Herbstzauber ~ Blut-Buche 🍁✨🍂

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~ Herbstzauber ~ (A Malec Story)

von RaKoVader

Blut-Buche - Fagus sylvatica 'Purpurea'

~ Drachen, Igel, rostbraun, hüpfen, Buchecker (Frucht der Buche)~

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Trockenes Laub raschelt unter den Füßen beim Spaziergang durch den buntgefärbten Herbstwald hinter unserem Haus. Drachen steigen hoch und höher, der Sonne entgegen und schmücken den Himmel mit ihren bunten leuchtenden Farben. Feuchte Erde klebt an Gummistiefeln, Matschpfützen laden zum Herumtoben ein und goldene Sonnenstrahlen kitzeln leicht auf der Haut. Herbsttage vereinen die letzten Ausläufer des heißen trockenen Sommers mit dem nahenden frostkalten Winter. Sie sind magisch und haben ihren eigenen Zauber. Unter Baumkronen stehen und dem Blätterhimmel aufgeregt entgegenblicken. Die Arme weit gestreckt und das Gesicht lachend dem Blätterregen zugewandt.

Als Kind liebte ich den Brausewind in meinen Haaren, wenn ich mit langen Schritten über den Stoppelacker am Rande unseres beschaulichen Dorfes sauste. In meinen Händen hielt ich die Leine des gelben Drachen mit auffälligen lilafarbenen Spitzen krampfhaft umklammert, betete, dass der spätherbstliche böige Wind den Stoff nicht in tausend Fetzen riss, Holz und Leim stark genug waren und das Sturm-brausende Windrauschen Batman seinem Gefährten Robin immer näher brachte. Wir genossen den Luxus einer unbeschwerten Kindheit auf dem Lande, fernab der pulsierenden Hektik und tosenden Geräuschen einer Großstadt. Nicht orange leuchtende Kürbisse, dampfend heißer Kakao oder das Sammeln unzähliger Kastanien dominiert die Erinnerung an die Herbsttage meiner Kindheit.

Es sind die Momente in der Natur gemeinsam mit meiner Schwester Isabelle und unserem Vater. Wie wir lachend über den Stoppelacker von Bauer Luke sausten, unsere Schuhe mit Schlamm bespritzt und die Wangen vom kalten Wind gerötet. Unsere schwarzen Haare zerzaust, eine erfrischende Herbstbrise umwehte triefende Nasenspitzen. Zwei bunte Drachen, welche mein Vater in liebevoller Kleinarbeit für uns zauberte, Stunde um Stunde riesig erscheinende Stoffstücke zusammen nähte, fluchte und falsch zusammengefügte Bahnen neu zusammensetzte. Nur damit seine Kinder einen Hauch von Freiheit spürten. Hoch oben am herbstlichen Himmel schwebten die Helden meiner Kindheit.

Batman taufte ich den mir zugewiesenen gelben Drachen und da meine Schwester zu dieser Zeit eine Art Heldenverehrung mit mir betrieb, war der Name ihres Himmelsgefährten selbstverständlich Robin. Die gleiche Bauart, unendlich viel Herzblut und leuchtend orangefarbener Stoff mit lilafarbenen Spitzen. Noch heute sehe ich unseren Vater mit vor Stolz und Freude glänzenden Augen auf dem Acker stehen. Der Wind surrte klangvoll durch die Schnüre und unser ausgelassenes Lachen war meilenweit zu hören. Wir waren unschuldige Kinder mit reinem Herzen, unbeschwert vergingen die Jahre und eines Tages standen Isabelle und ich alleine auf der Wiese am Rande des Dorfes. Dad war nicht mehr an unserer Seite, seine Worte und Anfeuerungen hallten als dumpfe Erinnerung wider und gemeinsam schrien wir dem Geist einer vergangenen Zeit unser Leid entgegen.

