Kapitel 17
"the grudge" - Olivia Rodrigo
https://youtu.be/Qt5wB7KXSaM
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Taehyung Pov
"Kannst du noch stehen?", erkundigte Kookie sich, während er nach den Flauschbademänteln griff, welche neben der Dusche hingen.
Ich betrachtete seine Hand, welche er dabei immer noch schützend in meiner Nähe behielt, bevor ich nickte.
"Geht schon...", murmelte ich.
Zugegebenermaßen hatte der ganze Wasserdampf meinem Kopf nicht unbedingt dabei geholfen, sich weniger matschig anzufühlen.
Trotzdem hatte ich das Gefühl, dass es mir bereits ein bisschen besser ging.
Zu duschen hatte geholfen.
Kookie auch...
Stumm guckte ich ihm dabei zu, wie er kurz zögerte, bevor er kurz um mich herumgriff und einen der Bademäntel über meine Schultern legte.
"Okay...", lieb lächelte mein Gegenüber mich an.
Anschließend zog er den Stoff noch etwas mehr nach vorne, damit er nicht direkt wieder herunterfallen würde.
Mit zunehmend größer werdenden Augen schaute ich Kookie an, als sein Gesicht meinem plötzlich wieder ziemlich nah war.
Während ich seine Unsicherheit vorhin noch süß gefunden hatte, schien diesmal ich derjenige zu sein, dem es die Sprache verschlug.
Sonderbar ungewohnt klopfte mein Herz vor sich hin, als seine dunklen Seelenspiegel sich in meine hefteten.
Diese großen, schokoladenbraunen Kulleraugen...
Ich war den Blick, den sie mir schenkten, nicht gewohnt.
Die einzigen Menschen, die mich mit so viel Besorgnis und Fürsorge anschauten, wie Kookie es tat, waren Jimin und Jin.
Allerdings war es bei den beiden etwas anderes.
Sie kannten mich schon ewig.
Sie wussten, warum ich so war, wie ich war.
Sie waren mein kaputtes Durcheinander gewöhnt.
Sie waren mich gewöhnt.
Bei Kookie war es etwas vollkommen anderes...
Er war der erste Mensch seit gefühlt immer, der mich kennenlernte und nicht sofort eine Meinung zu haben schien.
Jemand, der meine Dunkelheit nicht verstehen konnte, sie aber trotzdem sah und entgegen allem, was ich kannte, nicht verurteilte.
Der erste, der sich nicht traute, meinen Reichtum anzunehmen.
Der nicht immer mehr wollte.
Wahrscheinlich war er auch der erste, der jemals in Bezug auf Sex "nein" zu mir gesagt hatte.
Der erste, der es stattdessen vorzog, mich mit großen, mitfühlenden Augen anzusehen, während er versuchte, mir zu helfen.
Ich war es nicht gewöhnt, dass es außer Jin und Jimin jemanden gab, der sich um mein Wohlbefinden sorgte.
Dass jemand, der mich eigentlich kaum kannte, kein Interesse daran hatte, mich auszunutzen...
Sekundenlang erwiderte ich Kookies Blickkontakt, während ich feststellte, dass er in vielerlei Hinsicht eine ziemlich Anomalie in meinem Leben war.
Während ich vor mir selbst erschrak, weil ein Teil von mir ihn gerade einfach küssen wollte.
Nicht, weil ich romantische Gefühle ihm gegenüber empfand.
Nicht mal unbedingt, weil es mir dabei um Kookie selbst ging.
Sondern einfach, weil er gerade dafür sorgte, dass ich mich ein kleines bisschen weniger schrecklich fühlte...
Weil ich es bei jedem außer Jimin darauf anlegte, jedes positive Gefühl so schnell und intensiv auszukosten, wie nur irgendwie möglich.
Weil ich es gewöhnt war, dass diese Gefühle nie lange hielten.
Weil trotzdem alles in mir danach lechzte.
Voller Verzweiflung jede Möglichkeit annahm, nur einen kurzen Moment lang alles zu vergessen...
"...Tae?", holte Kookies verunsicherte Stimme mich zurück in die Realität.
Erst jetzt bemerkend, wie offensichtlich ich angefangen hatte, seine Lippen anzustarren, zuckte ich zusammen.
"Fuck...", entwich es mir, bevor ich automatisch ein paar Schritte zurück trat.
"Entschuldige bitte...", murmelte ich.
Dumpf drückte mein Inneres, während ich mich erneut fragte, wie ich derart jämmerlich sein konnte.
Was mir einfiel, ausgerechnet Kookie gegenüber solche Gedanken zu haben.
Ihn auf eine Stufe mit all meinen One Night Stands zu stellen, nachdem er mir gerade so deutlich gezeigt hatte, dass er vollkommen anders war.
Nachdem er bereits seit einer Woche bei mir lebte.
Es war nichts neues, dass ich niemanden außer Jin und Jimin an mich heranlassen konnte.
Dass alle anderen, egal wie oft sie meinen Weg kreuzten, auswechselbare Fremde für mich waren.
