'Pusteblume' von katharina423

Titel

Pusteblume

Autor

katharina423

Genre

Jugendliteratur

***

Cover

Wirkung: Ist es ansprechend?

Zunächst wirkt es durch die konsequente Schwarz/Weiß-Gestaltung recht dunkel. Der Kontrast ist sehr hart, das Schwarz wirkt umso intensiver und es fehlt an Farbe, um diesen Effekt abzumildern, was aber vermutlich genau so beabsichtigt ist. Die Motive sind deutlich freundlicher. Die Pusteblume, die du vielleicht noch etwas größer machen könntest, da sie ansonsten mit dem Vogelkäfig konkurriert, wirkt fröhlich, leicht, wenn auch der Schatten weiterhin über dem Cover liegt. Die Kinder in der Wiese unten fallen zunächst nicht auf, aber wenn man sie entdeckt hat, verleiehen auch sie dem Cover etwas deutlich freundlicheres.

Kontext: Passt es zum Titel und zur Geschichte?

Die Pusteblume kommt als Motiv auch in deinem Cover rüber. Das passt wirklich sehr gut. Auch mit dem Klappentext passt es sehr schön, da du die kleinen Schirmchen im Wind ebenfalls abgebildet hast. Es wirkt wie eine schöne Szene, die den düsteren Farben zu trotzen versucht (was wunderbar zu deinem Satz "Weil die Welt trotz allem wunderschön ist." passt).

Gerade auch der "Schatten" der durch die dunklen Motive mit über der Szene liegt, passt auch hervorragend zu der Thematik, die du in deinem Buch anreist. Das bildet wirklich eine schöne Einheit. Auch die Geschichte hat ihre guten, freundlichen und ihre Schattenseiten.

Schrift: Kann man den Titel gut erkennen?

Die Schrift kann man sehr(!) gut erkennen. Nur Weiß auf Schwarz toppt schwarze Schrift auf weißem Grund. Allerdings passt die Schrift wenig ins Bild. Gerade der Autorenname wirkt zwischen Ast und Überschrift gequetscht. Insgesamt lässt du der Schrift wenig Raum. Das würde sich schon bessern, wenn du den Ast mit dem Vogelkäfig etwas tiefer setzen würdest. Und vielleicht schaust du dich auch nach einer verspielteren Schrift um. Diese formelle Schönschrift beißt sich mit den Kindern. Aber vielleicht hilft es auch schon, die Schrift mehr zu entzerren, den Ast tiefer zu setzen und den Autorennamen vielleicht eine Nummer kleiner dazuzusetzen. Und vielleicht machst du das P der Pusteblume einige Nummern größer, denn im Gegensatz zu seinem B und dem L geht es ein wenig unter.

Der Titel

Wirkung : Passt er zur Geschichte?

Da die Pusteblume immer mal wieder im Text aufgegriffen wird, kann man durchaus sagen, dass es passt. Immer wieder beziehen die Protagonisten ihre Situation auf Pusteblumen, die ja auch verschiedene Formen haben, so wie sich auch das Leben der Figuren immer wieder wandelt. Es ist ein recht abstrakter Zusammenhang, aber er ist auf jeden Fall da und passt. Persönlich spricht es uns an, da uns abstrakte Zusammenhänge deutlich lieber sind, als wenn man von der ersten Seite an weiß, was passiert. Da gehen die Meinungen allerdings auseinander.

Kontext: Klingt er interessant und ansprechend?

Zwischen all den Badboy-, Mate- und "Mein Name ist"-Geschichten fällt dein Titel auf jeden Fall auf. Er steht einfach so im Raum und wartet darauf, verstanden zu werden. Denn zunächst einmal ist er sehr nichtssagend, aber nicht uninteressant. Syd stand schon mehrere Male kurz davor, deine Geschichte zu lesen, aber aus zeitlichen Gründen hat sie es leider nicht geschafft. Jedenfalls verbindet sicherlich fast jeder Leser etwas mit Pusteblumen. Ob schöne Kindheitserinnerungen oder seine ersten Heuschnupfenerfahrungen. Sommer, Wärme, Spiel und Spaß, Momente, in denen man sich mit so etwas Banalem wie einer Pusteblume beschäftigen wollte. Allein das erzeugt schon eine gewisse Neugierde.

Leser, die sehr genau wissen wollen, worauf sie sich einlassen, wirst du damit zwar nicht ködern, aber die Neugierigen werden sicher einen Blick auf den Klappentext riskieren und dann abwägen, ob sie reinschauen. Denn einzigartig ist der Titel allemal.

Wir waren übrigens sehr überrascht, dass es mit dem Titel doch sehr viele Bücher gibt. Der Löwenzahn scheint einige Menschen zu begeistern.

Der Klappentext

Äußere Form: Wie lang bzw. kurz ist er?

Er ist kurz, aber nicht zu kurz. Wir hatten beim Lesen das Gefühl, er drückt genau das aus, was du sagen wolltest und du bist dabei nicht ins Schwafeln gekommen. Das ist das Gefühl, das man beim Lesen eines Klappentextes haben sollte.

Eine Sache jedoch, die du streichen solltest: Die beste Platzierung. Seit dem neuen Ranking-System ist das noch unsinniger als sowieso schon geworden. In irgendeiner Kategorie hat inzwischen jedes Werk ein Ranking in den Top 20. Lass es weg, es sagt inzwischen nichts mehr aus. Es ist eine Zahl, über die man sich beim ersten Login des Tages freuen kann, aber mehr auch nicht.

Inhalt: Verrät er zu viel oder zu wenig?

Gegenfrage: Was verrät er überhaupt? Die Namen der Hauptcharaktere, Kian und Lucy. Aber das ist überhaupt nicht schlimm, denn die Vorstellung ist wirklich sehr schön in den Text eingeflochten und herrlich unaufdringlich. Der Satz "Weil die Welt trotz allem wunderschön ist" deutet außerdem auf Probleme hin, die es zu bewältigen gibt und dass es manchmal schwer sein kann, sich diese Schönheit der Welt vor Augen zu führen. Sonst steht da nicht viel. Ob das zu wenig ist? Schon allein dadurch, dass er sehr überlegt wirkt, überzeugt er dennoch zum Lesen.

Aber auch hier: Du selektierst hier deine Zielgruppe sehr strikt. Wem guter Schreibstil nicht reicht, um irgendwo reinzuschauen, der wird weitersuchen, um Geschichten zu finden, die ihm deutlicher signalisieren, dass er hier findet, was er sucht. Wer was zum Nachdenken sucht, wird deutlich eher reinlesen und das ist vermutlich genau das Publikum, das du suchst. Also Volltreffer.

