Kapitel 7
Ju's POV
"Ju? Komm mal rüber. Passt das so?", meinte Thomas zu mir. "Ja, warte." Ich rollte mit meinem Stuhl zu Thomas' Schreibtisch rüber und blickte auf den PC. "Glaubst du wir können das so lassen oder ist das zu dumm?" Fragend schaute er mich von der Seite an. "Bro, seit den Märchen in Asozial ist gar nichts mehr zu dumm, das Skript ist gut", meinte ich lächelnd und schlug ihm büderlich auf die Schulter, bevor ich wieder zu meinem Schreibtisch rollte. "Okay, gut", antwortete Thomas und wendete sich wieder seinem Bildschirm. Auch ich versuchte, meiner Arbeit wieder die volle Konzentration zu schenken, doch es funktionierte nicht. Meine Gedanken drifteten ab.
Was wenn es umsonst wäre?
Wenn die drei Videos umsonst wären?
Wenn wir sie nie fertig bekommen würden?
Was würden wir dann tun?
Den Pool weiterbauen und Vlogs hochladen?
Und das wäre dann alles?
Weil wir uns umentscheiden würden und aufhören würden? Fuck.
Sollte wir das Video doch nicht hochladen?
Eigentlich doch nicht, aber irgendwie ja schon. Ich wusste es nicht! Und die Unsicherheit und Unentschlossenheit machte mich fertig. Es machte mich wahnsinnig, über mein Leben entscheiden zu müssen, so eine wichtige und verändernden Entscheidung treffen zu müssen. Seufzend lehnte ich mich nach hinten in meinen Bürostuhl und rieb meine Augen. Ich war am Ende. Mit allem. Aber vorallem mit mir selbst.
"Juu?", vernahm ich Thomas nach ein paar Minuten. Seine Stimme hatte einen besorgten Unterton. "Ist wirklich alles okay? Willst du nicht eine kurze Pause, hm?" Ich drehte mich langsam zu Tomas und öffnete meine Augen. Müde blickte ich in die besorgten Augen meines Kollegen. Er musterte mich, wissend, dass es mir nicht gut ging. "Ne, wirklich nicht. Ist alles okay, mach dir keine Sorgen", meinte ich zu ihm und rang mir ein Lächeln ab, um ihm Sorgen zu nehmen. Doch er sah mich immer noch durchdringlich an. "Ju, bitte. Ne ganz kurze Pause?" "Jaaa, okay. Ich schau runter zum Pool, passt das?", gab ich nach. "Wenn du meinst, besser als nichts ist es ja", antwortete Thomas.
"Gut, wenn's dir dann besser geht." Augenverdrehend erhob ich mich aus meinem Stuhl und warf ihm noch einen Blick zu, bevor ich mich nach unten aufmachte. "Bleib gerne ne Zeit lang unten Bro", rief mir Thomas hinterher. Ich ignorierte die Worte und ging die Treppe nach unten. Dort begegnete ich Jimmy. "Ey yo, schon fertig mit schreiben", fragte er mich grinsend. "Ja du schön wärs", lächelte ich ihn schief an,"aber ne, Thomas hat mich zu ner Pause gedrängt". "Ah nice. Ich zeig dir was wir gemacht haben, komm mal mit raus". Jimmy drückte sich rechts an mir vorbei und ich folgte ihm in den Garten. Auf der Terasse blieben wir beide stehen und blickten auf die riesige Baustelle auf meinem relativ auf den Kopf gestellten Grundstück.
Vor ungefähr einem Jahr hatten wir uns aus Spaß dazu entschieden, einen Pool zu bauen. Ende Sommer. Random. Wir dachten, es wäre ganz einfach und wir würden easy fertig werden. Naja, ganz so war es dann nicht. Wir haben zu lange für alles gebraucht, es gab extrem viele Komplikationen und unsere Unerfahrenheit war nicht ganz von Vorteil. Durch Zufall bekamen wir Hilfe von Profis. Letzten Endes mussten wir unseren "Pool" abreißen lassen und uns einen komplett neuen Pool bauen lassen. Es war zwar oft ätzend und anstrengend gewesen, doch ich bereute die Entscheidung nicht. Die Erinnerung, die schönen und lustigen Momente und die Erfahrung, die wir gesammelt hatten wird für immer bleiben und darauf kam es doch an.
"Bro? Hörst du mir zu?", fragte mich Jimmy von der Seite. Verwirrt blickte ich zu ihm und er quittierte meinen Blick mit Augenrollen. "Ja sorry, ich war in Gedanken", rechtfertigte ich mich. "Okay, gut. Ich hoffe, dass ich jetzt deine Aufmerksamkeit habe", meinte er ein wenig genervt zu mir und begann von vorne zu erzählen,was sie gebaut hatten.
