XV. Gespräche

Wie er dazu kam Weasley zu schlagen fragte er sich, als er bereits in seinem Bett lag. Es war nicht der allgemeine Fakt, dass er ihm endlich das Maul stopfen konnte, sondern eher der Umstand, dass es seine Worte waren, die ihn derart aufgeregt hatten. Vielleicht war es nicht nur Granger, die einen Soft-Spot für ihn entwickelt hatte, sondern auch umgekehrt.

Dass er sie als Schlammblut bezeichnet und ihr den Tod herbeigewünscht hatte, drängte sich siedend heiß in sein Bewusstsein und es gefiel ihm nicht. Unzufrieden mit sich selbst, dachte er daran, was für ein dummes Kind er gewesen war und wie er allen Lehren der Reinblutfamilien Glauben geschenkt hatte. Viel zu spät war ihm aufgefallen, dass sie talentiert und gutherzig war, aber im siebten Schuljahr war es zu spät für einen Umweg. Sie ignorierten sich, so wie es auch alle anderen mit Draco taten und es war ihm egal gewesen. Im Nachhinein war ihm ihre Existenz im letzten Schuljahr nur störend im Unterricht aufgefallen, also war ihre unangenehme Vergangenheit noch weiter in Vergessenheit geraten, zumindest bei ihm.

Bei ihr war das anscheinend nicht der Fall, denn sie nahm ihm nicht nur die Vergangenheit, sondern auch sein gegenwärtiges Verhalten übel. Spürte sie denn nicht, dass zwischen ihnen eine Anziehung herrschte, die derjenigen von entgegengesetzten Polen glich?

Das, was sie ihm sagte schmerze ihn, selbst wenn er an diesen Abend zurückdachte. Natürlich hatte Geld für ihn keinen Wert, er hatte genug davon. Sie zu bezahlen war etwas, das für ihn zum guten Ton gehörte und ihr missfiel es, weil sie dachte, sie würde ihm etwas schulden, was allerdings nicht der Wahrheit entsprach. Zum Verzweifeln war das alles.

Nur bevor er einschlief dachte er an die wenigen Minuten, in denen sie sich nicht angeschrien und sich normal unterhalten hatten: der Moment als er ihr das Buch überreichte.

Natürlich wusste jeder, dass Granger Bücher liebte, aber dass sie sich dermaßen über ein altes, vergilbtes Buch freuen konnte, welches sie bereits kannte und das ihre Augen leuchten ließ, erlebte man aus einem anderen Blickwinkel, wenn man sich zu ihr hingezogen fühlte.

~*~

Hermine und Harry saßen gemeinsam in ihrer Wohnung am Küchentisch, jeder mit einem Teller Suppe vor sich. Nach Dracos harten Worten und ihren eigenen Unterstellungen brauchte sie Zeit, um es zu verdauen. Inzwischen hatte sie sich ein wenig erholt und war froh, dass Harry sie ablenken konnte.

„Ich hab dich gar nicht gefragt wo du den einen Abend warst, selbst als ich wiederkam war die Wohnung leer. Wo warst du?", interessiert biss sie von ihrer Scheibe Brot ab und sah, wie er mit sich rang.

„Ich sollte es dir nicht sagen.", druckste er herum und trank etwas Wasser.

„Wieso? Warst du bei Heather?", sie ließ ihren Löffel sinken, als er missmutig nickte. „Harry...", murmelte sie leise. „Was ist mit Ginny?"

„Als wir uns das letzte Mal gesprochen haben, ist es in einem Streit geendet. Ich glaube, dass ich unsere Beziehung endgültig vergessen kann."

„Aber dann musst du doch nicht mit Heather ins Bett hüpfen!", aufgebracht schnappte sie nach Luft. Harry schüttelte verwirrt seinen Kopf.

„Wo denkst du hin? Ich habe sie nach einem Rat gefragt und wir haben uns verquatscht. Im Endeffekt haben wir über vier Stunden miteinander geredet und es war sehr erholsam, nicht zu streiten. Sie ist wirklich hübsch, aber auch ich habe etwas Taktgefühl."

Peinlich berührt senkte sie ihren Blick, sie spürte Hitze in ihren Wangen, aufgrund der falschen Tatsache, die sie ihm vorwarf.