Dads Abschied kam plötzlich und unerwartet, zumindest für uns. Meine Eltern ließen ihre Kinder ziemlich lange im Unklaren und sprachen nicht über die Pläne einer getrennten Zukunft. Der Koffer in seinen Händen wog tonnenschwer und das weiße Flugzeug auf der grauen asphaltierten Rollbahn war für mich der personifizierte Teufel. Der Abschied am Flughafen war für jeden von uns die Hölle. Die Liebe meiner Eltern war alles, was ich bis dahin kannte und eine Trennung erschien mir immer fremd. So unreal. Es waren die Eltern von Freunden aus der Schule oder der Metzger des Dorfes, welche sich auseinander lebten und irgendwann getrennte Wege gingen. 'Aber nicht unsere Eltern', dachte ich und viele Jahre lang gab ich mir die Schuld. Dabei war es eine Sache zwischen ihnen beiden, denn manchmal reicht es einfach nicht für ein 'Für immer'. So ist das Leben, die Liebe kommt, die Liebe geht. Dad fand eine neue Heimat im wunderschönen New York, so anders und besonders als alles was wir kannten. Mit der Zeit folgte eine neue Liebe und schlussendlich auch eine neue Familie. Wir blieben seine Kinder, jedoch fühlte sich das Feld oder die Wiese am Waldesrand nicht mehr nach dem an, was es bisher für uns war. Heimat, Frieden, Glück.

Wir versprachen unserem Vater ihn in seiner neuen Heimat zu besuchen. Es dauerte viele Jahre, bis ich emotional und seelisch dazu bereit war, in ein Flugzeug zu steigen. Ich war gerade achtzehn Jahre alt geworden und hatte erfolgreich die Schule beendet. Die Welt wartete auf mich, streckte ihre Hände nach mir aus und New York nahm mich freudig in die Arme, schenkte mir unbeschwerte Momente, aber auch äußerst schwierige. Meine Schwester hat es bis heute nicht überwunden, dass Dad sein kleines Mädchen einfach zurückließ. So viele Jahre sind vergangen, Zeiten kamen und gingen, hinterließen Spuren, Narben und Erinnerungen auf unserer Haut. Doch Isabelle blieb dabei. Enttäuscht und zutiefst verletzt, flüchtete sie einige Jahre später mit ihrem Mann in sonnigere Gefilde. Sie kehrte dem Ort unserer Kindheit den Rücken zu und blickte nie mehr zurück. Wir telefonieren regelmäßig, tauschen Fotos unserer Leben und die bekannten Wiedersehensfloskeln.

New York veränderte mein Leben und den unschuldigen Blick auf die Welt. Ich tanzte in angesagten Clubs zu wummernden Beats. Nächte um Nächte dröhnten meine Ohren und die Luft in meinen Lungen wurde ersetzt durch tiefe Bässe und rhythmischen Melodien. Ich tauschte heimliche Küsse im Central Park oder dunklen Ecken und verliebte mich in einen Mann. Wesley traf mich mitten ins Herz und nahm es einfach an sich. Tiefe Blicke folgten auf langes Schweigen und seine Küsse brachten mich an den Rand der Welt. Es dauerte zwei Sekunden und meine Seele verschmolz mit seiner. Wir waren jung und unbeschwert, feierten das Leben und die Freiheit. Nichts konnte uns aufhalten. Gemeinsam bereisten wir das Land. Er zeigte mir sein Amerika, die unendlichen Weiten staubtrockener Wüsten mit stacheligen Kakteen. Wir schwammen durch das azurblaue Meer, immer der Sonne entgegen. Den Blick fokussiert auf den Horizont, Freiheit im Herzen und Sehnsucht nach mehr. Wesley wurde mein Zuhause und mit ihm wurden trübe Tage erträglich. Er war die Sonne in meinem Leben, doch tief in mir vermisste ich die Momente auf dem Stoppelacker mit Batman und Robin in meinen Händen.

Der Herbst in New York war nicht ansatzweise zu vergleichen mit dem, was ich in Deutschland zurückließ. Auch der Central Park färbte sich bunt. Doch vermisste ich immer die Farbvielfalt und das intensive Spiel, der Wandel einer Zeit, welcher so deutlich nur im Frühling zu erhaschen ist. Mir fehlte das Windrauschen im herbstlich gefärbten Wald, der Geruch nach feuchter Erde und Moos, Nebelschwaden auf dem Acker und der Wiese.