Trotzdem tat es mir leid...
Wahrscheinlich zum ersten Mal überhaupt, tat es mir leid, jemanden so gesehen zu haben...
Sichtbar verwirrt von den Signalen, die ich ihm sendete, schaute Kookie mich einen Moment lang an.
"Tae, ich...", setzte er zögerlich an.
Sein Blick wanderte zur Seite.
"Wenn...", kurz kaute er auf seiner Unterlippe herum.
"Also, wenn deine Bedingungen sich geändert haben...", versuchte er es erneut.
Sein Blick, als er mich anschließend anschaute, brachte mein Herz dazu, sich schmerzhaft zusammenzuziehen.
Kookie schaute so hilflos...
Ein bisschen verletzt.
Es dauerte ein paar Sekunden, bis mein Kopf zusammengesetzt hatte, wieso er so guckte.
Wie er meine Kommentare unter der Dusche und mein Starren gerade eben gedeutet hatte.
"Oh Scheiße...", verließ es meine Lippen.
Ich strich mir die Haare aus dem Gesicht, bevor ich den Kopf schüttelte.
"Nein, ich...", bemerkend, dass mir bereits wieder schwindlig wurde, blinzelte ich kurz.
"So hab ich es nicht gemeint...", murmelte ich.
Damit beschäftigt, mich am Waschbecken abzustützen und vorsichtig auf den Boden sacken zu lassen, begann ich innerlich bereits, mich zu ohrfeigen.
Für mich war es ziemlich selbstverständlich, dass wenn ich vor hatte, für Sex zu bezahlen, ich mir dafür Menschen suchte, die entsprechende Dienstleistungen zu ihrem beruflichen Alltag zählten.
Ich hatte Kookie niemals mit der Absicht zu mir geholt, etwas von ihm zu verlangen.
Allerdings war es wahrscheinlich kein Wunder, dass meine Kommentare ihn diesbezüglich verunsichert hatten.
Ich war so ein Arsch...
Unwillkürlich daran denkend, dass Jimin an meiner Stelle viel besser mit dieser Situation hätte umgehen können und dass er noch viel wahrscheinlicher einfach niemals in eine solche Situation geraten wäre, zog ich meine Beine an meinen Körper.
"Entschuldige...", nuschelte ich, während ich mein Gesicht in meinen Knien vergrub.
"Du...", setzte ich an.
"Du bist einfach so lieb zu mir...", erklärte ich.
"Damit kann ich nicht umgehen...", flüsterte ich.
Eine kleine Ewigkeit lang spürte ich Kookies überforderten Blick auf mir.
Letztendlich setzte er sich einfach in Bewegung.
Ich spürte, wie er sich neben mich setzte.
Sekunden der Stille verstrichen, bevor er zu sprechen ansetzte.
"Jimin und Jin sind nicht lieb zu dir?", wollte er wissen.
Seine Frage brachte mich zum Stocken.
Die Tatsache, dass er meine beiden Ausnahmen so direkt benannte...
"Doch...", murmelte ich leise.
"Aber die beiden zählen nicht...", schob ich hinterher.
Jimin und Jin waren die einzigen zwei Menschen, bei denen ich ein bisschen darauf vertrauen konnte, dass sie nicht verschwanden.
Die einzigen beiden, bei denen ich nicht das ständige Bedürfnis hatte, alles positive so schnell und intensiv wie möglich aufzunehmen.
"Verstehe...", ich meinte einen Hauch Traurigkeit in Kookies Stimme zu hören.
"Ich nehme an...", erneut zögerte er.
Nachdenklich schaute er mich an.
"Die beiden sind wohl auch niemand, der einen "nicht zu interessieren braucht", oder?", fragte er.
Verwirrt von seiner Wortwahl drehte ich mich zu ihm.
"...was?", fragte ich nach.
Etwas bitter lächelte Kookie.
"Naja, das...", er zuckte mit den Schultern.
"Das hast du gestern gesagt...", erinnerte er mich.
"Als du mit den zwei Typen nach Hause gekommen bist."
Ich konnte förmlich spüren, wie der Versuch, Bilder von gestern Nacht zu rekonstruieren, meinen Kopf zum Streiken brachte.
Erschöpft klappten meine Augenlider auf und zu.
"Ich hab gesagt...dass sie sich nicht für dich interessieren müssen?", versuchte ich die Bedeutung von Kookies Worten zusammenzusetzen.
Die nächste innerliche Ohrfeige folgte, als Kookie nickte.
Sein Versuch, mir zu sagen, dass er es verstehen konnte, scheiterte, weil ich ihn mit einem Seufzen unterbrach.
"Fuck...", entwich es mir verzweifelt, bevor ich mein Gesicht erneut in meinen Knien versteckte.
Ich hatte so unfassbar genug davon, ich zu sein...
Ein Teil von mir konnte sich vorstellen, worauf mein alkoholisiertes Ich gestern Nacht hinausgewollt hatte.