„Es tut mir leid, das wollte ich nicht."

„Wo bist du denn gewesen?", da er selbst nicht in der Wohnung war, wusste er auch nicht, dass Hermine sie verlassen hatte.

„Oh, ähm...", mit ihrer freien Hand strich sie eine Locke hinter ihr Ohr. „Ich hatte eine Verabredung..."

„Schön! Mit wem?", lächelnd vernahm er ihre Verlegenheit.

„Malfoy. Es war wirklich ok, bis wir Ron begegnet sind und er sich einmischen musste. Danach haben wir uns unschöne Dinge an den Kopf geworfen und der Abend war gelaufen."

„Du gehst mit Malfoy aus? Was ist in dich gefahren?", beinahe quietschte seine Stimme, so aufgeregt war er.

„Er hat mich beinahe genötigt! Ist immer wieder im Péché aufgetaucht, hat gesagt, er kommt jeden Abend, bis ich zustimme. Und dann hat er gesagt, er würde mir ein Buch mitbringen, das mich interessiert.", wild gestikulierend erklärte sie, wie es dazu kam und noch immer hielt sie in ihrer linken Hand eine Scheibe Brot, die kleine Krümel über den Tisch verstreute.

„Und? Hat er?"

„Hat was?", verdutzt hielt sie inne.

„Dir ein Buch mitgebracht, das dich interessiert?", sie riss ihre Augen auf. Wieder strich sie eine Strähne hinter ihr Ohr und spürte, wie sich ihre Wangen färbten.

„Ja, hat er. Es hat einen Goldschnitt und einen aufwendig bemalten Stoffeinband. Die Überredung von Jane Austen."

„Kennst du das Buch?", fragte er kauend. Mit ihrem Verhalten hatte er, wie es aussah, nicht gerechnet.

„Ja. Ich habe es einmal in der Schule gelesen, anscheinend hat er das bemerkt. Und dann haben wir, vor allem ich, so gemeine Sachen gesagt... ich fühle mich schlecht. Er hat wirklich versucht den Abend angenehm zu gestalten.", schuldig legte sie das Brot auf dem Tisch ab und kratzte den Nagellack von ihren Nägeln. Sie würde bald neuen Lack auftragen müssen, dieser war an vielen Stellen unschön und so konnte sie nicht arbeiten, ohne von Richard angehauen zu werden.

„Wie aufmerksam. Das überspielt trotzdem nicht die Tatsache, dass er ein Ekel ist.", bei Harrys Wortwahl musste sie ein wenig lächeln, denn im Grunde genommen hatte er recht.

„Wenn man seine Vergangenheit betrachtet, ja. Obwohl es auch jetzt noch so ist. Er sagt, ich soll ihm eine zweite Chance geben, genauso wie mir selbst."

„Was meint er damit, wenn er sagt, du sollst dir selbst eine zweite Chance geben? Will er, dass du deinen Job wechselst?", verwundert über Harrys Idee hob sie ihre Augenbrauen.

„Du hast recht, daran habe ich gar nicht gedacht. Vieles, das ich ihm gesagt habe, war darauf bezogen, dass ich in dieser Gegend lebe und dass er mich so behandelt, weil ich eine Nutte bin..."

„Nenn dich doch nicht so. Das ist so ein hartes Wort, das möchte ich nicht von dir hören, liebe Miss Granger.", tadelte der Strubbelkopf.

„Mhm. Vielleicht erwartet er auch nur, dass ich mein jetziges Leben als das annehme, was es ist. Eigentlich gut. Ich habe Spaß in meinem Beruf und ich muss nichts tun, das ich nicht will.", führte sie weiter aus und fuhr damit fort, ihre Suppe zu essen. Harry beobachtete sie und kam nicht umhin, sie für ihre erwachsenen Worte zu bewundern.

~*~

Unter anderem ihr Gespräch mit Harry hatte dazu geführt, dass sie sich Malfoy gegenüber erklären wollte. Mit schwitzigen Handinnenflächen stand sie vor dem Gebäude, in dem sich seine Wohnung befand. Sie musste mit ihm reden und zwar sofort. Auf seinem Klingelschild stand nurmehr der Name Malfoy geschrieben, anscheinend war Astoria wirklich ausgezogen. Sie klingelte, kurz darauf ertönte der Türsummer und sie betrat den prunkvollen Gang. Malfoy wartete bereits in seiner geöffneten Tür auf sie und ließ sie wortlos eintreten.