Wirkung: Macht er neugierig?

Die Neugier generierst du vor allem durch offene Fragen, die du nicht sichtbar stellst, aber die sich einem als Leser auftun. Du beginnst allerdings gleich mit einer Personifikation, die gleich mehrere Fragen bei uns aufgeworfen hat, die eher verwirrter als neugieriger Natur waren: Die dankbaren Pusteblumen, die ihre Freiheit genießen und sich daher demütig verneigen, lassen wir noch so gelten. Es ist ein nettes Bild. Jedoch dass ihr ganzes "Tun" dieser Dankbarkeit ausgerichtet sein soll fanden wir etwas dick aufgetragen. In erster Linie können Sie sich ja nicht gegen das, was ihnen geschieht, wehren. Der Wind reißt sie unerbittlich mit - ob sie wollen oder nicht. Das lässt sich auch negativ betrachten.

Was allerdings die größte Frage ist, die man sich als Leser stellt: Zur Hölle, auf welche Frage sind das die Antworten? Irgendjemand muss ja "Warum?" gefragt haben, damit jemand mit "Weil" antworten kann. Das stachelt vorrangig zum Lesen an.

Tags

Wie immer ignorieren wir die Awardtags. Hier stören sie ja auch nicht und sorgen dafür, dass die Listen erstellt werden können, so dass absolut nichts dagegen spricht.

Zum inhaltlich relevanten: Du benennst die Jahreszeiten und dass es um Jahreszeiten geht. Was richtig ist: In deinem Jahr kommen alle Jahreszeiten vor. Das war es aber auch schon. Jene, die nach Jahreszeiten suchen, erwarten meist etwas in Richtung Fantasy, a la Hüter der Jahreszeiten oder Elementarzauber. Oder wenn sie explizit nach einer Jahreszeit suchen kann es auch sein, dass sie eine Geschichte suchen, die während einer bestimmten Jahreszeit spielt. So wirklich deine Zielgruppe ist es damit nicht.

Die Tages "nachdenken", "philosphieren" und "gedanken" passen da schon viel, viel besser. Das passiert viel in deiner Geschichte und Leute, die danach suchen, werden an deiner Geschichte bestimmt auch in mancher Hinsicht ihre Freude haben.

Aber geh noch einmal tiefer in die Handlung deiner Geschichte. Du darfst ruhig Tags wie "Misshandlung" mit reinnehmen. Kaum jemand liest sich alle Tags durch, bevor er in einer Geschichte reinklickt. Aber wer danach sucht, wird deine Geschichte finden. Das gilt auch für Tags wie "einsam", "allein", "traurig", was Kian ein wenig illustriert.
Zu Lucy fallen uns Tags wie "krankheit", "angst" und "verlust" ein. Aber auch "Optimist" und "lachen".
Insgesamt für beide treffend ist wohl der Tag "Freundschaft", der in unseren Augen nicht fehlen dürfte. Genauso wie "Vertrauen". Und vielleicht fällt dir ja noch ein wenig mehr ein, wo wir dir ein paar Denkanstöße gegeben haben.

Storyaufbau

Einführung: (Fühlt man sich gut von dir abgeholt oder muss man sich eher in deine Geschichte hineinquälen?)

Du holst deine Leser nicht wirklich ab. Aber wer den spartanischen Klappentext, den ominösen Titel und das schemenhafte Cover interessant fand, wird sich daran wohl kaum stören. Hier sei angemerkt: Das ist keinesfalls herablassend gemeint. Diejenigen Leser, die ganz fest bei der Hand genommen werden wollen, hast du dir schon vorher vom Hals gehalten und die, die übrig sind, werden gut damit umgehen können, sich plötzlich auf einer grünen Wiese mit Blumen wiederzufinden, mitten in der Welt von Kian und Lucy.

Kurzum: Du schmeißt den Leser ins kalte Wasser. Hineinquälen muss man sich bei dir nicht. Das Einzige, was man als Leser braucht, ist Vertrauen zu dir als Autor. Denn weder im ersten noch im zweiten Kapitel wird der inhaltliche Kern der Geschichte deutlich.  Da die Kapitel allerdings immens kurz sind, ist das keine lange Zeit, die vergeht. Allerdings ist auch jeder Klick auf "Nächstes Kapitel" eine weitere Hürde. Die Neugier, mehr zu erfahren, muss größer bleiben als diese Anstrengung.

Es ist verständlich, dass du nicht sofort mit Kians Andeutung beginnst. Und wer sich für soziale Interaktion begeistern kann - ganz ohne Action und großes Drama - der wird auch bei der Stange bleiben und zusehen wollen, wie die Beziehung der beiden Kinder langsam wächst.

Der rote Faden (Ist die Geschicht stimmig und verfügt über einen logischen Aufbau und ist somit nachvollziehbar? Fühlt man sich als Leser von dir abgeholt oder kommt man schwer in die Geschicht rein?)

Anfangs ist der Rote Faden nicht so klar, aber später wird deutlich, dass es nicht vordergründig um die Probleme geht, welche beide Kinder mit sich tragen, sondern vielmehr um die Beziehung selbst und das Vertrauen, das sich zwischen ihnen bildet. Es ist ein sehr bodenständiger Plot und durch die sehr kurzen Einblicke bekommt man auch nur einen Bruchteil der gesamten Handlung mit - diesen aber eben sehr fokussiert und klar, so dass es wenig gibt, was davon ablenkt.

Zur Charakterlogik kommen wir später, aber auch in der allgemeinen Logik ist uns ein Punkt aufgefallen, der uns stutzig werden ließ. Du schreibst in einem Kapitel, dass die Luft scharf wie Rasiermesser auf der Haut zu spüren wäre. Gleichzeitig fliegen aber schon/noch Insekten durch die Luft, die diese Temperaturen sicherlich nicht ausgehalten hätten. Hier solltest du noch einmal schauen, welche Jahrezeit genau du dir dabei vorgestelt hast und das Kapitel entsprechend anpassen. Wir vermuten, dass die Rasierklingen eine viel zu überzogener Vergleich war und du durch das Abmildern dieses sprachlichen Bildes einen deutlich stimmigeren Eindruck hinterlassen könntest.

