Es ist noch dunkel als ich aufwache. Ich schaue auf die Uhr und sehe, dass es gerade mal fünf Uhr ist. Dennoch bin ich irgendwie fit und stehe auf. In dem kleinen Bett neben an schnarcht es ganz leise, das sagt mir das Trisha ziemlich tief und fest schläft. Ich gebe Myles einen Kuss auf die Stirn und gehe mit Boxer und Shirt nach draußen. Ich möchte jetzt nicht die Koffer auf machen um meine Klamotten zusammen zu kramen.

Dieses Haus ist wirklich megamäßig. Ich laufe die imposante Treppe hinunter in das Foyer und bleib erstmal wie angewurzelt stehe. Mein Blick geht nach oben und ich bekomme nur ein 'Wow' zustande. Da hängen drei riesige selbst gemalte Portraits von Henry und Chris. Auf dem einen sieht man Henry's ganze Narben, aber genau das macht das Bild wunderschön. Auf dem anderen sitzt Chris auf einem Thron und Henry ist in kniender Haltung daneben und auf dem dritten nur Chris.

"Sie sind wunderschön, oder?" werde ich gefragt und erschrecke. "Gott, nicht erschrecken, ich bin es nur." sagt Henry.

"Ja das sind sie, vor allem das linke. Ich bewunder dich und deinen Mut. Ich glaube ich könnte das nicht." sage ich zu ihm. Er winkt ab und sagt:"Das ist ganz normal, ich konnte das anfangs auch nicht aber seit ich mich von Lisa hab malen lassen ist die Angst und die Scham weg. Meine Narben gehören zu mir, sie machen mich aus. Ich habe sie Akzeptiert." lächelt er selbstbewusst. "Aber, jetzt werde ich sie verdecken, gestern habe ich das ganz vergessen, dass wir ja Kinderbesuch haben. Wenn Trisha sie sieht, weiß ich nicht was sie sagen würde und mal davon ab ist es nicht gerade pädagogisch Wertvoll." er hält sich die Hände vor das Gesicht und kichert. 

Henry ist auch total süß.

"Soll ich dir helfen?" frage ich ihn und er überlegt kurz.

"Das wäre echt lieb von dir danke." bejat er dann meine Frage.

Also geht Henry und holt eine Leiter aus einer Kammer und drei wunderschöne dunkelrote Samtvorhänge. Ich nehme sie und Henry stellt die Leiter auf, auf die er dann sogleich klettert.

"Sei vorsichtig." warne ich ihn besorgt.

"Klar, keine Angst, ist nicht das erste mal das ich da hoch steige." sagt Henry und ich stelle mich ans Ende der Leiter und halte sie fest. Als er oben ist reiche ich ihm den ersten Vorhang, den er sogleich darüber legt.

"Was macht ihr da?" höre ich Myles rufen und ich gebe Henry den zweiten Vorhang.

"Die Portraits abhängen wegen Trisha. Möchtest du sie noch sehen?" frage ich ihn.

"Nein, ich habe sie gestern schon gesehen und außerdem hatte mir Chris mal Fotos aufs Handy geschickt von den vier Bildern."

"Vier?" frage ich verwirrt, denn hier hängen nur drei.

"Ja das vierte hängt im Schlafzimmer." erklärt Henry und ich nicke "Achso." 

Henry ist fertig und steigt die Leiter ab, klappt sie wieder zusammen und räumt sie in die Kammer wo er sie raus hat. 

"So und jetzt zu dir. Guten morgen mein Schatz und Frohe Weihnachten." sage ich zu Myles und küsse ihn liebevoll. 

"Danke Kätzchen, das wünsche ich dir auch." sagt er und erwidert den Kuss.

"Wieso seid ihr zwei denn schon so früh wach? Und wieso rennst du in einem fremden Haus nur mit Boxer rum?" fragt er etwas verärgert.

