Kapitel 20 | Flucht

Leise schloss ich die Tür hinter uns und ließ die Vorhänge herunter. Samael saß schon wie ein Häufchen Elend in dem kleinen Sessel neben ihrem Bett. Ich hatte seine Augen noch nie so niedergeschlagen gesehen, wie jetzt, es brach mir fast das Herz. Kaum ein Funke Glück spielte noch in ihnen, ein Dementor hätte hier auch nichts mehr zu tun gehabt. Langsam ging ich auf das Bett zu und sah Arabella, wie ihr seelenloser Körper kalt und bleich unter der weißen Decke lag. Ihr blondes Haar war frisch gebürstet und die Haut unglaublich rein. Ihre Augen waren geschlossen und aus ihrem Arm ragte eine Kanüle, durch die eine klare Flüssigkeit rann.

„Ich war seit neun Jahren nicht mehr hier." seufzte Samael und musterte ihr hübsches Gesicht. „Ich wusste vor einem Monat noch nicht einmal, dass sie hier liegt! Kopf hoch, Mael, wir bekommen das schon hin!" sprach ich und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Er breitete die Arme aus und zog mich auf seinen Schoß. Ich kuschelte mich an ihn und fuhr ihm immer wieder beruhigend durchs Haar. „Warum warst du denn nie hier?" fragte ich ihn nach einer Weile. „Dumbledore fand mich mit Bella in meinen Armen. Er hat mich vor dem Ministerium geschützt und für mich gebürgt. Man hat es mir nicht gesagt und Dumbledore wollte mich nicht jedes freie Wochenende dort sehen, weshalb er mich nur einmal mitgenommen hat."

Ich sah zu Arabella und seufzte. „Lass dir Zeit, Mael, lass.." begann ich, doch dann hörte ich Schritte und verstummte. Ich hatte schneller reagiert als Samael und mich in meiner Animagusgestalt unter dem Bett versteckt, doch Samael hatte Glück. Da er ein kleiner, bunter Vogel war, fiel er nicht auf, als die Ärztin mit einem Pfleger das Zimmer betrat. Samael blieb hinter einer Blumenvase und beobachtete die Ärztin, wie sie Arabella kurz und überschaulich untersuchte. „Das war es schon?" fragte der Pfleger, als sie wieder gehen wollte. „Shaun, sie liegt übermorgen seit zehn Jahren hier. Die Auroren entscheiden nachher, was mit ihr passiert, wahrscheinlich werden sie sie endlich erlösen. Wir können da nichts machen!"

Samael stürzte fast, als er wieder seine menschliche Gestalt annahm. Sein Blick war leer und mit Tränen gefüllt, als ich ihn auffing. „Das können sie nicht machen!" schluchzte er. „Cal!" Ich drückte ihn an mich und strich ihm sanft über den Rücken, wie er es so oft bei mir getan hatte. „Lass es raus, Mael, lass es raus." seufzte ich und tatsächlich ließ er seinen Tränen freien Lauf. Ich bekam Gänsehaut, allein der Gedanke, dass man Arabellas Tod in Betracht zog, um ein Krankenhausbett frei zu haben, ließ mich erschaudern. Samael brauchte eine ganze Weile, immerhin war Arabella nicht einfach irgendwer. Sie war seine Freundin, seine beste und später auch feste Freundin.

Als ich ein Stück von ihm abrückte, hatte er die Hand fest in ihrer verschlungen, was mir einen kalten Riss ins Herz schlug, doch ich sah darüber hinweg. „Wir müssen sie mitnehmen! Cal, wir brauchen mehr Zeit!" murmelte er und wischte sich eine Träne weg. „Wie willst du sie unbemerkt mit nach Hogwarts nehmen? Ich weiß nicht einmal, ob wir hier wieder rauskommen!" meinte ich und sah in sein verzweifeltes Gesicht. „Cal!" Wieder schossen ihm die Tränen in die Augen und er fuhr sich verzweifelt durch sein Haar. „Du musst erst einmal ruhig werden, Samael, dann entscheiden wir!" meinte ich und zog ihn wieder in eine Umarmung.

„Das ist verrückt!" murmelte ich, doch Samael lief einfach weiter, mit Arabella in den Armen. „Entschuldigung?" Mit einer Handbewegung schickte ich ihn weiter und ging zurück. „Endlich! Tut mir leid, ich habe mich irgendwie verlaufen!" meinte ich zu dem Pfleger und tat so, als wäre es mir peinlich. Er schluckte es zum Glück und erklärte mir den Weg zum Ausgang, den ich dann auch schnell suchte, denn kurz nachdem ich weg war, fiel es ihm auf. Die Sonne war noch nicht einmal aufgegangen und so waren keine Besucher erlaubt, denn das war ich in seinen Augen. Es dauerte nicht lang, da hatte ich durch einen kleinen Zauber den Ausgang unbemerkt gefunden und sah mich um.