Zwar ist diese Sache nicht vollkommen unlogisch, aber wir wollen dennoch drauf zu sprechen kommen: Als Kian mit einem blauen Auge auf der Wiese auftaucht, ist Lucys erster Reflex der, den auch viele Hollywoodfiguren haben: Sie befummelt (streicht sanft) erstmal das geschwollene Auge. Es soll eine liebevolle Geste sein, aber auf uns wirkt sie unglaublich befremdlich. Was sind Schwellungen normalerweise? Schmerzhaft. Was macht es schlimmer? Drauf rumdrücken. Warum tut man so etwas?! Ja, viele in Film und Serien tun das, aber eine sinnvolle Reaktion ist es nur dann, wenn man prüfen will, ob der Knochen darunter noch stabil ist. Sonst hat man gefälligst nicht ungefragt anderen Menschen im Gesicht herumzutatschen! Syd ist da allgemein etwas anfällig, was ungefragten Körperkontakt angeblangt, aber im Gesicht mögen das die aller, allerwenigsten Menschen. Hochsensibler Bereich und es ist ein riesiger Vertrauensbeweis, wenn man Menschen in der Region so nah an sich heranlässt. Stichwort Privats- und Intimsphäre. Und da die wenigsten Wesen auf Schmerzen stehen, versuchen sie diese auch zu vermeiden. Kurz: Sie weichen zurück, wenn sich jemand unangekündigt einem Schmerzpunkt nähert. Zum Beispiel einer Verletzung. Und wieso sollten sie den Schmerz auch ertragen, wenn der einzige Grund dafür ist, dass jemand mal Ei-Ei machen will und zu - tschuldigung - doof ist, sich ne andere Stelle dafür auszusuchen, die nicht in lustigen Farben schillert. Es hat gute Gründe, warum Muttis normalerweise ein Aua wegPUSTEN und nicht wegSTREICHELN! Naja, wie gesagt, Hollywood macht es ja auch ... Das heißt nicht, dass es gut ist.

Ein kleiner Logikfehler, der vielleicht auch nur ein Ausdrucksfehler ist, war Kians Weste mit Ärmeln. So etwas nennt man im Allgemeinen Jacke, denn per Definition hat eine Weste genau das nicht: Ärmel.

Dramaturgie (Zeichnet sich eine Spannungskurve ab? Oder neigt man dazu den Inhalt deiner Geschichte einfach zu überfliegen?)

Wir haben bisher zu den einzelnen Punkten nicht viel schreiben können, weil deine Geschichte sehr minimalistisch und simpel ist. Auch das ist keinesfalls wertend gemeint. Du fokussierst dich auf Momente, Szenenschnippsel und baust daraus deine Handlung auf, ohne dabei viele Worte zu nutzen und das machst du bisher erstaunlich gut. Trotz der wenigen Worte kommt viel von Kians und Lucys Wesen durch und auch die inhaltichen Themen haben ihre Tiefe.

Besonders interessant fanden wir die unglaublich einfache Sprache, die du fast durchgängig in der Geschichte nutzt. Das passt sehr gut zu den sehr jungen Protagonisten. Nur manchmal überkommt es dich dann doch und man findet gehobenere Beschreibungen wie "Tiefe Ringe zieren seine Augen [...]", die diese Illusion gefährden. Darauf gehen wir später noch ein.

Der andere Punkt, der dein Vorhaben untergräbt, ist, dass du zwischen dem personalen und dem auktorialen Erzähler wechselst. Mal kann der Erzähler klar die Gedanken und Empfindungen aller Beteiligten erfassen, dann erlebt man wieder nur aus einer Perspektive ("Sie scheint kurz zu zögern, denn sie antowrtet nicht gleich."). Wir raten dir, dich für eine Variante zu entscheiden und diese dann durchgängig zu nutzen.

Wie schon erwähnt, fokussierst du dich auf kurze Treffen und sehr begrenzte Szenen. Man liest die Geschichte quasi durch eine Art Schlüsselloch und weiß, dass da drumherum noch so viel mehr ist. Das ist eine sehr anspruchsvolle Aufgabe, die du dir da gestellt hast, da dir nicht viel Raum bleibt, um dem Leser die Geschichte und das Geschehen zu vermitteln. Noch einmal: Eine anspruchsvolle Aufgabe, sehr ambitioniert, aber wir denken, dass du das meistern kannst.
Jedoch solltest du, der Übersichtlichkeit halber, ein Treffen pro Kapitel abhandeln. Es gibt Treffen, die erstrecken sich über mehrere Kapitel. Das verwirrt, weil man es vorher gewohnt war, dass mit einem neuen Kapitel auch ein neues Treffen thematisiert wurde. Die Treffen werden nicht eingeleitet und es gibt keinen runden Abschluss, was wunderbar unterstreicht, dass es jeweils nur Fetzen sind, die du an uns heranträgst. Andererseits ist es am Anfang sehr deutlich strukturiert, wird aber zum Problem, wenn du diese Struktur (Kapitel=Treffen) durchbrichst, weil ein Treffen sich plötzlich über vier Kapitel erstreckt. Behalte deinen Kurs bei, um deine Leser nicht unnötig zu verwirren. Deine Kapitel sind kurz genug, wenn du da mal vier zu einem zusammenfügst, wird das nicht zu lang. Keine Sorge.

Genrebezug? (Passt der Titel zum Inhalt? Oder brichst du ganz bewusst und gekonnt mit den Vorgaben, um etwas Neues zu wagen?)

Wie gut und weitsichtig, dass wir euch damals bei der Anmeldung gebeten haben, das Genre drunterzuschreiben! Inzwischen kann man es nämlich auch am Handy nicht mehr erkennen, welcher Kategorie ihr euer Werk einmal zugeordnet hattet. Schönes neues UI.

Jedenfalls hast du dein Buch der Jugendliteratur zugeordnet. Um wirklich in die Schiene zu passen, müsstest du deine Charaktere deutlicher umreißen, um deutlich zu machen, welches Alter sie nun haben. Denn nun kommen sie zu jung und gleichzeitig viel zu alt(klug) rüber. Es erschwert die Identifikation und macht das Bild insgesamt zu abstrakt, um Jugendlichen einen Anhaltspunkt zu geben. Für Erwachsene können die Ansichten der Charaktere wieder ganz interessant sein, für jüngere Charaktere ist es zu "banal" und zu langsam in der Handlung.

Insgesamt also: Es könnte ein sehr schönes und gutes Jugendbuch sein, wenn das Alter der Charaktere deutlicher und ihr Verhalten konsistenter wäre. Dazu mehr im nächsten Abschnitt.

Charaktere

Charakterset: Sind sie authentisch?

