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Nichts macht so viel Angst wie ein Neuanfang.

Ohne zu zögern nahm ich das Glas, kippte den klaren Inhalt hinunter und knallte es auf die Theke.
„Noch einen?" Auf die Lippe beißend musterte ich den jungen Barkeeper, der grinsend vor mir stand. Er sah wirklich gut aus, aber ich hatte keine Zeit zu warten, bis seine Schicht vorbei war. „Gern."
„Wie lange bist du heute hier?", fragte er neugierig und füllte mein Glas wieder auf. Es war offensichtlich worauf er hinaus wollte.
„Beim nächsten Mal, Süßer", raunte ich und leckte mir provozierend über die Lippen. Zu meiner Erleichterung schien er kein Stück enttäuscht zu sein. Stattdessen lehnte er sich zu mir und sah mir direkt in die Augen.
„Du weißt, wo du mich findest." Grinsend prostete ich ihm zu, exte mein Getränk und schob es in seine Richtung. „Ich freue mich schon."

Angeheitert und mit dem warmen Gefühl des Alkohols im Bauch, drehte ich der Bar den Rücken zu und überblickte die tanzende Menge. Mit einer gewissen Genugtuung entging mir nicht, dass sich einige Köpfe zu mir drehten. Ich genoss die fremden, gierigen Blicke auf meinem Körper, hatte ich mich nicht ohne Grund, für eine eng anliegende Lederhose und ein weit ausgeschnittenes Shirt entschieden. Wann immer ich hier war, blieb ich meist nicht lange unentdeckt und ich nutzte es ohne schlechtes Gewissen, zu meinem Vorteil.

Als ich schließlich fündig wurde, machte ich mich mit sicheren Schritten auf den Weg und ließ das Objekt meiner Begierde nicht aus den Augen. Der blonde junge Mann hatte mich noch nicht bemerkt und hob erst den Kopf, als ich direkt vor ihm stehen blieb. Lächelnd erwiderte ich seinen fragenden Blick, lehnte mich ein Stück zu ihm und legte meine Hand auf seinen Oberschenkel. Überrascht weiteten sich seine Augen und seine Lippen öffneten sich einen Spalt. „Allein hier?", fragte ich ihn und bemerkte, wie er nervös schluckte. Ich wertete seine Reaktion als Zustimmung und lehnte mich noch näher zu ihm.
„Lust auf ein wenig Spaß?", raunte ich in sein Ohr, woraufhin sein Körper erzitterte. Der Kleine gefiel mir, auch wenn er vielleicht ein wenig zu schüchtern war und nicht ganz in mein Beuteschema passte. Grinsend entfernte ich mich von ihm, schob meine Hand auf seinem Oberschenkel weiter nach oben, als er mich plötzlich aufhielt.
„Okay." Schüchtern sah er mir dabei in die Augen und selbst durch die schwache Beleuchtung, bemerkte ich seine geröteten Wangen. Zögernd rutschte er vom Hocker, war stehend einen halben Kopf kleiner als ich und griff überraschenderweise nach meinem Handgelenk. Anfänglich überrumpelt folgte ich ihm und grinste, als mir klar wurde wohin er wollte.

Ungeduldig übernahm ich schließlich die Führung, stieß die Tür zu den Toiletten auf und schubste meine Begleitung grob gegen die Wand. Flüchtig sah ich mich im dem sauberen und großzügig geschnitten Raum um, stellte fest, dass wir allein waren und richtete meine Aufmerksamkeit dann auf meine Eroberung. Verwuschelte Haare fielen ihm in die Stirn, hellbraune Augen musterten mich interessiert und seine Lippen glänzten einladend. Er gefiel mir ungemein.
Sein Blick huschte zu meinem Schlüsselbein und dann wieder in meine Augen, ließ es angenehm in meiner Lendengegend kribbeln. Knurrend presste ich meinen Körper gegen seinen, schob meine Hand in seinen Nacken und verschloss seinen Mund mit meinen Lippen. Wimmernd krallten sich seine Finger in mein Shirt, zogen daran, während er meinen Kuss unbeholfen erwiderte. Seine offensichtliche Unerfahrenheit machte mich an und ich biss ihm neckend in die Unterlippe. Mit einem erstickten Keuchen löste er sich von mir, blinzelte mich überrumpelt an. Allein seine geröteten Wangen, ließen mich härter werden und ich presste ruckartig meine Mitte gegen ihn. Seine Augen weiteten sich, der Griff seiner Finger festigte sich und er sog zischend die Luft ein.
„Ich will dich", säuselte ich, legte meine freie Hand auf seinen Hintern und knetete ihn kurz aber intensiv. Grinsend löste ich meine Hand aus seinem Nacken, griff fest nach seinen Haaren und zerrte seinen Kopf zur Seite. Er wehrte sich nicht gegen meine Behandlung, schnappte lediglich nach Luft und starrte mich mit glasigen Augen an.
„So willig, mh?" Schwer hob und senkte sich seine Brust, als ich mit einer Hand seinen Gürtel und den Hosenknopf öffnete.

