Kapitel 15 | Besucher
Ich lag auf dem Bauch in einem Bett vom Krankenflügel, als ich wieder zu mir kam. „Bleib liegen!" erklang eine bekannte Stimme. Ich sank zurück ins Bett und schloss wieder die Augen. „Mein Rücken." meinte ich und spürte, wie er mir sanft über das Haar strich. „Du musst dich ausruhen, Cal! Weißt du denn noch, was passiert ist?" fragte Samael, der neben dem Bett auf einem klapprigen Stuhl saß. „Da waren Dementoren und Marcus, aber er stand wieder unter dem Fluch." begann ich und musterte ihn soweit ich es im Liegen konnte. „Er hat meinen Patronus getötet und dann..." sprach ich weiter und griff nach seiner Hand, die noch immer blutgetränkt war.
„Du hast mich gefunden." murmelte ich. „Sonja kam angerannt und da wusste ich sofort, dass etwas nicht stimmt. Als ich dich da am Boden liegen sah, zerbrach mein Herz ein Stück weit. Der Spruch hat dich gefoltert und wollte dich zusätzlich langsam verbluten lassen, aber ich war noch rechtzeitig da. Dein Rücken ist mit tiefen Wunden übersehen, als hätte man dich ausgepeitscht." seufzte er. „Tut es sehr weh?" fragte er und hielt meine Hand schützend zwischen seinen Händen. „Nein, das ist noch auszuhalten." erklärte ich und Samael fuhr mir durch das Haar. Er wollte noch etwas sagen, doch dann ging die Tür auf und so legte er meine Hand vorsichtig ab und stand auf.
„Thea!" rief Selmar schon von weitem. Er rannte auf mich zu und setzte sich an den Platz, auf dem gerade noch Samael saß. „Gute Besserung!" sprach dieser und ging, nachdem ich genickt hatte. „Thea, wie geht es dir?" fragte mein Bruder genauso besorgt. „Es wird." meinte ich und schloss kurz die Augen, denn ich war unglaublich entkräftet. „Mutter ist aus dem Krankenhaus raus, sie kommt morgen mit Vater vorbei!" erklärte er und so schmunzelte ich. „Schön!" murmelte ich. „Du musst dich ausruhen, schlaf ruhig etwas!" sprach er und strich mir über den Unterarm. Fast augenblicklich fielen meine Augenlider wieder zu und ich dämmerte in einen traumlosen Schlaf.
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Samael las ein Buch und war total vertieft. Ich hatte mich nicht bewegt, nur die Augen aufgeschlagen. Er hatte leichte Augenringe und noch immer wirres Haar. Die Kleidung war eine andere, doch er hatte sich nur einen Morgenmantel übergeworfen. Die Sonne schien erst rötlich durch das Fenster, es war wohl früh am Morgen. Sein Gesicht war blass und er zitterte beim umblättern. „Du musst essen und schlafen!" meinte ich und setzte mich langsam auf. Er legte sofort das Buch weg und stützte mich. „Du sollst dich nicht so viel bewegen, Cal!" sprach er und setzte sich mir gegenüber hin. „Und du sollst dir nicht so viele Sorgen um mich machen!"
„Mach ich aber! Möchtest du etwas trinken?" fragte er und ich nickte schmunzelnd. Samael stand auf und holte mir ein Glas, blieb jedoch kurz hinter mir stehen. „Ich hole Madame Pomfrey!" meinte er und gab mir das Glas. „Mael!" begann ich leise. „Danke!" Er schmunzelte und nickte. Wenig später kam er mit Madame Pomfrey wieder, die sich nur kurz die Wunden ansah und sich dann an ihn wandte. „Ich kümmere mich um sie, Dankeschön!" erklärte sie. „Gute Besserung!" sprach er und als ich mit einem Lächeln nickte verließ er den Raum. „Da macht sich aber jemand Sorgen!" meinte sie und zog die Vorhänge zu. „Ich bin eben seine beste Schülerin!" wandte ich ein.
Mit frischen Verbänden lag ich im Bett und blätterte durch meinen Hefter. Neben mir lag ein kleines Mädchen mit gebrochenem Arm. Sie spielte mit ihrer Katze und strich ihr über das Fell. Als die Tür aufging, kam meine Mutter sofort auf mich zu. „Alex, mach langsam!" meinte mein Vater, doch sie hörte nicht und kniete sich nur neben mich. Ihr schneeweißes Haar flog durch die Luft und verfing sich etwas. Die smaragdgrünen Augen musterten mich besorgt und ihr blasses Gesicht hob die tiefen Augenringe hervor. „Cal, Kleines!" sprach sie mit Tränen in den Augen. Ich griff nach ihrer Hand und drückte sie. „Ma!"