Wir müssen zugeben, dass die Charaktere nicht sonderlich authentisch auf uns wirken. Das klingt erstmal nach Todesurteil für fiktive Charaktere, aber lass es uns erklären: Da sind zwei Kinder, die regelmäßig in den Park gehen, sich auf eine Wiese legen und ... reden. Wir sind alle drei sicherlich in irgendeiner Hinsicht Sonderlinge, aber das ist schon reichlich erstaunlich. Die beiden wirken wie kleine Erwachsene, aber nicht wie Kinder. Das gilt auch für ihre tiefschürfenden Gespräche, in denen sie über die Endlichkeit des Lebens philosophieren oder poetisch den Zyklus der Pusteblumen beschreiben. Das mag eine niedliche Vorstellung sein, ist aber letztlich eine sehr romantisierte Vorstellung vom Gebaren junge Menschen in Kriesensituationen.

Trotzdem ist es schön zu lesen, wie ihre Beziehung wächst und sie allmälich Vertrauen zueinander fassen. Sie sind auch ein schönes Sinnbild für zwei Menschen und was sie sagen ist nicht falsch. Man kann sie als Gleichnis sehen, als Stellvertreter für die Gedanken, die wir uns einmal machen sollten. Aber als echte, lebendige Kindercharaktere kommen sie leider gar nicht rüber. Dafür sind sie zu geduldig, zu ruhig, zu abstrakt, zu verständnisvoll. Auch ruhige, geduldige und kluge Kinder bleiben noch Kinder, die eben keine kleinen Erwachsenen sind, sondern die einen viel geringenern Erfahrungsschatz haben und dadurch eine andere Wahrnehmung und Sicht auf die Welt. Daran ändert auch eine Misshandlung wenig.

Es sei dazu gesagt, dass es aus der Warte eines Erwachsenen schwierig ist, Kinder zu schreiben. Selbst dann, wenn man viel mit ihnen zu tun hat. Weil man immer mehr zum Kopfmenschen wird und die Erfahrung, die man hat, nicht einfach ausblenden kann. Man kann seinen Wortschatz nicht auf Knopfdruck schrumpfen und Erlebnisse und Erkenntnisse vergessen. Das ist etwas, das muss man ganz bewusst trennen und das ist wirklich nicht einfach.

Verschärfend kommen noch diverse "pseudointellektuelle" Äußerungen hinzu, wie zum Beispiel, dass "kreisrund" der Mensch geschaffen hätte und Dinge mit Ecken und Kanten wären viel schöner. Das mag auf den ersten Blick total romantisch klingen und eine Ode an die Natur darstellen, jedoch sind beispielsweise Beeren tatsächlich kreisrund. Ebenso weisen Blätter eine Symetrie auf - ja, mit kleinen Makeln, die man aber bewusst nicht wahrnimmt - bzw. nur, wenn man danach sucht. Kristallgitter allerdings folgen strengen Regeln und sind perfekte geomatrische Figuren. Nur, weil etwas Ecken/Kanten/Makel hat, ist es per Se nicht besser. Das ist eine Verallgemeinerung, die so nicht zutrifft, sondern nur toll klingt. Fakt ist allerdings, dass eine Verallgemeinerung ("Makel sind toll!") eine andere Verallgemeinerung ("Du musst perfekt sein!") nicht aufheben. Sie schaffen lediglich ein Spannungspozential, polarisieren. Wichtig wäre es, solche Märchen zu entkräften.
Ebenso wie die Schmerzen und Lasten, die das Leben erst lebenswert machten. Das ist so auch nicht. Nicht, weil wir leiden, wollen wir leben - Masochisten müssen sich hier nicht angesprochen fühlen - sondern der schönen Seiten des Lebens wegen nehmen wir die Schmerzen und Lasten in Kauf. Wegen der dunklen Seiten können wir jedoch das Licht deutlich besser schätzen. Jemand Selbstmordgefärdetes wird nicht nicht davon abhalten lassen, weil ihm seine Qualen plötzlich so unglaublich geil vorkommen, sondern eher noch, weil er etwas findet, das ihn diese Qualen überstehen und überwinden lässt. Hier nimmt das Ganze sogar gefährliche Züge an.
"Intelligenz ist, wenn man weiter denkt, unabhängig von anderen seine Meinung bilden kann und auf eigene Theorien kommt. Find ich zumindest. Die Noten haben damit doch nichts zu tun. Was, wenn ich einmal nicht gelernt habe[...]?" Zu diesem Satzkonglomerat müssen wir außerdem einmal Stellung nehmen. Wer nicht lernt und glaubt, obwohl er sich seiner Defizite bewusst ist, trotzdem durchzukommen, ist vielleicht nicht dumm, aber kann auch kein Mitleid vom Lehrer erwarten. Syd ist auch keine Verfechterin des Schulsystems, aber ohne sich mit der Materie zu befassen, kommt sie nun einmal nicht ins Hirn. Da führt (Stand heute) kein Weg dran vorbei.
So etwas würde auch bei Erwachsenen auffallen - die durch solche Vereinfachungen auch nicht philosophischer oder intellektueller rüberkommen, sondern verklärt und naiv. In Kombination mit Kindern kommt es aber vor allem sehr gestellt rüber. Sind Kian und Lucy Jugendliche, mag die altkluge Art in Kombination mit der Pubertät durchaus stimmig sein, geht aber mit der Zeit dennoch unglaublich auf den Keks. Du ertränkst dein Werk geradezu in dieser Pseudointellektik, was ihm echt nicht gut tut. Da wäre weniger mehr.

Charakterdesign: Kann man sich ein gutes Bild von ihnen machen? (nicht nur äußerlich, sondern auch was ihre Eigenschaften betrifft)

Äußerlich haben wir kaum ein Bild von Kian oder Lucy. Wir können ihr Alter auch schwer schätzen, was tatsächlich hinsichtlich der Beurteilung der Authentizität ein echtes Problem darstellt. Manchmal hat man das Gefühl, sie seien etwa zehn, nicht viel älter, aber dann sagen sie wieder Dinge, die sie eher wie sechszehn, zwanzig oder neunzig wirken lassen.

Das Äußere jedoch ist kaum wichtig, weshalb es nicht schlimm ist, das wir nur ein grobes Bild haben. Es geht hier vor allem um den Umgang der beiden miteinander und davon bekommt man einiges mit. So merkt man schnell, dass Lucy der Sonnenschein der beiden ist. Die Optimistin. Kian ist ihre dunkle Wolke, der bedrückte Realist. Dass er zuhause misshandelt wird, mit der Zeit immer deutlicher durch, wenn auch ausschließlich durch seine Andeutungen und die blauen Flecken. Genauso wie Lucy immer mehr von sich preisgibt. Das hast du schön umgesetzt und so den Personen einen Hintergrund und Leben verpasst.

