VI. Wut

Wütend starrte er auf die perfekten Pancakes auf seinem Teller. Seit dem Astoria zurück in die gemeinsame Wohnung gekommen war, hatten sie kaum bis gar nicht gesprochen, aber dafür umso mehr Sex. Er war nicht wütend auf sie, sondern auf sich, weil er keine (so kam es ihm vor) richtigen Gefühle für sie empfand und sie dennoch in wenigen Wochen heiraten sollte. Nie hatte er viel von der Ehe gehalten, aber dieses verdammte Péché de ta vie ließ ihn an allem zweifeln, das er in den letzten beiden Jahren gelebt hatte. Konnte das überhaupt die Möglichkeit sein? Eine Nutte räkelte sich vor seiner Nase und ließ in alles infrage stellen? Nicht dass er wirklich an Gefühle oder dergleichen glaubte, er stellte sich nur vor, dass sein restliches Leben nicht leichtfertig an eine Person gebunden werden sollte, mit der er lediglich zufrieden war. Draco kam es so vor, als würde etwas fehlen, aber er konnte nicht genau ausmachen, worum es sich handelte.

Mit einer herrischen Geste löffelte er Honig auf seinen Teller, beinahe ertranken die Pancakes darin.

„Ist alles okay mit dir?", fragte Astoria mit erhobener, blonder Augenbraue, als sie sich von der bratenden Pfanne zu ihm drehte.

„Bestens.", brummte er, schnitt den Pancake in zwei Teile, rollte einen zusammen und biss davon ab. Mit kräftigen Bewegungen kaute er den ausgebackenen Teig. Mit gerunzelter Stirn wurde er von seiner Verlobten beobachtet, die letztendlich mit einem Schulterzucken entschied, dass es nicht wichtig war. Anschließend widmete sie sich wieder ihrem Vorhaben 20 Pancakes zu braten.

~*~

Mit dem gleichen Gesichtsausdruck saß er am Abend auf dem Sofa in ihrem Wohnzimmer. Einzelne Worte hatten er und Astoria gewechselt, etwa als sie ihn fragte, ob er genug Pancakes hatte, ob er noch einen Tee wolle, ob er ... irgendwann hörte er nicht mehr zu und nickte nur noch, versunken in seinen eigenen dunklen Gedanken. Nie war ihm aufgefallen, wie unzufrieden er eigentlich war und dann kam Bunny daher, die ihn an irgendetwas erinnerte und die dazu führte, dass er alles hinschmeißen wollte. Er hasste sich, Bunny, Astoria, seine Eltern. All diese Ereignisse und Grübeleien ließen ihn zwei weitere Tage Urlaub beantragen, trotz seines Verlustes im kommenden Monat.

Seine Eltern hatten ihn ungeachtet seiner Bedürfnisse in diese Verlobung mit Astoria gedrängt, stellte er fest. Die Schuld, die er im Krieg auf sich geladen hatte, wollte er wieder gut machen, indem er eine reine Seele in seinem Leben hatte, er vertraute in seine Eltern, dass sie ihm den richtigen Weg zeigten, aber Astoria war nur ein weiterer Bluff. Diese schöne, blonde Frau hatte mit alldem nichts zu schaffen gehabt und war die ganze Zeit des Kriegs über unschuldig geblieben.

Er umfasste seinen Zauberstab fest. Erhob sich von seinem Sofa. Astoria, die in der Küche stand und in bester Reinblutmanier Reinigungszauber ausführte, wandte sich verwirrt zu Draco um. Er holte aus und schrie: „Confringo!"

Sein aus tiefstem Herzen ausgeführter Sprengzauber zerlegte die halbe Wohnzimmerwand zu seiner Linken in Schutt und Asche. Mit einem spitzen Schrei versuchte Astoria ihr Gesicht mit ihren Armen zu schützen, gleichzeitig sank sie auf den Boden. Größere und kleinere Brocken wurden auf die Terrasse geschleudert, Staub rieselte auf seine Schultern und alle anderen Möbel. Der Kamin war nicht mehr funktionsfähig und in alle seine Einzelteile zerlegt. Verängstigt zitterte sie, Draco sah sie an, seine Mimik glich dem Todesfluch in seinem Wesen. Langsam gab sie die von ihren Armen versperrte Sicht frei und flüsterte zu ihm:

„Draco! Bist du von Sinnen? Du hättest uns ernsthaft verletzen können."

