Vorwort

Wenn man Latein erlernt, wird man irgendwann mit Caesars Werk „De bello Gallico" (Über den gallischen Krieg) konfrontiert.
Auch ich durfte während meines Studiums diese Lektüre kennenlernen. Das Ganze ist nicht ohne: aufgrund der Satzverdrehungen und des speziellen Ausdrucks stöhnt man recht schnell genervt auf und sitzt oftmals mit rauchendem Kopf vor den Texten. Auch mir ging es am Anfang meiner Latein-Laufbahn nicht anders.
Doch hatte ich schon immer diesen gewissen Ehrgeiz bei der lingua latina und so kämpfte ich mich allmählich in die Art von Caesars Schreibweise hinein. Schließlich empfand ich bald sogar immer mehr Spaß an Caesars Satzverflechtungen und an seiner verschrobenen Art, Aussagen von sich zu geben.

Daher wurde in der Zeit, als ich mich mit dem BELLUM GALLICUM beschäftigte, meine Leidenschaft für die lateinische Sprache besonders geweckt.
Zwar fand ich später in Marcus Tullius Cicero mein größtes lateinisches Vorbild und lernte neben ihn auch andere Autoren kennen, aber bis heute fühle ich mich auf besondere Weise mit Caesar und seinem Werk DE BELLO GALLICO verbunden. Wenn ich nach einer Weile mal wieder diese Lektüre zur Hand nehme und etwas übersetze, dann kommt es mir stets so vor, als kehre ich in vertraute Räumlichkeiten zurück.
(Abgesehen davon, dass die Übersetzung eines Caesar-Textes geradezu leicht vorkommt, wenn man zuvor wochenlang Cicero bearbeitet hat... 😉 )

Es war daher nicht verwunderlich, dass ich mich bei meinen ersten Schreibversuchen in Latein an Caesars Sprachstil im BELLUM GALLICUM orientierte. Oftmals kopierte ich einfach bestimmte Satzteile mit bestimmten Verben und ordnete sie neu an. Auf diese Weise lernte ich allmählich Latein zu schreiben wie Caesar selbst und konnte seine Art, Sätze zu formulieren, auch bald recht gut nachahmen.

Zum Beispiel habe ich in meinen Latein-Tutorien früher oft diesen Satz als Verdeutlichung des Phänomens „AcI" verwendet:
Caesar, quod intellegebat Gallos de nocte agressuros, statim portas urbis obstruere iubit.
Auf Deutsch: Weil Caesar erkannte, dass die Gallier noch während der Nacht angreifen werden, befahl er sofort die Stadttore zu verbarrikadieren.
Dieser Satz ähnelt von Form und Inhalt so sehr den Sätzen aus dem BELLUM GALLICUM, dass man fast glauben könnte, der Satz steht dort irgendwo so drin. In Wahrheit ist es nur eine Nachahmung von Caesar und stammt vom Lehrenden 😉

In den vergangenen Jahren habe ich die Fähigkeit, Latein zu schreiben, weiter verbessert. Nach wie vor blieb Caesar dabei Ansporn und Motivation. Irgendwann kam auch mal die Idee auf, dass es ganz witzig wäre, Caesar im 21. Jahrhundert wieder auftauchen zu lassen und seine Erlebnisse im Stil des BELLUM GALLICUM aufzuschreiben.

Als ich im Jahr 2018 den Posten eines Lateinlehrers bekam, ergab sich schließlich eine besondere Gelegenheit. Damit eine 10. Klasse keine Übersetzung aus dem Internet googeln konnte, verfasste ich einfach einen „eigenen" Caesar-Text. Um es etwas witziger zu gestalten, sollte es darum gehen, dass Caesar im 21. Jahrhundert aufgetaucht ist und seine Männer Urlaub auf Rügen machen wollen. Ich habe mich dabei von der Idee des Buches "Er ist wieder da" leiten lassen, nur dass der diesmal Aufgetauchte kein Geringerer als der berühmteste römische Feldherr der Geschichte ist.

Von Anfang stand dabei fest, dass der Stil des BELLUM GALLICUM auf Latein gewahrt werden sollte. Darin schreibt Caesar über sich selbst in der dritten Person, verschachtelt die Sätze meist durch allerhand Nebensätze, in denen mehr drin steht als im Hauptsatz, und leitet viele Sätze mit dem sogenannten Ablativus Absolutus ein.

Aufgrund dieser Überlegungen entstand die folgende besondere Story mit dem Titel „Caesar auf Rügen". Im typischen Stil des BELLUM GALLICUM berichtet „Caesar" darin, wie es dazu kam, dass seine Männer Urlaub machen wollen und wie er dann mit seinen Leuten auf die Insel marschiert. Was dann noch passiert - einfach mal reinlesen 😊😉

Ein besonderer Spaß beim Verfassen des Textes war das Erfinden von ein paar eigenen Wortschöpfungen, die ich Caesar in den Mund nehmen lasse. So bezeichnet er den Rügenzubringer und die ausgebaute B96 z.B. in dieser Story als via Rugia. Ebenso nennt er den THW auxilia civilia („bürgerliche Hilfstruppen"), was als Umschreibung eigentlich ziemlich treffend ist.
Bei solchen Erfindungen habe ich mich von der Idee leiten lassen, dass Caesar als Mensch aus der Antike die Dinge einfach so beim Namen nennen würde, wie er es mit vergleichbaren Dingen und Abläufen aus seiner Zeit getan hätte.

Anlässlich des Erreichens von 100 Followern möchte ich euch Leser(innen) diese besondere Story als Special zeigen. Dazu musste der etwas einfach gehaltene Text aus dem Unterricht noch etwas ausgebaut werden, damit die Story nicht zu kurz gerät. Auch der Satzbau musste etwas angepasst werden, damit man wirklich das "schöne", teilweise komplizierte Latein eines Caesar vor sich hat 😉

Wie schon in meinem lateinisch-deutschen Sachtext "De ortu principatus" (Über die Entstehung des Prinzipats) wird auch hier bei jedem Absatz zunächst der lateinische Satz in Kursiv stehen und darunter die deutsche Übersetzung. Man kann also auch nur das Deutsche lesen, wenn man entsprechend scrollt. 

Ich wünsche euch allen viel Spaß mit dieser besonderen kürzeren Story!

LG euer H. G.

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