Kapitel 2

"Rootless" - Alycia Marie

https://youtu.be/fdSrU028Q2c

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"H-hm?", überrascht schaute ich auf, nachdem der Fremde mich angesprochen hatte.

Ich war so in meiner Verzweiflung versunken gewesen, dass seine Stimme mich ruckartig zurück in die Realität geholt hatte.


Der Fremde guckte mich einen Moment lang an, bevor er seine Frage widerholte.

"Ich hab gefragt, ob du Hilfe brauchst.", sagte er.

Anschließend deutete er auf meinen Arm.

"Das sieht nicht unbedingt gesund aus.", stellte er fest.

"Wenn du willst rufe ich dir einen Krankenwagen.", bot er an.

"...oder ein Taxi.", schob er hinterher.


Ich brauchte ein paar Sekunden, um zu verstehen, was hier gerade passierte.

Nicht wissend, was mich mehr verunsichern sollte, musterte mich mein Gegenüber.

Groß und schlank...

Designerkleidung...

Goldene Schmuckakzente, die an seinem Arm und Hals durchblitzten...

Dazu diese perfekt gestylten und trotzdem natürlich aussehenden dunklen Haare...

Mir entzog sich, warum er mit mir redete.

Was jemanden wie ihn geritten hatte, jemanden wie mich anzusprechen.

Menschen wie er lebten in einer vollkommen anderen Welt.


"Danke, aber...", ich zwang mir ein kleines Lächeln ab.

"Ich kann nicht ins Krankenhaus.", erklärte ich.

Im Moment war ich nicht krankenversichert.

Und Geld, um die Kosten zu übernehmen, hatte ich auch keins.

Entsprechend würde mein Arm von sich aus heilen oder einfach abfallen müssen.



Es dauerte einen Moment, bevor mein Gegenüber zu verstehen schien, worauf ich hinaus wollte.

Ein Teil von mir war sich sicher, dass meine Sorgen sich seiner Realität vollständig entzogen.

"Verstehe...", murmelte er schließlich.


Ich konnte förmlich spüren, wie mein Herz sich zusammenzog, als er anschließend zur Seite schaute.

Ich kannte diesen Blick...

Die Art, wie die Leute guckten, wenn man ihnen doch zu viel war und sie einen Weg aus dem Gespräch heraus suchten.

Obwohl ich nichts anderes erwartet hatte, fühlte ich bereits, wie die Dunkelheit mich wieder einholte.

Als wäre dieser Abend nicht schon schlimm genug gewesen...


"Ist schon o-", versuchte ich diese unangenehme Situation so schnell wie möglich zu beenden.

Der Fremde fiel mir ins Wort.


"Möchtest du vielleicht mit zu mir kommen?", fragte er stattdessen.

"Ist zwar kein Krankenhaus...", er zuckte mit den Schultern.

"Aber ich hab ein Gästezimmer.", sagte er.


Gänzlich geschockt von diesem Angebot musste ich meine Kinnlade daran hindern, herunterzuklappen.

"Ä-äh...", setzte ich an.

"...wie bitte?"

Ich musste mich verhört haben. 


Meinem Gegenüber schien nicht bewusst zu sein, wie abwegig sein Angebot in meinen Ohren klang.

"Du kannst mit zu mir kommen, wenn du möchtest.", wiederholte er.

"...zum ausruhen.", schob er noch hinterher.

Er schien zu glauben, dass das der Teil seines Angebots war, den ich nicht verstanden hatte.


Vor Unglauben nur so triefend klebten meine Augen an meinem Gegenüber.

Ich versuchte zu ergründen, ob das ein kranker Witz sein sollte.

Ob er vielleicht ein Psychopath war, der wehrlose Leute von der Straße zu sich nach Hause lockte und Gott weiß was mit ihnen anstellte.

Heute schien mir kein angebrachter Tag, um an das Gute in den Menschen glauben zu können.

Gleichzeitig konnte ich nicht leugnen, dass mein Gegenüber weder psychopathisch wirkte, noch als würde er Witze machen.

Eher im Gegenteil...

Seit er mich angesprochen hatte, lag die ganze Zeit eine gewisse Gleichgültigkeit in seiner Mimik.

Er versuchte nicht, mich anzulächeln.

Er versuchte nicht, freundlich oder einladend zu wirken.

Mein Gegenüber guckte, als wäre ihm vollkommen egal, ob ich sein Angebot annahm oder nicht.

Als würde es ihn überhaupt nicht kümmern...



