3. Sorgen

Erzähler POV:

Zwei Tage waren seit der Notlandung auf der kleinen Insel vergangen. Calypso war wieder auf den Beinen, musste sich aber immer noch daran gewöhnen, nicht zu viel Ambrosia zu sich zu nehmen. Aber außer, dass sie noch etwas wacklig auf den Beinen war, ging es ihr gut. Die Insel, auf der sie gelandet waren, war ein ganzes Stück kleiner als Ogygia. In der Mitte standen ein paar Bäume, um sie herum breitete sich der weiß glitzernde Strand aus. Man konnte innerhalb wenigen Minuten einmal um die ganze Insel herumgehen und hatte von einem Felsvorsprung jede noch so kleine Nische (von denen es allerdings kaum welche gab) im Blick. Dort oben hatten Leo und Calypso ihr Lager aufgeschlagen, denn anfangs waren sie nicht sicher gewesen, ob Zeus sie vielleicht mit einem Sturm wegen Calypsos Flucht aus Ogygia bestrafen könnte, aber nichts dergleichen geschah. Aber wahrscheinlich hatten die Götter schon genug damit zu tun, ihre eigenen Reihen wieder aufzurichten.

Leo wusste nicht, wie weit sie von Ogygia entfernt waren, vielleicht 300 Meter, vielleicht befanden sie sich 100 Meilen entfernt oder in einem anderen Meer? Seit Calypso sterblich geworden war, hatte auch sie keine Ahnung mehr, wo sich ihre alte Heimat befand, in der sie ja immerhin tausende Jahre gelebt hatte. Aber sie betrauerte den Verlust auch nicht- der Liebesfluch hatte immer nur negative Folgen für sie gehabt, natürlich- das war die Bestrafung von Zeus. Sie konnte ihn einfach nicht leiden- immerhin hatte er sie als ihr Cousin für Vergehen bestraft, die ihr Vater Atlas und ihr Onkel Kronos mit seinem Gefolge begangen hatten. Folglich war sie auch nicht sehr begeistert, als Leo ihr erklärte, er tüftle da zwar schon an einer Konstruktion, aber es führe kein Weg daran vorbei, die Insel auf dem Luftweg zu verlassen.

Als ihr "Lager" bezeichneten die beiden eine kleine Holzhütte, die sie zusammen gebaut hatten. Bei einem starken Regen würde sie wahrscheinlich nicht standhalten, aber es hatte noch kein einziges Mal geregnet. Die Hütte bestand aus einem robusten Gestell aus Holz, dass mit von Calypso selbstgewebten Stoffen bespannt war, die sie noch von Ogygia mitgebracht hatte. Im Inneren war der Boden mit einer Plane aus Plastik ausgelegt, die auch vor allem möglichen Ungeziefer schützte.

Gerade war die Dämmerung des zweiten Abends auf der Insel angebrochen. Calypso und Leo saßen nebeneinander am Strand, blickten auf das Meer hinaus und erzählten über belanglose Dinge wie das Wetter oder führten eine Diskussion zur genauen Haarfarbe von Leo. Calypso hätte liebend gern mehr über den Krieg gegen Gaia erfahren, was auf der Argo 2 passiert war und wie Leo es geschafft hatte, nach Ogygia zurückzukehren, aber sie traute sich nicht, zu fragen. Leo, der sonst eher draufgängerisch und vorlaut war, schwieg eisern, wenn sich eines ihrer Gespräche auch nur in die Nähe von Gaia bewegte. Calypso hatte mit der Vermutung recht, dass Leo sehr wohl über die Ereignisse reden wollte, aber die Zusammenhänge selbst teilweise nicht verstand. Deshalb schwieg er, aber er wartete geichzeitig, dass Calypso ihn endlich auf eines der "heikleren" Themen ansprach.

Aber vorerst vergasen beide, was in der Vergangenheit passiert war. Die Gegenwart war positiver, romantischer, und fast frei von Gefahren. Warum also an die Vergangenheit denken?

Leo, der sonst einen Witz über alles uund jeden riss und immer an etwas tüftelte, hatte sich geändert. Noch immer juckte es ihn oft in den Fingern und auch seinen Werkzeuggürtel legte nicht einmal zum Schlafen ab, aber er war ernster geworden. Die Witze waren weniger geworden und manchmal saß er für ihn ganz untypisch da und starrte uns Leere.

Das bereitete Calypso Sorge.

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