Kapitel 24

Ju's POV

Ich hatte inzwischen komplett das Zeitgefühl verloren. Seit gefühlten Ewigkeiten tanzten wir hier mit gut viel Alkohol im Blut wie wild zur Musik. Annika hatte uns gerade die nächste Runde drinks geholt.
"L-lasst alle anstoßen", lallte sie fröhlich und verteilte die Gläser.
"Jaaa, auf Ju's Geburtstag", grölte Tom, die anderen stiegen lachend ein.
"Auf Juu!", schrie Thomas und wir stießen zu sechst an.
Warte, zu sechst?
Prüfend zählte ich nochmal nach, doch da waren nur Marius, Thomas, Annika, Carina, Tom und eben ich- Rezo und Lu fehlten irgendwie. Wahrscheinlich waren sie entweder draußen, auf dem Klo oder irgendwo anders verteilt im Club, wir würden sie schon wieder finden. Zuversichtlich schloss ich damit ab und kippte meinen Drink in wenigen Schlücken nach unten.
Unsere Alkoholpegel waren definitiv so hoch, dass wir heute Nacht alle bei mir pennen würden und nirgends mehr hinfahren würden. Wir konnten quasi eh im Büro bleiben, gefühlsmäßig war es schon nach ein Uhr und bis wir zu Hause waren, konnten wir schon wieder zu Arbeiten aufstehen.
Mit genug Energies würden wir das aber auch locker hinbekommen.
"Ich sag euch, ich könnte die Tracks auch so spielen und abmischen", meinte Marius, während der DJ gerade 'Stressed out' spielte.
"Safe würdest du ihm Konkurrenz machen aber wir brauchen dich im Team bro", erwiderte ich lachend, auch die anderen stimmten zu.
"Wenn du ein paar freie Tage kriegst darfst du dir DJ-Skills erarbeiten und auflegen brudi", versicherte Thomas und legte ihm brüderlich die Hand auf die Schulter.
"Ich komm drauf zurück", meinte Marius mit erhobenem Zeigefinger in Thomas' Richtung.
"Als ob du dich da jemals wieder dran erinnerst", scherzte Tom.
"Natürlich, ich zeig dir das", gab Marius gespielt trotzig zurück.
"Jungs, jetzt kriegt euch mal wieder ein und hört auf über Arbeit zu labern, gerade sind wir feiern!", unterbrach Carina unsere Diskussion.
"Es sind weltbewegende Themen über die wir sprechen", hatte Tom einzuwenden, doch Carina legte ihm kurzerhand einen Finger auf den Mund, nahm seine Hände daraufhin, zog ihn nah zu ihr und begann, mit ihm zu tanzen. Darauf stellten auch wir unsere Gespräche wieder ein und ließen uns mit der Musik gehen.

Irgendwann erblickte ich plötzlich in meinem Augenwinkel einen blauen Haarschopf.
"Rezo?", fragte ich mit lauter Stimme in die Richtung, in der ich dachte, ihn gesehen zu haben.
"Aaach, hier seit ihr", bekam ich einen Moment später als Antwort.
"Joo, schön dich wieder gefunden zu haben bro, ich hab mir schon fast Sorgen gemacht", scherzte ich.
"Und Lu", bemerkte ich sie, als sie sich hinter Rezo hervordrängelte, "gut, dass du sie auch wieder mitgebracht hast!"
"Immer doch", meinte Rezo grinsend.
"Du, wir wollten euch eigentlich suchen, weil es kurz nach zwei ist und wir uns auf den Heimweg machen wollten. Wir dachten uns, dass wir euch vorher mit einsammeln, damit ihr auch ein paar wenige Stunden Schlaf kriegt auf morgen", informierte uns Rezo, Lu stimmte nickend zu.
"Ja, ich glaub das macht Sinn", stellte ich fest.
"Dann lass uns mal die anderen holen!"
Gemeinsam gaben wir auch Carina, Tom, Annina, Marius und Thomas, die mittlerweile schon sehr, sehr betrunken waren, bescheid, dass wir heim gehen würden.
"Aber warum?", nörgelte Marius. "Es ist s-so toll grade!"
"Du musst morgen wieder arbeiten, deswegen brauchst du noch schlaf. Du kannst auch wann anders wieder feiern gehen", versuche Rezo, meinen Mitarbeiter zur Vernunft zu bringen, doch dieser sträubte sich weiterhin.
Auch Thomas beschwerte sich jetzt bei mir.
"Ey Ju, w-wirklich, Marius hat v-voll recht! Es is' dein Geb-burtstag bro!"
"Aber wir haben morgen wieder was zu tun Thomas, bitte, ich will nach Hause."
"Aber ich n-nicht!"
Genervt verdrehte ich die Augen. Obwohl wir circa gleich viel getrunken hatten, war Thomas deutlich mehr neben der Spur und unvernünftig.
"Juuu! W-wirlisch, ic-"
Kurzerhand hakte ich mich bei ihm ein und zog ihn hinter mir her.
"Leute, wir gehen jetzt heim, los", meinte ich zu den anderen, bevor ich mit meinem Mitarbeiter im Schlepptau zum Ausgang torkelte, schließlich war ich auch mindestens angetrunken.
"Ich will niiiicht", motze Thomas immer noch, doch er war zu schwach und unbeholfen, um sich zu wehren und aus meinem Griff zu befreien, weshalb ich ihn beinahe mühelos aus dem Club an die frische Luft zerren konnte.
Hier auf der Straße war es angenehm kühl und dunkel und vor allem nicht mehr so laut. Nichts desto trotz pumpte ordentlich Blut in meinen Kopf und der Bass dröhnte immer noch nach.
Erleichtert bemerkte ich, dass auch alle anderen den Weg nach draußen erfolgreich gemeistert hatten.
Nach und nach stießen meine Freunde wieder zu uns, woraufhin ich Thomas wieder an die Hand nahm und mich an der Spitze der Gruppe den Heimweg einschlug.