Der Herbst brachte mir kindliche Freude, aber auch unsägliches Leid. Ich verlor meinen geliebten Mann Wesley an einem trüben nebelverhangenen Novembertag. Der Himmel war durchzogen von Grau- und Schwarztönen. Kein Lichtblick, nicht ein einziger in dieser undurchdringlichen Masse aus dichten dunklen Wolken, welche meinen Kummer und den Schmerz auf die Welt rieseln ließen. Der Himmel weinte und ich mit ihm. Feuchtkalte Luft hüllte die Erde in einen Schleier aus Melancholie und Schwermut. Ich spürte es, ganz tief in mir. Etwas zerbrach und ich fiel. Ich fiel und fiel, immer tiefer und niemand vermochte es zu stoppen.

Die Wochen nach seinem Tod sind für mich nichts weiter als eine bleierne Müdigkeit. Ich schlief viel, fast ununterbrochen in den ersten Tagen. Riley eng umschlungen neben mir, seine kleinen Hände versuchten meine zu greifen, doch fehlte mir die Kraft. Alles war überzogen von einem dunstigen Schleier, meine Wahrnehmung getrübt durch die schwermütige Trauer. Rileys eigentlich hellen blonden Locken erschienen mir matt und auch seine Augen ... Es war verdammt schwer für mich ihn jeden Tag zu sehen. Die Ähnlichkeit mit Wesley war erschreckend. Nach der Geburt wussten wir sofort, welches Spermium das Rennen für sich entschied. Eine Miniversion von Wesley lag in dem viel zu großen Bett, verbunden mit Schläuchen um die Lunge zu entlasten. Sein Start ins Leben war holperig, doch ist unser Kleiner ein wahrer Kämpfer und zeigte den Ärzten was es heißt, nicht aufzugeben. Niemals und oft, sehr oft, ist er der rettende Spiegel, den ich brauche, um die Vergangenheit hinter mir und die Zukunft mit offenen Armen zu begrüßen.

Ein Spätherbstnachmittag schickte letzte goldene Strahlen auf den Stoppelacker meiner Kindheit. Batman schwebte am Himmel und weinte stumme Tränen um seinen Gefährten. Laubgeruch, erdig, feucht, Blätterrascheln, glatte braun glänzende Kastanien und das fröhliche kindliche Lachen meines Sohnes machten schwere Tage erträglich. Keine Wolken am strahlend blauen Himmel, warme kitzelnde Sonnenstrahlen und ein Lächeln so schön und magisch. Ich glaube nicht an Zufall, aber an das Schicksal. Und das Schicksal ist nicht immer eine miese Schlampe. Manchmal ist es auch deine Rettung und schickt dir einen Menschen, von dem du nicht wusstest, dass du ihn suchtest. Am Ende des Lebens ist es egal, wie reich, erfolgreich oder berühmt man war. Wichtig sind die Augenblicke im Leben, die dich alles Böse und Schlechte vergessen ließen, dir ein Lächeln auf das Gesicht zauberten und du sagen kannst, ich habe gelebt, ich war glücklich, ich habe geliebt und wurde geliebt.

Und wie ich liebte, voller Hingabe und Ekstase. Hatte Augen nur für diesen einen Mann, meinen Mann und am Tag seines Todes verwandelte sich das Herz in meiner Brust zu einem kalten Klumpen Eis. Seufzend blicke ich nun in den Himmel meiner Kindheit, beobachte fasziniert einen Schwarm Vögel auf ihrem Flug in den warmen Süden. Afrika ist ihr Ziel, der Anblick ihres Flugverhaltens ist beeindruckend. Jeder hat seinen Platz, jeder weiß was zu tun ist, jeder ist da, wo er sein soll. Auch ich bin da, wo ich sein sollte. Wo ich sein möchte und um nichts in der Welt würde ich mein jetziges Leben gegen ein anderes tauschen. Denn alles im Leben hat seinen Sinn.

"Armer Piepmatz", sagt Riley und ich löse meinen Blick von dem hypnotisierenden Flug des Schwarmes, schaue hinüber zu den Bäumen, welche in leuchtenden Orange- und Rottönen am Waldesrand stehen. Riley kniet auf dem Boden, die Hände bilden eine Plattform und eine leichte Herbstbrise zerzaust die blonden Locken meines Sohnes.