„Bist du dir sicher, dass du das willst, Kleiner?", ertönte plötzlich eine Stimme neben uns. Knurrend drehte ich meinen Kopf zur Seite, drängte meine Eroberung dabei weiterhin an die Wand. Ein junger Mann stand mit vor der Brust verschränkten Armen reglos vor uns. Ausdruckslose, dunkle Augen blickten mir entgegen, musterten mich abschätzig von oben bis unten und blieben kurz an meiner Mitte hängen. Meine Erregung zeichnete sich deutlich unter meiner engen Lederhose ab, wofür ich mich absolut nicht schämte.
„Du störst", zischte ich ungehalten und presste meine Kiefer aufeinander, als sich der Mund des Fremden angewidert verzog.
„Ach, wirklich? Ist mir überhaupt nicht aufgefallen", erwiderte er sarkastisch und ließ seine Arme sinken.
„Geh mir nicht auf den Sack und verpiss dich einfach." Schnaubend verdrehte der Fremde die Augen und ignorierte mich dann eiskalt.

„Also Kleiner, willst du das wirklich?", richtete er sich an meine Eroberung, die mittlerweile knallrot angelaufen war und mit großen Augen hektisch zwischen uns hin und her sah. „Möchtest du einer von vielen sein? Einmal benutzt und dann weggeworfen?"
„Halt die Klappe." Gereizt und wütend funkelte ich den Störenfried an, der mir gerade gehörig die Tour vermasselte. Zu meinem Unmut ignorierte er mich einfach weiterhin, trat auf uns zu und schob mich ohne Probleme zur Seite.
„Verschwinde", richtete er sich an den jungen Mann, der hastig seine Hose schloss und mit gesenktem Kopf verschwand.

„Sag mal, geht es dir zu gut?" Grob griff ich nach dem Kragen seines Shirts und schubste ihn gegen die Wand. „Was ist dein beschissenes Problem?"
„Du", antwortete er ungerührt und löste meine Finger aus dem zerknitterten Stoff. „Ich hasse Typen wie dich." Schmerzhaft tippte er mir mit seinem Zeigefinger gegen die Brust und war mir so nah, dass sich unsere Nasenspitzen beinah berührten.
„So kleine Arschlöcher, die nur mit ihrem Schwanz denken." Angewidert stieß er mich zurück, strich sein Shirt glatt und wandte sich ab.
„Hey, du kannst dich jetzt nicht einfach verpissen", beschwerte ich mich, woraufhin er herumwirbelte und sich vor mir aufbaute.
„Wie willst du mich denn aufhalten, mh?", forderte er mich offensichtlich heraus und sah mit Verachtung auf mich hinunter. Seine Arroganz und Überheblichkeit machten mich wütend und mit verengten Augen, erwiderte ich seinen Blick.
„Wie bist du überhaupt in den Club gekommen? Kleine Jungen sollten jetzt schon im Bett liegen." Verächtlich schnaubend trat er einen Schritt zurück.
„Damit beleidigst du mich nicht. Da musst du dir schon etwas anderes einfallen lassen."
Mit geballten Fäusten, am ganzen Körper zitternd, hielt ich mich davon auf ihn loszugehen. Ausatmend versuchte ich mich zu beruhigen.
„Was habe ich dir getan, dass du mir den Abend versauen musst?"
„Ist doch offensichtlich."
„Nein, ist es nicht", erwiderte ich aufgebracht, als die Tür plötzlich aufgestoßen wurde und zwei Männer den Raum betraten.
„Man sieht sich, Arschloch." Perplex starrte ich ihm hinterher, als er sich an den beiden vorbeidrängelte und damit verschwand. Meine Erregung war längst abgeklungen und brodelnder Hass überkam mich. Ein einziger Typ hatte dafür gesorgt, dass ich jetzt sexuell frustriert war und das wollte ich nicht auf mir sitzen lassen.

