9. "War das Antwort genug?"
Einen Moment blickte Calypso noch auf Leo, der sich, den Blick auf das Wasser gerichtet, einen Stock geschnappt hatte und mit ihm Kreise in den Sand malte. Dann ging sie vorsichtig auf ihn zu und blieb ein paar Meter hinter dem Jungen stehen. "Darf ich mich setzen?" Leo schaute erschrocken auf und nahm eine aufrechte Haltung an. Dann sagte er mit einem künstlichen Lächeln: "Natürlich, Calypso!"
Seufzend lies sich Calypso neben ihn plumpsen und sah auf das Wasser, dass am Strand leicht schaumige Wellen schlug. Leo hatte seinen Stock beiseite gelegt und bastelte jetzt, ohne hinzusehen, an einem kleinen Kästchen, dass wie ein Stromgenerator aussah. Calypso seufzte noch einmal und Leo sah auf. "Ist alles okay?" Wieder das so unnatürliche Grinsen.
Calypso POV:
"Leo, hör auf damit!" fuhr ich in an. Leo wich verblüfft ein Stück zurück. Eigentlich hatte ich nicht so hart klingen wollen, aber da er es anscheinend nicht anders kapierte... "Womit???" fragte er noch immer mit einem sehr verwirrtem Gesichtsausdruck. Ich seufzte ein drittes Mal und holte tief Luft. "Damit, dass du alles überspielst und so tust, als würde es dir gut gehen!" Meine Stimme wurde etwas sanfter. "Ich sehe, dass es dir nicht gut geht. Es belastet dich etwas. ich weiß zwar nicht, was, aber wenn du mir es sagen würdest, könnte ich dir vielleicht helfen! Ich will dir doch nur helfen!" betonte ich noch einmal mit Nachdruck.
"Ist doch alles okay..." meinte Leo wenig überzeugend. "Nein! Es. Ist .Nicht. Alles. Okay. !! Ich bin deine Freundin, rede mit mir!" Nun sah Leo wieder auf. "Meine Freundin?" "Äh, ja klar, was den sonst?" Mir kam ein Gedanke. "Liegt es an mir?" "Nein, nein, nein!" wehrte Leo ab, aber ich hatte ihn durchschaut. Mit einem Gesichtsausdruck, der keine Widerrede zulies setzte ich mich direkt vor ihn und zwang ihn, in meine Augen zu schauen.
Da er aber keine Anstalten machte, zu reden, begann ich. "Leo. ich sehe, wie es dir geht. Und vor allem sehe ich, wie du dich mir gegenüber verstellst. Du bist du- und nicht der, der du mal warst oder der, der du sein willst. Du bist du, und ich hab mich in dich verliebt und nicht in eine künstliche Kopie von dir!"
Leo brach den Blickkontakt ab und sah beschämt zu Boden. "Aber- der Leo, der ich bin- dieser Leo wird dir nicht gefallen. Dieser Leo ist nur ein kleiner Sohn von einem Gott, der ihm noch nie Beachtung geschenkt hat. Ich kann dir nichts bieten!" Leos Stimme war so leise, als würde er sich dafür schämen, das zu sagen, was er wahrscheinlich auch tat. "Leo." sagte ich sanft und hob sein Kinn an, sodass er wieder gezwungen war, mir in die Augen zu schauen. Der unsichere Ausdruck in ihnen machte mich traurig.
Ohne weiter darüber nachzudenken, beugte ich mich vor und küsste ihn. Kein flüchtiger kuss nebenbei, sondern ein richtiger. Leo riss die Augen auf, dann spürte ich, wie sich seine Mundwinkel nach oben verzogen. Als wir uns nach Luft schnappend voneinander lösten, lächelte ich: "War das Antwort genug?" Wie zur Bestätigung zog Leo mich wieder zu sich.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top