Ich entdeckte Samael in einer dunklen Ecke, doch noch bevor ich ihn erreichen konnte, apparierten drei Zauberer vor das Krankenhaus, die mich natürlich sofort entdeckten. „Lauf!" sprach ich. Er zögerte und wollte mir helfen, doch ich gab ihm einen weiteren Wink und er rannte los, während ich gleich zwei der Auroren entwaffnete. Der eine, große, schlaksige warf gleich ein paar starke Zauber auf mich, doch ich leitete alle um oder wehrte sie ab. „Das ist die junge Hottrin!" bemerkte eine Aurorin und hob ihren Zauberstab auf, doch den ließ ich gleich wieder durch die Luft zu mir fliegen. Neben meinem eigenen hatte ich nun zwei der gegnerischen Zauberstäbe in der Hand, während ich mit dem dritten kämpfte.

„Geh rein und hol jemanden!" befahl er der einen Frau und so wollte sie ins St. Mungos, allerdings kam ich ihr zuvor und ließ sie am Boden festkleben. „Miss Hottrin! Was auch immer passiert ist, wir können Ihnen helfen!" sprach der dunkelhäutige Mann mit rundlicher Figur. Ich achtete jedoch nicht auf ihn und zwang meinen Duellgegner in die Knie. Er ließ von mir ab und legte seinen Zauberstab auf den Boden. „Amnesia!" rief ich gleich, ohne auch nur etwas Zeit zu vergeuden. Ich löschte von allen drei Auroren die Erinnerung an diese Begegnung und schickte sie zurück ins Ministerium, wo sie ohne Ergebnisse zurückkehren würden.

Bevor ich weiter die Gasse entlang lief, löste ich die Frau noch vom Boden und sah noch einmal prüfend über den kleinen Platz. Mit schnellen Schritten war ich schließlich wieder in der Bar und sah den Barkeeper an. Er grinste nur und so schob ich ihm ein paar Galeonen über den Tisch. „Er ist die zweite Tür links und das hier nehme ich als Schweigen!" erklärte er und trocknete weiter die Gläser ab. „Danke!" murmelte ich und lief auf die Tür zu. Sein besorgtes Gesicht musterte mich und so kam Samael gleich auf mich zu und drückte mich fest an sich. „Du hast vergessen den Barmann zu bezahlen!" meinte ich und zog einen kleinen Kreis auf seinem Nacken. Er schmunzelte nur und gab mir einen Kuss auf die Stirn.

Wir brannten vorsichtshalber das Verschwindekabinett ab und verwischten damit alle Spuren. „Bella bleibt solange bei mir, bis wir eine Lösung gefunden haben!" erklärte Samael und setzte sie auf einen Sessel in seiner Bibliothek. „Mael, das kann ewig dauern, wenn es überhaupt klappt! Was haben wir uns nur dabei gedacht?" fragte ich nun etwas verzweifelt. Ich bin mitten in der Nacht mit meinem Lehrer durchgebrannt, hatte mich mit einem Hochkriminellen getroffen, bin mehr oder weniger in ein Krankenhaus eingebrochen und habe eine Patientin entführt, weshalb ich mich mit drei Auroren duelliert und letzten Endes ihr Gedächtnis gelöscht hatte. Ach, und den Barkeeper habe ich auch noch bestochen.

„Hast du deren Gedächtnis verändert?" fragte Samael und sah mich prüfend an. „Ja, natürlich!" antwortete ich. „Dann ist alles gut! Es hat sich nichts geändert! Bella ist nicht mehr im System, die Ärztin kennt sie nicht und die Auroren sind auch ahnungslos. Und falls jemand nach ihr suchen würde, dann bestimmt nicht bei dir!" erklärte er und legte mir seine Hände an den Hals und Nacken. „Mael, wir haben beide kaum geschlafen, lass uns ins Bett, wenigstens noch zwei Stunden!" Ich bekam einen Kuss auf die Stirn und einen Klaps auf den Hintern. „Nein, du schläfst hier!" sprach er und zog mich in sein Schlafzimmer. „Ich will dich bei mir haben!" hauchte er mir ins Ohr und kaum dass ich mich ausgezogen hatte, schliefen wir beide auch ein, seelenruhig und tief und fest.

---

Samael hatte mich fest in seine Arme gezogen und sogar ein Bein um meine Hüfte gelegt. Ich schmunzelte, als ich aufwachte, allerdings merkte ich, dass es schon Nachmittag war und so seufzte ich. Sanft strich ich ihm über die Wange und musterte sein wunderschönes Gesicht. Er sah Snape ähnlich, vielleicht einem jungen Snape, doch vom Wesen her war er vollkommen anders. Nach einer Weile strich er mir über die Narben am Rücken und verzog das Gesicht. Er war mehr als stolz auf mich, das wusste ich, auch wenn ich diese hässlichen Narben trug. Schon nach so kurzer Zeit hatten wir vollstes Vertrauen zueinander und kannten uns nahezu in- und auswendig.