Ganz davon abgesehen, dass es wahrscheinlich nicht hatte abwarten können, sich mit einem Haufen Sex zu betäuben, hatte es wahrscheinlich einfach keine Nachfragen gewollt.
Irgendwem zu erklären, was Kookie hier machte und warum ich ihn zu mir geholt hatte, wäre für keinen von uns angenehm.
Für ihn nicht, weil die Leute Fragen stellen würden.
Weil er, sobald er sich mal dazu entschließen sollte, einen Fuß nach draußen zu setzen, ständig unter Beobachtung stehen würde.
Und für mich aus den selben Gründen, aus denen ich nie jemanden in mein Leben ließ.
Ich konnte die Schlagzeilen förmlich hören...
Ich wusste, dass ich auch hoch-alkoholisiert nicht einfach so Beleidigungen ausspuckte.
Allerdings konnte ich wohl kaum erwarten, dass Kookie sich all das denken konnte.
Dass es bei ihm nicht vollkommen falsch angekommen war.
"Entschuldige, ich...", nicht mehr wirklich wissend, wie ich mein Verhalten rechtfertigen sollte, sanken meine Schultern nach unten.
"Ich bin ein Arschloch.", sagte ich letztendlich einfach.
Als wäre er überrascht, dass ich mich bereits ein drittes Mal bei ihm entschuldigte, wurden Kookies Augen groß.
Einen Moment lang hingen sie in meinen, bevor er zu lächeln begann.
So warm und so lieb, dass es mir fast wehtat.
"Ich glaub nicht, dass Arschlöcher fremde Leute bei sich aufnehmen, um ihnen zu helfen...", merkte er an.
Süß zuckte sein Mundwinkel dabei nach oben.
Etwas ungläubig, dass das alles war, was er zu der Katastrophe, die sich meine Existenz schimpfte, zu sagen hatte, guckte ich ihn an.
Rätselnd, was mit ihm los war.
Wieso er nicht verurteile, was er sah.
Wieso er sich so sehr um mich gesorgt hatte, nachdem ich gestern Abend so einen Mist von mir gegeben hatte.
Ich wurde nicht wirklich schlau aus meinem Gegenüber.
Meinen Kopf immer noch auf meinen Knien abgelegt, schaute ich ihn deshalb noch eine ganze Weile länger an.
Weil ich ihm ansehen konnte, dass die Sache für ihn eigentlich bereits erledigt hatte und er nicht böse zu sein schien, taten meine Mundwinkel es seinen irgendwann gleich.
Ich musste lächeln.
Mir erneut eingestehen, dass es sich sonderbar gut anfühlte, mit Kookie zu sprechen.
Sonderbar warm...
"Streng genommen nehme ich auch nicht irgendwelche Leute auf, um ihnen zu helfen.", korrigierte ich ihn schmunzelnd.
Es lange her, dass ich eine meiner Entscheidungen...
"Sondern eigentlich nur..."
...für so unumstößlich...
"...dich."
...richtig gehalten hatte.
Here we are mit dem ersten Tae Pov Kapitel~
Wie hat es euch gefallen? ^^
Pleaaaase let me know <33
Ich hatte mal wieder sehr viel Spaß mit diesem Kapitel x3
Zugegebenermaßen hab ich mich bei dem ganzen zynischen Selbsthass ein bisschen an meine Story "Orenda" und auch ein bisschen an "Home" erinnert gefühlt.
Ich glaube, ich schreibe Tae ein bisschen zu oft ein bisschen zu kaputt xDD
Aber davon abgesehen war es toll x3
Es war auch actually eine ganz spontane Entscheidung, sein Pov einzufügen.
Ich dachte es passt ^^
Nicht zuletzt, weil ich seine etwas kaputte Beziehung zu Sex und körperlicher Nähe schonmal erklären wollte.
Das wird noch wichtig xD
Und yeah...
Also ich hoffe eigentlich, noch ein bischen mehr zu dieser Story adden zu können, weil ich gerade so schön im Flow bin und wir ein paar echt sweete und lustige Sachen vor uns haben, bevor Jimin dann in ein paar Kapiteln endlich auftaucht. (Sorry für den Spoiler, aber ich bin hyped xD)
Aber ich hab morgen meine Weisheitszahn-OP.
D.h. ich bin wahrscheinlich ein paar Tage nicht schreibfähig (oder vielleicht auch ganz besonders schreibfähig. Manchmal passiert das xD).
Falls ich nicht schreiben kann, besteht allerdings durchaus die Möglichkeit, dass mein Kopf sich in der ganzen Zeit, in der ich nur rumsitzen und nachdenken kann, zu einer anderen Story verirrt.
Passiert oft bei mir, wenn ich krank bin.
Deshalb kann es auch sein, dass das hier erstmal wieder das letzte Kapitel bei dieser Story ist, bevor es irgendwann später weiter geht.
Müssen wir sehen ^^
Aber just in case, wollte ich Bescheid sagen, weil ich ja jetzt doch irgendwie schon recht viel hier gepostet hatte.
Ihr seid hiermit informiert~
Ich hoffe ihr seid gut in die Woche gestartet <3
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