In unangenehm gespannter Atmosphäre saßen sie sich im Wohnzimmer schräg gegenüber. Das Feuer im Kamin vermochte die Kälte dennoch nicht zu vertreiben, die sich zwischen ihnen ausbreitete. 

„Weshalb bist du hier?", begann er skeptisch. „Möchtest du mir noch einmal vorhalten, dass ich mich für etwas Besseres halte und dich kaufen möchte?"

„Nein...", unschlüssig rieb sie mit ihrer Hand über ihre Lider, sie durfte es nicht schon wieder vermasseln. „Ich möchte mich für meinen Teil des Streits entschuldigen."

„Du erwartest jetzt, dass ich mich auch bei dir entschuldige, richtig?", fragte er ein wenig amüsiert.

Schulterzuckend sah sie ihn an: „Entschuldige dich, oder lass es. Ich dachte ich komme dir ein bisschen entgegen, immerhin hast du wirklich versucht den Abend nett zu gestalten. Nur... Malfoy es ist nicht so einfach für mich. Dein Verhalten in den letzten Wochen war respektlos und arrogant."

„Kennst du mich denn anders?", vielleicht sollte er aufhören sie zu provozieren, wenn er ihre Ansicht verändern wollte? Schließlich hatte er sie schon mehrmals geküsst und das tat man nicht einfach so. Er hatte sie zu einer Verabredung eingeladen und sich bemüht, ihr sogar ein Buch mitgebracht. Sie konnte es sich nicht anders erklären, zumindest bisher.

„Nein. Aber ich würde dich gern anders kennen."

Überrascht hoben sich seine Augenbrauen: „Ist das so?"

„Ich denke schon.", erneut schulterzuckend musterte sie ihre Fingerspitzen. Plötzlich war ihr das Gespräch sehr unangenehm und sie dachte, sie würde ihm einfach sagen, dass sie den Sex mochte und dann könnte sie gehen. „Hör zu-", sie straffte ihre Schultern und wappnete sich für das, was sie ihm jetzt offenbaren würde, „-unerklärlicherweise gefällt mir das, was wir miteinander haben. Aber deine Gegenwart ist einfach nur anstrengend für mich. Ich fühle mich schlecht und ausgenutzt, wenn du danach verschwindest... ich meine, klar bin ich... kann man mich für so etwas kaufen, aber ich habe ein Mitspracherecht."

Stumm musterte er sie, er sah nicht aus, als würde er wütend oder dergleichen sein.

„Auf jeden Fall... ich denke, dass du das alles auch genießt, aber wenn du das fortführen möchtest, dann kann es nicht so weiter gehen. Ich möchte nicht mehr weinen, nachdem wir miteinander geschlafen oder uns unterhalten haben, weil es wieder im Streit auseinanderging.", sie wusste nicht, was sie noch sagen sollte, also erhob sie sich. Da sie den Umhang noch immer trug, schloss sie ihn und ging um den Tisch herum. Die einzige Regung, die er ihr zeigte, war die seiner Augen. „Ich gehe dann jetzt."

Hermine verließ das Wohnzimmer, als er aufstand: „Warte."

Erwartungsvoll drehte sie sich zu ihm, vielleicht würde er sich doch erklären.

„Du hast recht.", stieß er schließlich aus.

„Womit?"

„Ich genieße es. Mein Verhalten in den letzten Wochen hat nur wenig mit dir zu tun, okay?", gab er schließlich zu und sah sie mit leicht gesenktem Kopf von unten an, seine Hände steckten in seinen Hosentaschen.

„Du hast mir gesagt, dass ich es nicht wert bin. Dass es dir peinlich ist, eine wie mich gefickt zu haben, um es mit deinen Worten auszudrücken.", niedergeschlagen lehnte sie sich im Türrahmen an. „Das macht die Tatsache, dass ich den Sex gut finde noch erbärmlicher.", abschließend seufzte sie. Jetzt, wo sie darüber nachdachte, fühlte es sich falsch an. Wie konnte es dazu kommen?