Marius diskutierte währenddessen immer noch mit Rezo, weshalb wir jetzt gehen mussten, Carina, Annika und Tom hatten lachend einfach eine gute Zeit und Lu folgte unserer Gruppe als Schlusslicht.
Da sich Thomas nun nicht mehr sträubte, schob ich ihn nach hinten zu Rezo und meinte zu Lu:" Willst du nicht zu mir nach vorne kommen, dann gehst du nicht alleine."
Sie nickte zaghaft und überholte die anderen mit schnellen Schritten, um sich neben mir wieder einzureihen.
"Ich will ja nicht dass du verloren gehst", ergänzte ich meinen Satz, worauf sie lächelnd auf ihre Schuhe schaute.

"Du hast dann anscheinend auch nicht so viel getrunken?", fragte Lu mich nach einiger Zeit.
"Doch, eigentlich schon. Entweder bin ich eben trinkfester oder am Ende des Tages trotzdem vernünftiger."
"Vermutlich beides", lachte sie und ich stieg mit ein.
Wie wunderschön ihre Lache doch war, wie ihr Gesicht strahlte, wenn sie glücklich war, wie ihre Augen funkelten. So sehr ich es versuchte, ich konnte nicht widerstehen, diese Schönheit an Mensch Mal für Mal anzustarren und zu bewundern. Ihre kleine Nase, die von der Kälte schon ganz rot war, ihre ebenso roten Backen, ihre braunen Augen, die im Laternenlicht geheimnisvoll schimmerten.
"Was ist?", fragte Lu leicht verwirrt und sah mich an. Unsere Blicke trafen sich und verharrten mehrere Sekunden, bevor ich den Blickkontakt räuspernd unterbrach und verlegen nach unten schaute.
"Nichts, ich weiß nicht was du meinst was sein sollte", gab ich als Antwort, die anscheinend aber nicht zufriedenstellend genug war.
"Eigentlich gibt es in meine Gesicht nicht so viel zu sehen, für andere in meinem Leben bis jetzt zumindest", hakte sie abermals nach.
"Ich schätze deine Schönheit eben wert", meinte ich nur leise, aber genau so laut, dass sie es verstehen würde.
Und mit großer Wahrscheinlichkeit hatte sie das auch, denn nun betrachteten wir beide schweigend unsere Schuhe und wagten es nicht, uns anzusehen. Mein Herz pochte so schnell wie noch nie und ich betete, dass man den Herzschlag eines Menschen nicht hören konnte.
Aus dem Augenwinkel sah ich sie Grinsen, was mich ebenfalls glücklich machte.
So liefen wir schweigend nebeneinander mit gesenktem Blick durch die Dunkelheit nach Hause und ich hoffte inständig, dass ich auch für sie war, was sie für mich bedeutete.

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