Kapitel 3- Thea
Eilig lief ich zu dem Mädchen mit dem braunem Kurzhaarschnitt.
„Ich hoffe für dich, dass du eine gute Ausrede hast. Seit einer halben Stunde warte ich hier, an der verdammten Bushalte, auf dich. Wo bist du nur mit deinem hübschen Köpfchen?", fragte sie mich mit einem vorwurfsvollen Ton.
Betreten versuchte ich ihr nicht in die blauen Augen zu schauen. Anna hatte recht, doch es ließ sich diesmal einfach nicht vermeiden. Sie als Menschenexpertin sollte doch wissen, wie es war wenn man sich zu jemandem hingezogen fühlte und alle Sinne abgeschaltet waren.
Ich entschuldigte mich zigmal bei ihr und gab ihr ein leckeres Eis, im Einkaufszentrum, aus. Damit hatte sie mir verziehen, denn Anna war kein Mensch der einem lange böse war.
Den ganzen Nachmittag verbrachten wir im Einkaufszentrum und probierten die neuesten und schönsten Dinge an.
Zwar war unsere Kleidungsstil total unterschiedlich, jedoch konnten wir genau einschätzen, was dem anderen gefiel und was nicht.
Meine Mitbewohnerin war mehr der Jeans und T-Shirt Typ, während ich lieber Röcke und Kleider trug.
„Was sagst du dazu?" Fragend hielt ich ihr eine schwarze, zerrissene Jeans hoch, mit einem passenden Shirt, welches ihre Rundungen perfekt betonen würde.
„Das ist cool. Probiere ich gleich an. Für dich habe ich auch was, es wird deine langen Beine und gebräunte Haut super betonen. Glaub mir, heute Abend bist du wieder der Star im Café Chaos, obwohl du nicht mal auf der Bühne stehst."
Als sie das sagte konnte ich nur meine Augen verdrehen. Doch es stimmte was Anna behauptete. Ich gehörte zu den beliebteren Menschen auf dem Campus und das, obwohl ich in keinem Sportverein war, noch einen Wettbewerb gewonnen hatte. Mit meiner freundlichen Art und guten Laune hatte ich die Leute, unbewusst, auf meine Seite gezogen.
Oft wurde ich nach Dates gefragt. Je nach Laune sagte ich zu oder ab. Die Anzahl der Dates hielt ich gering, da ich nicht auf der Liste „Leicht zu haben" stehen wollte.
„Thea?", riss Anna mich aus meinen Gedanken. „Das Kleid. Ja oder nein?"
Nickend stimmte ich zu und schnappte mir das kurze, weiße Kleid und lief zu den Kabinen.
Fast zeitgleich kamen Anna und ich aus den Umkleiden heraus.
„Du siehst scharf aus", sagte sie.
„Du bist auch nicht gerade von schlechten Eltern", gab ich ehrlich zurück.
Wie ich schon dachte, schmiegte sich die Jeans perfekt an ihren prallen Hintern und das Top ließ tiefe Einblicke gewähren, ohne zu viel zu präsentieren.
Mein weißes Kleid war eine Mischung aus sexy und süß. Es ging mir bis zur Mitte meiner Oberschenkel und hatte an der Seite kleine Cut Outs.
„Gekauft! Lass uns gehen", spornte ich meine beste Freundin an.
Mit unseren neu gekauften Outfits liefen wir Abends ins proppenvolle Café Chaos. Irgendein Typ sang lautstark Enrique Iglesias Hero, während seine Freundin an der Bühne stand und ihm Handküsse zusendete. Noch kitschiger ging's wohl nicht mehr.
Anna und ich machten derweil von der Happy Hour Gebrauch. Nicht lange und schon kamen zwei Studenten auf uns zu. Mit einem breiten Grinsen stellten sie sich, als Max und Christian, vor.
„Wollt ihr noch ein Bier? Wir laden euch ein!", fragte einer der beiden.
„Während der Happy Hour wollt ihr uns einen ausgeben? Sehr großzügig von euch. Aber ja, ihr dürft noch Nachschub holen", konterte Anna und schickte die beiden zur Bar.
„Die scheinen nicht oft hier zu sein."