„Klar hab ich das gesagt, aber es war auch einfacher.", als sie seinem Blick fragend begegnete, versuchte er es weiter auszuführen, damit sie ihn verstehen konnte: „Ich habe mich dir gegenüber immer so verhalten, es wurde mir beigebracht. Es erschien mir als die einzig logische Konsequenz, auch wenn ich während unserer gemeinsamen Zeit anders gefühlt und gedacht habe."

„Du interessierst dich nicht für meinen Blutstatus?"

„Granger, das ist mir total egal.", antwortete er unmissverständlich.

„Und... und...", Hermine war verwirrt. „-du bist wiedergekommen, weil? Wegen mir ist deine Verlobung geplatzt."

~*~

Unzufrieden dachte er an die letzte Zeit und seine fehlgeleiteten Gefühle, die ihn beeinflusst hatten: „Kannst du es denn nicht sehen?", sie runzelte ihre Stirn. Er dachte, wenn sie es schon so formulierte, würde sie von selbst darauf kommen. „Granger, es ging dabei nicht um meinen Hass zu dir, sonst wäre ich doch nicht wiedergekommen. Ich habe mich selbst gehasst."

Jetzt, als er es aussprach, erkannte er es endgültig als die einzig richtige Wahrheit. Er wandte seinen Blick ab, fing an auf und ab zu gehen, ehe er fortfuhr: „Ich habe dir doch permanent gesagt, dass du die Schuld daran trägst und dass du alles kaputt gemacht hast."

„Daran erinnere ich mich sehr genau.", spottete sie. Darauf machte er ein paar große Schritte, stand vor ihr und umfasste ihre Schultern leicht.

„Du trägst in der Tat die Schuld daran, aber nicht wegen der Dinge, die ich mit dir getan habe, sondern wegen der Gründe, die dazu führten."

Es schien ihr wie Schuppen von den Augen zu fallen, selbst er konnte es in ihrer Mimik lesen: „Du wolltest Astoria nicht heiraten und hast sie nicht geliebt."

Kraftlos fielen seine Hände von ihren Schultern, mit versteinertem Gesichtsausdruck schüttelte er seinen Kopf. „Ich weiß, dass es das Ganze nicht besser macht, aber ohne dich wäre ich bei ihr geblieben und hätte nicht gewusst, dass etwas fehlt."

„Dir fehlte also etwas, ja?", sie verschränkte die Arme vor ihrer Brust und hob eine ihrer Augenbrauen.

„Hmm.", machte er nachdenklich. Er trat von ihr zurück und lehnte sich gegen die Lehne des Sessels. Er dachte an die vorhandene Leidenschaft in seiner Beziehung zu Astoria und wie sie dennoch nicht das war, das ihn vollkommen glücklich machte. Wie Bunny, respektive Hermine, ihn vom ersten Moment an in ihren Bann gezogen hatte und ihn nicht mehr loslassen wollte.

„Der Streit, die Erniedrigungen?", hakte sie interessiert nach und machte ihrerseits einen Schritt auf ihn zu.

„Und die Art, wie der Hass in deinen Augen schimmerte.", fügte er ihrer Aufzählung hinzu.

„Dafür hast du schon vor Jahren die richtige Grundlage gelegt.", gluckste sie und legte ihren Zeigefinger unter sein Kinn. „Wieso wolltest du wirklich mit mir ausgehen?"

Er dachte nach, während er ihren Blick fest erwiderte. Sollte sie die Wahrheit erfahren und ihn für einen kompletten Vollidioten halten? Das könnte zu wundervollem Hass-Sex führen, also warum nicht?

„Ich wollte eine Stelle an dir finden, die mich abstößt, damit ich dich vergessen kann.", murmelte er ihr entgegen.

„Sowas funktioniert?", ihr Lächeln wurde zu einem Grinsen, er versuchte weiterhin ernst zu bleiben, wobei es ihm zunehmend schwerfiel.

„Es funktioniert, wenn es etwas gibt, das ich nicht mit meinen Ansprüchen vereinbaren kann."

Sie musterte ihn mit Genugtuung, selbst sie musste im Laufe des Gesprächs festgestellt haben, dass sein Vorhaben gescheitert war. „Hast du mich deshalb auf der Damentoilette geküsst? Die letzte Instanz vor dem Abgrund?"

