Prolog
„Ruby, Rubbyyy wo bist du denn?", rief eine altbekannte Stimme in die Stille hinein. Ruby öffnete langsam die Augen , aber sie machte sich keine Mühe zu antworten. Das kleine hilflose Mädchen starrte in die Dunkelheit hinein. Das Kichern ihrer Mitbewohnerinnen vom Zimmer nebenan machte Ruby traurig und nervös zugleich. Seit dem Tod ihrer Eltern bei einem Autounfall, konnte sie nicht mehr lachen und nichts munterte sie auf.
Ruby hatte kurz nach dem Unfall erst bei ihrer Oma gewohnt, die war aber einige Wochen später an einem Schlaganfall erlitten und ins Altenheim verlegt worden. Die Eltern ihres Vaters hatten nach dem Tod ihres Sohnes und ihrer Schwiegertochter sich geweigert Ruby bei sich aufzunehmen. Seit dieser Aktion hasste sie ihre Großeltern.
Seitdem wohnte sie im Heim. Das war auch erst in England gewesen, wo sie auch geboren worden war. Aber Ruby und ein paar andere Kinder waren vor anderthalb Jahren in ein Heim nach Deutschland verlegt worden, da das Kinderheim wegen finanziellen Problemen schon nach kurzer Zeit geschlossen worden war. In dieser Zeit hatte sie die Sprache ihrer neuen Heimat gelernt, aber trotzdem konnte sie noch nicht akzentfrei Deutsch sprechen.
Sie wollte einfach kein Heimkind mehr sein, sie wollte jemanden der sich um sie kümmerte und Verständnis hatte. Im Heim war Tommy, ihr Lieblingsbetreuer, der einzige dem sie erzählte was sie seit dem Unfall ihrer Eltern durchmachte. Trotzdem konnte Ruby niemanden so richtig ihr Herz auszuschütten. Sie dachte an ihre Mama, der sie jedes einzelne Geheimnis anvertraut hatte. Doch jetzt war sie nicht mehr da.
Ruby starrte auf das Bild auf ihrem Nachtisch, darauf waren ihre Eltern Caren und Adam Mitchell, die einen Arm um sie legten zu sehen. Ihr kullerte eine dicke Träne über die Wange und ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken. Sie griff nach dem Wasserglas, das neben ihr stand und trank einen kleinen Schluck.
Ruby schloss das offene Fenster und legte sich ins Bett. Sie wollte ein bisschen schlafen und nicht ganze Zeit sich selber bemitleiden, wie jeden schulfreien Tag wie diesen.
Ihr Kissen war noch vom Vortag knautschig. Sie versuchte es mit ihrer zitternden Hand zu glätten. Es ging nicht, aber sie war zu müde, um sich darüber zu ärgern. Kaum hatte sie sich hingelegt, klopfte es an der Tür. Ruby ignorierte es, denn sie wollte keine Gesellschaft. Aber es trat doch jemand ein, es war die Heimmutter des Kinderheims. Ihr Name war Annie und sie war eigentlich ganz nett, trotzdem wollte Ruby einfach nur ihre Ruhe haben.
Annie setzte sich seitlich auf das Bett und guckte sie mitfühlend an. Das konnte Ruby gar nicht ab, wenn alle sie so bemitleideten. Ihre Eltern waren tot und niemand konnte sie zurück ins Leben holen, so viel war klar.
"Am Dienstag wirst du uns verlassen, Ruby. Wir haben jemanden gefunden der dich adoptieren möchte.", sagte Annie. Es waren nur ein paar Worte gewesen, aber sie würden einiges verändern, dass wusste Ruby jetzt schon. Nach so langer Zeit hellte sich ihr Gesicht auf und sie umarmte Annie.
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