„Wie geht es dir? Du warst im St. Mungos?" fragte ich. Sie gab mir einen Kuss auf den Handrücken und schmunzelte unter Tränen. „Alles gut, du bist hier die mit den Wunden am Rücken!" erklärte sie und sah kurz über meinen Körper. „Aber..." begann ich. „Kein Aber! Du hast deine Mutter gehört! Uns geht es gut und dir hoffentlich auch bald wieder!" wandte mein Vater ein und strich mir über die Wade. Selmar stieß auch zu uns und so erfuhr ich von dem Angriff auf meine Eltern. Es waren tatsächlich Ethan Rosier und Zathrian gewesen, die sie angegriffen hatten, doch die beiden konnten fliehen und wurden vom Ministerium gesucht.
„Professor, ist es möglich, Mr. Hughes zu sprechen? Der Lehrer, der unserer Tochter das Leben gerettet hat?" fragte mein Vater, als McGonagall schon wieder gehen wollte. „Sicher, er müsste... Da ist er ja schon!" erklärte McGonagall und winkte Samael heran, der meine Eltern neugierig musterte. „Auch noch ein hübscher!" murmelte meine Mutter leise und so schmunzelte ich. „Selmar, hilf mir mal bitte auf!" sprach ich und hielt mir die Bettdecke vor sie Brust, da meine Wunden an der Luft atmen sollten und ich quasi nackt war. Er half mir und so saß ich an der Bettkante und ließ die Beine hängen. Samael unterhielt sich mit meinen Eltern und McGonagall, doch immer mal wieder glitt sein Blick prüfend zu mir.
„Miss Barley? Ich dachte Miss Tavares?" hakte die Schulleiterin nach. „Sosa?" fragte meine Mutter und sah zu mir. Sie hatte den Spitznamen für Sophia übernommen, weil sie ihn so niedlich fand. „Ich habe mich mit Sophia gestritten, nachdem Poloma mich gefragt hat, ob ich mit ihr zum Ball gehe." meinte ich. Madame Pomfrey kam herein und behandelte zu erst das kleine Mädchen mit dem gebrochenen Arm. „Nun, ich denke wir sollten sie nun in Ruhe lassen, die Heilung braucht auch seine Zeit!" erklärte Samael, worauf ich nur nickte und die Decke wieder höher zog. Er musterte diese kleine Bewegung ausgiebig, doch es fiel niemandem auf.
„Cal, wir müssen auch wieder los!" sprach meine Mutter. Samael musterte sie, denn der Spitzname war der gleiche, wie der, den er mir gab. „Passt auf euch auf!" meinte ich und streckte ihr einen Arm entgegen. Die Decke verrutschte etwas nach unten, doch meine Mutter bedeckte mich gleich mit ihrem Körper in einer warmen Umarmung. Sie drückte mich fest an sich, allerdings verzog ich schmerzhaft das Gesicht. „Danke, aber so gesund bin ich dann doch noch nicht!" meinte ich. „Nein! Mensch, sag doch was!" sprach sie und löste sich von mir, denn meine Wunden waren ihr schon wieder vollkommen entfallen. Ich zog die Decke wieder höher und schmunzelte, verdrängte den Schmerz.
„So gut, wie das jetzt schon aussieht, packe ich dich dick ein und dann kannst du bestimmt auf dem Rücken schlafen, zumindest auf der Seite!" Ich nickte und ließ mich von ihr verarzten. „Deine braunhaarige Freundin hat mich gebeten, dir gute Besserung auszurichten! Sie war wohl mit einer Poloma zu beschäftigt!" sprach sie und wickelte den Verband um meinen Oberkörper, sodass nichts einschnürte. Ich ignorierte es einfach, denn dass die beiden sich stritten, war mir schon lange klar. „Danke!" meinte ich und fuhr mir über den Körper, denn auch wenn mein Busen nun etwas kleiner schien, war ich doch sehr zufrieden mit meinem Abbild.
„Keine Sorge, bis auf ein paar Narben sollte Ihr Körper keine weiteren Spuren tragen, Miss Hottrin!" erklang Samaels Stimme hinter mir. „Mr. Hughes! Ich darf doch bitten!" fuhr ihn Madame Pomfrey an und stemmte die Hände in die Hüfte. Schmunzelnd kroch ich in ein weites Shirt von Selmar und bedankte mich noch einmal bei der Heilerin. „Ich wollte nur etwas Belletristik vorbei bringen, du kannst es brauchen!" sprach er und legte mir die beiden Bücher auf den kleinen Nachttisch. „Und ich dachte schon, du wolltest mich noch einmal halbnackt sehen!" meinte ich und schmunzelte. Seine Mundwinkel hoben sich und ich merkte in seinen Augen, dass er gar nicht so abgeneigt schien.