„Vielleicht."

„Du bist ein Arschloch.", warf sie ihm ungeschönt an den Kopf, aber er konnte es verkraften.

„Ich weiß. Das ist es doch, das dir an mir gefällt.", grinsend umschloss er ihren Finger unter seinem Kinn mit der Hand.

„Und arrogant bist du auch.", fügte sie spielerisch an, ihre Augen blitzten seinen entgegen.

„Du schmeichelst mir, Granger."

„Ich hasse dich so sehr, weißt du?", mit gesenkten Augenbrauen stand sie vor ihm, ihr Finger in seiner Hand.

„Ich hasse dich auch.", Draco schien sich dazu entschieden zu haben, einen Themenwechsel vorzunehmen, also ließ er ihren Finger frei, strich erst mit seinem Handrücken über ihre Wange und dann ihr Haar von ihrer Schulter. Er räusperte sich, unterbrach den intensiven Blickkontakt für einen Moment: „Es gibt da noch eine andere Sache, die du wissen solltest.", begann er kryptisch. „Ich musste letztens das Wiesel und seine Perle betreuen, war ein Riesenspaß.", selbstverständlich war es kein Riesenspaß, das konnte sie seinem Tonfall entnehmen.

„Was ist passiert?", fragte sie und konnte nicht verhindern, dass ihr Puls in die Höhe schnellte.

„Er ist eifersüchtig auf mich, wegen dir. Und er hat es auf die Spitze getrieben. Ich habe ihm eine verpasst."

Bestürzt schüttelte sie ihren Kopf, wild flogen ihre Locken über ihre Schultern: „Das kann ich nicht glauben! Warum sollte er eifersüchtig sein?"

„Glaub es ruhig. Als ich ihn fragte, ob er eifersüchtig ist, weil ich an deinem Leben teilhabe und er nicht, ist er ziemlich sauer geworden und hat mir meine Fehler vorgehalten, die es rechtfertigen, dass ich nichts mit dir zu tun haben sollte."

„Unfassbar.", Hermine bettete ihr Gesicht in ihren Händen. Ruckartig senkte sie diese jedoch wieder, als ihr klar wurde, was er gesagt hatte: „Du hast Teil an meinem Leben?"

„Ich habe nicht gesagt, dass dieser Teil essenziell ist, aber er ist größer, als der von Weasley, oder nicht? Eigentlich ist jeder Teil, der anderen Menschen an deinem Leben größer, als der von Weasley.", sinnierte er nachdenklich. Seine Hände fanden erneut ihren Weg in seine Hosentaschen.

„Da kann ich nicht widersprechen.", abwesend sah sie an ihm vorbei aus dem Fenster. „Malfoy, ich muss gleich zur Arbeit. Gut, dass wir gesprochen haben."

„Ja.", sagte er und presste seine Lippen aufeinander. „Wird es eine zweite Verabredung geben? Ohne Weasley, versteht sich.", er äußerte seine Frage zögerlicher als beabsichtigt, musterte sie abwartend.

Sie zuckte ihre Achseln, ehe sie antwortete: „Warum nicht? Schick mir eine Eule."

Er nahm an, dass diese Bewegung ihre neue Interaktion war, die stehts ihre Gespräche mit ihm begleitete – sie reagierte gleichmütig und nicht abgeneigt. Damit tätschelte sie seine Schulter, kehrte um und verließ seine Wohnung. Er folgte ihr nicht, sondern lächelte, während er an seinen Sessel gelehnt verweilte und ihr hinterher sah.

~*~

A.N.: Endlich Harmonie! - Tatsächlich gibt es von diesem Gespräch noch eine zweite Version. Zeitweise gab es noch eine dritte, die habe ich jedoch gestrichen, bis ich bei dieser hier angekommen bin.

Da Interesse geäußert wurde und ich natürlich gern jedem eine Freude mache, teile ich hier die 2. Version mit euch! Quasi als Bonus :) Viel Spaß.