Meine kurzhaarige Freundin zuckte bloß mit den Schultern. „Ist doch egal. Sie scheinen ganz nett zu sein, auch wenn sie definitiv mit ihrem Äußeren punkten wollen. Und ich glaube wir wissen beide, wie das nach den zwei hier Enden sollte. Außerdem fliegen die Jungs dir wortwörtlich hinterher, nutze die Chance. Wie lange ist es schon her, dass du mit einem Typen geschlafen hast?"
„Fang bitte nicht schon wieder damit an! Es spielt doch-", aber ich wurde von Christian und Max unterbrochen.
„Wir sind wieder da Ladies, mit Bier natürlich", zwinkerte Max mir zu.
Ich sollte mich wirklich mal lockerer machen, auch wenn Anna maßlos übertrieb. Mit dem letzten Typen hatte ich vor einem Monat geschlafen. Ein ganz unverbindlicher One-Night-Stand. Mein Erster und Letzter, denn das war definitiv nichts für mich.
Die hübschen Jungs verstanden sich ziemlich gut. Zwischen Anna und Christian sprühten die Funken und ich wusste genau wer heute alleine in unserem Zimmer schlafen würde.
Bei meinem vierten Bier angekommen war ich schon dabei über jedes Wort von Max zu lachen, er war aber auch wirklich lustig.
„Warum summen Bienen?", fragte er mich.
Unwissend zuckte ich mit den Schultern.
„Weil sie den Text nicht können."
Plötzlich fing ich lauthals an zu lachen. Eigentlich war der Witz überhaupt nicht lustig, aber das Bier verfehlte seine Wirkung nicht.
Als ich schon Bauchschmerzen hatte, zog ein kühler Luftzug durch das Café Chaos. Jemand hatte vergessen die Tür zu schließen. Na toll.
Auf wackeligen Beinen machte ich mich auf den Weg, um die Tür zu schließen, knallte jedoch prompt in eine große Person.
„Sorry", nuschelte ich und beachtete sie nicht weiter.
Bei meinem Rückweg stoppte ich abrupt.
Er war wieder da. Der Typ mit den grünen Augen. Wieder schaute er mich an und der Alkoholeinfluss schien wie weggeblasen. Meine Gedanken waren wieder klar.
Mit den selben Leuten wie heute Mittag stand er an der Bar und trank sein Bier. Neben ihm saß ein hübsches Mädchen mit dunklerem Teint. Sie hatte ziemlich knappe Kleidung an, aber wenn er darauf stand.
Ob das seine Freundin war?, fragte ich mich.
Falls ja, konnte ich geflissentlich einpacken. Gegen so eine Schönheit würde ich nie eine Chance haben.
Moment, verglich ich mich gerade wirklich mit ihr? Der Alkohol schien doch noch in mir zu sein.
Aber wenn die beiden doch zusammen waren, warum schaute er dann mich ständig an. Hatte ich etwas im Gesicht?
Anstatt zu Max zu laufen, bleib ich immer noch wie eine Salzsäule stehen.
Bei ihm am Platz kam Bewegung auf. Die zwei Mädels wollten wohl singen und die Jungs dazu auffordern mitzumachen. Sie lehnten jedoch ab, wie ich sah.
Nur am Rande bekam ich mit wie die zwei sich auf die Bühne zu bewegten, denn noch immer war ich viel zu sehr beeinflusst von seinem Blick.
Ich fühlte mich fast schon nackt, doch es tat gut. Als würde ich sein Mittelpunkt sein. Das Einzige was zählt.
„Thea!", rief jemand nach mir.
Ich schaute mich um, es waren Anna und Max.
„Kommst du? Wir wollen uns über die Gesänge der beiden lustig machen. Bei denen sieht man gleich, dass die nichts auf dem Kasten haben", sagte Max.
Lachend nickte ich. Und sie behielten verdammt nochmal recht! Wer zu Wannabe, von den Spice Girls, nicht einen einzigen Ton traf, hatte weniger als Null Talent.
„Gott sind die scheiße", lachte Anna. Wir anderen stimmten laut mit ein.
Als ich zu Mister Unbekannt schaute, sah ich wie er sich ein lachen verkneifen musste. Anscheinend wusste er noch nichts von ihrem Talent.
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