Vier


Die Rookie-Klasse startete um fünf Uhr morgens mit einer Art Krafttraining. Gar nicht Charlies bevorzugte Uhrzeit. Müde schleppte sie sich von der einen Turnhallenwand zur anderen. Dabei trug sie Gewichte an den Handgelenken. Sie sollten geschult werden, Tabletts, schwere Tabletts selbst mehrere Stunden lang mit einer Hand tragen zu können. Ihre Muskeln zitterten unkontrolliert, doch sie musste durchhalten. Den anderen Anfängern in der Klasse erging es nicht besser. Erleichtert atmete sie aus, nachdem der Lehrer die Gewichte wieder an sich nahm. Danach mussten sie noch drei Kilometer laufen. Charlie ließ sich extra viel Zeit, da es heute keine Noten geben würde und sie dann später in den Umkleiden alleine wäre. Denn so gab es keine endlosen Fragereien, warum sie sich in eine Einzelkabine zurückzog.

Während des Mittagessens spürte Charlie bereits den sich anbahnenden Muskelkater. Sie hatte sich noch nicht wirklich mit ihren Mitschülern unterhalten, aus Angst davor, dass sie ihre zu helle Stimme bemerken würden. Unter keinen Umständen durfte sie auffliegen, denn dieses Internat brachte sie einem gutbezahlten Leben näher.

„Hey, du bist doch Charlie, oder?", hörte sie eine Stimme hinter sich. Sie nickte und der schwarzhaarige Junge mit den braunen Augen setzte sich zu ihr. „Mein Name ist Gabriel. Gabriel Stone. Willst du nachher noch mit ein paar von uns was unternehmen?"

„Was habt ihr denn vor?"

„Hm...vielleicht einfach in einem Zimmer treffen oder so was?"

„Ja, okay, aber nicht in meinem. Mein Zimmernachbar ist etwas komisch:"

„Wenn mich nicht alles täuscht, dann wohnst du mit Luka zusammen. Ihn als Aufpasser zu haben, ist bestimmt nicht leicht."

„Als Aufpasser? Das verstehe ich jetzt nicht."

„Wie?", Gabriel schaute Charlie verwirrt an. „Hat er dir das noch nicht erklärt. Wir Rookies bekommen einen aus der Silber- oder Gold-Klasse an die Seite gestellt. Wir helfen ihnen und sie passen auf uns auf."

„Wie sie passen auf uns auf?"

„Arg, wie soll ich dir das verständlich machen...in diesem Internat, wo nur Jungen sind, kann es manchmal zu Übergriffen kommen, ob nun gewalttätiger Art oder was anderes...Jedenfalls bist du allemal besser dran, wenn du einen hochrangigen Butler-Lehrling in deiner Nähe hast, der dich beschützt."

„Hier sind doch so viele reiche Leute. Ich hatte erwartet, dass sich diese wenigstens benehmen würden."

„Was willst du machen, wenn du eine Einrichtung nur mit Jungs füllst. Wir haben immerhin auch unsere Vorlieben und Dränge. Nicht einmal weibliche Lehrer gibt es, da experimentiert man eben herum."

Charlie wollte nicht mehr nachhacken, was Gabriel genau meinte, sie hatte schon so ihre Ideen. Allerdings verabredete sie sich dann doch mit den anderen Jungen. Sie würden sich gegen 17 Uhr in einem der Aufenthaltsräume treffen. Nun hatte sie noch Geschichte und lernte die ersten Regeln, wie man einen Tisch perfekt deckte. Nach dem normalen Unterricht hatte sie noch Zeit und die brauchte sie auch, um ihre Hausaufgaben zu erledigen. Mit schmerzenden Beinen und Armen setzte sie sich an ihren Schreibtisch im Zimmer. Luka war noch nicht zurück, worüber sie ganz froh war. Jedoch blieb es nicht lange dabei.

„Boah, was ein Tag. He Rookie, du musst mir heute Abend bei etwas helfen.", verkündete Luka und legte eine Hand auf Charlies Schulter. „Hörst du mir zu?"

„Ja, aber ich habe auch einen Namen und außerdem schon etwas vor."

„Ey, es läuft so ab: du hilfst mir und ich gebe dir Rückendeckung, wenn dir jemand zu nahe kommt. Also, können wir dann los?"

„Nein.", Charlie stand genervt auf. „Ich habe keine Lust auf diese Spielchen. Meinetwegen machst du, was du willst und deine Hilfe habe ich auch nicht nötig!"

Angepisst riss Luka Charlie von ihrem Bürostuhl. Sie prallte hart auf den Holzboden und Luka drückte sie weiter mit seinem Arm auf ihrer Brust herunter. Panisch zappelte sie unter seiner Stärke, fürchtete er würde ihre Brust spüren.

„Wollen wir doch mal sehen, wie lange du hier zurechtkommst, ohne meine Hilfe.", mit einem fiesen Grinsen ließ er von ihr ab. „Du wirst noch bei mir angekrochen kommen und darum betteln, dass ich dir helfe."

Würde sie sicher nicht, schrie sie ihm in Gedanken nach. Sie war wieder alleine und verzog sich ins Bad, wo sie die Bandagen, mit denen sie ihre Brust abband, noch einmal neu machte. Nur zur Sicherheit. Sie kam sich selbst allmählich paranoid vor. Als sie ihre Aufgaben beendet hatte, war es bereits an der Zeit zum Aufenthaltsraum zu gehen. Dort angekommen, warteten die anderen schon. Charlie setzte sich zu Gabriel, der ihr die anderen vorstellte. James, Michael und Derek hießen sie, die anderen Namen vergaß sie schon kurz darauf. Beobachtend hörte sie allen zu, wie sie von Eroberungen sprachen, oder wie gut sie in Sport waren. Alle beteuerten, dass sie es ätzend empfanden, keine Mädchen in ihrer Nähe zu wissen. Derek erzählte uns, dass sich die höheren, angehenden Butler einem Gerücht nach oft an den Neulingen vergreifen würden, das hätte ihm sein Aufpasser zumindest gesagt. Männer, dachte Charlie, wollen immer nur das eine.

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