"Daddy, Hilfe", ruft er flehend. Schnellen Schrittes eile ich über die feuchte Wiese, einzelne Blätter kleben an meinen Schuhen und ich danke meinem Mann stumm dafür, dass er es mal wieder geschafft hat, mich von dem passenden Schuhwerk zu überzeugen.

Meine Wahl fiel zuerst auf graue Sneaker mit Stoffbesatz und diese hätten meine Füße schon längst in eine Moor-ähnliche Landschaft verwandelt. Die robusten rostbraunen Stiefel hingegen, lassen Kälte und Nässe nicht an mich heran. Feucht vom herbstlichen Nebel, welcher am Morgen über das Land zog und leichten Nieselregen mit sich brachte, erstreckt sich die Wiese unter unseren Füßen. Die Sonne scheint, doch dringt die Hitze ihrer Strahlen nicht zu uns hindurch. Eine dicke Schicht grauer Wolken verhindert den Genuss ihrer Schönheit. Nur kurz war sie zu sehen, schaffte einen Moment friedlicher Nostalgie, als der Anblick meines Sohnes eine fast vergessene Erinnerung weckte. Meine Schwester und ich, im Kampf um die Herrschaft des Himmels.

"Was ist passiert?", frage ich und sehe sogleich das volle Ausmaß von Rileys Leiden. Verängstigt, mit nassem, leicht zerrupftem Gefieder liegt ein kleiner brauner Vogel mit rot gefärbtem Bauch in den schützenden Händen meines kleinen Jungen.

"Stirbt er?", fragt Riley und der Ton seiner dünnen Stimme zerreißt mir fast das Herz. Mein Mann ist Tierarzt und Riley hat ein großes Herz und jede Menge Platz für alle Geschöpfe auf Gottes Erde. Unser Haus gleicht einem Zoo und der dazugehörige Garten wird von Schafen, Hausschweinen, mehreren Kaninchen und sogar einer Schildkröte bewohnt. Warum dann nicht auch ein kleiner Vogel?

Vielleicht wird er der neue beste Freund des Igels Sugar, welcher jedes Jahr sein Haus in unserem Garten bezieht. In liebevoller Kleinarbeit zimmerte mein Mann ein Igelhaus und Riley verschönerte mit seinen Stiften die neue Behausung. Sugar, so nannte er den kleinen frechen Igel, welcher einen knallroten Apfel auf seinem stacheligen Rücken transportiert. Und der echte stachelige Sugar kehrt jeden Winter auf seinen kurzen Beinchen in die kuschelige Winterhöhle zurück. Riley ist jedes Mal ganz aufgeregt und kann die Ankunft seines kleinen Freundes kaum erwarten. Ebenso wie das Eichhörnchen, welches regelmäßig seinen Wintervorrat Eicheln und Haselnüsse in unserem Sandkasten versteckt.

Der Frühling ist immer aufregend, Riley kaum zu halten, wenn es darum geht, den Schatz des Eichhörnchens zu bergen. Jedes Jahr verwandelt sich der Sandkasten im Garten hinter unserem Haus in eine archäologische Ausgrabungsstätte. Stolz präsentiert er die gefundenen Schätze, sammelt alles akribisch in seinem Eimer und legt diese dann auf die alte Steinmauer, welche sich am Rande des Gartens befindet. Dann beginnt das Warten und mit viel Fantasie sieht man ein freudiges Lächeln auf dem niedlichen Gesicht des kleinen Nagers, wenn es aus seinem Winterschlaf erwacht und eine köstliche Mahlzeit vorfindet.

"Nein Schatz. Er braucht Wärme und Magnus heilende Hände. Komm, wir bringen ihn nach Hause und dann wird es dem Vogel bald wieder besser gehen", beruhige ich Riley und löse den dicken dunkelblauen Schal um meinen Hals. Der kleine Vogel fiept in einer Tour und Riley seufzt laut als er diesen behutsam in das Nest aus Wolle legt.

"Pass gut auf", ermahnt mich mein Sohn und bestätigend nicke ich.

