4. Erzählungen

»Wie lange kennt ihr beide euch jetzt schon?«

Mik neben mir drehte sich leicht zu mir und grinste mich breit an. Ich musste leise lachen.

Meine Angst, dass Mik mich nicht sehen wollen würde, hatte sich als vollkommen unnötig herausgestellt. Wir waren noch kurz im Backstage-Bereich geblieben, bevor Mik sich mit seinem Team nach draußen gewagt hatte. Er hatte ein paar noch anwesenden Fans Autogramme gegeben, ein Bild, das für mich vollkommen verrückt war, bevor er, sein Team und - seinem ausdrücklichen Wunsch zufolge - auch ich uns auf den Weg in die Stadt gemacht hatten, wo die Jungs eine Bar ausgesucht hatten, in der wir nun immer noch saßen. Inzwischen war es weit nach Mitternacht und wir alle spürten den Alkohol deutlich, was die Stimmung aber nur verbesserte. Mik saß neben mir auf der Bank an einem Tisch und sein freches Grinsen erinnerte mich sofort an früher.

»Als ich das zweite Mal in der zehnten Klasse war, war Dennis ein Jahr unter mir in meiner Schule. Dadurch haben wir uns dann kennen gelernt, wir hatten dann im gleichen Gebäude Unterricht und ich fand Dennis' Style ziemlich nice. Also habe ich ihn angequatscht.«

Ali lachte.

»Warum wundert mich das nicht?«

Auch die Anderen fielen in sein Lachen mit ein.

»Gibs zu, Mik. Du wolltest etwas von ihm!«

Miks Team wusste von seiner Sexualität? Eigentlich verwunderte es mich nicht, Mik hatte noch nie etwas verschwiegen, was das anging. Und schließlich war das hier nicht nur seine Crew, sondern auch seine Freunde.

»Hallo?«

Miks Stimme war empört, doch auch er lachte.

»Was denkt ihr denn bitte von mir?«

Nun musste auch ich grinsen.

»Na, ganz unrecht haben sie ja nicht«

Ich zwinkerte Mik zu, der mir die Zunge rausstreckte, während die anderen meine Antwort mit einem allgemeinen »Uuuuuuh ...« kommentierten.

»Jetzt habt ihr uns neugierig gemacht! Raus mit der Sprache.«

Mik lachte und legte provokant einen Arm um meine Schultern, während er mich herausfordernd angrinste.

»Genau, Babyboii, raus mit der Sprache.«

Ich lachte leise auf, als ich den Spitznamen hörte, den Mik schon früher immer für mich verwendet hatte, um mich zu provozieren oder zu ärgern.

»Na gut.«, ich grinste. Ich hatte nichts zu verlieren, schließlich kannte ich hier eigentlich niemanden außer Mik.

»Aber lass die schmutzigen Details aus.«

Mik zwinkerte mir erneut zu, während ich merkte, wie ich rot wurde. Wie konnte er nur so cool bleiben?

»Mal gucken.«, ich grinste zurück, bemüht, Haltung zu wahren.

»Aber jetzt mal im Ernst. So spannend ist die Geschichte nämlich gar nicht. Mik hatte mich angesprochen und wir hatten uns immer wieder unterhalten, auch in den Pausen und so, weil wir ziemlich bald festgestellt hatten, dass wir die gleichen Dinge feiern. Dann haben wir uns irgendwann auch außerhalb der Schule getroffen und sind eben Freunde geworden.«

»Beste Freunde!«, verbesserte Mik mich gespielt beleidigt.

»Beste Freunde. Wir hatten immer eine recht ... nahe Freundschaft, sind auch teilweise nur stundenlang herumgelegen und haben gequatscht, dann haben wir wieder den ganzen Nachmittag gezockt und an den Wochenenden waren wir eigentlich immer bei meinem Vater in der Stadt. Unsere Eltern meinten immer, wir wären nicht mehr einzeln anzutreffen und eigentlich stimmte das auch. Wir haben uns meistens direkt nach der Schule getroffen, sind zu einem von uns, haben Schulkram erledigt, gezockt, geredet, alles mögliche. Es gab eigentlich kaum ein Abendessen, bei dem Mik nicht dabei war und unsere Eltern haben eigentlich schon automatisch jeden Abend für uns beide gekocht. Am Anfang war meine Mutter noch strenger, Mik durfte nur am Wochenende bei mir übernachten und umgekehrt. Aber irgendwann hatte sich auch das erübrigt und wir haben wirklich oft beim jeweils anderen geschlafen.«

»Dennis hat sogar bei mir übernachtet, wenn ich gar nicht da war!«

Ich grinste und verdrehte die Augen.

