Kapitel 1- Thea
„Eine heiße Schokolade, bitte", verlangte ich freundlich von der Frau hinter dem Tresen.
Wie jeden Donnerstag ging ich ins Café Chaos, um zum einen, die beste heiße Schokolade in der ganzen Stadt zu trinken, zum anderen, um meine wöchentlichen Aufgaben für die Universität zu starten.
Das coole an dem Café war, dass es nicht nur ein ganz normales Café war, sondern sich abends in ein Szenecafé verwandelte. Mit Live Musik, Quiz-Nights und Karaoke.
Mit dem Becher in der Hand und meinem Laptop unter dem Arm machte ich mich auf die Suche nach einem freien Platz. Relativ schnell fand ich ein schönes Örtchen, wo ich in Ruhe lernen konnte und genügend Freiraum hatte. Ich gehörte nämlich zu den Menschen die auch mit wenigen Materialien, ganz viel Platz brauchten.
Natürlich könnte ich auch in mein Zimmer, im Studentenwohnheim, gehen, nur war es in diesem viel zu eng für mich. Außerdem würde ich mich eher mit meiner Mitbewohnerin Anna unterhalten, als konsequent zu arbeiten.
Zwar war das Café Chaos immer gut gefüllt, doch trotzdem herrschte eine angenehme Atmosphäre, sodass ich mich nicht zwanghaft in die muffige Bibliothek setzen musste.
Ohne lange Zeit verstreichen zu lassen, klappte ich meinen Laptop auf und versank in meiner Hausarbeit. Ein Kapitel nach dem anderen wurde für mein wirtschaftspsychologie Studium überflogen und in die Hausarbeit eingefügt. Auch wenn es am Anfang wie eine endlose Schleife, nicht enden wollender Sätze wirkte, schaffte ich es irgendwie, einen guten Start zu finden.
Als ich kurz vor meinem Lernpensum stand, kam eine Gruppe von vier Leuten rein. Sie schwatzen und lachten laut, weswegen ich mich etwas gestört fühlte. Doch ich ging nicht weiter auf die Gruppe ein, sondern versuchte diese zu ignorieren und weiterzuarbeiten.
Das konnte ich nur nicht lange, denn sie setzten sich in meine Nähe und es interessierte sie nicht, dass hier manche zum Lernen da waren.
Genervt speicherte ich meine Daten auf dem Laptop und klappte diesen zu. Meine blonden Strähnen, die sich aus meinem Zopf gelöst hatten, schob ich mir hinter die Ohren.
Nun hing ich doch an der Gruppe fest. Es waren zwei Männer und zwei Frauen. Sie mussten alle in meinem Alter sein.
Äußerlich waren sie sehr unterschiedlich. Von bunten Haaren bis Scheitelfrisur war alles dabei. Genau das machte diese Gruppe noch interessanter. Was vielleicht auch daran lag, dass ich keinen von denen jemals hier gesehen hatte. Und das Café Chaos war schon fast mein zweites Zuhause.
Eigentlich wollte ich sie alle mit einem bösen Blick von mir strafen, nur hatte ich die Rechnung nicht mit dem braunen Lockenkopf gemacht. Ich konnte direkt zu ihm schauen und auch er blickte mich unverhohlen an. Er hörte gar nicht mehr auf mich anzustarren. Normalerweise hätte ich keine Probleme damit, wenn mich das andere Geschlecht so direkt musterte. Bei ihm war das etwas anders. Ich merkte, wie mir immer wärmer und unwohler wurde. Nur war es nicht, weil ich mich von ihm bedroht fühlte, nein, eher im Gegenteil.
Zu gerne würde ich seine Stimme hören. Herausfinden, ob diese mir genauso wie sein Blick unter die Haut ging. Ich würde gerne seinen Duft einatmen, um herauszufinden, ob mir dieser gefiel.
Er schaute mich immer noch an. Ich versuchte mich von seinen Blicken loszureißen, doch es ging nicht. Zu sehr hatte er mich damit in den Bann gezogen.
Plötzlich klingelte mein Handy. Als würde die ganze Zeit ein Zauber auf mir lasten, konnte ich mich jetzt von seinen wunderschönen Augen lösen.
„Ja?", fragte ich die Person am anderen Ende.
„Thea, wo bleibst du denn? Wir waren verabredet. Du Streber hast es wieder vergessen, oder?"
Scheiße! Ich hatte Anna total verdrängt. Wir wollten noch in das Einkaufszentrum fahren, um ein paar neue Outfits für heute Abend zu kaufen.
Heute Abend würde eine Karaokebar aus dem Café werden, mit Happy Hour, bei der es gratis Bier gab. Generell war der Alkohol besonders günstig für uns arme Studenten. Wie die Stimmung war konnte man sich gut vorstellen, denn donnerstags war einfach der „Betrunken-Karaoke-Singen-Tag" für jeden der gerne unter die Menschen ging.
„Es tut mir so verdammt leid. Ich bin in fünf Minuten bei dir. Du bekommst als Entschädigung ein Eis", versuchte ich meine Mitbewohnerin zu besänftigen.
„Beweg einfach deinen beliebten Arsch hier her." Und schon hatte sie aufgelegt.
Schnell packte ich meine Bücher und Stifte in meine Tasche.
Noch einmal sah ich zu Mister Unbekannt und hoffte, ich würde ihn bald wieder sehen. Denn ich musste wissen, wer sich hinter dem Typen mit den grünen Augen verbarg.
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