Kapitel 32 Aufgespürt in der Hölle
(Nike)
Stofffetzen flogen in alle Richtungen, der Geruch von Stroh lag in der Luft und einzig das Surren der durch die Luft gleitenden Klingen war zu hören.
"Die Puppe hat dir nichts getan."
" Noch nicht, aber wer weiß. Vielleicht taucht eine nette Hexe auf und meint einen auf Gepetto zu machen.", erwiederte ich kühl und strich mir die feuchten Strähnen aus dem Gesicht.
" Du meinst den Typen aus Pinocchio, der am Ende von einem Wal verschluckt wird?" Gabriel sitzt wie immer grinsend neben mir und verspeist eines seiner belegten Brötchen.
"Ja genau den. Meiner Meinung nach ist er die Kinderbuch- Version von Dr. Frankenstein." Nochmals schwanken meine Schwerter durch die Luft und trennten den Kopf der Strohpuppe ab.
Nur zu sehr wünschte ich mir, es wäre der Kopf eines gewissen Vampirs.
"Treibst du es nicht etwas zu weit mit deiner Schlussfolgerung?", der Rothaarige sprang geschickt von dem Barren und kam auf mich zu. " Außerdem ist es mehr als unfair auf etwas einzustechen, dass sich weder wehren noch bewegen kann."
Er drückte mir eines seiner Brötchen gegen die Brust und gezwungener Maßen musste ich eines meiner Schwerter ablegen, um es ihm abzunehmen. Mein leerer Magen meldete sich sofort.
"Ich kann ja auch auf ein sich bewegendes und wehrendes Wesen einstechen.", ich biss in das Brötchen, " beispielsweise dich?"
Der Telepat warf mir einen wenig erfreuten Blick zu und kaute munter weiter. " Zu schade.", murmelte ich zwischen zwei Bissen.
"Ich bewundere ja deinen Willen noch stärker zu werden, aber du darfst dich nicht übernehmen, immerhin bist und bleibst du...",er stockte und er sah mich entschuldigend an.
"Ein Mensch? Du kannst es ruhig aussprechen. Da wo ich herkomme ist es keine Beleidigung sondern ein Lob und das bleibt es für mich auch." Noch weitere zwei Bissen und ich hatte das Brötchen aufgegessen.
Gabriel runzelte die Stirn." Dann tut es mir nicht Leid...?", er ließ den Satz wie eine Frage verklungen und ich nickte einfach nur, schon wieder tief in Gedanken versunken...
Ich war seit vier Tagen in diesem Zustand, grübelte über die letzten Worte von Grimm und Gray nach.
"Ich weiß, dass mein Junge und ich diesen Kampf nicht gewinnen können.", er sieht auf unsere Hände.
" Aber ihr könnt es dich versuchen, euer bestes geben!", ich wusste genau wie lachhaft diese Situation war. Ihre Gegnerin ermutigte ihre Gegner zum Kampf. Ein schlechter Witz,was?
" Ich werde es meinem Sohn nicht antun zusehen zu müssen, wie sein Vater vor seinen Augen stirbt und ich selbst will nicht sehen müssen wie mein Sohn vor meinen Augen stirbt."
Sie dunkelblauen Augen des Mannes glitzerten vor unterdrückter Tränen, obwohl in ihnen eine eiserne Entschlossenheit lag. Schon einmal hatte ich solch einen Ausdruck in Augen mit einer ähnlichen Farbe gesehen, Augen die mich seit dem schicksalhaften Tag im Sumpf nicht in Ruhe ließen.
" Es hört sich wie eine Bitte an.", bemerke ich und beiße mir unter der Maske auf die Lippe. Ich wusste genau welche Bitte dahinter lag.
"Ja, ich bitte euch das zu machen. Auch wenn ich Schuld an all dem bin, so möchte ich, dass mir dieser Wunsch erfüllt wird."
Ich nickte stumm. Egal welche Schuld dieser Mann trug, meine würde ab dem heutigen Tag noch größer sein.
"Dann gib mir noch zwei Minuten." Er löste seine Hand aus seiner und schritt zu seiner Waffe.
Mein Blick flog kurz zu Aiden, seine Anwesenheit war unmöglich zu übersehen. Roh, animalisch, wütend.
"Nike?"
Ich sehe zu Rhea und nicke. "Alles klar. Wir werden Ihre Bitte erfüllen!"
"Erde an Nike! Bitte kommen! Traumschiff Enterprise Bitte melden!" Eine große Hand fuchtelte vor meinem Gesicht herum, bis ich sie genervt beiseite schob."Ich bin ja da!"
"Mit Nichten bist du gerade da, wahrscheinlich träumst du von blauen Augen und langen schwarzen Haaren!" Verschwörerisch beugt er sich vor und kneift gespielt die Augen zusammen.