Wutgeladen stand ich vor der Tanzfläche, überblickte die Menge und suchte nach dem Grund meiner schlechten Laune. Mein Puls schoss schlagartig in die Höhe, als ich ihn schließlich vor mir ausmachen konnte. Lässig lehnte er an der Bar, grinste mich an und prostete mir provozierend zu. Knurrend setzte ich mich in Bewegung, bahnte mir einen Weg durch die tanzenden Gäste und verlor ihn dabei aus den Augen. Natürlich war er nicht mehr da, als ich schließlich an der Bar ankam und ich schlug frustriert mit der Faust auf die Theke. Die irritierten Blicke, die man mir zuwarf, ignorierte ich gekonnt. Er spielte mit mir und ich machte mich einfach nur zum Idioten.
Ausatmend stützte ich mich auf die Theke und runzelte verwirrt die Stirn, als ein Glas in mein Blickfeld geschoben wurde. Irritiert hob ich meinen Kopf und sah in das Gesicht des Barkeepers, mit dem ich vorhin geflirtet hatte.
„Du musst mir nichts ausgeben", sagte ich, woraufhin er den Kopf schüttelte.
„Der Drink ist nicht von mir."
„Von wem dann?"
„Jungkook", antwortete er grinsend und deutete an mir vorbei. Neugierig drehte ich mich um und verspannte mich, als ich ein bekanntes Gesicht vor mir entdeckte. Mit gekrümmten Finger bedeutete er mir, näher zu kommen und wich zurück, als ich ein paar Schritte auf ihn zu ging. Andere Gäste verdeckten mir kurzzeitig die Sicht auf ihn, bevor er erneut vor mir auftauchte. Grinsend kam er wieder näher und wich spielerisch zurück, als ich auf ihn zugehen wollte.
Auch wenn die Wut auf ihn noch nicht vollständig verraucht war, musste ich zugeben, dass er mein Interesse geweckt hatte. Verschmitzt grinsend sah ich zu ihm und ließ mich schließlich auf sein Spiel ein, welches er begonnen hatte.

Die nächsten Minuten folgte ich Jungkook durch den Club und versuchte ihm näher zukommen, während mich seine Blicke lockten. Geschmeidig bewegte er sich vor mir, drehte sich um seine eigene Achse und grinste, als ich nach seiner Hand greifen wollte. Geschickt wich er mir aus, verschwand und tauchte in einiger Entfernung wieder auf. Es machte mich an, wie rhythmisch er seine Hüften zur Musik bewegte und einige Schweißperlen auf seiner Stirn glänzten. Ungeduldig schnappte ich ein weiteres Mal nach seinem Handgelenk, bekam es sogar zu fassen, als Jungkook sich geschickt aus meinem Griff wand. Frustriert blickte ich ihm hinterher, bis ich mich in der Menge versteckte und ihn umrundete. Grinsend bewegte ich mich hinter ihn, als er sich verwirrt umsah und schlang meine Arme um ihn.
„Hab ich dich", raunte ich in sein Ohr, presste meinen Körper fest an seinen Rücken. Wie von selbst fanden meine Hände ihren Weg unter sein Shirt, ertasteten Muskeln unter seiner festen Haut, während ich seinen betörenden Duft einatmete.
„Warum spielst du mit mir?", fragte ich Jungkook, der sich in meinen Armen weiterhin zur Musik bewegte und seinen Hinterkopf gegen meine Schulter lehnte. Sein helles Lachen drang an meine Ohren, ehe er sich ruckartig von mir löste und sich zu mir umdrehte.
„Mache ich das?", fragte er und blickte mich aus unschuldigen Augen an.