"Dann kommt ihr gut weiter, oder?", meinte ich zu meinem Kollegen. "Ja, sieht gut aus, wir könnten dieses Jahr wirklich fertig werden. Also mit dem Pool", lachte er. "Hm, ja", lachte ich auf, "gut". Jimmy war mir einen fragenden Blick zu und musterte mein Gesicht, sagte aber nichts.
"Du, dann würd ich wieder hoch gehen, okay?", unterbrach ich das kurze Schweigen. "Ja, ist gut. Wenn du was brauchst, hol mich, okay", meinte er mit einem bedeutungsvollem Blick, welcher mir klar machte, dass es nicht nur auf die Arbeit bezogen war. "Klar, immer doch", antwortete ich mich einem schwachen Lächeln und verschwand zurück ins Haus.
Träge ging in durchs Wohnzimmer zur Treppe und schleppte mich nach oben.
Eigentlich brauchte ich eine Pause, aber die ist einfach nicht drin. Über die Jahre habe ich zunehmend weniger hochwertigen Content produziert und jetzt will ich sogar ganz aufhören. Dann zieh ich zum Schluss einfach noch durch, eine Pause kann ich mir später immer noch nehmen.
"Ey Bro, schon wieder da?", wurde ich oben von Thomas begrüßt. "Jup", gab ich knapp zurück. "Du hättest schon noch unten bleiben dürfen, Ju", kritisiete er mich. "Bro wenn du noch einmal so kommst nenn ich dich dein Leben lang Marki", meinte ich scherzhaft zu ihm und machte es mir wieder an meinem Schreibtisch gemütlich. "Sei doch nicht so Justus", sagte Thomas mit gespielt beleidigtem Blick noch zu mir, doch dann beendeten wir unser Gespräch und machten uns an die Arbeit.
Inzwischen war es spät geworden. Und dunkel. Thomas war bereits vor einer halben Stunde gegangen und auch die anderen hatten sich schon verabschiedet, doch ich war immer noch am schreiben für die Songs. Ich wollte die Videos perfektionieren und den Zuschauern einen krönenden Abschluss bieten. Das war ich ihnen zumindest schuldig. Seit Jahren hielten sie treu zu meiner Seite und unterstützen mich in so vielen Entscheidungen. Ich war ihnen unglaublich dankbar dafür. Aber würden sie mich auch dieses Mal wieder unterstützen? Ich meine, sie kannten mich nicht. Sie schätzten meine Videos und kannten den Menschen dahinter nur bedingt. Würden sie also meine persönliche Meinung verstehen und akzeptieren? Ich hoffte es.
Erschöpft blickte ich auf den Bildschirm und versuchte, mich zu konzentrieren und meine Augen auf die Schrift zu fixieren, doch es funktionierte nicht. Jedes Mal verschwammen meine Augen wieder und durchgehend schweiften meine Gedanken ab.
Nach einigen Minuten gab ich es endgültig auf und fuhr meinen PC herunter. Motivationslos starrte ich weiter auf meinen Computer. Ich wusste nicht was ich jetzt tun sollte. Es war erst 18:28, eigentlich würde ich noch arbeiten. Aber es machte in diesem Zustand einfach keinen Sinn mehr. Vielleicht sollte ich einfach nach Hause fahren und mich ein wenig ausschlafen. Mit dieser Entscheidung stand ich träge aus meinem Stuhl auf, nahm mir mein Handy und ging zur Tür. Ich schaltete das Licht aus und ging die Treppenstufen nach unten zur Garderobe. Dort streifte ich mir meine Jacke achtlos über und schlüpfte in meine Schuhe. Dann nahm ich mir meinen Schlüsselbund vom Schlüsselbrett und machte mich auf zur Tür. Ich schaute noch einmal ins Haus, dann schloss ich die Tür und begab mich zum Auto.
Kurz bevor ich einstieg machte ich noch halt. Vielleicht sollte ich so nicht fahren, vielleicht sollte ich noch einen Spaziergang machen, wie gestern. Danach könnte ich wieder hierher kommen und mein Auto holen, es war ja noch nicht so spät. Es klang nach einer guten Idee. Und ich wusste auch schon wohin ich gehen wollte. Entschieden drehte ich meinem Auto also den Rücken zu und lief die Straßen entlang, auf dem Weg zu der magischen Brücke von gestern.
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Man glaubt es kaum aber ich bin wirklich noch am Leben.
Ich dachte mir, bevor Schule in gut 6 Stunden wieder losgeht könnte ich ja noch ein Kapitel fertig schreiben:)
Schaffen wir schon🫶🏻🙏🏼💜
Wer hat übrigens das 'StrgF'-Video gesehen?
Was da wieder abgeht bei Rezo;)
Aber um mich kurz zu fassen, ein großes Dankeschön an alle Leute die diese Story lesen, kommentieren und dafür voten, bedeutet mir viel♡
Vielen Dank und herzlich willkommen auch an meine neuen Follower an dieser Stelle;)
Ich will euch aber gar nicht mehr weiter aufhalten, habt eine schöne Zeit<3
LG, Malina
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