Kapitel 6

"Date 2" - RADWIMPS

https://youtu.be/dMJc6kalUCM

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Regungslos lag ich im Bett und starrte die Zimmerdecke an.

Ich wusste nicht, seit wann ich wach war.

Wie viel Zeit vergangen war, seit die Morgensonne mich geweckt hatte.


Im ersten Moment hatte ich geglaubt, dass ich den gestrigen Abend geträumt hatte.

Allerdings hatten die sündhaft weichen Bettlaken, in denen ich aufgewacht war, mich eines besseren belehrt.

Auch der deutlich abgenommene Schmerz in meinem Arm...

Taes erste Hilfe schien ihren Job getan zu haben.


Nicht wirklich fähig, die Realität zu verarbeiten, war ich einfach liegen geblieben.

Ich hatte versucht, zu ergründen, warum das hier passierte.

Ob es tatsächlich sein konnte, dass einer der reichsten jungen Männer in ganz New York mich gesehen und mir spontan angeboten hatte, die Nacht über bei ihm zu bleiben, damit ich mich erholen konnte.

Aus Langeweile heraus.

Trotzdem auch aus Herzensgüte...

Letzteres konnte und wollte ich Tae nicht absprechen.

Die wenigsten Menschen taten aus Langeweile etwas, was anderen in Not half...


Ich fragte mich, ob das tatsächlich die Situation war.

Ob ich Glück gehabt hatte.


Die bloße Überlegung ließ mich den Mund verziehen.

Bisher war "Glück" nicht unbedingt meine Stärke gewesen.

Es war unfassbar schwer, es anzunehmen.

Gleichzeitig hatte Tae bis jetzt nichts getan, was mich das Gegenteil hatte vermuten lassen.

Es war eine ruhige Nacht gewesen.

Eine wirklich erholsame Nacht.

Nachdem Tae mir das Gästezimmer gezeigt hatte, hatte er mich in Ruhe gelassen.

Es hatte keine Störungen gegeben.

Stattdessen hatte ich praktisch in dem Moment, in dem mein Körper auf die Matratze gesunken war, all die Erschöpfung spüren können, die sich in den letzten Monaten angesammelt hatte.

Seit ich meine Wohnung verloren hatte, hatte ich nicht mehr in einem ordentlichen Bett geschlafen.

Entsprechend hatte ich gestern überhaupt keine Zeit gehabt, noch länger nachzugrübeln.

Ich war einfach eingeschlafen...



Etwas unentschlossen überließ mein Blick die Zimmerdecke schließlich sich selbst.

Noch länger rumzuliegen und nachzudenken brachte mich wahrscheinlich nicht weiter.

Es änderte nichts daran, dass letztendlich nur eine Emotion übrig blieb.

Dankbarkeit...

Ich war Tae unfassbar dankbar, dass er mich gestern aufgelesen hatte.

Dass er mir eine warme Dusche ermöglicht hatte...

Erste Hilfe...

Ein Bett...

Erholung.

Nichts davon hätte ich bekommen, wenn er einfach an mir vorbei gelaufen wäre.


Langsam setzte ich mich auf.


Ich rechnete es Tae unbeschreiblich hoch an, dass er sich nicht so benommen hatte, wie 95% der Gesellschaft es taten.

Entsprechend wollte ich seine Gastfreundschaft allerdings auch nicht überstrapazieren.

Dass er mich eine Nacht lang hatte hier sein lassen war großzügig genug gewesen.

Ich hatte sein Angebot keineswegs so verstanden, dass er einen neuen Mitbewohner suchte.


Ein letztes Mal genoss ich, wie weich die Bettlaken sich auf meiner Haut anfühlten, bevor ich mich zwang aufzustehen.



"Tae?", fragte ich vorsichtig, während ich aus der Tür des Gästezimmers herauslugte.

Ich erhielt keine Antwort.


Zögerlich betrat ich den Flur.

"Tae?", wiederholte ich, diesmal etwas lauter, während ich in Richtung der Wohnküche ging.


Immer noch keine Antwort.



Ratlos sanken meine Schultern nach unten, als ich zwischen Küche und Wohnzimmer stand und zum ersten Mal feststellte, wie still es war.

Im ganzen Apartment war keine einzige Regung zu hören.


Unentschlossen, wie ich mit dieser Entwicklung umgehen sollte, blieb ich einen Moment lang einfach wie bestellt und nicht abgeholt in der Gegend stehen.

Mein Blick wanderte durch das Penthouse...

Ich bemerkte kleine Veränderungen.

Taes Glas, welches er gestern auf dem Sofatisch hatte stehen lassen, war verschwunden.

Die Sofakissen schienen aufgeschüttelt worden zu sein.

Das Obst, welches in einer Dekoschale auf der Kücheninsel stand, war ausgetauscht worden.


Unwillkürlich verzog ich den Mund, als mir bewusst wurde, dass es in einem Hotel wie diesem natürlich Personal gab, das sich um die Ordnung kümmerte.