Damit er mir nicht wieder entwischen konnte, verringerte ich mit einem großen Schritt den Abstand zwischen uns und legte meine Hände auf seine Hüften. Kichernd schlang Jungkook seine Arme um meinen Nacken, ging langsam rückwärts und zog mich hinter sich her. Erst in einer ruhigen Ecke machte er halt, drehte uns und schob mich gegen die Wand. Seine dunklen Augen blitzten mich angriffslustig an, als er sich gegen mich lehnte und sein Gesicht in meine Halsbeuge drückte. Sein warmer Atem strich wie eine Liebkosung über meine Haut.
„Wie heißt du?", raunte er in mein Ohr und ich sog überrascht die Luft ein, als ich seine Zähne spüren konnte. Zart knabberte er an meiner Haut, seine Finger spielten mit dem weiten Ausschnitt meines Shirts und strichen federleicht über mein Schlüsselbein.
„Erst beleidigen und dann kennenlernen? Das ist aber nicht der richtige Weg, Jungkook", stellte ich belustigt fest.
„Es wäre nur gerecht, immerhin kennst du meinen Namen auch." Er trat einen Schritt zurück, glitt mit seinen Händen unter mein Shirt und strich meine Seiten entlang. Eine Gänsehaut überzog meinen Körper und obwohl ich ihn eigentlich hassen sollte, war mein Interesse geweckt.

„Taehyung." Ein überraschter Ausdruck huschte über sein Gesicht, bevor er mich angrinste. „Schöner Name."
„Was hast du jetzt vor, nachdem du meinen Namen weißt?"
„Mh", brummte er und zog grübelnd die Augenbrauen zusammen. „Nichts."
Perplex entgleisten mir die Gesichtszüge, als er sich zwinkernd von mir löste und in aller Seelenruhe davon spazierte.

„Warte", rief ich ihm hinterher, doch Jungkook blieb nicht stehen. Viel mehr beschleunigte er seine Schritte, wirkte fast schon ein wenig gehetzt und entfernte sich damit von mir. Fluchend folgte ich ihm in Richtung Ausgang, verlor ihn kurzzeitig aus den Augen und stieß die Tür nach draußen auf. Kühle Nachtluft schlug mir entgegen, als ich aus dem Club trat und mich suchend umblickte. Jungkook war mir ein gutes Stück voraus, hatte seine Hände in die Hosentaschen geschoben und den Kopf gesenkt. Ich konnte mir selbst nicht erklären, warum es mir so wichtig war ihn zur Rede zu stellen, anstatt ihn einfach gehen zu lassen. Mit großen Schritten holte ich Jungkook ein und hielt ihn am Arm fest.
„Lass mich in Ruhe", zischte er und wehrte sich gegen meinen Griff.
„Puh, deine Stimmungsschwankungen sind echt verwirrend", stellte ich belustigt fest, ließ mich von seiner offensichtlichen Ablehnung aber nicht abschrecken. „Komm schon, was ist dein Problem?"
„Ich hab keins, verzieh dich einfach."
„Erst wenn du mir sagst, was los ist", sagte ich und wartete vergeblich auf eine Reaktion seitens Jungkook. Schweigend starrte er geradeaus, während ein verbissener Ausdruck auf seinem Gesicht lag.
„Gar nichts muss ich", zischte er und versuchte sich ein weiteres Mal aus meinem Griff zu winden.
„Das bist du mir schuldig." Abwehrend hob ich meine freie Hand, als Jungkook daraufhin stehen blieb und mich am Kragen packte. Die Stimmung war angespannt und mir war klar, dass ich mich auf dünnem Eis bewegte, aber ich konnte mich nicht zurückhalten.
„Wolltest du den Kleinen haben oder warum bist du sauer? Wir hätten ihn bestimmt-"
„Halt deine verdammte Schnauze." Schneller als ich reagieren konnte, riss er sich los, bevor mich seine Faust traf. Brennender Schmerz breitete sich auf meinem Oberkiefer aus, als ich mit einem überraschten Laut zurückstolperte. Schwer atmend stand Jungkook vor mir, zitternd am ganzen Körper und geschockt stellte ich fest, dass Tränen in seinen Augen glitzerten.
„Bist du so dumm oder tust du nur so?", stieß er aufgebracht hervor, wobei sich seine Stimme ein wenig überschlug. „Ich bin keiner dieser Typen, die sich wahllos durch die Gegend ficken." Mit einem verächtlichen Laut wandte er sich ab und ging davon. Nachdenklich blickte ich ihm hinterher, tastete meinen schmerzenden Kiefer ab und sog zischend die Luft ein. Jungkook hatte ganze Arbeit geleistet, trotzdem war ich nicht auf ihn wütend. Viel mehr interessierte es mich, woher sein offensichtlicher Hass gegenüber Leuten wie mir kam.

