schicken. Diese kleinen Kerle hier kommen dann wieder zurück nach Chile und bekommen irgendwann einen neuen Besitzer." erklärte Samael und spielte geradewegs mit den Drachen in seinen Händen. „Ich möchte Sie alle behalten." sprach ich und nahm den kleinen Grünen von meiner Schulter auf meinen Schoß. „Cal, das sind Drachen, die kannst du nicht einfach behalten!" Meine Mutter war total dagegen, mein Vater ebenfalls, doch ich war fest entschlossen. „Ich brauche nur ein Gefäß und einen Vergrößerungszauber!" sprach ich und sah Samael an. Er zog aus seiner Jackentasche eine kleine Glaskugel hervor und sofort sahen die Drachen hungrig darauf. Er legte die Kugel auf den Tisch und schmunzelte. „Nosieto!" Sofort stürzten sich die Drachen auf die Kugel und verschwanden in ihr. Fragend sah ich zu Samael.

Der kleine Grüne Drache sah zu mir und wartete. „Er wartet auf deine Erlaubnis!" sprach Samael und so nickte ich. Der kleine Grüne zog zwei Runden durch das Zimmer und stürzte sich dann ebenfalls ins Innere der Glaskugel. „Es ist ein kleines Waldgebiet mit See daneben. Dort haben sie genug Nahrung und Freiraum." erklärte Samael und schob die Kugel zu mir. „Und man muss sich theoretisch nicht um sie kümmern, sie können dort ganz normal leben?" fragte mein Vater. „Nun, sie brauchen eventuell mal etwas Abwechslung und Zuneigung, aber ansonsten könnten sie dort ganz normal leben." Ich schmunzelte zufrieden. „Verdan?" fragte ich und schon kam mein kleiner grüner Drache herausgeschossen. Ich hielt die Hand hoch und prompt landete er dort und krallte sich an meinen Fingern fest. „Dann hätten wir die Namensfrage auch schon geklärt!"

Es war spät am Abend, als ich Samael fragte, warum er mir einen Drachen geschenkt hatte, eher gesagt mehrere. Jeder sah ihn nun neugierig an, selbst Verdan. „Auf der einen Seite wollte ich ihnen ein neues Zuhause geben und wusste, dass du mindestens einen behalten würdest. Auf der anderen Seite faszinieren mich diese kleinen Drachen und sie passen wunderbar zu dir!" erklärte er und ließ eine Pause. „Sie sind genauso liebenswert und anmutig. Es sind friedfertige und starke Lebewesen mit einem dicken Schädel und unglaublich viel Talent!" sprach er und sah zu mir. „Aber sie sind auch geheimnisvoll, unberechenbar und zerstörerisch." fügte ich hinzu.

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