Er sah aus, wie ein Vulkan, der kurz vor einem Ausbruch stand. Noch immer mit deutlich erhöhtem Puls starrte er sie an. Seine Hand mit dem Zauberstab senkte sich, er musste aus dieser Wohnung verschwinden. „Ich gehe. Warte nicht auf mich, es wird wahrscheinlich spät.", geschockt nickte sie, wechselte mit ihrem Blick zwischen dem Schutt und dem Blonden. Ohne weitere Worte an sie zu verschwenden machte er kehrt, nahm im Vorbeigehen seinen Umhang mit sich und ließ die Tür schwer in ihr Schloss fallen.

~*~

Nachdem sie sich Harry geöffnet hatte, war ihr leicht ums Herz. Mit einem viel besseren Gefühl betrat sie an diesem Abend das Péché und begegnete Mouse direkt hinter der Tür, heute in der Frühschicht, die 20 Uhr begann.

„Bunny! Wie geht es meiner Lieblingsnutte?", flötete sie und legte einen Arm um die Brünette. Unwillkürlich entstand ein breites Lächeln auf ihren Lippen.

„Wunderbar! Du weißt doch, dass ich bisher niemandem von meinem Job erzählt habe?", fragte Bunny schüchtern, die andere warf ihr einen auffordernden Blick zu. „Ich habe heute einem meiner besten Freunde davon erzählt, er hat es gut aufgenommen und unterstützt mich.", ihre Wangen wurden bei dem Gedanken an das gute Gespräch rosa. Trotz allem war es ihr ein wenig unangenehm, dass er wusste, dass sie ihren Körper gewissermaßen verkaufte.

„Das ist großartig! Ich finde, wenigstens eine Person sollte wissen wo du bist, nur für den Fall.", antwortete die Schwarzhaarige, drückte Bunny einen Kuss auf die Wange und stolperte gemeinsam mit ihr durch die Tür der Umkleide. Synchron warfen sie sich in die Outfits des Abends, als Fox durch die Tür trat, eine Flasche Sekt in der Hand:

„Ladies! Heute ist mein Geburtstag und Richard erlaubt uns ein Gläschen Sekt!", rief sie überschwänglich und begann nach ihren Worten bereits den Metallbügel zu lösen.

„Alles Gute Fox!", erwiderten Bunny und Mouse unisono und machten sich daran ein paar Gläser zu organisieren, damit sie auf ihre 27 Jahre anstoßen konnten.

Bald darauf hatten sich die Mädchen vor den Spiegeln platziert, mit einem leichten Schwips und leise im Hintergrund dudelnder Musik. Fox war die arme Person, die sich ihre Umkleide mit Guinea teilte und deshalb regelmäßig vor ihren Minderwertigkeitsgefühlen gerettet werden musste. Abgesehen von Guineas abgehobener Attitüde natürlich. Immer wenn es ihr möglich war, entfloh die kleine rothaarige Person also zu ihren Freundinnen. Gerade sangen die drei gemeinsam zu einem Lied von The Black Eyed Peas, als jemand weiteres zu ihnen stieß.

„Fox, meine Süße! Ich wünsche dir alles Gute!", zwitscherte Richard Mill, der in einem ausgefallenen Outfit den gesamten Raum einnahm. Er war groß, gebräunt, hatte eine durchschnittliche Figur, trug einen schwarzen Schnauzer, mit passender Föhnfrisur, dazu ein weißes Hemd mit aufgedruckten Regenschirmen, ein rotes Halstuch und eine schwarze Anzughose dazu. Seine spitzen, schwarzen Lederschuhe glänzten selbst im spärlichen Kerzenschein. Leidenschaftlich umarmte er Fox, sodass sie bald fürchtete an Sauerstoffarmut zu ersticken, aber kurz bevor es so weit war, ließ er sie los. „Schätzchen, weil es dein Geburtstag ist, darfst du heute zur Hauptbesuchszeit um Mitternacht auftreten. Ich erwarte deine besten Schrittfolgen und Kostüme. Wenn du es gut anstellst, bekommst du eine Gehaltserhöhung.", nach Ende seiner Worte zwinkerte er ihr zu. Sie nickte überglücklich, wie es schien.