"Mhm, ich konnte nicht mehr schlafen und ich wollte euch nicht wecken, darum renne ich mit Boxer rum. Ich hätte die Koffer aufmachen müssen. Aber sobald Trisha wach ist, zieh ich mich an, versprochen." sage ich mit gesenktem Kopf.

"Also wegen mir kann er hier nur in Boxer rumlaufen. Ich hab nichts dagegen." ertönt es auf einmal vom Treppenabsatz und ich schaue in das anzüglich grinsende Gesicht von Chris.

"Chris!" donnert Myles und Chris hebt die Hände nach oben. "Nicht schießen, ich habe ja gar nichts gesagt." ruft er spielerisch und kommt zu uns. Er umarmt Henry und wünscht ihm und uns allen Frohe Weihnachten, was wir ihm natürlich auch wünschen.

"Da wir gesagt haben, wir schenken uns gegenseitig nichts, haben Henry und ich uns schon beschenkt. Das ist doch ok, oder?" fragt Chris.

"Ja natürlich das ist kein Problem." winke ich ab und drehe mich zu Myles. "Wenn Trisha wach ist bekommst du auch deins, ok?" flüster ich ihm ins Ohr und er schaut mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. "Keine Angst, es ist nichts schlimmes." lache ich und folge Chris und Henry, die sich in Bewegung gesetzt haben. 

"Kaffee?" fragt Chris und Myles und ich nicken. "Gerne. Dein Weihnachtsbaum ist wunderschön, habt ihr den geschmückt?" frage ich, denn ich habe noch nie einen schmücken dürfen, vielleicht ja nächstes Jahr.

"Ja, Henry und Blake haben ihn geschmückt während Pax und ich Glühwein getrunken haben. Wieso schaust du jetzt so traurig Glenn?" fragt er mich besorgt doch ich winke ab und lächle leicht. "Schon gut." 

"Kann das sein das du sowas noch nie gemacht hast?" fragt mich Myles und legt seine Hände an meine Hüfte um mich näher an sich ran zu ziehen. Ich dreh mich zu ihm um und drücke mein Gesicht fest an seine Brust. Nur das Beben meines Körpers verrät den anderen das ich weine. 

"Hey Kätzchen. Nächstes Jahr schmücken wir auch einen,ok?" ich nicke an Myles Brust und warte bis die Tränen versiegen bevor ich den Kopf hebe und ihm einen Kuss auf die Wange gebe. "Mein armes Kätzchen." tröstet mich Myles und haucht mir einen Kuss auf den Scheitel. 

"Froheeee Weihhhhnachteeeeen," hören wir Trisha schreien, während sie die Treppen runter springt.

"Frohe Weihnachten, rufen wir alle zusammen und Trisha kommt lachend in die Küche gerannt. "Na Kleine, hast du gut geschlafen?"fragt Henry sie und Trisha nickt. "Das Bett ist nicht so bequem wie meins aber ich habe trotzdem sehr gut geschlafen."

"Das freut mich, magst du einen Kakao?" fragt er sie noch.

"Ja bitte. Chris, ich will dir erzählen was ich alles zu Weihnachten bekommen habe, darf ich?" fragt sie dann Chris und dieser nickt.

"Aber natürlich junges Fräulein."

"Peanut. Myles und ich gehen uns dann schnell anziehen, während du Chris das erzählst, ok?"

"Ja ok." antwortet sie dann und ich nehme Myles an der Hand und ziehe ihn hinter mir her durch das Foyer und dann die Treppe nach oben. Im Zimmer angekommen mache ich meinen Koffer auf, hole mir erst was zum Anziehen raus und dann Myles sein Geschenk. Nachdem ich mich angezogen habe, drehe ich mich um und strecke Myles mein Geschenk hin. 

"Frohe Weihnachten mein Schatz. Ich hoffe dir gefällt mein Geschenk." Myles nimmt grinsend mein Geschenk an und gibt mir ein Kuss auf meine Lippen, bevor er anfängt es auszupacken. Ich bin so nervös, ich hoffe wirklich ich hab das Richtige gemacht.