" Was für schmutzige Gedanken versteckst du wohl..."
Ich spürte wie meine Wangen anfingen zu glühen und schnippste ihm gespielt genervt gegen die Stirn. " Du bist der Telepat, sag es mir."
" Hmmm...", er runzelt die Stirn.
" Was hmmm?", frage ich und versuche nicht auf meine Stirn zu schielen.
" Ich empfange etwas..."
Humbug, dachte ich und erntete einen bittersüßen Blick.
" Das habe ich gehört."
Ich streckte ihm die Zunge entgegen und nahm mein Schwert wieder in die Hand. " Ich weiß ganz genau was du empfängst."
" Und was genau?" Hinter Gabriel tauchte ein weißer Wuschelkopf mit gold-grünen Augen auf und musterte Gabriel unvermittelt.
"Eh..", Gabriel richtete sich auf und kratze sich dabei verlegen am Hinterkopf.
Zwei Hände packten mich an den Schultern und sagten laut neben meinem Ohr.
" Piep...piep...kein Anschluss unter dieser Nummer, das hört unser lieber Gabriel, nicht wahr?"
Rhea schlendert entspannt an mir vorbei auf Gabriel zu, dabei zuckten ihre spitzen Ohren und sie sah finster zu Gabriel.
" Was denn?" Der unschuldige Welpenblick schien bei Rhea nicht zu funktionieren, denn sie packte ihn fest am Nacken und nickte Brian zu, bevor sie ihn hinter sich her schleifte.
" Eh habe ich etwas verpasst?"
Milde lächeln trat Brian auf mich zu. " Gabriel und Rhea wollen dich nur aufmuntern. Rhea meinte das wäre das erste Mal, dass du jemanden getötet hast? Es muss schlimm sein, besonders bei einem Kind."
Mein Mund verzog sich zu einer schmalen Linie. " Ja das stimmt, aber ich wollte es unbedingt. Nicht weil sie es verdient hätten, ich bin auch keine Sadistin. Aber ich wollte Rhea nicht diese schwere Bürde auferlegen. Du musst wissen, dass ich die Vermutung habe, dass es unserer Rhea weit schlechter geht als mir."
Ich sah auf mein Spiegelbild, dass etwas verzerrt auf meinem Schwert hin und her wanderte. Obwohl ich hier schlimmes ertrug, sah ich gesunder aus als je zuvor in meinem Leben. Meine Wangen hatten tatsächlich etwas mehr Fülle bekommen, meine Augen saßen nicht mehr in tiefen Augenhöhlen und an sich hatte meine Haut einen gesunderen Ton angenommen.
Entschlossen schüttelte ich den Kopf, anscheinden ging es mir in dieser Hölle noch immer besser als in der Hölle da draußen und trotzdem musste ich hier rauß.
"Das weiß ich.", ich sah zuerst verwirrt auf, bevor ich mich an das Gespräch erinnerte und wahrscheinlich ein noch verwirrteres Gesicht machte.
"Was weißt du?"
" Ich weiß, dass Rhea genau so leidet, wie jeder hier. Du darfst nicht vergessen, dass jeder für etwas kämpft. Selbst Regar und Kalisto kämpfen für jemanden oder etwas."
"Und du? Wofür kämpfst du?", meine Zunge fuhr mir sachte über die trockene Unterlippe, als Brian ansetzte zu sprechen. Doch wir beide wurden plötzlich unterbrochen als mich etwas an der Schulter packte und zurück schleuderte.
Klappernd fielen meine Schwerter zu Boden. Mit weit aufgerissenen Augen sah ich mit an, wie zwei Männer Brian festhielten. Dann landete ich mit voller Wucht gegen einen der Waffenbehälter und spürte wie meine Haut aufplatzte und etwas nasses meinen Rücken hinter lief.
Die Sonne blendete mich, als ich mich aufrichtete und wurde dann von einer dunklen Gestalt verdeckt. Weiße Zähne blitzen auf, als die Gestalt anfing bösartig zu grinsen.
" Sieh einer mal an, dich kenne ich doch. Muss bestimmt schon mehr als zehn Jahre her sein. Erinnerst du dich an mich, Süße?"
Das reine Grauen, mein kindliches Selbst sah angsterfüllt in die kalten Augen des Geschöpfes. Das hätte niemals passieren sollen, niemals hätte ich auf ihn treffen sollen.
Nicht nach dieser verhängnisvollen Nacht.
" Soll ich deinem Gedächtnis auf die Sprünge helfen?", fragte er mit samtig er Stimme und beugte sich vor. Dabei trat er mit seinen rechten Fuß auf meine Hand.
Ich zischte. Sie hatten mich gefunden.
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