Schade ist allerdings, dass die Rollenverteilung zwischen Kian und Lucy festzustehen scheint. Kian wirft eine Frage oder eine Behauptung auf und Lucy entkräftigt sie zuverlässig, woraufhin Kian ihr Recht gibt. Es gibt sehr wenig Diskurs zwischen den beiden, sondern auch hier vorwiegend traute Einigkeit. Ständig. Was anfänglich noch sehr harmonisch ist, wird mit der Zeit eintönig.

Metaebene: Wie sind Dialoge und Emotionen beschrieben worden?

Wie oben schon genannt kommen gerade die phisolosphischen Gesprächsinhalte anhand des geschätzten Alters der Charaktere deutlich gestellt rüber. Das Problem ist hier, dass du kaum Handlung hast, in die sich die Gespräche einbetten. Außer den kurzen Treffen bekommt man nichts von den Figuren mit, was eine wundervolle Idee ist, aber eben Risiken mit sich bringt. Wenn es einen Anlass gibt, der zu solchen Gesprächen einläd und auch für Kinder ein entsprechender Anlass ist, ist man eher geneigt, so etwas hinzunehmen. Da hier jedoch fast jede Kleinigkeit genutzt wird, um tiefgründige Gespräche zu führen, verliert sich das leider sehr und es kommt zu der schon genannten "erzwungenen" Wirkung - wenn auch die Idee wirklich nicht schlecht ist. Nur hier wäre weniger mehr, denn die Häufung solcher Inhalte ist wirklich auffällig.

Das nächste, was die Authentizität der Gespräche hemmt, ist der Ausdruck der beiden Protagonisten. Manchmal stimmt er, aber dann ist er auch schon wieder zu gehoben und fachlich, um authentisch für Kinder zu stehen, sondern es liest sich dann plötzlich wieder wie die Predigt eines engagierten Pfarrers. Ja, Kinder können eloquent sein, natürlich. Aber auch hier schlägt sich nieder, dass deine beiden eher wie kleine Erwachsene reden. Sie scheinen die Weisheit von Neunzigjährigen in sich zu tragen und ihre Emotionen beinahe noch besser kontrollieren zu können als jemand vom Planeten Vulkan oder ein Buddhistischer Mönch. Es fehlt die Impulsivität, die Sprunghaftigkeit von Kindern. Ja, Sprunghaftigkeit, etwas, das wir des Öfteren schon kritisiert haben, aber hier fehlt es. Es läuft alles so glatt, so ruhig, so vernunftgeleitet, dass der emotionale Funke einfach nicht überspringen kann, weil es in sich nicht zusammenpasst. Weder fühlt man Lucys Angst um ihre Schwester, noch Kians Wut auf seinen Stiefvater - was bei ihm noch am ehesten als Resignation durchgeht. Es ist selbst für sanfte Figuren viel zu gradlinig, auch wenn deine Intention wirklich bemerkenswert ist.

Der Ausdruck muss dem angemessen sein, was du vermitteln willst. Sind Kian und Lucy nun Kinder (U14) und du berichtest aus der personalen Perspektive? Dann musst du darauf achten, dass die Bilder entsprechend kindlich gewählt sind. Es geht nicht darum, dass es wunderschön und beeindruckend klingt. Es muss zu dem jeweiligen Charakter passen. Wenn Kian und Lucy älter sind, musst du manche kindliche Phrase besser streichen, dein Satzbau sollte komplexer werden, denn die aneinandergereihten Hauptsätze klingen nicht sonderlich flüssig. Kinder reden so, das ist nicht das Problem, aber nur bis zu einem gewissen Alter, dann entwickeln sie sich weiter. Die wörtliche Rede (vor allem von Lucy) klingt jedenfalls deutlich älter als der Erzähler. Gerade bei einem personalen Erzähler MUSS das zwingend im Einklang sein. Aber auch ein auktorialer Erzähler sollte nicht unbedarfter als die Figuren klingen, die er beschreibt. Es sei denn, ein auktoriales Ich von Dobby erzählt Dumbledors Geschichte nach. Dann geht sowas. Aber solch eine Konstelation haben wir bei dir nicht vorgefunden.

Schreibstil

Ausdruck: Gibt es viele Wortwiederholungen? Verfügst du über ein eher geringes oder über ein weitgefechertes Vokabular? Wie sieht es mit Bildern, Vergleichen oder Metaphern aus? Oder greifst du immer wieder dieselben hohlen Phrasen auf?

Wie schon einmal erwähnt, ist der Ausdruck größtenteils sehr minimalistisch. Da deine Kapitel sehr kurz sind, muss der Eindruck in jedem einzelnen Wort stimmen. Jedes muss genau das vermitteln, was du rüberbringen willst. Inhaltlich fokussierst du dich meist pro Kapitel recht gut auf einen Punkt (wenn wir auch mit der Wahl nicht immer glücklich waren), aber stilistisch musst du noch deutlich mehr rausholen. Jetzt versteh das nicht falsch: Dein Ausdruck ist nicht schlecht. Aber wer mit derartig kurzen Kapiteln eine Wirkung erzielen will, muss sich doppelt und dreifach anstrengen.

Werden wir also konkret: Formulierungen, die uns aufgefallen sind. Da wäre zunächst einmal "Anders als alle anderen, die passieren, bleibt er nämlich stehen."
Ja, du schreibst im Präsens, das ist völlig ok. Dann passieren Menschen ... etwas. Genau, etwas. Man passiert ein Lokal oder eine Bushaltestelle, man läuft daran vorbei. Das passieren muss sich zwangsläufig auf etwas beziehen, das können auch Lucy und Kian sein. Aber steht es ohne Bezug da, dann passieren die Menschen nur. Wie auch immer Menschen aussehen, wenn sie passieren. Normalerweise passieren Unfälle, Katastrophen oder Kinder. (Tschuldige, bot sich an.) Wir hoffen doch nicht, dass da vor Lucy und Kian Kinder passieren! Also zukünftig dran denken: Man passiert (überquert/überwindet) ETWAS (geht an etwas vorbei), nicht einfach so.

Ebenfalls im falschen inhaltlichen Kontext steht Folgendes: "Tiefe Ringe zeichnen sich unter seinen Augen ab, mit jedem Tag scheinen sie zu wachsen."
Wohin wachsen Dinge? In die Höhe. Die Ringe unter den Augen Kians allerdings sind tief. Und sie werden immer tiefer. Statt wachsen könnte man hier sagen, sie gruben sich mit jedem Tag weiter in seine Haut oder die Augen verschwanden immer mehr in ihren dunklen Höhlen. Egal, was man da stattdessen schreibt: Dinge, die tiefer werden, wachsen nicht. Selbst Wurzeln von Pflanzen graben oder bohren sich tiefer in die Erde; Sie breiten sich aus und durchziehen den Boden; Die Pflanze bildet sie aus. Aber man bezeichnet es nicht als wachsen.

