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Taehyung P.o.V

Da stand er nun, mein kleiner Keks....

Völlig verheult, abgemagert und zitternd.

"Jungkook...", seufzte ich, doch er konnte mich sowieso nicht hören, obwohl ich direkt neben ihn an einem Baum lehnte.

Ich wusste zwar selbst nicht, welch mächtige Kraft es mir erlaubte, hier zustehen und meinen Freund zu betrachten...
Es war verrückt und niemals glaubte ich an solche Geschichten, die angeblich nach dem Tod passieren sollten.
Doch dies ist auch bei jedem anderes... und bei mir war es eben so.

Es tat mir unwahrscheinlich Leid, als mein Jungkook genau da rein kam, als mein letzter Herzschlag stattfand und ich nichts dagegen tun konnte.

Dieser verdammte Schuss zerstörte alles, doch dies war richtig so.
Auch wenn es Jungkook sichtlich nicht gut dabei ging, ging es mir halbwegs gut.
Ich habe meine Liebe des Lebens gerettet und dies machte mich enorm glücklich, auch wenn ich selbst dafür mein Leben in Kauf nehmen musste.
Jungkook wollte sich umbringen, das bekam ich mit, doch ich setzte alles daran, dass er dies nicht tat.

Er sollte leben.
Es gab keinen Grund mir nach zuspringen.
Keinen.

Ich habe ihm nicht umsonst geholfen und wie er schon so schön meinte, seine Seele wieder zusammen gebastelt.

Ja, ich hörte alles was er über mich dachte und ja verdammt, es schmerzte mich sehr.

Ich konnte ihn sehen, er mich nicht, was vermutlich auch so besser für ihn war...
Dennoch wollte ich nichts mehr, als ihm ein letztes Mal zu sagen, dass ich ihn liebe...

"Taehyung...", hörte ich und hob deshalb meinen Kopf, um zu sehen, wie Jungkook dort trotz dem Wind und er Kälte immernoch an meinem Grab stand.

"Geh doch nach Hause, Kookie.. Du erkältest dich noch..", murmelte ich und ging auf ihn zu, weshalb ich wie gewohnt meine Hand an seine Schulter nehmen wollte, diese aber nur durch seinen Körper hindurch schwebte.

Ich wich zurück und schluckte schwer...

Wieso durfte ich ihn nicht anfassen, obwohl ich das so gerne wollte....

Ich seufzte und merkte wie meine Augen wässrig wurden, als ich mich einfach neben ihm stellte und ebenfalls auf mein eigenes Grab hinab sah.

"Ich wollte dir Danke sagen..", begann mein Freund mit zittriger Stimme.
"Danke, dass du mir gezeigt hast, was wahre Liebe ist. Danke, dass du mich immer aufgeheitert hast. Danke, dass du immer jeden Scheiß mit mir mitgemacht hast, auch wenn es dich noch so nervte. Danke, dass du all meine Kuschelattacken überlebt hast. Danke, dass ich dir mein volles Vertrauen schenken konnte, obwohl wir nicht einmal so lange zusammen waren. Danke, dass du mich beschützt hast... und... und...", er stockte, denn die Tränen überwältigte ihn und ich konnte ausrasten, wenn ich daran dachte, dass ich ihm nicht helfen konnte.

"... Ach du Idiot! Alles nur weil du dich vor dieser scheiss Kugel werfen hast müssen!", rief er aber dann und ich musste leicht lächeln.

"Habe ich gerne getan, Kookz", sprach ich und sah ihm zu, wie er sich die Tränen aus den Augen wischte.

"Ich danke dir einfach für alles Taehyung... Ich habe noch nie eine Person so sehr geliebt wie dich und es ist so unfair, dass mir ausgrechnet diese Person weggenommen wurde. Das hättest du nicht verdient... Nein.. Keiner von und hätte das verdient", seufzte er und auch ich verlor mein Lächeln wieder.

Es tut mir so Leid, Jungkook...