„Ich war vorhin etwas, naja, irritiert!" erklärte er und setzte sich neben mich. „Es ist wahrscheinlich einer der Gründe, warum ich dich mag! Alle nennen mich Thea, außer meine Mutter. Als du mich das erste Mal 'Cal' genannt hast, musste ich automatisch an sie denken!" sprach ich und lehnte mich bei ihm an. „Es ist verblüffend, dass sowohl Selmar, als auch du die gleiche Haarfarbe geerbt habt! Deine Mutter hat nur die besten Teile an dich weitergegeben! Dein Vater natürlich auch!" Ich kicherte und wandte verlegen den Blick ab. „Du bist wunderschön, Cal!" flüsterte er mir ins Ohr und fuhr durch mein Schneeweißes Haar.
„Jetzt hör schon auf mit den Komplimenten!" meinte ich und bekam eine wunderschöne Gänsehaut, da er mir ganz langsam mit den Fingerkuppen hinter meinem Ohr entlang strich. Fast wäre mir ein leises Stöhnen entwichen, doch das konnte ich mir unterdrücken. Schmunzelnd beobachtete er mich, wie ich mit geschlossenen Augen eine Reaktion seiner Liebkosung unterdrückte. Er hatte einen dieser Punkte gefunden, die mich total erregten, weshalb er dort eine Weile verharrte und immer wieder hinter meinem Ohr auf und ab strich. „Samael!" keuchte ich und griff nach seinem Handgelenk. Er hielt kurz inne, doch dann bewegte er seine Fingerspitzen wieder und mir entfuhr ein Stöhnen.
„Tut mir leid, Cal, das war zu verlockend!" sprach er und stand auf. Ich fasste mir schützend ans Ohr und senkte den Blick. „Alles gut, ich wollte nur nicht... hier." erklärte ich, woraufhin er schmunzelte. „Bis morgen, Cal!" Er drückte mir einen Kuss auf die Stirn und ging wieder. Seufzend sah ich ihm hinterher und schmunzelte. Ein Kuss auf die Stirn bedeutet Ehre und Respekt, habe ich mal gelesen. Ich war mir sicher, er hätte mich schon längst geküsst, wenn dadurch nicht Arabella sterben würde. Es war ein Fluch, der mich manchmal so richtig in die Irre trieb. Dass Samael mein Lehrer und damit verboten war, machte es nur noch komplizierter.
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„Malka!" rief ich und blieb in meinem Zimmer stehen. „Ah, das habe ich vergessen dir zu sagen!" sprach sie und kam zu mir. „Alexandra war nicht gerade begeistert, dass du einen Hosenanzug tragen möchtest, weshalb sie dir etwas dagelassen hat!" erklärte Malka und schmunzelte. „Und ich habe den passenden Zauber, damit du beides tragen kannst!" Fragend sah ich sie an. "Alexandra hat echt guten Geschmack!" sagte sie und strich über den smaragdgrünen Stoff des Kleides. "Ja, das hat sie!" sprach ich und trat ebenfalls etwas näher. Ich berührte das filigrane Muster an der Taille, wo der Stoff des Rockteils zusammenfiel. Es zeichnete sich eine kleine, kaum sichtbare Wolke des Glitzers ab.
„Deine Mutter ist gut, aber nicht so gut!" meinte Malka und zeigte mir ihre Hand, die ebenfalls leicht glitzerte. „Es verliert seinen Glanz!" erklärte sie und so nickte ich. „Glaubst du, es war die richtige Entscheidung? Polly?" fragte ich und ließ mich auf mein Bett fallen. Malka legte sich neben mich und sah zur Decke. „Fühlt es sich denn richtig an?" hakte sie nach. „Nein." seufzte ich. „Wärst du glücklicher, wenn Sonja dich gefragt hätte?" Ich brauchte einen Moment und überlegte. „Nein." antwortete ich, denn Sonja hatte mich verletzt, sehr verletzt! „Gibt es jemand anderes?" fragte sie weiter, doch was hätte ich ihr sagen sollen?
„Nein." sprach ich und dachte an Samael. „Thea, ich weiß, Poloma ist eigentlich nicht so dein Typ, aber gib ihr doch eine Chance! Auch wenn sie aus Slytherin kommt, scheint sie relativ normal zu sein. Außerdem lenkt es dich von Sonja ab. Und wenn es nicht funktioniert, bin ich immer noch für dich da, genauso wie Selmar und die anderen!" Ich rollte mich auf die Seite und schmunzelte. „Also gehst du mit mir, wenn Javaid absagt?" fragte ich scherzhaft. „Natürlich! Wen machen wir klar?" Lachend lagen wir noch eine Weile in meinem Bett, bis es spät wurde und die anderen vier Mädchen kamen. Malka ging rüber in ihr Bett und ich räumte das Kleid von meiner Mutter weg. Es war wunderschön, noch schöner als das, welches ich bei dem Abendessen mit Samael an hatte.
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