Nächster Punkt: "'Ja', lächelt Lucy schüchtern."
Wir ignorieren jetzt mal den stechenden Schmerz, der sich durch unseren Schädel zieht, wenn wir die Zeichensetzung der wörtlichen Rede betrachten. Es geht uns um etwas anderes. Das Lächeln. Das Verb eines Begleitsatzes der wörtlichen Rede muss zwangsläufig aus dem Wortfeld "sagen" kommen. Sprechen, kommunizieren, etwas verlauten lassen, berichten, tönen, schreien, flehen ... Wir flehen euch hiermit an: Begreift endlich, dass man über ein Lächeln NICHT kommunizieren kann.  Auch nicht mittels Grinsen. Lachen geht, denn während man lacht, kann man etwas dabei sagen; man erzeugt Laute. Genauso wie glucksen oder kichern. Lächeln ist stumm. Genauso wie grinsen. Eignet sich zur Übertragung von Informationen über akustische Signale also denkbar schlecht.

Was wir dir auch ans Herz legen, ist, dich der Platzhalter zu entledigen, mit denen du deinen ohnehin sehr knappen Text noch weiter aufblähst. Platzhalter sind wie Füllstoff im Müsli. Sieht nach mehr aus, ist billig, will aber keiner haben und hat auch keinen Mehrwert. Ein schönes Beispiel ist dieser Satz: "[...] etwas unordentliche Haare, wobei die Unordnung, die sie in ihm sieht, auch nur von den leichten Wellen kommen kann."
Da finden sich mit Etwas und Leicht auch gleich zwei dieser Exemplare. Braucht kein Mensch. Wellen ist quasi schon die "Verniedlichung" von Locken und entweder ist es unordentlich oder nicht. Ohnehin wird die Unordnung ja durch den restlichen Satz wieder relativiert, so dass man sich das relativierende Etwas zu Beginn sparen kann.
Inhaltlich fanden wir den Satz daher auch nichtssagend. Zumal die Bezüge unklar waren. "wobei die Unordnung, die sie in ihm sieht" In wem sieht sie nun die Unordnung? Den Haaren nicht, das wäre ja feminin und noch dazu plural ("die sie in ihnen sieht"), aber nur weil er auf'm Kopp etwas usselig ist, muss der ganze Kian (ihn, maskulin, singular; grammatikalisch passt's) ja nicht gleich unordentlich aussehen. Andere Wörter, die du sehr fleißig und emsig nutzt: Doch, Wieder, wirklich, schon, beginnen. Einige davon haben wir auch auf unserer eigenen Blacklist stehen und verstehen dich daher sehr gut. Aber achte da zukünftig mal drauf oder durchsuche deine Texte danach, um dann unnötige Gesellen zu streichen.

Wir sprachen außerdem deine teils sehr flache Sprache an. Damit meinen wir sowas: "Irgendwann geht er dann zu ihr." Es fängt mit Irgendwann an, das mitunter das unspezifiste Wort ist, das es gibt. In einer fachlichen Diskussion disqualifiziert die Vorsilbe "Irgend" komplett. Ist quasi die im Duden festgeschriebene Vorsilbe der Inkompetenz. Selbst "Nach einer Weile" ist nicht spezifischer, klingt aber schon um Längen besser. Weil es nicht irgendeine Weile - im Zweifel die Langeweile - ist, sondern eine Weile. Die Weile gibts in dem Kontext nicht, da müsste man sich dann festlegen. Die Zeitspanne ließe sich in Minuten, Augenblicken oder Schweigen messen. Man könnte aber auch beispielsweise die wandernde Sonne bemühen oder innere Unruhe der Figur als Anlass nehmen.
Und dann kommen wir zum nächsten Wort: Gehen. Das Wortfeld Gehen beinhaltet so viele spezifische Wörter, die so viel präziser und treffender wären, dass es wirklich ein Hohn ist, dass du ausgerechnet das generischste von ihnen herausgegriffen hast. Gehen impliziert kein Bild und jedes. Selbst, wenn man sich vorgenommen hat, nicht viele Worte zu verlieren, wofür auch immer man den Rest aufheben will, geht das besser: "Als er das Schweigen nicht mehr aushielt, trat er einen Schritt näher an sie heran."
So, da haben wir dann einen konkreten Zeitpunkt (wenn auch durch ein Ereigniss und keine Uhrzeit oder Dauer bestimmt), wir wissen wie er sich ihr nähert (in normalem Tempo und nur um einen Schritt) und können gespannt abwarten, wie es weitergeht.
Solche Sätze beißen sich unglaublich mit gehobenen Formulierungen wie "zierte sein Gesicht". Dieser Kontrast ist einfach zu krass und wirkt nicht stimmig.

Genauso solche Sätze: "Wären Lucy und Kian dort, würde es ihnen sicher gefallen, aber sie sind nicht dort."
Die Wiederholung von "Dort" wirkte auf uns sehr repetativ, als spräche der Erzähler entweder mit einem begriffsstutzigem Schüler oder wäre selbst nicht besonders helle. Genauso kann die Wiederholung natürlich als Stilmittel verwendet werden, um diesen Umstand zu verdeutlichen, aber da dein Stil noch sehr unstet ist, ist nicht klar ersichtlich, als was man es werten sollte.

Was hin und wieder auch bei dir durchschlägt, ist die Getrennt- und Zusammenschreibung von Worten. Sogenannte Wortkomposita. "Einfach davon fliegen und die Landschaft unter sich vorbeziehen lassen." Pilze, davon kann man (glauben zu) fliegen. Aber wenn man woanders hinfliegen will, dann spricht man allgemein von davonfliegen. Es schreibt sich zusammen. Wie einiges andere auch. Die Regeln solltest du dir mal anschauen.
Auch hier wieder ein Tipp, den wir immer mal wieder geben, wie man das wunderbar üben und ein Gefühl dafür entwickeln kann: ortographietrainer.net

Ein Stilmittel ist uns aufgefallen, das du sehr gern verwendest und wogegen es zunächst nichts einzuwenden gibt. Die Anadiplose. Wir haben extra gegooglet, wie man diesen Kunstgriff auf schlau nennt. Es beschreibt Sätze, deren Ende man im nächsten Satz wiederverwendet. Verwendung können auch nur Teile davon finden. (Na? NA? Gemerkt?!)
Du verwendest es meist so: "Sie wartet, wartet bis Kian kommt." Viel besser wirkt die Anadiplose allerdings, wenn du sie nicht innerhalb eines Satzes verwendest, sondern tatsächlich die Sätze trennst. Sie wartet. Wartet, bis Kian kommt.
Allgemein erzeugt ein abgeschlossener Satz die größere Wirkung, als wenn er sich zwischen Massen von Nebensätzen behaupten muss. (In diesem Beispiel kann man von Massen nicht reden, nein. Daher "im Allgemeinen".)