Gemeinsam gehen wir am Waldrand entlang, Riley immer ein paar Schritte vor mir. Das Laub am Boden ist feucht und die Erde an dieser Stelle der Wiese matschig. Ein Glück für Riley, seine knallpinken Gummistiefel mit der plastischen Abbildung eines goldenen Hornes und dem unverkennbaren Antlitz seines Lieblingstieres, ein Einhorn, sind das passende Schuhwerk und mit Sorge um den kleinen Vogel bestreitet er den Rückweg mühelos. Plötzlich stoppt er, sieht erschrocken zu mir auf und rennt geschwind an mir vorbei. Was ist passiert?

"Wir haben Batman vergessen", ruft er über die Schulter schauend und taumelt leicht an einer besonders rutschigen Stelle. Doch seine Beine sind stark, der Schuh lässt ihn nicht im Stich und Riley fängt sich wieder. Wie ein scheues Reh flitzt er über die Wiese, das Einhorn bespritzt mit Matsch und auch die leuchtend gelbe Regenhose mit passend zugehöriger Jacke, hat eindeutige mit Schlamm benetzte Stellen. Batman, wie konnte ich ihn nur vergessen? Seinen Verlust hätte ich mir nie verziehen. Rasch ist Riley wieder bei mir, in den Händen hält er beschützend das Bündel aus Stoff, Holz, Leim und Schnur. Batman, mein erster Drache, ein Delta, wunderschön in leuchtenden Farben. Gelb wie die Sonne und fliederfarben, wie die Lieblingsblume meiner Mutter.

"Du bist mein Held. Danke", sage ich und Riley strahlt über das ganze Gesicht.

Unser Haus liegt mitten im Wald, eingebettet zwischen hohen Bäumen mit buntem Laub und moosbewachsenen dicken Stämmen. Raues Holz und feingliedrige Äste. Vögel singen zwischen Baumkronen, wecken uns jeden Morgen um den neuen Tag gemeinsam zu begrüßen. Eichhörnchen flitzen von Ast zu Ast, sammeln Nahrung für kalte eisige Wintermonate. Unzählige Insekten tummeln sich auf dem mit Farn, Moos und Laub bedeckten Waldboden. Steinpilze mit ihrem charakterlichen gelb,- rot,- braun gefärbtem Hut kämpfen um die Herrschaft zwischen Pfifferlingen und Maronen. Hagebuttensträucher, knallrote Farbtupfer, aromatische Vitaminbombe und wichtigste Nahrungsquelle heimischer Vögel im Winterwald, brechen zwischen den gelb werdenden Blättern der Wildrosen hindurch. Magnus und Riley gehen jedes Jahr auf die Jagd nach dem wichtigen Vitamin C und gemeinsam verbringen sie anschließend Stunden in unserer Küche.

Jedes Jahr sitze ich still am Tresen der Küchenzeile, lausche den Gesprächen meiner beiden Herzensmenschen und erfreue mich an der ausgelassenen Stimmung und dem fröhlichen Lachen. Magnus und Riley sammeln Hagebutten, ich Bucheckern. Als Kind haben meine Schwester und ich es geliebt, die kleinen scharf-dreikantig geformten Nüsschen vom Waldboden aufzusammeln. Ein regelrechter Wettbewerb entstand. Wer findet die meisten Bucheckern, bei wem sind die meisten braun glänzenden Schalen nicht hohl und wer gewinnt den Kampf gegen den drückenden Schmerz in der Magengegend?

Unsere Eltern verdrehten jedes Mal genervt die Augen, wenn Isabelle und ich hüpfend in das Haus stürmten und stolz unsere Beute präsentierten. Mum röstete die übriggebliebenen Früchte und Dad hatte den restlichen Tag immer ein Auge auf uns. Denn der Genuss von rohen Bucheckern kann zu Vergiftungserscheinungen führen. Als Kinder glaubten wir an unsere Unsterblichkeit. Auch Magnus schielt gelegentlich zu meiner kleinen Beute, wenn er Riley dabei unterstützt, die gesammelten Hagebutten zu verarbeiten. Das nussige Aroma ist in Verbindung mit dem Geruch nach feuchtem Laub und den letzten warmen Sonnenstrahlen, eine erfrischende Erinnerung. Ich wünschte, Riley könnte den gleichen Zauber wie wir erleben.

... to be continued

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