„Vielen Dank Richard! Ich gebe mein bestes.", verwundert nahm Bunny das Glänzen ihrer grünen Augen wahr. Richard gab Fox noch einen Kuss auf jede Wange, um sie zu beglückwünschen:

„Fox, du arbeitest seit sieben Jahren hier und hast mich nie enttäuscht. Es wird mal wieder Zeit.", bevor er ging, gab er einen kleinen Klaps auf ihren Hintern, der in einen Lederrock gehüllt war. Alle Anwesenden wussten, dass er in einer Beziehung mit seinem Lebensgefährten Ethan war und es deshalb nicht anzüglich meinte. Fox kicherte peinlich berührt, an der Tür angekommen drehte sich Richard noch einmal und richtete sein Wort an Mouse und Bunny: „Schön euch beide zu sehen, ihr seid schön wie immer. Wir sollten nach Feierabend mal wieder einen Wein trinken."

Zustimmend nickten die beiden, anschließend ließ er die Tür hinter sich zuschlagen, worauf die verbliebenen Frauen in einen kleinen Kreischanfall verfielen.

„Eine Gehaltserhöhung! Fox, streng dich bloß an!", krittelte Mouse und ließ den BH-Träger gegen ihre Schulter schnipsen. Schmerzhaft rieb die Rothaarige über ihre hellrosa Haut.

„Au! Was denkst du denn?"

„Richard scheint guter Laune zu sein.", meinte Bunny weiterhin mit erhobener Augenbraue. Fox und Mouse zuckten darauf nur mit ihren Schultern.

Innerhalb der nächsten halben Stunde waren sie fertig, um ihre Schicht, pünktlich zur Öffnung des Etablissements, anzutreten. Lachend und amüsiert betraten sie den Bühnenraum, der noch verlassen vor ihnen lag. Mit letzten Handgriffen positionierten sie Cocktailzutaten und Gläser, sorgten mit einem Zauber für angenehme Musik und düstere, warme Beleuchtung.

„So, Mädels.", erhob Richard seine Stimme geschäftig und klatschte in seine Hände. Auch Guinea Pig war an diesem Tag anwesend, mit schleimigem Lächelnd stand sie etwas abseits von den anderen dreien. „Ich finde es schön diese Nacht mit euch zu verbringen. Ganz unter uns-", er senkte seine Stimme, „Ihr seid meine liebste Schicht, aber sagt das nicht den anderen! Peacock würde das nicht aushalten. Er ist süß, aber ziemlich unbeholfen.", Richard kicherte hinter vorgehaltener Hand.

Ein Lächeln auf den Lippen nickten sie ihrem Chef zu und machten sich bereit. Bunny drapierte sich ihrerseits mit elegantem Schwung auf der Kante der Bühne. Sie überschlug ihre Beine und richtete ihren Blick abwartend auf den Eingang, durch den bald die ersten eintreten würden. An Abenden wie diesen spürte sie, wie sehr ihr die anderen ans Herz gewachsen waren und dass es sie glücklich machte. Fox und Mouse alberten mit einem Cocktailshaker, Richard wechselte letzte Worte mit Rud, dem Security und Fairy, der Empfangsdame. Zufrieden grinste Bunny, wickelte eine ihrer Locken um ihren Zeigefinger und trank den letzten Schluck, aus ihrem Sektglas.

Wenige Minuten später erblickte sie den ersten Gast. Und es fühlte sich an, als würden ihre Adern gefrieren, ihr Herz aussetzen, ihr Gehirn überall sein, nur nicht da, wo sie es brauchte.

Richard begrüßte den Weißblonden höflich, der aussah, als würde er am liebsten die ganze Welt in Flammen stehen sehen. Ungeduldig wickelte er die notwendigen Gespräche ab, um den Raum betreten zu können. Sie sah, wie er von Richard skeptisch ausgefragt wurde, weil er Wert auf einen gewissen Standard legte, was seine Kunden betraf, aber Malfoy schob den extravaganten Mann ohne weiteres beiseite. Bunny hatte das Gefühl eingreifen zu müssen, also hüpfte sie von ihrem Podest, ignorierte die fragenden Blicke ihrer Freundinnen und kam neben Richard zu einem Halt.

„Kann ich helfen?", fragte sie sanft, worauf Malfoys Iriden zu ihr huschten und an ihr hängen blieben. Sie spürte, dass er einmal mehr, nur wegen ihr gekommen war. Sehr hatte sie darauf gehofft, dass er sich nie wieder blicken lassen würde, aber offenbar wollte das Schicksal ihr nicht helfen, also war es ihre Bestimmung dafür zu sorgen, dass er ihren Arbeitsplatz nicht zu Kleinholz verarbeitete. Die ganze aufbrachte Aura, die Malfoy umgab, fiel von ihm ab.