Noch eine letzte Sache. Mit diesem Punkt bist du, wie bei allen anderen auch, ganz sicher nicht allein. Viele Autoren benutzen diesen Kniff, um zu verdeutlichen, wie einmalig und unglaublich etwas ist. Dann schreiben sie: "[...] denn beschreiben kann man es nicht."
Es ist das eine, wenn einem etwas wiederfährt und man sagt, es ließe sich nicht beschreiben. Als Autor, der eine besonders emotionale, aufreibende, gruselige oder dramatische Stelle schreibt, hat man allerdings eine Pflicht: Es zumindest zu versuchen! Nein, diese Floskel entbindet nicht davon, es dennoch in Worte zu fassen. Denn unter der Nichtbeschreibbarkeit kann sich kein Leser, wirklich keiner, etwas vorstellen. Ausnahme bildet hier vielleicht noch das lyrische Ich, das tatsächlich keine Worte findet, aber auch das hat im Ansatz eine Ahnung, die es nicht näher umreißen kann.

Hinsichtlich des Ausdrucks ist bei dir also noch einiges an Feintuning nötig, um dein Vorhaben entsprechend in Szene zu setzen. Wie beschrieben müssen bei so kurzen Kapiteln die Worte punktgenau die Atmosphäre vermitteln, die du haben willst. Stell es dir vor wie die Start/Landebahn für ein Flugzeug. Deine Bahn ist viel Kürzer als beispielsweise die eines Romans mit langen Kapiteln. Du musst quasi senkrecht starten und hast keine Zeit, lange Höhe aufzubauen. Und wenn das nicht funktioniert, dann landest du auf der Wiese hinter der Rollbahn. Also: Weiterüben, weiter feilen und optimieren. Behalte genau im Blick, was du willst und richte deine Kapitel danach aus.

Äußere Form: Verwendest du Satzzeichen? Verwendest du sie richtig? Wie steht es um deine Rechtschreibung? Wie ist es mit der Grammatik? Nutzt du lange Bandwurmsätze, ungeachtet der entsprechenden Situation, oder weißt du damit zu spielen?

Gerade in den kurzen Kapiteln fallen natürlich auch Fehler deutlich stärker auf, als wenn sie in einer größeren Textmasse untergehen. Ein Fehler auf 100 oder 200 Wörter wirkt deutlich präsenter. Daher ist auch die äußere Form unglaublich wichtig für deinen Text.

Bevor wir aber zu den Nebensätzen, unserer liebsten Kategorie kommen, etwas, was uns viel mehr gestört hat: Die Zeichensetzung bei wörtlicher Rede. Wir waren kurz davor, das Lesen abzubrechen, denn das Prinzip scheint dir absolut gar nicht geläufig zu sein und da wir das hier schon mehrfach erklärt haben, ist das sehr schade. Zukünftig werden wir das so handhaben, denn die Anpassung dieser Zeichensetzung ist wirklich kein Hexenwerk.
Aber zum Mitschreiben: "'Na, zuerst ist er doch gelb und dann auf einmel grau und rund', jetzt sieht auch sie ihn kurz an."
Der wörtlichen Rede folgt nur dann ein Begleitsatz, der mit einem Komma abgetrennt wird, wenn sich das Verb desselben auf eben jene Rede bezieht. Beispielsweise: "'Ich dachte echt, der Fehler kommt uns nicht mehr unter', brummte Syd."
Folgt der wörtlichen Rede ein (ganz normaler) Satz, wird die wörtliche Rede mit einem Punkt abgeschlossen und der Satz danach wird groß begonnen. "'Na, zuerst ist er doch gelb und dann auf einmel grau und rund[.' J]etzt sieht auch sie ihn kurz an."

Dazu kam außerdem noch, dass du manchmal der Wörtlichen Rede hast ein Semikolon folgen lassen, anstatt eines Kommas. Uns erschien das nach einem Flüchtigkeitsfehler. Das entschuldigt aber nichts. Auch Flüchtigkeitsfehler sind Fehler und dann auch noch solche aus mangelnder Sorgfalt. Achte auf so etwas! Deine kurzen Kapitel sind schnell überarbeitet. Da bricht man sich nun wirklich kein Bein aus, wenn man die vor Veröffentlichung nochmal liest.

Ein anderer Punkt, der bei Weitem nicht so stark ins Gewicht gefallen ist, war die Verwendung von Umgangssprache in der wörtlichen Rede. (Wo wir gerade bei der WR sind.) An der Nutzung ist nichts auszusetzen, das darf man durchaus tun. Aber wenn man Wortteile auslässt, sollte man das mit dem entsprechenden Auslassungszeichen kennzeichnen. In diesem Fall wäre das, das Apostroph. In einigen Dialekten werden beispielsweise Wörter zusammengezogen. Kannst'e mal sehen! In Lang: Kannst du mal sehen. Das D von Du verschwindet, vom U bleibt nur ein E übrig und das klammert sich alleingelassen an das Kannst. Dennoch muss man verdeutlichen, dass da etwas fehlt. Diese Funktion übernimmt das Apostroph. So auch hier: "Fändest du[']s nicht schade[...]?"