»Ja. Einmal zum Beispiel war Mik auf Abschlussfahrt in England für eine Woche und ich war Freitag Abend betrunken, sodass ich nicht heim wollte, obwohl meine Mutter eigentlich nie wirklich großen Stress deswegen gemacht hat. Also bin ich eben zu Miks Eltern und hab in seinem Zimmer geschlafen, weil ich ihn irgendwie vermisst habe. Das war halt einfach ... normal. Ich habe da so gut wie gewohnt.«

Die Anderen lachten.

»Jetzt komm zur Sache. Wir wollen schmutzige Geschichten hören!«

Ich schüttelte grinsend den Kopf.

»Damals waren wir nicht zusammen, wenn ihr das denkt.«, warf Mik ein, »Aber es war halt immer irgendwie ... keine Ahnung. Es war halt nicht die typische Jungs-Freundschaft. Also, nicht nur. Wir konnten wie gesagt genauso gut den ganzen Tag zocken und so weiter, darin waren wir Weltmeister. Aber genauso sind wir halt die Abende im Bett gelegen und haben gekuschelt. Das war halt einfach so gewesen, keine Ahnung und es war auch das normalste der Welt für uns gewesen.«

»Und als ich dann in der Elften oder so war, hat sich da dann eben doch irgendwann mehr daraus entwickelt. Ich kann mich noch total gut an den Abend erinnern sogar.«

Mik lachte, betrachtete mich grinsend.

»Ich mich auch.«

»Wir sind wieder auf dem Bett gelegen, in Miks Zimmer und haben Musik gehört.«

Mik grinste.

»Du lagst mit dem Kopf auf meinem Bauch.«

Ich verdrehte die Augen. Ohne den Alkohol wäre es mir wohl viel zu peinlich gewesen, so etwas zu erzählen.

»Ich weiß. Ich hab es einfach gemocht, wenn du da warst, mit dir kuscheln zu können. Aber du doch genauso!«

»Stimmt.«

»Auf jeden Fall meinte Mik dann irgendwann mitten aus dem Nichts, dass er mich küssen wollte. Joa. Also haben wir uns geküsst.«

»Ouuuh.«

Miks Freunde grinsten anzüglich, wir beide lachten.

»Keine Ahnung und irgendwie hat es sich halt vollkommen normal angefühlt, so als hätten wir uns schon tausend Mal geküsst. Wir haben nie darüber gesprochen, aber von dem Abend an haben wir uns eben auch geküsst und haben Händchen gehalten. Wir haben es nicht wirklich versteckt, also haben es natürlich unsere Eltern mitbekommen. Die haben aber eher so gewirkt, als hätten sie eigentlich nur darauf gewartet, bloß mein Vater fand es nicht ganz so nice. Und auch in der Schule haben wir uns eben zur Begrüßung oder zum Abschied geküsst und so, haben Händchen gehalten. Das war natürlich großes Gesprächsthema dann, aber auch nur ein paar Tage lang. Wir hatten echt Glück.«

Mik nickte zustimmend.

»Und dann? Wie lang wart ihr zusammen?«

»Ein gutes halbes Jahr oder so. Bis zu den Sommerferien ungefähr. Aber genauso schleichend, wie das Ganze begonnen hat, hat es dann irgendwann auch wieder aufgehört. Wir haben uns zur Begrüßung halt nur noch umarmt, nicht mehr geküsst, auch so haben wir uns, ohne es selbst zu merken, immer seltener geküsst und viel mehr Zeit wieder einfach nur mit Kuscheln verbracht, anstatt mit ... anderen Aktivitäten.«

Mik lachte auf.

»Und trotzdem hatte sich unsere Beziehung nicht verschlechtert. Ich habe immer noch genauso gerne Zeit mit Dennis verbracht wie während und vor unserer Beziehung und ich glaube, bei dir war es genau so.«

Ich nickte zustimmend.