_____________Version 2 _____________

Unter anderem ihr Gespräch mit Harry hatte dazu geführt, dass sie sich Malfoy gegenüber erklären wollte. Mit schwitzigen Handinnenflächen stand sie vor dem Gebäude, in dem sich seine Wohnung befand. Sie musste mit ihm reden und zwar sofort. Auf seinem Klingelschild stand nurmehr der Name Malfoy geschrieben, anscheinend war Astoria wirklich ausgezogen. Sie klingelte, kurz darauf ertönte der Türsummer und sie betrat den prunkvollen Gang. Malfoy wartete bereits in seiner geöffneten Tür auf sie und ließ sie wortlos eintreten.

In unangenehm gespannter Atmosphäre saßen sie sich im Wohnzimmer schräg gegenüber. Das Feuer im Kamin vermochte die Kälte dennoch nicht zu vertreiben, die sich zwischen ihnen ausbreitete.

 „Ich will mich entschuldigen.", begann sie schließlich, sah ihn jedoch nicht an.

„Wofür? Eine allumfassende Entschuldigung lasse ich nicht gelten.", meckerte er und sie kannte ihn schließlich nicht anders.

„Dafür, dass ich so gemein war und mit aller Macht unsere Verabredung sabotierte."

„Und weiter?", nun sah sie doch zu ihm. Sein eisiger Blick ließ sie frösteln.

„Was willst du denn noch hören? Es tut mir leid, dass ich dich als abgehobenen Schnösel beschrieben habe und alles Schlechte in der Welt auf meinen Beruf projiziere. Vielleicht hast du jedes Recht dazu gemein zu mir zu sein. Ich habe dir vor unserem ersten Mal nicht gesagt, wer ich war und dass es dir eventuell missfallen könnte, ist mir nicht in den Sinn gekommen. Und ich habe außeracht gelassen, dass ich in deinen Augen weniger Wert bin. Ich dachte du würdest mich wegen meines Berufs so behandeln, aber es liegt an meinem Blutstatus, nicht wahr?"

„Was zur Hölle redest du da?", sein eisiger Ausdruck hatte sich in Entgeisterung gewandelt.

„Was ist es dann? Sag es mir!", sie hielt es nicht mehr aus. Sie musste wissen woher sein ekelhaftes Verhalten rührte.

„Das ist nicht so einfach.", murmelte er, senkte seinen Blick und massierte seine Nasenwurzel. „Dazu brauche ich einen Drink. Du auch?"

Sie nickte und wartete, bis er für sie beide jeweils ein Glas mit Gin, Eiswürfeln und ein wenig Cranberrysirup gefüllt hatte.

„So einen schicken Cocktail hätte ich dir gar nicht zugetraut.", sagte sie, als er ihr das Glas reichte. Ein schiefes Lächeln bildete sich auf seinen Lippen.

„Ist von meiner Mutter."

„Erklärst du es mir jetzt?", bohrte sie weiter, ergeben nickte er und nahm einen Schluck aus seinem Glas.

„Ich habe lang darüber nachgedacht. Viele verschiedene Dinge, die mein Verhalten beeinflussen habe ich einbezogen und festgestellt, dass es überhaupt nicht an dir liegt. Ein wenig vielleicht, weil du die Schönste im Péché warst. Und überhaupt, weil du da warst. Wenn du es nicht gewesen wärst, wäre es vielleicht eine andere gewesen, wer weiß das schon. Die Beziehung zwischen Astoria und mir stand schon eine Zeit lang auf der Kippe, eigentlich war sie nie in Stein gemeißelt. Zumindest nicht von meiner Seite aus, nur habe ich es bis dahin nicht realisiert. Und ich war eigentlich wütend auf mich, aber ich dachte, dass du die Schuld daran trügst, dass ich plötzlich mit offenen Augen auf meine Gefühle zu Astoria sehen konnte. Nämlich, dass es keine Gefühle gab und ich nur bei ihr blieb, weil es okay war. Ich will aber nicht, dass meine Beziehung okay ist. Auch, wenn ich es immer genossen habe, dass ich mir ihr machen konnte, was ich wollte. Im Endeffekt war die Gesamtsituation nicht das, was ich wollte und du hast es mir gezeigt."

In einem einzigen Wortschwall kehrte er seine innersten Gedanken mit ihr, denen sie erstaunt und nachdenklich lauschte. Sie konnte nicht fassen, dass er alles auf sich nahm und sich dermaßen öffnete.