~♥~

Entspannt saß ich auf einem Hocker am Ende der Bar und nippte an meinem eisgekühlten Wasser. Unbewusst wippte ich mit meinem Bein zum Takt der Musik. Es war mal wieder Wochenende, der Club war gut besucht und einige gutaussehende Männer waren mir bereits ins Auge gefallen. Aus einem mir unerklärlichen Grund hatte ich heute aber nicht das Verlangen jemanden kennenzulernen.
Stattdessen war ich einfach nur genervt, wenn mich jemand ansprach oder seine Finger nicht bei sich behalten konnte. Ich spielte gerade mit dem Gedanken nach Hause zu gehen, als mich jemand antippte. Genervt verdrehte ich die Augen, warf einen Blick über die Schulter und erstarrte. Ich hatte nicht mehr geglaubt, ihn jemals wiederzusehen. Drei Wochen waren vergangen und jetzt stand Jungkook plötzlich vor mir.
„Können wir reden?" Seine Frage überrumpelte mich genauso wie sein Auftauchen, trotzdem nickte ich und folgte ihm mechanisch nach draußen.

Erst ein gutes Stück vom Club entfernt, blieb er stehen und drehte sich zu mir um. Der Schein der Laterne warf Schatten auf sein Gesicht, auf welchem ein undefinierbarer Ausdruck lag. Schweigend standen wir uns gegenüber und ich nutzte den Moment, um ihn eingehend zu mustern. Er sah anders aus, als ich ihn in Erinnerung hatte. Einige Strähnen seiner schwarzen Haaren fielen ihm in die Stirn, ein weit geschnittener Pullover verbarg seinen trainierten Körper und anstatt einer Jeans, trug er eine bequeme Stoffhose. Privat oder wenn er nicht gerade feiern war, schien er um einiges zurückhaltender und lockerer zu sein.
„Tut es noch sehr weh?"
„Mh?" Verwirrt runzelte ich die Stirn.
„Dein Kiefer", murmelte er und räusperte sich verlegen.
„Oh, nein überhaupt nicht. Der blaue Fleck sah heftig aus, hast echt gut getroffen."
„Entschuldige", nuschelte Jungkook, woraufhin ich lachend abwinkte.
„Ich bin nicht nachtragend, außerdem konnte ich meine Klappe mal wieder nicht halten. Also worüber wolltest du mit mir reden?"
Sichtlich nervös schabte Jungkook mit seinem Schuh über den Boden, wich meinem Blick aus und lehnte sich anschließend gegen die Hauswand neben uns.
„Ich wollte dir erklären, warum ich so reagiert habe. Wenn es dich überhaupt interessiert." Fragend sah er zu mir, schob seine Hände in die Hosentaschen.
„Bin ganz Ohr, habe heute eh nichts mehr vor", sagte ich und grinste ihn breit an. Unmerklich hoben sich seine Mundwinkel, nur um dann wieder emotionslos nach vorne zu sehen.

„Kurz gesagt, ich bin verarscht worden", begann er leise. „Von einem Typen wie dir."
„Du weißt schon, dass wir nicht alle gleich sind oder?" Jungkook stieß ein verächtliches Schnauben aus.
„Nicht? Will ich dann wissen, wie viele Leute du schon flachgelegt hast?"
„Ich bin halt nicht der Typ für eine Beziehung, also warum sollte ich dann nicht meinen Spaß haben", antwortete ich achselzuckend, verstand absolut nicht was Jungkooks Problem war. „Keine Ahnung an welches Arschloch du geraten bist, aber ich zwinge niemanden."
„Und wenn der Typ vom letzten Mal Jungfrau gewesen wäre?" Überrascht weiteten sich meine Augen, ehe ich leise kicherte.
„Um dich zu beruhigen, an dem Abend dachte ich eher an einen Blowjob. Für Sex gehe ich lieber zu mir nach Hause, eindeutig bequemer." Abwägend betrachtete er mich, wobei man ihm seine Abneigung immer noch deutlich ansehen konnte.