„Ja, kannst du.", schnarrte er und drückte ihr eine beachtliche Summe in die Hand. Verblüfft musterte Richard seine Angestellte und winkte den Aufmüpfigen wortlos durch. Diese nahm ihn bei der Hand und führte ihn entlang der Tische.

„Heute auch einen Whisky, mein Lieber?", fragte sie angespannt, in der Erwartung, er würde seine erhitzten Gefühle nicht an ihr auslassen.

„Nein.", schnappte er knapp, schritt an ihr vorbei und zog sie in die Kabine, die sie immer mit ihm gemeinsam besetzt hatte. Überrumpelt ließ sie sich mitziehen, stolperte beinahe über ihre hohen Schuhe, bis sie in dem Abteil ankamen und er ihre Hand freigab. Bunny schloss die Vorhänge, Malfoy hatte sich erneut für das Sofa entschieden. Sie knibbelte an ihren Nägeln, ging zögerlich auf ihn zu und setzte sich neben ihm auf das Polster.

„Willst du darüber reden?", fragte sie leise, spannte sich an, in Erwartung an eine Beleidigung oder ähnliches. „Du musst natürlich nicht, aber du bist so aufgebracht.", beschwichtigend wandte sie ihm ihre Handflächen zu. Er schwieg für unendliche Sekunden, bis er tief einatmete:

„Du bist an allem schuld!", stieß er aus und sah sie an, Ärger glomm in seinen Augen, sie sah wie er die Muskeln an seinem Kiefer anspannte. Bunnys Augen weiteten sich ungläubig.

„Was... hab ich denn gemacht?", sie flüsterte es unsicher, weil sie es nicht wusste. Er hatte sie zwei Mal gesehen, und?

„Du...argh!", rief er, griff mit einer Hand in ihr Genick, zog sie zu sich und presste seine Lippen auf ihre.

Ihr Atem stoppte. Draco Malfoy küsste sie. Draco. Malfoy. Ihre Maske störte die innige Berührung, die nicht vorgesehen war, weil sie es normalerweise nicht erlaubte.

Aber er... er! Löste ein Kribbeln in ihrem Magen und ihrer Mitte aus, das sie nicht ignorieren konnte. Normalerweise durfte sie das nicht empfinden, wohin waren der Ekel und die Ablehnung verschwunden, die sie ihm sonst entgegenbrachte? Sie legte ihren Kopf schief, vertiefte den Kuss, indem sie ihren Mund öffnete und ihren Zungen ein Treffen der besonderen Art erlaubte. Begierig lehnte er sich gegen sie, sodass sie mit dem Rücken auf dem Sofa landete, mit seinem Gewicht auf ihrem Körper. Er löste sich für einen atemlosen Moment von ihr:

„Ich bezahle dich, ich will dich.", keuchte er gegen ihre Lippen, weshalb sie nur nickte, so sehr war sie von ihm und seiner Erscheinung eingenommen.

Das wunderschöne Korsett, das ihre Brüste verschnürte, schien ihm zu kompliziert zu sein, also beschränkte er sich darauf ihr den Tanga, den sie lediglich trug, von ihrer Hüfte zu reißen. Erregt richtete sie sich leicht auf, riss an seinem Gürtel, seiner Hose, er ließ sie nur in seine Kniekehlen rutschen, ehe er in sie eindrang und sie nahm.

Er fühlte sich wunderbar in ihr an. Es stand außer Frage, dass sich auch andere Kunden wunderbar anfühlten, aber sein vorheriger Kuss, und sie wusste es würde alles ändern, machte es besonders. Ihr Gewissen schrie ihr zu, dass sie Küsse niemals zulassen sollte, aus den eben genannten Gründen und dass sie naiv war, aber sie wollte nicht aufhören.

Verlangend legte sie ihre Hände auf seine Schultern, biss in die Haut an seinem Hals. „Ah!", schrie sie, als er einmal mehr tief in ihr versank. Seine Finger gruben sich in das Fleisch an ihrer Kehrseite, es war allen anderen Gefühlen, die sie sonst beim Akt empfand, weit überlegen. „Ja!", Bunny schob ihn von sich, sodass er aufrecht saß, sie ließ sich rittlings auf ihm nieder, damit sie ihm zurückgeben konnte, was er ihr gegeben hatte.

Heftig atmend krallte sie sich an ihn, er sich an sie, einen weiteren Kuss teilten die beiden, als sie sich dem unausweichlichen näherten, er sie noch weiter trieb, als je ein Mann zuvor und sie zerbarst in seinen Händen, wie eine Silvesterrackete: „Malfoy!"

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