Drei


In Lukas Zimmer standen ein fremder Koffer und eine alte Reisetasche. Auf einem der gepolsterten Sessel lag ein bleicher Billigrucksack. Er ließ seinen Blick durch den Raum schweifen und dieser blieb sofort an seinem Bett hängen. Eine zierliche Person rekelte sich dort. Er trat näher an das Himmelbett heran, konnte erst nichts erkennen. Ein dünner Junge mit hellblondem Haar lag dort, in seinem Bett. Wütend schmiss er den Koffer um, welcher ihm im Weg rumstand. Dann ließ er sich auf das Bett fallen und schüttelte den Blonden lauthals.

„Wer zum Henker bist du?", rief er.

Zwei himmelsblaue Augen schauten ihn von unten an. Sie hatten ein unbeschreibliches Funkeln, dass Luka nicht beschreiben konnte. Augenblicklich wurde er ruhiger und seine Muskeln entspannten sich.

„Ich, ähm...", stammelte die Person in einer samtweichen Stimme. „Mein Name ist Charlie Doyle. Ich bin seit heute hier am Internat. Tschuldigung, wenn ich dich gestört habe."

„Du liegst in meinem Bett.", murrte Luka.

„Oh, tut mir wirklich leid. Ich hatte ja keine Ahnung.", Charlie schien sehr unsicher. Sie war darauf bedacht, keinen Körperkontakt, nicht einmal Blickkontakt aufzubauen. „Die Müdigkeit nach der Zug- und Busfahrt hatte mich überkommen. Ich werde dich jetzt nicht weiter stören."

Plötzlich umschloss Luka Charlies Gesicht mit seinen großen Händen. Charlies Herz setzte für einen Moment aus und sie bekam eine Gänsehaut. Er durfte einfach nicht herausfinden, dass sie ein Mädchen war.

„Mit dem Zug?", Luka schien verwirrt und ließ ihr Gesicht wieder los.

„Ach so. Ich bin mit einem Stipendium an die Atlas-Hills gekommen. Meine Eltern und ich leben in einer Kleinstadt nahe dem Meer."

Luka überlegte. Das mit dem Stipendium erklärte, warum Charlie so wenig mitgebracht hatte und die Sachen so scheußlich aussahen. Mit einer Hand fuhr er sich durch seine kastanienfarbenden Haare.

„Na schön. Ich bin Luka und in der Gold-Klasse."

„Gold-Klasse?", fragte Charlie.

„Weißt du denn nichts? Du bist ein Anfänger, also in der Rookie-Klasse. Wenn du die Prüfungen bestehst, steigst du in die Bronze-Klasse auf. Danach kommt die Silber- und letztlich die Gold-Klasse. Ganz einfach."

Während Charlie ihre Klamotten einsortierte, beäugte Luka sie immer dann, wenn sie nicht hinsah. Er hatte nicht bemerkt, dass sie kein Junge war, doch irgendwie schien sie ihn zu beschäftigen. Irgendwann spürte sie seine Blicke und wandte sich zu ihm, woraufhin er sie nur verschmitzt angrinste.

„Was?", erwiderte Charlie perplex.

„Dann bist du also mein Rookie."

„Warum dein Rookie?"

„Das wirst du noch früh genug erfahren."

Er sprang von seinem Bett und begann sich auszuziehen. Erstaunt haftete Charlies Blick auf dem muskulösen Körper. Wie hatte sie sich anmaßen können, ihren schmächtigen Körper mit dem eines jungen Mannes zu vergleichen? Sobald er ihr beim Umziehen zuschauen würde, wäre sie aufgeflogen. Sein Sixpack war deutlich ausgeprägt, was man zuerst gar nicht gesehen hatte. Charlie konnte ihre Augen nicht mehr von ihm lassen, hatte noch nie so jemand atemberaubenden gesehen. Er sah gut aus, kein Zweifel. Seine Haare lagen perfekt, obwohl er kurz zuvor ein Hemd darüber gezogen hatte. Nun stand er nur noch in Boxershorts vor ihr.

„Was starrst du denn so? Gefällt dir etwa was du hier siehst?"

Halbnackt kam er auf Charlie zu, kniete sich auf ihr Bett und hob ihr Gesicht mit seinem Zeigefinger hoch zu seinem. Sie lief in einem leuchtenden Rot an. Ihre Augen wurden größer und sie krallte sich ängstlich in die Bettdecke. Seine andere Hand wanderte an ihren Hinterkopf und packte fest zu. Mit einem Ruck zog er sie noch näher an sich. Er erkannte trotz der geringen Distanz zwischen ihnen nicht, dass sie ein Mädchen war.

„Hm...", machte er. „So einer bist du also."

Luka ließ von Charlie abrupt ab. Etwas keuchend atmend kroch Charlie an die andere Bettkante. Luka lachte lauter, er schnappte sich ein frisches Hemd und streifte er über seinen Körper. Dann machte er sich daran, seine Dokumente zu bearbeiten, an einem Hochleistungscomputer natürlich. Charlie brachte keinen Ton mehr von sich, fühlte sich merkwürdig. Doch auch Luka war über seine Reaktion überrascht.

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