„Aber... du konntest mich nie ausstehen. Ich bin mir sicher, dass das dazu beigetragen hat.", setzte sie dennoch nach.

„Nein, ich mochte dich nie besonders.", gab er ohne zu zögern zu. „Weil du schlauer warst und gute Freunde hattest. Ich weiß nicht, ob dein Blut je das wirkliche Problem war, weil es mir meine Eltern immer nur gesagt haben. Ich aber habe gesehen, dass du talentiert bist. Vielleicht wollte ich dich einfach hassen, weil es sich so gehörte. Und als wir uns wiedergesehen haben, erschien es mir als der einfachste und logische Schluss, dich weiterhin zu hassen und schlecht zu behandeln."

„Das sind sehr reflektierte Worte aus deinem Mund, Malfoy.", bemerkte sie nüchtern, er ließ sich nicht von dem ablenken, was er ihr sagen wollte, also redete er weiter, als hätte sie nichts gesagt.

„Deine Worte haben mich getroffen. Ich habe mich gefragt, warum du nur das in mir siehst und ob es wirklich das ist, was ich bin.", nachdenklich drehte er das Glas in seinen Händen, beobachtete die Eiswürfel, die langsam schmolzen.

„Ich dachte lange Zeit, dass das alles war, das du bist.", flüsterte sie. Ihre Blicke trafen sich im schwachen Licht des Kamins, weshalb Malfoy keine weitere Lichtquelle im Raum hatte, fragte sie sich nicht. Nur das Glänzen in seinen Augen, das den Schein wiederspiegelte, fesselte sie. „Dein Verhalten mir gegenüber entsprach genau meiner Erinnerung an dich."

Er seufzte. „Natürlich. Aber seit unserem ersten Treffen spürte ich eine unglaubliche Wut in mir. Es war als würde alles, das ich über zwei Jahre lebte, infrage gestellt werden und das wollte ich nicht zulassen. Bis zu diesem Moment war ich zufrieden, bis ich feststellte, dass es nicht gut genug war und dass ich dich begehrte. Allein die körperliche Spannung, die ich in deiner Gegenwart fühlte, machte mich verrückt und ich dachte es würde an mir liegen. Dass ich ein schlechter Freund wäre, der seine Freundin belügt, was ich auch tat, keine Frage. Dazu kam, dass du mir deine Identität verheimlicht hast. Das hört sich alles so furchtbar egoistisch an...", er machte eine kurze Pause, ehe er fortfuhr: „Ich kann es verstehen, dass es euch schützt, dass ihr Masken tragt, aber was hast du eigentlich gedacht, als ich dich immer wieder aufsuchte?", ehrliches Interesse lag in seiner Frage und sie kam nicht umhin, ebenfalls darüber nachzudenken und sich zu erinnern.

„Ich fand es furchtbar. Es war unheimlich anstrengend, mir nichts anmerken zu lassen. Zu diesem Zeitpunkt warst du für mich der Slytherin, der mich damals gemobbt und aufgezogen hat. Der uns immer wieder in die Quere kam und letztendlich mehrere Dinge für Voldemort getan hat, die ich ihm nicht verzeihen konnte.", abwartend beobachtete sie ihn, aber seine Miene war unergründlich. „Ich musste mit mir ringen, um dir die üblichen Angebote zu machen, ob ich mich ausziehen sollte oder dergleichen. Auch bei den weiteren Besuchen von dir war es nicht einfacher. Jeden Tag hatte ich Angst vor deiner Rückkehr und ...", sie pausierte und rieb mit ihren Händen über ihre Wangen. „... als du wusstest wer ich war, habe ich nicht verstanden, was du von mir willst, warum du erneut mit mir schlafen wolltest..."

„Du warst nicht einfach zu haben. Und deine Outfits waren immer wieder umwerfend.", gestand er ihr zu. Überhaupt war sie von seiner offenen Art überwältigt. Anscheinend hatte er viel und gründlich nachgedacht und sich dazu entschieden ihr reinen Wein einzuschenken.

„Und dann wurde Bunny zu Hermine und du hast nicht verstanden, warum du sie immer noch sehen wolltest."

„Zuerst: ja. Dann habe ich erkannt, dass es so ist wie du es gesagt hast: Ich bin schmutzig und aufregend und du darfst mich nicht haben. Nächtelang lag ich wach und dachte an Bunny."