„Ich kann trotzdem nicht verstehen, warum man... so ist oder-", begann er und verstummte. Ausatmend ging ich ein paar Schritte vor ihm auf und ab, spürte dabei deutlich seinen Blick auf mir.
„Auch wenn du es mir vielleicht nicht glaubst, ich kann deine Beweggründe verstehen. Aber wie gesagt, ich bin nicht so wie andere", versuchte ich ihm zu erklären.
„Ohne dich beleidigen zu wollen-"
„Hast du schon oft genug", unterbrach ich ihn, woraufhin er mir einen genervten Blick zuwarf.
„Ich kann dir nicht glauben", presste er angespannt hervor.
„Du kannst oder willst nicht?"
„Macht doch keinen Unterschied", erwiderte er und verdrehte die Augen. „Für mich unterscheidest du dich nicht von den anderen Typen."
„Das kannst du überhaupt nicht beurteilen, immerhin kennst du mich überhaupt nicht."
„Muss ich nicht", nuschelte er und klang dabei nicht wirklich überzeugend.
„Sicher?" Grinsend lehnte ich mich zu ihm, legte meine Hand auf seinen Oberarm und kicherte, als er mit großen Augen zurückwich.
„Lass das", knurrte er, funkelte mich wütend an. „Du bist wirklich aufdringlich."
„Ich nenne es eher, selbstbewusst. Aber", begann ich und schnappte nach seinem Handgelenk. Unruhig huschten seine Augen, in denen sich das Licht der Laterne spiegelte, hin und her.
„Aber?", hakte er nach, wobei mir das Zittern in seiner Stimme nicht entging.
„Erklär mir, warum du an dem Abend so mit mir gespielt hast."
„Ähm", entkam es ihm und selbst in der schwache Beleuchtung bemerkte ich, wie er schlagartig errötete. „Einfach so."
Schnaubend löste ich meinen Griff und lehnte mich kopfschüttelnd gegen die Wand.
„Klar, ganz bestimmt und jetzt die Wahrheit?"
In Schweigen gehüllt, presste Jungkook seine Lippen aufeinander, während ich ungeduldig auf eine Antwort wartete.

„Ich geh dann mal nach Hause", meinte ich, stieß mich seufzend von der Wand ab und wandte ihm den Rücken zu.
„Warte", hielt mich Jungkooks Stimme, nach wenigen Schritten, zurück und ich drehte mich grinsend zu ihm um.
„Ja?" Unverständliche Worte flüsternd, kam er langsam auf mich zu und sah mir dann direkt in die Augen.
„Du hast recht."
„Du gibst also zu, mich interessant zu finden?", hakte ich nach, woraufhin Jungkook leise grummelnd nickte.
„Wisch dir dein unverschämtes Grinsen aus dem Gesicht", zischte er leise.
„Lass uns lieber ein wenig Spaß haben." Breit grinsend blieb ich vor ihm stehen, bevor er mich mit einer Hand an meiner Schulter aufhielt.
„Träum weiter. Ich dachte du bist nicht der Typ für ein Date oder ähnliches."
„Wer hat was von Date gesagt? Ich dachte eher an zusammen abhängen."
„Warum das?" Skeptisch musterte Jungkook mich und zog dabei fragend eine Augenbraue hoch.
„Naja, kennenlernen halt oder woran hast du gedacht?" Neugierig erwiderte ich seinen Blick und begann zu grinsen, als er abermals errötete. „Erzähl!"
„Da gibt es nichts zu erzählen", nuschelte er und wandte sich ab. „Ich gehe jetzt." Kichernd schloss ich zu ihm auf, legte ihm einen Arm um die Schultern, den er sofort wieder abschüttelte.
„Komm schon, Jungkook. Sei nicht so, ich mache doch nur Spaß."
„Du nervst."
„Das sagst du jetzt nur so, du magst mich."
„Nein."
„Doch."
„Nein."

Hartnäckig wie ich nun mal war, ließ ich mich von seiner offensichtlichen Abneigung nicht abschrecken und legte abermals einen Arm um seine Schultern. „Wie alt bist du eigentlich?"
„Alt genug", erwiderte er monoton, woraufhin ich die Augen verdrehte.
„Geht es ein wenig genauer?", hakte ich nach und stieß ihm meinen Ellenbogen in die Seite, als er mich einfach ignorieren wollte. „Also ich bin 23."
„Merkt man überhaupt nicht." Obwohl seine Stimme nur so vor Sarkasmus triefte, lag ein kleines Lächeln auf seinen Lippen. „21."
„Du siehst so jung aus, ich hätte dich auf 18 geschätzt", gab ich zu, woraufhin er beleidigt die Unterlippe vorschob. „Hör auf so niedlich zu sein."
„Ich bin nicht niedlich", beschwerte er sich sofort und warf mir einen warnenden Blick zu.
„Doch gerade schon."
„Du bist echt nervig", nuschelte er, was mich zum Lachen brachte.
„Ich mag dich auch."