Menschen wie Tae hatten es sicherlich nicht nötig, alleine aufzuräumen.

Vielleicht hatte er auch gar keine Zeit.


An seine Bemerkung im Fahrstuhl zurückdenkend, erschloss sich mir, dass er vielleicht arbeiten gegangen war.

Ein Hotel und Firmenanteile verwalteten sich sicherlich nicht von selbst.

Wie genau sein Arbeitsalltag auch immer aussah...

Es ergab Sinn, dass er Leute hatte, die für ihn-


Meine Gedanken stockten, als es mir einfiel.

"Oh Fuck!", entwich es mir.

Hastig lief ich ins Badezimmer.


Meine Kleidung...

Ich hatte sie einfach...


Resigniert klappten meine Augenlider nach unten, als ich den Stuhl leer vorfand.

Ich hatte sie hier abgelegt...

Natürlich nicht daran denkend, dass eine Reinigungskraft sie mitnehmen könnte.


"Scheiße...", ich fuhr mit meinen Händen über mein Gesicht, während ich überlegte, was ich machen sollte.

Selbst wenn Tae nicht da war, hatte ich nicht vorgehabt, noch länger hier zu bleiben.

Ich hätte vielleicht versucht, ihm einen Zettel zu hinterlassen, um mich nochmal zu bedanken.

Allerdings dürfte es wohl schwer sein, ohne meine eigene Kleidung von hier weg zu kommen.

Davon abgesehen, dass es draußen zu kalt wäre, lag es nicht unbedingt in meinem Interesse Taes mehrere hundert Dollar teure Schlafkleidung zu entwenden.



Leise seufzte ich, während ich ins Wohnzimmer zurückkehrte.

Ich fragte mich, warum sowas immer mir passierte.

Ob Tae vielleicht böse werden könnte, wenn er wiederkam und ich noch hier war.

Der bloße Gedanke, sein Angebot zu überbeanspruchen war mir unfassbar unangenehm.

Gleichzeitig blieb mir wohl nicht wirklich eine Wahl...


Meinen immer lauter werdenden Magen ignorierend, überlegte ich, wo ich am besten warten sollte.

Wo ich am wenigsten stören würde.


Da das Gästezimmer das einzige war, das wegen meiner Anwesenheit nicht aufgeräumt worden war, beschloss ich, dorthin zurück zu gehen.

Immerhin würde es später wohl keinen Unterschied machen, ob jemand ein oder zweimal in dem Bett gelegen hatte.


Nicht, dass ich etwas dagegen hatte, dass mein Abschied von dem weichen Stoff doch nicht endgültig gewesen war...

Trotzdem fühlte es sich plötzlich nur noch halb so gut an, als ich mich in die Laken fallen ließ.

Ich war nicht sicher, ob ich noch hier sein sollte.


Etwas bitter lächelte ich, als mir bewusst wurde, wie vertraut solche Gedanken mir inzwischen waren.

Egal wo ich mich im letzten halben Jahr aufgehalten hatte...

Nie hatte es einen Ort gegeben, an dem ich wirklich hätte sein sollen.

Einen Ort, an den ich gehörte.


Streng genommen...

Hastig blinzelte ich die Tränen weg.

...war es eigentlich auch vorher so gewesen.

Ich konnte mich nicht erinnern, wann ich mich das letzte Mal irgendwo gefühlt hatte, als wäre ich angekommen.

Als wäre ich "zu Hause".

Die bloße Formulierung war reine Abstraktion für mich.


Mich fragend, warum ausgerechnet dieser Ort mich an diese Gefühle erinnerte, legte ich mich auf den Rücken.

Wann auch immer ich mir gewünscht hatte, irgendwo hinzugehören...

Ein Luxusapartment war mit Abstand der letzte Ort, der mir in den Sinn gekommen wäre.

Immerhin besaß ich noch einen Funken gesunden Menschenverstand.



Mein Tag verlief...

Erneut guckte ich die Decke an.

...fast genau so...

Regungslos.

...wie er gestartet hatte.

Wartend.

Nächster Morgen und ein paar mehr Einblicke in Kookies Inneres~

Nope, ich konnte mir dieses ganze Geplapper über ein "zu Hause" nicht nehmen lassen.
Nicht in einer Story, wo wir vollkommenes und super süßes Vminkook ansteuern x3
Ich hoffe das kleine Foreshadowing an der Stelle war deutlich ^^

Lasst mich gern wissen, wie euch das Kapitel gefallen hat <3
Seid ihr gespannt, wenn Tae nach Hause kommt?
Was denkt ihr, wie er reagiert?
I would love to know ^^

Und tbh beim Probelesen von diesem Kapitel war ich richtig happy, dass ich euch einen Grundriss gemalt hab.
Weil really, meine Beschreibungen hätte man doch sonst nicht so gerallt, wie sie gemeint waren, oder? ^^"

Ich hoffe ihr seid gut in die neue Woche gestartet <3

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