„Wirklich? Die Tatsache, dass ich dir nicht sofort zu Füßen lag, machte mich begehrenswert?", skeptisch hob sie eine Augenbraue, worauf er nickte.

„Ich hatte eine heiße Freundin in meinem Bett und wollte sie nicht."

„Es tut mir leid für Astoria. Sie hat viel Zeit in diese Beziehung gesteckt, bis du plötzlich feststellst, dass du sie nicht möchtest.", gab Hermine zu bedenken und stellte ihr Glas auf dem Tisch ab.

„Ach... meine Eltern haben die Beziehung doch eingefädelt. Sie hätte finanzielle Vorteile gehabt und in der Firma meiner Eltern arbeiten können. So viel kann ich ihr nicht bedeutet haben."

„Offensichtlich schon. Wenn sie direkt verschwindet, weil sie bemerkt, dass du eine andere triffst, dann war es sehr wohl eine Herzensangelegenheit. Eine Frau, die nur auf finanzielle oder gesellschaftliche Vorteile zielt, würde dennoch an deiner Seite bleiben."

„Granger, ich habe gerade überwunden, dass ich dich mies behandelt habe,rede mir nicht auch noch wegen meiner Verflossenen ein schlechtes Gewissenein.", mürrisch leerte er sein Getränk. 

Draco schien sich dazu entschieden zu haben einen Themenwechsel vorzunehmen. Er stellte das leerte Glas auf dem Tisch ab und verschränkte seine Finger in seinem Schoß: „Es gibt da noch eine andere Sache, die du wissen solltest.", begann er kryptisch. „Ich musste letztens das Wiesel und seine Perle betreuen, war ein Riesenspaß.", selbstverständlich war es kein Riesenspaß, das konnte sie seinem Tonfall entnehmen.

„Was ist passiert?", fragte sie und konnte nicht verhindern, dass ihr Puls in die Höhe schnellte.

„Er ist eifersüchtig auf mich, wegen dir. Und er hat es auf die Spitze getrieben. Ich habe ihm eine verpasst."

Bestürzt schüttelte sie ihren Kopf, wild flogen ihre Locken über ihre Schultern: „Das kann ich nicht glauben! Warum sollte er eifersüchtig sein?"

„Glaub es ruhig. Als ich ihn fragte, ob er eifersüchtig ist, weil ich an deinem Leben teilhabe und er nicht, ist er ziemlich sauer geworden und hat mir meine Fehler vorgehalten, die es rechtfertigen, dass ich nichts mit dir zu tun haben sollte."

„Unfassbar.", Hermine bettete ihr Gesicht in ihren Händen. Ruckartig setzte sie sich jedoch wieder auf, als ihr klar wurde, was er gesagt hatte: „Du hast Teil an meinem Leben?"

„Ich habe nicht gesagt, dass dieser Teil essenziell ist, aber er ist größer, als der von Weasley, oder nicht? Eigentlich ist jeder Teil, der anderen Menschen an deinem Leben größer, als der von Weasley.", sinnierte er nachdenklich. Seine Augen ruhten einen Moment lang auf dem Kaminfeuer, ehe sie zu ihr zurückkehrten.

„Da kann ich nicht widersprechen.", abwesend musterte sie ihn in seinem Sessel. „Malfoy, ich muss gleich zur Arbeit. Gut, dass wir gesprochen haben.", sie erhob sich und schloss ihren Mantel, den sie noch immer trug.

„Ja.", sagte er und presste seine Lippen aufeinander. „Wird es eine zweite Verabredung geben? Ohne Weasley, versteht sich.", er äußerte seine Frage zögerlicher als beabsichtigt, musterte sie abwartend.

Sie zuckte ihre Achseln, ehe sie antwortete: „Warum nicht? Schick mir eine Eule."

Er nahm an, dass diese Bewegung ihre neue Interaktion war, die stehts ihre Gespräche mit ihm begleitete – sie reagierte gleichmütig und nicht abgeneigt. Damit tätschelte sie im Vorbeigehen seine Schulter und verließ seine Wohnung. Er folgte ihr nicht, sondern lächelte, während er in seinen Sessel verweilte und weiterhin die schimmernde Glut beobachtete.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top