~♥~

Nervös strich ich mein Hemd glatt und warf einen unsicheren Blick in den Spiegel. Zum ersten Mal in meinem Leben war ich wirklich aufgeregt und dabei ging es um etwas völlig Normales. Erschrocken zuckte ich zusammen, als es plötzlich an der Tür klingelte. Fahrig fuhr ich mir durch die Haare, rannte in den Flur und schlüpfte hastig in meine Schuhe. Tief durchatmend griff ich nach meinem Schlüssel, etwas Geld und schob beides zu meinem Smartphone in die Hosentasche. In dem Moment, als es zum zweiten Mal klingelte, verließ ich meine Wohnung und schlug die Tür hinter mir zu. Mit klopfendem Herzen bewegte ich mich durch das Treppenhaus nach unten und trat durch die Tür nach draußen. Angestrengt blinzelte ich gegen die grelle Sonne und drehte meinen Kopf zur Seite, als mein Blick auf Jungkook fiel, der ganz entspannt an der Hauswand lehnte.

„Hey Tae", begrüßte er mich, stieß sich von der Wand ab und kam auf mich zu. Nervös wischte ich meine verschwitzten Hände an meiner Hose ab.
„Hi", krächzte ich und errötete peinlicherweise.
„Ist da etwa jemand nervös?", stichelte er und grinste mich wissend an.
„Klappe!" Beleidigt schnaubte ich. „Für mich ist das halt etwas Neues."
„Es fühlt sich für uns beide seltsam an", begann Jungkook und griff zögernd nach meiner Hand. „Aber ich freue mich trotzdem." Mit geröteten Wangen blickte ich auf unsere verschränkten Finger, bis ich einen Finger unter meinem Kinn spürte. Mit sanfter Gewalt zwang Jungkook mich, ihn anzusehen und lächelte mich leicht an.
„Ich freue mich auch", gab ich leise zu und erstarrte, als er mich für den Bruchteil einer Sekunde küsste.
„Entspann dich einfach, es ist im Grunde nicht anders als sonst."
„Natürlich ist es das. Immerhin ist es ein Date", stieß ich hervor. Kichernd schlang Jungkook seine Arme um mich, woraufhin es angenehm in meiner Bauchgegend kribbelte.
„Wir kennen uns jetzt schon so lange", flüsterte er in mein Ohr. „Um ehrlich zu sein, mochte ich dich schon nach unserer ersten Begegnung."

Überrascht löste ich mich von ihm und sah ihn mit großen Augen an.
„Wirklich?" Unmerklich nickte Jungkook und lächelte mich schüchtern an.
„Aber du warst doch immer so genervt."
„Naja, ich war mir wegen deiner Vergangenheit so unsicher", gab er zu und griff ein weiteres Mal nach meiner Hand. „Bis du mal meintest, dass du es nicht mehr kannst." Perplex nickte ich mehrmals.
„Ja, immer wenn ich darüber nachgedacht habe, musste ich an deine Worte denken. Da ist mir dann irgendwie die Lust auf Sex oder ein Abenteuer vergangen."
„Ist es fies wenn ich sage, dass ich mich darüber freue?", fragte er und grinste mich verlegen an.
„Überhaupt nicht", antwortete ich ohne zu zögern und setzte mich in Bewegung. „Dann lass uns mal auf unser erstes Date gehen."
Kichernd folgte Jungkook mir und drückte meine Hand ein wenig fester. Schon jetzt wusste ich, dass ich ihn nicht mehr gehen lassen würde. Er sollte für immer an meiner Seite bleiben, denn er hatte mich zu einem anderen Menschen gemacht.

Hallo ihr Lieben,

da bin ich schon wieder mit einem neuen Taekook Oneshot. Ich habe dieses Mal etwas andere Charakterzüge ausprobiert und muss sagen, dass ich sehr zufrieden bin. Die Geschichte ist wieder sehr offen und lässt Platz für seine eigenen Gedanken.

Wünsche euch einen schönen Tag.

Liebe Grüße
Lovibia ♥

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