»Irgendwann haben wir dann darüber gesprochen und waren uns auch einig, dass wir es einfach geschehen lassen, wie es ist. Schließlich waren wir beide glücklich, so wie es war, auch wenn wir uns nicht mehr küssten und so.«

»Es hat auch nach den Sommerferien noch wirklich lange gedauert, bis wir darauf angesprochen wurden, ob wir getrennt wären, einfach weil unser Verhältnis sich auch so einfach kaum verändert hatte. Wir waren halt immer noch genauso cool miteinander wie vor und während unserer Beziehung.«

»Und das ist dann auch so geblieben.«

Mik nickte.

»Ja. Ich war nach meinem Abi noch ein Jahr lang zuhause, habe versucht, herauszufinden, was ich machen will, Regale im Supermarkt eingeräumt und die Nachmittage mit Dennis fürs Abi gelernt. Und als er dann seinen Abschluss hatte, hatte ich auch geglaubt, rausgefunden zu haben, was ich machen will.«

»Und uns hat es beide in unterschiedliche Städte verschlagen. Am Anfang hatten wir noch recht regelmäßig geschrieben, ich hatte Mik auch ein Mal besucht. Aber der Kontakt ist recht schnell abgebrochen.«

»Bis jetzt.«

»Ja, bis jetzt.«

»Und jetzt ist klein Koschti famegeil geworden und hat sich wieder mal gemeldet.«

Obwohl Miks Stimme nicht allzu ernst klang, traf er damit genau einen Nerv bei mir.

»Das stimmt nicht!«

Mik grinste und wuschelte mir durch die Haare.

»Ich weiß.«

»Das stimmt wirklich nicht. Auch wenn ich weiß, dass du schon aus Prinzip an das Schlechte im Menschen glaubst.«

»Ja, aber nicht bei dir.«


* * * * *

»Du musst mir gleich mit Mathe helfen. Der Krone kann das einfach nicht erklären.«

Mik lachte auf, ein wenig Schadenfreude schwang darin mit. Er durfte das, schließlich würde er nachher für Rettung aus diesem Problem sorgen.

»Ich hatte den zwei Jahre lang als Klassenlehrer in der fünften und sechsten.«

»Mein Beileid. Aber lenk nicht vom Thema ab. Ich brauch trotzdem Hilfe mit Mathe.«

Mik tat so, als müsse er überlegen, ob er die Bitte erfüllen würde. Dann wurde er ernster.

»Ich kann doch selbst kein Mathe.«

»Aber du hast den Mist wenigstens schonmal gelernt. Sogar zwei Mal.«

»Ja, und? Weißt du, wie lange das schon her ist?«

»Du schaffst das schon. Ich glaub an dich.«

Mik seufzte gespielt, verdrehte die Augen.

»Wir schauen es uns nachher an.«

Dennis grinste breit.

»Irgendwelche Vorteile muss es ja haben, wenn der beste Freund ein Jahr über einem ist.«


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Hayho!

Ja, nachdem ich gerade von 17 Stunden Autofahrt aus dem Urlaub heim gekommen bin, gibt es jetzt ein Geburtstags-Kapitel für euch (zu einem recht ... interessanten Zeitpunkt). Und morgen früh, wenn ich Zeit habe und dran denke, gleich noch ein Kapitel ... aus Gründen.

Ich war 17 Stunden nur nicht online! 17! Und was passiert? Mik bringt die Finalclash-Box raus. Jetzt habe ich diese Box um zwei Uhr nachts bestellt, weil ICH MUSS HABEN!

Ansonsten noch einmal eine kleine Anmerkung zur Story: »Michael« aus dem Team ist Michael Rivera, der auch »Life Goal« und so gesungen hat. Wird also englisch ausgesprochen.

Und WICHTIG!:

Ich habe vor zwei Tagen oder so ein Buch hochgeladen, in dem ich in Zukunft ankündigen werde, wann ich wo zu treffen sein werde. Damit muss ich es nicht mehr in jeder Story einzeln posten. Dort werden auch so Dinge wie Schreibtipps, Infos zu Geschichten, und ähnliches von mir kommen, also schaut gerne vorbei.

Ansonsten noch eine gute Nacht / einen guten Morgen euch!

Liebe Grüße, minnicat3

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