Irgendwann hatte ich es aufgegeben und lag auf dem Bauch neben ihm. Ich musterte meinen Zauberstab und drehte ihn zwischen den Fingern. Das weiße Ahornholz mit dem Thestrahlschwanzhaar und den neuneinhalb Zoll. Samael regte sich und begann kurz darauf meinen Rücken küssend zu erforschen. Langsam wanderte er zu meinem Nacken herauf, was mir eine wunderschöne Gänsehaut einbrachte. Ich schmunzelte und sah ihn über Schulter an, wie er halbnackt über mir türmte. Ganz langsam ließ er sich auf meinen Körper sinken und begrub mich unter sich. „Ach Samael!"

„Wie gerne würde ich dich zur Ekstase treiben!" raunte er mir ins Ohr und küsste meinen Hals. Ich keuchte erregt auf und legte meinen Zauberstab weg. „Ich muss langsam zurück." murmelte ich und biss mir auf die Unterlippe. Samael brummte glücklich neben meinem Ohr und leckte mir über den Hals. „Gib mir zehn Minuten!" hauchte er und verpasste mir erneut eine unglaubliche Gänsehaut. Seine Hand wanderte meinen Körper herab, ohne dass er sein Gewicht von mir nahm. 

Er hatte keine zehn Minuten gebraucht, nicht einmal acht. Heiser stöhnte ich auf und erstickte den Laut im Kissen, während ich mich in das Bettlaken krallte. Ich wölbte mich unter ihm und hob mein Becken ein Stück weiter, sodass Samael mehr Platz hatte. „Du bist so wunderschön, wenn du kommst!" murmelte er und legte sich neben mich. „Ja klar! Vor allem das zerzauste Haar, das laute Gestöhne und die Fettpolster!" meinte ich und zog die Decke über uns, allerdings kletterte Samael wieder über mich und strich mir über den Körper. Zärtlich fuhr er mir den Bauch entlang und kniff dann zu. „Au! Lass mein Fett in Ruhe, außer du willst es mir abnehmen!"

„Cal, du bist wunderschön!" sprach er und rutsche etwas von mir weg, um meinen Bauch zu umgarnen und sanfte Küsse darauf zu verteilen. „Gute Nacht!" murmelte er noch, bevor er seinen Kopf über meiner Mitte ablegte und die Augen schloss. Verwirrt sah ich ihn an. „Ist das dein Ernst? Samael!" Schmunzelnd sah er auf und legte mir eine Hand an die Wange. „Dein Körper ist gut so, wie er ist! Ich würde nichts daran ändern wollen! Cal, ich liebe dich!" Schnell drückte ich ihn zurück und hielt ihm den Mund zu. „Wolltest du mich gerade küssen?" fragte ich und er nickte. „Danke, ich habe nicht nachgedacht!" seufzte er und legte sich flach neben mich. „Das wäre nur zu schön gewesen!" murmelte ich.

Gerade, als ich auf dem Weg zum Gemeinschaftsraum war, kamen mir zwei Auroren entgegen. Einer davon war der Mann, mit dem ich mich heute Früh noch duelliert hatte. Ich musterte ihn, wie es die anderen Schüler auch taten, aber nicht zu auffällig. Er beachtete mich nicht, seine Erinnerungen an das Duell waren vollständig gelöscht. Der Mann neben ihm war mir nicht allzu fremd, Shizfra Minoky. Der Osteuropäer war einer der bekanntesten Auroren und ein guter Freund meines Vaters. Er schmunzelte mir kurz zu und lief weiter, doch er bemerkte nicht, dass ich in seinen Kopf eindrang. Samael, sie wollten zu ihm und über Arabella reden.

Durch einen kleinen Spruch verirrten sie sich und ich konnte Samael warnen. Ich belegte Arabella mit einem Zauber, der sie unsichtbar machte, und ließ sie so unauffällig hinter mir herfliegen und brachte sie in das alte Lehrerzimmer auf das kleine Sofa. Ich schloss ab und wartete dort, die Zeit verging unglaublich langsam. Ich musterte Arabella und sah aus dem kleinen Fenster, räumte etwas auf und wühlte mich durch eine alte Bücherkiste, doch Samael kam nicht. Irgendwann machte ich mir Sorgen, ich wollte ihn suchen gehen, allerdings konnte ich Arabella nicht allein lassen, also blieb ich mit der halbtoten Verflossenen meines Lehrers zusammen in einem Raum, stundenlang.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top