"Ich weiß ja nicht mal, ob du mich überhaupt hier hörst! Aber ich will dir noch eins sagen, bevor ich hier noch die ganze Nacht lang sitze und dir für jede Kleinigkeit danke...".
Seine Stimme wurde wieder fester und mein eigentlich totes Herz fing an zu pochen, als ich diesen unbekannten, starken Gesichtsausdruck von ihm sah.

"Ich liebe dich, Taehyung. Und niemals werde ich auch nur wagen jemand anderen zu lieben. Du hast mein Herz mit dir genommen, wo auch immer du jetzt bist, aber genau bei dir weiß ich, dass es einen guten Platz hat, also darfst du es behalten".

Meine Augen weiteten sich bei diesen Sätzen und eine Träne floss aus meinem Auge, ehe aber sofort ein Lächeln über meine Lippen huschte.

Das ist mein Jungkook.

"Ich bin so stolz auf dich, Kookie", meinte ich und verstand es wohl immer noch nicht so recht, dass er mich eh nicht hören konnte, doch trotzdem wollte ich dies sagen.

"Ich hoffe, dir geht es gut, wo auch immer du nun bist...", seufzte er noch und kehrte somit dem Grab den Rücken zu, weshalb ich nach wollte, ich aber von einer Hand aufgehalten wurde.

Sofort drehte ich mich um, schnief aber dann erleichtert aus als ich das zärtliche Gesicht meiner Mutter sah.

"Du hast dir wirklich einen guten Jungen ausgesucht, das habe ich schon lange erkannt..", sprach sie, weswegen ich leicht lächelte.

Ja, allerdings...

"Gib ihm doch wenigstens ein Zeichen, damit er weiß, du bist stets noch bei ihm", meinte sie aber dann und verwirrt verzog ich die Augenbrauen.

"Wie soll ich das bitte machen?", fragte ich, doch sie grinste nur.

"Schließ die Augen und denk nur an das Zeichen, dass du ihm geben willst, dann funktioniert es".

Leicht skeptisch tat ich das was sie sagte und schloss meine Augen.
Ich konzentierte mich so sehr auf diesen einen Gedanken, sodass ich tatsächlich plötzlich die Wärme auf meinem Körper fühlte.

Ich machte meine Augen wieder auf und sogleich kam ein breites Lächeln auf meine Lippen, als ich sah, dass ich es wirklich schaffte, die schlechten Wolken wegzuscheuchen, den Wind zu stoppen und die Sonne scheinen zulassen.

"Wow... unmöglich!", rief ich und drehte mich zu meiner Mutter, die aber nur auf Jungkook zeigte.
Ich folgte ihrem Finger und wurde noch umso glücklicher, als ich meinen Freund betrachtete.

Er stand mitten in dem funkelnden Schnee und ließ sich von den Sonnenstrahlen bescheinen, während er direkt in meine Richtung sah und ebenfalls ein Lächeln auf seinen zarten Lippen hatte.

Konnte er mich etwa sehen?!

Sofort schlug mein Herz höher und ich wollte auf ihn zugehen, doch meine Mutter hielt mich zurück.

"Er sieht dich nicht, Taehyung, aber er sieht zu der Richtung, aus der er meint, dass diese Wärme kam", erklärte sie mir und eine einzelne Träne rollte an meiner Wange entlang.

"Ich liebe dich, Jungkook", sprach ich und sah, dass er sich in seinen Schal einkuschelte und seine Hände in die Hosentasche steckte, während er solch ein undefinierbares Lächeln auf seinem wunderschönen Gesicht trug

"Ich liebe dich auch, Taehyung", konnte ich nur mehr noch hören, ehe er mir entgültig den Rücken zukehrte und langsam aus dem Friedhof verschwand.

Obwohl ich weinte, grinste ich wie ein frisch Verliebter und wischte mir dabei die Tränen aus den Augen, bevor sich meine Mutter zu mir drehte.

"Komm, Taehyung. Gehen wir. Ich kenne einen Platz, von dem wir am besten auf unsere Lieblinge herabsehen und aufpassen können".

Und somit folgte ich ihr zu diesem Platz, der frei von jeglichen Schmerz und jeglicher Trauer war.

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Ende

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