Aber zurück zu den Nebensätzen, die wir bereits angekündigt haben. Was du noch im Auge behalten musst, ist, angefangene Nebensätze auch wieder zu beenden. Oftmals hast du den Anfang eines Nebensatzes richtig erkannt, das Komma an dessen Ende jedoch vergessen. Las sich dann so: "'Warum?', fragt Lucy den Jungen, (Relativastz Anfang) der jetzt vor ihr steht und sich mit der Hand verlegen durch die Haare fährtund kneift die Augen leicht zusammen."
Warum ist das so wichtig? Nun, der Hauptsatz beschäftigt sich damit, was Lucy tut. Im Relativsatz gehst du auf die parallel stattfindende Reaktion von Kian ein. Du beschreibst also zwei verschiedene Personen und um da nicht durcheinander zu kommen, muss der Satz entsprechend strukturiert sein. Sonst weiß man nämlich nicht, wer von beiden sich nun mit der Hand durch das Haar fährt oder die Augen zusammenkneift. Beides Kian? Dann wäre es eine Aufzählung, wobei das erste Und zwischen "vor ihr steht" und der Hand im Haar durch ein Komma ersetzt werden müsste. Fährt Lucy sich mit der Hand durch die Haare, müsste statt dem eben genannten Und ein Komma gesetzt werden, weil der Relativsatz beendet werden müsste (denn nur das vor Lucy stehen bezöge sich auf Kian) und es dürfte kein Und stehen, da noch weitere Handlungen als Aufzählung folgen. Folgende drei Sätze sagen also etwas vollkommen unterschiedliches aus:
Variante 1: "'Warum?', fragt Lucy den Jungen, der jetzt vor ihr steht[, fährt] sich mit der Hand verlegen durch die Haare und kneift die Augen leicht zusammen."
Variante 2: "'Warum?', fragt Lucy den Jungen, der jetzt vor ihr steht[,] sich mit der Hand verlegen durch die Haare fährt und die Augen leicht zusammen[kneift]."
Variante 3: "'Warum?', fragt Lucy den Jungen, der jetzt vor ihr steht und sich mit der Hand verlegen durch die Haare fährt[,] und kneift die Augen leicht zusammen."
Btw: Das Leicht kann man auch hier getrost streichen. Entweder er/sie kneift die Augen zusammen oder er verengt sie nur.

Dasselbe gilt für Temporalsätze. "Und dann, wenn sie landen wie Fallschirmspringer." Der Zeitpunkt wird durch "Wenn sie landen" bestimmt. Eingeleitet ist der Nebensatz, aber das Ende fehlt. Auch am Schluss muss ein Komma gesetzt werden. 

Kommen wir auf den nächsten Typus zu sprechen. Die Indirekte Frage. Verhält sich ähnlich der Indirekten Rede und hier haben wir quasi beides. Es wird die Frage einer anderen Person wiedergegeben: "Du hast mal gefragt warum ich ständig hier bin."
Eingeleitet wird das ganze Konstrukt durch "Du hast mal gefragt". Jetzt geht es darum, was Lucy mal gefragt hat und genau davor kommt ein Komma. Genauso wie wenn Kian gesagt hätte "Du hast mal gesagt" oder "Du hast mal verlauten lassen". Alles was danach kommt, hat ja nicht Kian gesagt, sondern er gibt es nur wieder. Indirekt. Deshalb Indirekte Rede. Oder Frage. Schwer?

Weiter zu einem Mysterium. Das fabelhafte Als. Wann setzt man vor Als ein Komma, wann nicht? Wenn Als einen Temporalsatz einleitet ("Ich habe mich erschrocken, als ich gesehen habe, dass wir das schon wieder erklären müssen.") und wenn ein Vergleich folgt, dem ein Verb zueigen ist. Heißt: "Ich bin größer als du" ohne Komma, aber "Ich bin größer, als du jemals gewesen sein wirst" mit Komma. Weil Verb. Sein in der zweiten Zukunftsform. Wollten Futur II schon immer mal benutzen. Dem Satz "'Wir sitzen hier so inmitten der Pusteblumen als wären wir selbst welche.'" fehlt also vor dem Als ein Komma, denn "als wären wir selbst welche" enthält unleugbar ein Verb. Wer es nicht gefunden hat: Wären. Kommt von Sein, Konjunktiv I, Plural. Muss man nicht wissen, aber dass es ein Verb ist, sollte man erkennen. Auch wenn es unregelmäßig ist. Dafür nennt ihr euch Autoren!

Der letzte Punkt, den du noch einmal überprüfen solltest, ist das Setzen deiner Absätze. Wir empfehlen immer wie Faustregel: Fasse die Handlungen einer Person in einem Absatz zusammen. Wechselt die handelnde Person, wird ein Absatz gesetzt. Hier ein Beispiel von dir:

"Dann aber erinnert sich der Junge daran, dass er nach Hause muss, egal wie sehr er es hinauszögern will[,] und steht auf.

'Bist du morgen wieder hier?', fragt er."

Kian erinnert sich und steht auf. Dann fragt er etwas. Die handelnde Person wechselt also nicht, es ist die ganze Zeit Kian, der etwas tut. Deshalb: Reiße das nicht durch einen Absatz auseinander. Das darf alles zusammen in einem Absatz stehen, um zu zeigen, dass alle Handlungen sich auf dieselbe Person beziehen. Macht es dem Leser deutlich einfacher.

Davon abgesehen ist die äußerliche Präsentation deiner Kapitel nicht schlecht. Es lässt sich flüssig lesen, aber die Fehler, die vorkommen, kommen durch die geringe Masse deutlich zum Tragen, weshalb eine Ausbesserung, um die Attraktivität der Geschichte zu steigern, unumgänglich ist.

Der Gesamteindruck (Syd)

Ich hab mich echt auf dein Werk gefreut, weil es mich schon die ganze Zeit neugierig gemacht hat. Der Titel, der Klappentext, das Cover. Ich hab mich aber zusammengerissen, weil ich es ja noch für die Rezi lesen wollte und beim zweiten Lesen überseh ich leider vieles. Also hab ich gewartet. Entsprechend begeistert bin ich an diese Rezension herangegangen und muss leider sagen, dass das mit Voranschreiten des Werks leider immer mehr abnahm. Wie hier dargestellt finde auch ich die Idee wirklich wunderbar. Eine literarische Herausforderung, die, gut umgesetzt, sicherlich auch mich begeistern könnte. Aber vor allem die Tatsache, dass deine jungen Protagonisten jedes Staubkorn zum Anlass philosphischer Diskurse gemacht haben, hat mir den Lesespaß wirklich gründlich genommen. Ich bin ein unglaublich interessierter Mensch, der an intelligenten Gesprächen Spaß hat, aber zum Einen fehlte dir in der Kürze der einzelnen Themenabrisse die Tiefe und zweitens wurde auch mit jedem Kapitel deutlicher, dass leider weder Lucy noch Kian die intellektuelle Tiefe eines Sprüchekalenders überwinden. Das war wirklich der Knackpunkt, an dem meine Motivation langsam verendet ist. Was ich dir empfehle, um mal zwei doch sehr altkluge und kreative Kinder zu studieren: Die Brücke nach Therabitia. Ein wundervoller Film, der ein wenig das versucht, was du mit Kian und Lucy vermutlich präsentieren willst - aber in einer deutlich angenehmeren Dosierung.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top