"...wieso?", verließ es letztendlich einfach meine Lippen.

Die Dinge, die der Fremde mir anbot, signalisierten Warmherzigkeit.

Er selbst strahlte diese allerdings überhaupt nicht aus.

Nie zuvor war mir jemand begegnet, der so undurchsichtig wirkte...


Meine Frage schien in meinem Gegenüber nicht mal den Hauch einer Regung auszulösen.

"Dein Arm blutet.", sprach er das offensichtliche aus.

"Und...", er vergrub seine Hände in den Taschen seines Mantels, bevor er erneut mit den Schultern zuckte.

"Mir ist langweilig.", sagte er schließlich.


Endgültig die Kontrolle über meine Kinnlade verlierend, stockte ich.

"Dir ist...langweilig?", zitierte ich seine Wortwahl.

"Fassungslosigkeit" konnte nicht im Ansatz beschreiben, was ich fühlte.


Von dieser gänzlich unbeeindruckt, nickte mein Gegenüber.

"Also?", fragte er.

Kurz zuckte sein Blick zur Seite, als ich nicht reagierte.

"...ich kann auch wieder gehen, wenn du nicht willst.", schob er noch hinterher.


Ich spürte mein Inneres aussetzen.

Sekunden, die sich wie Ewigkeiten anfühlten, verstrichen, während ich das für und wider abwog.

Das hier klang gefährlich.

Wirklich gefährlich.

Ich hatte keine Ahnung wer dieser Typ war und was er von mir wollte.

Gleichzeitig konnte ich nicht leugnen, dass nichts an ihm wirklich bedrohlich wirkte.

Auch die Dinge, die er sagte, wirkten nicht wie eine Lüge.

So wie er aussah, glaubte ein Teil von mir ihm tatsächlich...

Im Gegensatz zu seinem Äußeren war in seinen Augen nicht mal ein Funke zu erkennen...

Kein Strahlen.

Kein Licht.

Seine gleichgültige Ausstrahlung wirkte vollkommen stimmig.

Mein Gegenüber sah wirklich aus, als wäre ihm langweilig.


Ein Teil von mir war sich nicht sicher, wohin mit dieser Erkenntnis.

"Langeweile" war nicht unbedingt ein unbedrohliches Gefühl.

Allerdings auch keins, das direkt alle Alarmsignale angehen ließ.

Langeweile war genau in der Mitte.

Sie war grau...

Irgendwie neutral.


Stumm guckte ich mein Gegenüber an, während mir bewusst wurde, dass diese beiden Worte ihn wahrscheinlich am besten beschrieben.

Grau.

Neutral.

Wahrscheinlich gab es gefährlichere Kombinationen...



Gerade war ich dabei, zu überlegen ob diese mir lieber war als was auch immer das New Yorker Nachtleben für mich bereithielt, als meinem Gegenüber offensichtlich die Geduld auszugehen schien.

"Okay, also wenn du nicht willst...", er wollte sich umzudrehen.


Sie drohte zu verschwinden.

Die Chance auf ein bisschen Sicherheit.



Nie zuvor hatten meine Instinkte sich so unerwartet gemeldet.

"Warte!", entwich es mir.

Noch bevor ich gedanklich zu einer Lösung gekommen war, war ich aufgestanden.


Ob nun wegen "grau und neutral"...

Oder ganz einfach weil ich verletzt war.


Letztendlich...

"I-ich komme mit..."

...passierte es einfach.

Hach ja...
Diese Szene war es. 💜
Das hatte ich im Kopf und dann ist alles einfach passiert.
Dieses "Willst du mit zu mir kommen?"
I'm so excited ^^

Und ich nehme jetzt schon Wetten an von wie vielen Leuten Tae der Lieblingschara sein wird. xD
I know einige unter euch haben eine Schwäche für solche Charas ^^
Ich finde Tae kann die Mood von "rich und gleichgültig" aber auch zu gut x3

Lasst mich gern wissen, wie das Kapitel euch gefallen hat.
Wie ihr die Atmosphäre findet.
Falls euch sonst irgendwas durch den Kopf geht...
I would love to know <3

I hope der Progress, warum Kookie mitgeht, obwohl es offensichtlich sehr risikoreich ist, war verständlich...
Ich finde es in so Momenten, die eigentlich spontan und kurz sind, immer schwer das richtige Maß an Erklärung zu finden ^^"

Ich hoffe ihr hattet einen schönen Tag <3

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